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Schorfheide

Schorfheide

Gerhard Falkner
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Gedichte en plein air

„ein begnadeter Abrissarbeiter an den alten Nomenklaturen der Lyrik-Tradition und ein Virtuose in der Verknüpfung antiker und moderner Metaphoriken.“ - Tagesspiegel

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Schorfheide — Inhalt

„Gedichte sind nicht zum Träumen da, sondern zum Aufwachen.“

La peinture en plein air, die Malerei im Freien, nimmt sich Gerhard Falkner für seinen „Schorfheide“-Zyklus zum Vorbild, den er nach den beiden für den deutschen Buchpreis nominierten Erfolgsromanen „Apollokalypse“ und „Romeo oder Julia“ vorlegt – ein brillantes Werk.

„Das Gedicht besitzt den letzten einzigartigen Zugriff auf die Welt, in dem der Zugreifende als Subjekt agiert und durch abgewandelte Sprache animierend in die sich verflüchtigende Welt eingreift“, heißt es in einem jüngst erschienenen Text Falkners. So komme Dichtung im besten Falle noch immer die Aufgabe zu, der Sprache das Sprechen beizubringen. Wie das funktioniert, zeigt der Lyriker und Meister der Zuspitzung nachhaltig mit dem Zyklus „Schorfheide“. Er führt den Leser unter freien Himmel in die urwüchsige Natur vor den Toren Berlins, um Hören und Sehen, das Betrachten, Beachten und Verknüpfen zu reaktivieren. Mit scharfem Blick und Verstand setzt er Zeichen gegen ein „vernützlichtes Denken“ und das „Komplexitätsverbot“ der Kunst.

€ 22,00 [D], € 22,70 [A]
Erschienen am 02.05.2019
128 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag
EAN 978-3-8270-1368-2
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"Im Unterschied zu vielen seiner Kollegen fürchtet er weder das Schöne, noch den Witz, nutzt Reim, Rhythmus und Alliterationen mit großer Lust und sucht - jenseits der funkelnden Theorie - immer wieder das Leichte, Einfache."
Süddeutsche Zeitung
„ein begnadeter Abrissarbeiter an den alten Nomenklaturen der Lyrik-Tradition und ein Virtuose in der Verknüpfung antiker und moderner Metaphoriken.“
Tagesspiegel
„Tolle Formulierungen...eine Riesenentdeckung“
Radioeins
„Falkner dichtet, wie einst die Impressionisten malten, und ist sprachlich doch ganz auf der Höhe unserer Gegenwartsdiskurse.“
Welt am Sonntag
"Ein intellektueller Großakt, der den geneigten Leser ins Staunen versetzt."
Berliner Zeitung
„Man kann mit diesen Gedichten wirklich durch die Landschaft gehen, man sieht verschiedene Tiere, Pflanzen, Landschaftsbilder, das ist alles da und das macht diese Lyrik (…) so sinnlich, abenteuerlich … Falkner weiß mit Ironie zu spielen, kann Bildung und Schönheit und Natur verknüpfen … Man hat sein Vergnügen, man hat sein Bildungserlebnis, man hat Sprachwitz. Wirklich auch witzige Gedichte sind das, und sie sind sehr, sehr schön.“
rbb kulturradio

Leseprobe zu „Schorfheide“

PROLOG

Ging heut Morgen übers Feld

ging wie ein Ägypter

hielt ein Messer in der Hand

wie man Messer halt so hält

gab mir ein Gelybder:

Sollte dieses Schreiten mir

je ein Zaudern trüben

würd ich dieses Messer hier

glatt an mir verüben


Ringelnattergebüsch




SCHORFHEIDE
Ebenso wie mein Herz
ist diese Heide das Ergebnis der letzten Eiszeit
Von den Fortschritten der Neurowissenschaft en
(die dem Herz keine kognitive Weide mehr gönnen)
bleibt diese Tatsache unberührt. Mein Herz
ist ein aus dem Gehirn ausgebrochenes Pferd
aus grünem Licht
Galopp. Mi corazón. Galopp
Kloster Chorin [...]

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PROLOG

Ging heut Morgen übers Feld

ging wie ein Ägypter

hielt ein Messer in der Hand

wie man Messer halt so hält

gab mir ein Gelybder:

Sollte dieses Schreiten mir

je ein Zaudern trüben

würd ich dieses Messer hier

glatt an mir verüben


Ringelnattergebüsch




SCHORFHEIDE
Ebenso wie mein Herz
ist diese Heide das Ergebnis der letzten Eiszeit
Von den Fortschritten der Neurowissenschaft en
(die dem Herz keine kognitive Weide mehr gönnen)
bleibt diese Tatsache unberührt. Mein Herz
ist ein aus dem Gehirn ausgebrochenes Pferd
aus grünem Licht
Galopp. Mi corazón. Galopp
Kloster Chorin und Carinhall sind nur die Brückenköpfe
der vorbeijagenden Zeit. Köstlich zerbrechen die Wälder
Dunkel das Kommunizieren der Seen mit dem Moor
dem Plagefenn, der Notpolder: Totalreservat
Die Ruppiner Wolken
verhängen ihr großes helles Embargo gegen
südlichere Lichtimporte
Im Zisterzienserwinkel
des Broca-Areals
wummert das große Stillschweigen
Silentium & Klausur


SCHORFHEIDE
Der Wald ist die erste Zeile
der Himmel seine Überschrift
die Stämme stehen gedrängt wie Lettern
nur verstehen wir ihre Schrift züge nicht
die blauen Reiher mit ihrem zielenden Blick
ziehen über die nassen Wiesen mit
ihrem amphibischen Wortschatz, um
bei Kremmen zu rasten und durch
die litoralen Regionen zu schreiten
Die zweite Zeile ist das Licht
das ihn durchfl ießt, das Sonnenlicht
Nager und winzige Säuger
retten sich zu den Störchen
die sie gleichfalls verzehren
während kleine Schlangen
die sich winden, uns seltsam betören


SCHORFHEIDE
Unterm Freilichthimmel
im blindlings durchwanderten Breitband-Gelände
die Moospumpe, die durchirrten Steinzellennester
der Holzbirne
Alles ist süß, vergeblich und digital
diskretes Signal zwischen Tristan und Isolde
hohe Abtastrate zweier Liebender!
Schwert und List sind endlich verbannt
der Hirschkäfer hebt
die männlichen Mandibeln
gegen die drohenden Äste der Eiche
wenn der Starkwind
mit seinem wilden und wachen Lachen
in ihre Kronen saust
die Stunden reihen sich wie Länder aneinander
wie Kontinente
indes ich treibe dahin
ohne Ziel, ohne Plan
und ohne Netzabdeckung


SCHORFHEIDE
Zeit ist weder ursprünglich noch genau
und weil der Raum sich ausdehnt
wird das Universum immer leerer
Beides herbe Enttäuschungen
die zwischen Eberswalde und Groß Schönebeck
ihre imposante Bestätigung fi nden
Die Adler schweben, Moore stehen Schlange
die Große Karde macht das letzte
zugespitzte Nichts zunichte
in dem mein Hier-am-Waldrand-Stehen gipfelt
der Sommer selbst steht auf der Kippe
Schon verlangsamt sich die Erdrotation
die Tage werden länger
die Abweichung von der internationalen Atomzeit
wird vom 30. Juni auf den 1. Juli
durch eine eingeschobene zusätzliche Sekunde ausgeglichen:
Verpasse sie nicht!


SCHORFHEIDE
Le jour se lève
von Briest bis Kuhz
von Dedelow bis Schwanebeck
der Blutstrahl der Sonne
erreicht bereits die Türme
der Kirchen, Klöster und Schlösser
indes die Rundfenster
über den Westportalen
noch dunkel sind und blind
die algenarmen Klarwasserseen
vorneweg Fontanes Stechlin
haben noch in größter Tiefe
so viel Licht, dass man dort unten
Zeitung lesen könnte
Doch berichten die märkischen Zeitungen
nur Nichtigkeiten und andere
Neuglobsowereien
Blickwechsel: eine Weide
mit hölzernem Gatter
für die gefl ockten Lämmer
Sieben Schafe höher
die Schaltkreise des Himmels:
Die diskreten Strukturen
des Lamms
enden mit Ausblicken auf die Oder-Gatter
Zwischen zwei benachbarten Gattern
existiert kein weiteres Gatter
lautet der Lehrsatz

Über Gerhard Falkner

Biografie

Gerhard Falkner, geboren 1951, zählt zu den bedeutendsten Dichtern der Gegenwart. Er veröffentlichte zahlreiche Lyrikbände, u.a. „Hölderlin Reparatur“, für den er 2009 den Peter-Huchel-Preis erhielt, und zuletzt „Ignatien“ (2014). Für seine Novelle „Bruno“ wurde ihm 2008 der Kranichsteiner...

Pressestimmen
Süddeutsche Zeitung

"Im Unterschied zu vielen seiner Kollegen fürchtet er weder das Schöne, noch den Witz, nutzt Reim, Rhythmus und Alliterationen mit großer Lust und sucht - jenseits der funkelnden Theorie - immer wieder das Leichte, Einfache."

Tagesspiegel

„ein begnadeter Abrissarbeiter an den alten Nomenklaturen der Lyrik-Tradition und ein Virtuose in der Verknüpfung antiker und moderner Metaphoriken.“

Radioeins

„Tolle Formulierungen...eine Riesenentdeckung“

Welt am Sonntag

„Falkner dichtet, wie einst die Impressionisten malten, und ist sprachlich doch ganz auf der Höhe unserer Gegenwartsdiskurse.“

Berliner Zeitung

"Ein intellektueller Großakt, der den geneigten Leser ins Staunen versetzt."

rbb kulturradio

„Man kann mit diesen Gedichten wirklich durch die Landschaft gehen, man sieht verschiedene Tiere, Pflanzen, Landschaftsbilder, das ist alles da und das macht diese Lyrik (…) so sinnlich, abenteuerlich … Falkner weiß mit Ironie zu spielen, kann Bildung und Schönheit und Natur verknüpfen … Man hat sein Vergnügen, man hat sein Bildungserlebnis, man hat Sprachwitz. Wirklich auch witzige Gedichte sind das, und sie sind sehr, sehr schön.“

signaturen-magazin.de

„Ein enormes ästhetisches Vergnügen“

carpegusta.de

„Gerhard Falkners Gedichte sind allesamt Philosophie in Versen.“

Badische Zeitung

„Eine Gegenwelt zum Online-Dasein: Gerhard Falkner reanimiert in ›Schorfheide‹ das Naturgedicht.“

Luxemburger Tageblatt

„Wer Zeilen wie: ›Ich hab die Sommerwolken nicht erfunden‹ so mühelos hervorbringt, kann man nur als einen ganz großen seiner Zunft bezeichnen. Auf der Palette von Falkner, sei er ein lyrischer Freilichtmaler, sei er ein später Zeichenleser oder wandernder Sänger,gehört der Band ›Schorfheide‹ zu den einprägsamen Höhepunkten.“

kulturexpresso.de

„Falkner zu lesen ist großes Vergnügen, seine Sprache macht Spaß, die Falknerwelt ist schwer wie ein Stück Papier und leicht wie der Fernsehturm, wahrscheinlich ist das Lesen von Falknergedichten auch sehr gesund.“

darmstadt.de

„aufregende, zwischen Naturmagie, Sprach- und Geschichtsreflexion oszillierende Gedichte.“

Tageblatt

„Auf der Palette von Falkner gehört der Band ›Schorfheide‹ zu den einprägsamen Höhepunkten.“

Deutschlandfunk

„Gerhard Falkner gehört zu den wagemutigsten – im besten Sinn – Lyrikern der Bundesrepublik Deutschland. Er hat den Mut in poetische Debatten der Gegenwart zu intervenieren wie kein Zweiter.“

Deutschlandfunk Kultur

„Gerhard Falkners Agenda ist es, das Naturgedicht auf neue Beine zu stellen.“

Freie Presse

„Großartige Gedichte, die zu erschließen nicht immer leicht ist. Aber gerade das bereitet Freude und animiert zum (Nach-)Denken.“

die tageszeitung

„vielfältiges und atemberaubendes Sprachspiel“

Märkische Oderzeitung

„Poetische Wanderungen“

SWR 2 Lesenswert

„Einen Preis für das schillerndste Bonmot der lyrischen Saison kann man dem neuen Gedichtband Gerhard Falkners bereits jetzt zuschreiben.“

SWR "lesenswert Quartett mit Dennis Scheck"

„Dies ist der Lieblingsgedichtband in diesem Jahr für mich.“

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