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SleeplessSleepless

Sleepless Sleepless - eBook-Ausgabe

Andreas Brandhorst
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Thriller

„Mag der Grundgedanke des Romans futuristischer Natur sein, das Drumherum ist erschreckend real und hallt noch lange nach Beendigung des Buches nach, einem geradezu mustergültigen Thriller und Jahreshighlight nicht nur im Thrillerbereich.“ - geisterspiegel.de

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Sleepless — Inhalt

Ein neues Medikament kommt auf den Markt: Sleepless. Es bietet Menschen die Möglichkeit, auf Schlaf zu verzichten, ohne müde zu werden. Der Hersteller, ein pharmazeutisches und biotechnologisches Start-up in Hamburg namens Harmony, möchte viel Geld damit verdienen. Doch wie verändert sich das Leben der Menschen durch den Konsum? Wie verändert sich unsere Gesellschaft, wenn die Menschen 24 Stunden am Tag aktiv bleiben? Schon bald stellt sich heraus, dass die Schlaflosigkeit, die den Menschen mehr bewusste Lebenszeit gibt, nicht ohne Folgen bleibt ...

€ 17,00 [D], € 17,50 [A]
Erschienen am 29.07.2021
720 Seiten, Klappenbroschur
EAN 978-3-492-06230-5
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€ 14,99 [D], € 14,99 [A]
Erschienen am 29.07.2021
720 Seiten
EAN 978-3-492-99664-8
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Leseprobe zu „Sleepless“

Prolog


Der Flammenmann kam aus dem Dunkeln auf ihn zu.
Konstantin bemerkte das Licht, bevor er ihn sah, und er hörte das Knistern und Prasseln des Feuers, noch bevor die Schatten zwischen den alten Lagerhäusern in Bewegung gerieten und flohen. Flammenschein spiegelte sich in den Regenpfützen wider, und dann trat sie hinter der Ecke des nächsten Gebäudes hervor: eine feurige Gestalt, der er zum dritten Mal begegnete.
Diesmal wich er nicht zurück.
„Wer bist du?“, fragte er, seine Stimme rau. „Was willst du?“
Der Flammenmann antwortete nicht, vielleicht konnte [...]

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Prolog


Der Flammenmann kam aus dem Dunkeln auf ihn zu.
Konstantin bemerkte das Licht, bevor er ihn sah, und er hörte das Knistern und Prasseln des Feuers, noch bevor die Schatten zwischen den alten Lagerhäusern in Bewegung gerieten und flohen. Flammenschein spiegelte sich in den Regenpfützen wider, und dann trat sie hinter der Ecke des nächsten Gebäudes hervor: eine feurige Gestalt, der er zum dritten Mal begegnete.
Diesmal wich er nicht zurück.
„Wer bist du?“, fragte er, seine Stimme rau. „Was willst du?“
Der Flammenmann antwortete nicht, vielleicht konnte er gar nicht sprechen. Langsam setzte er einen brennenden Fuß vor den anderen.
Konstantin blieb stehen. In der rechten Hand hielt er eine Schusswaffe, einen Colt Python aus seiner Sammlung. Er richtete den Revolver auf die lodernde Gestalt. „Bleib stehen!“
Ein weiterer Schritt. Zischend verdampfte das Regenwasser unter glühenden Füßen.
„Ich schieße, wenn du nicht stehen bleibst!“, warnte Konstantin und spannte den Hahn.
Der Flammenmann ging weiter, einen ruhigen Schritt nach dem anderen.
Konstantin drückte ab. Der Knall des Schusses zerriss die Stille der Nacht.
Die lodernde Gestalt gab noch immer keinen Ton von sich, abgesehen vom Knistern ihrer Flammen, und zeigte sich völlig unbeeindruckt. Sie setzte ihren Weg fort, ohne langsamer zu werden.
Konstantin schoss zwei weitere Male und war sicher, dass er traf. Die großkalibrigen Geschosse hätten einen Menschen zu Boden geschickt, doch dem Flammenmann konnten sie nichts anhaben. Er blieb auf den brennenden Beinen und kam noch näher.
Hitze wogte Konstantin entgegen. Er kniff die Augen zu, geblendet vom hellen Licht des Feuers, und fühlte, wie ihm der Schweiß ausbrach.
„Ich weiche nicht zurück, siehst du?“, rief er. „Ich habe keine Angst vor dir! Dies ist nur ein Traum!“
Zwei letzte Schritte, dann stand der Flammenmann direkt vor ihm. Die Hitze schien unerträglich.
Eine Stimme flüsterte: „Bist du sicher, dass dies wirklich nur ein Traum ist?“

Konstantin öffnete die Augen.
Warmer Wind bewegte die nur halb zugezogenen Gardinen des offenen Fensters. Eine schmale Mondsichel zeigte sich am Nachthimmel. Im Zimmer rührte sich nichts. Von draußen kamen die Geräusche einer Stadt, die nicht mehr schlief.
Konstantin sah zur Uhr auf dem Nachtschränkchen – halb drei. Er hatte nur eine halbe Stunde geschlafen, und es war nicht einmal richtiger Schlaf gewesen, nur ein leichtes Dösen. Trotzdem fühlte er sich frisch und ausgeruht.
Es wurde immer weniger. Zu Anfang waren es noch zwei oder drei Stunden Schlaf gewesen, dann nur noch eine und eine halbe. Wenn es so weiterging, brauchte er am Ende der Woche wahrscheinlich gar nicht mehr zu schlafen.
Konstantin schwang die Beine vom Bett, stand auf und ging zum Fenster. Zwei Lichterteppiche lagen vor ihm ausgebreitet, durch den dunklen Streifen der Straße von Messina voneinander getrennt: hier Archi, nördlicher Stadtteil von Reggio Calabria, und auf der anderen Seite der Meerenge die Stadt Messina auf Sizilien. Musik tönte aus offenen Restaurants und Cafés, zahlreiche Menschen waren unterwegs.
Mit bloßem Oberkörper stand Konstantin am Fenster, spürte den warmen Nachtwind und war sich auf eine seltsam deutliche Art und Weise der eigenen Lebendigkeit bewusst. Die Gerüche der Stadt und des Meeres hatten eine neue Intensität, ebenso das Licht der Straßenlampen, Werbeleuchten und Autoscheinwerfer und die Geräusche, die der Wind zu ihm trug. Wenn er die Augen schloss, glaubte er, die Stimmen von Menschen zu hören, die Hunderte von Metern entfernt sprachen und lachten.
Er betrachtete seine Hände. Sie steckten voller Kraft, voller Leben. Es waren Hände, die töten würden, wenn die Sonne aufging.
Konstantin wandte sich vom Fenster ab und ließ den Blick durchs Zimmer wandern. Es war auf den Namen Frederic Meyers gemietet, seit einem Monat, das gehörte zu den Vorbereitungen.
Er ging zur alten Kommode neben der Tür, bückte sich und öffnete die unterste Schublade. Auf halbem Weg knarrte sie leise und schien zu klemmen. Konstantin tastete mit der Hand hinter die zusammengefaltete Bettwäsche, fand den kleinen Hebel und betätigte ihn, woraufhin sich die Schublade ganz aus der Kommode ziehen ließ.
In der linken Ecke – nur zu erreichen, wenn man den Arm weit in die Kommode streckte – befand sich ein flacher Karton. Konstantin zog ihn näher, nahm den Deckel ab und betrachtete die beiden Waffen, die der Karton enthielt: eine Beretta 92, eine gute Allzweckpistole, und den Colt Python mit sechs Zoll langem Lauf, groß und schwer.
Nachdenklich nahm Konstantin den Revolver und richtete sich auf. Mit dieser Waffe hatte er auf den Flammenmann geschossen.
Langsam drehte er sich um und blickte erneut durchs Zimmer. Der blasse Mondschein erreichte nicht alle Ecken. Dunkelheit herrschte in der dem Fenster gegenüberliegenden Seite, und der Rest war ein Reich des Zwielichts.
Nirgends regte sich etwas. Die einzigen Geräusche kamen von draußen. Eine brennende Gestalt hätte sich kaum in dem Zimmer verstecken können.
Und doch hatte Konstantin noch den Geruch von Feuer in der Nase.
Zum dritten Mal hatte er vom Flammenmann geträumt. Obwohl man eigentlich nicht von Träumen sprechen konnte, denn er hatte in keinem Fall richtig geschlafen, nur ein wenig gedöst.
Er überprüfte den Colt und stellte fest, dass alle sechs Patronen in der Revolvertrommel steckten. Er roch an Hahn und Lauf – die Waffe war schon seit einer ganzen Weile nicht mehr benutzt worden.
Konstantin nahm auch die Beretta, legte beide Waffen aufs Bett, aufs Kopfkissen, und griff nach der Schachtel auf dem Nachtschränkchen. Sie war kleiner als ein Päckchen Zigaretten und wies eine Art Balkendiagramm aus grünen Streifen auf, flankiert von dem großen grünen Sleepless-S. Von den beiden Blistern in der Schachtel war der eine noch gefüllt, der andere enthielt nur noch eine grüne Pille. Konstantin drückte sie heraus und betrachtete sie zwei oder drei Sekunden lang, bevor er sie in den Mund steckte und schluckte. Wache Sinne, darauf kam es in den nächsten Stunden an.
Er ging ins Bad und erleichterte sich. Nach einer kurzen Dusche brachte er Zähneputzen und Rasur hinter sich, streifte Jeans und Hemd über, legte die beiden Waffen in seine kleine Reisetasche und fügte ihnen die Sleepless-Schachtel hinzu. Bevor er das Zimmer verließ, strich er Kissen und Laken glatt.
Unten auf der Straße wich er mehreren Jugendlichen aus, die auf lauten Scootern an ihm vorbeirasten. Seine Armbanduhr zeigte kurz vor drei.
Zeit genug für den Auftrag.
Er machte sich auf den Weg.




Heute

1
Konstantin

Der Auftrag
bei Reggio Calabria


Der Wagen stand zwei Straßen weiter, ein in die Jahre gekommener cremefarbener Alfa Romeo Mito mit einer Delle am linken Kotflügel. Ein Mittelsmann hatte ihn vor zwei Tagen in Gioia Tauro gestohlen und mit neuen Nummernschildern versehen.
Konstantin blieb einige Meter entfernt unter einer Markise stehen und gab vor, die Auslagen im Schaufenster zu betrachten, während seine Aufmerksamkeit in Wirklichkeit der Straße galt. Autos fuhren vorbei. Ein Pärchen ging Arm in Arm. Zwei junge Leute stritten laut in einem Hauseingang. Musik plärrte aus einem offenen Fenster.
Konstantin holte den Funkschlüssel hervor, drückte den Knopf, und beim Mito blinkten die Lichter. Er ging zum Wagen, setzte sich ans Steuer und stellte die kleine Reisetasche in den Fond-Fußraum auf der Fahrerseite, damit sie bei einer eventuellen Verkehrskontrolle nicht sofort gesehen wurde.
Als er den Motor startete, öffnete sich plötzlich die Beifahrertür.
„Keine Sorge, ich bin’s.“ Ein junger Mann stieg ein, gertenschlank und mit schwarzem Haar, an den Seiten rasiert. „Du hast mich nicht bemerkt, oder?“ Dario Cutri – „Il Piccolo“, der Kleine, genannt, weil er mit seinen neunzehn Jahren der Jüngste von drei Brüdern war – lächelte zufrieden und zeigte dabei perlweiße Zähne. „Ich hab dich überrascht.“
Konstantin nickte langsam. „Hast du, ja.“
„Ich komme mit.“
„Nein.“
Dario deutete nach vorn. „Fahr los, Kosta.“
„Nein.“
Das Lächeln verschwand aus Darios Gesicht. „Ich komme mit. Ich will dabei sein.“
„Ich arbeite allein“, sagte Konstantin, beide Hände am Lenkrad.
„Diesmal nicht. Sieh es als eine Erweiterung deines Auftrags. Du wirst mir zeigen, wie man es anstellt. Wie man es richtig macht. Angeblich bist du einer der Besten.“
„Ich werde mit deinem Vater reden“, sagte Konstantin.
„Ich rede mit ihm, wenn du jetzt nicht losfährst“, zischte Dario. „Ich werde ihm sagen, dass du vergessen hast, von wem du deine Anweisungen bekommst.“
Dario war immer ein Hitzkopf gewesen. Vor einigen Jahren hatte das noch keine große Rolle gespielt, weil er zu jung gewesen war, um ernsten Schaden anzurichten, und seine Brüder stets auf ihn aufgepasst hatten. Aber inzwischen war „Il Piccolo“ groß genug geworden, um sich ihrer Kontrolle zu entziehen. Er zeichnete sich durch eine gefährliche Art von unreifer, unerfahrener Selbstüberschätzung aus, gepaart mit einer toxischen Portion Ehrgeiz.
Aber er war der Sohn des berüchtigten Don Michele Cutri, dessen Zorn sich niemand zuziehen wollte.
Konstantin nahm eine Hand vom Lenkrad, legte den ersten Gang ein und fuhr los, nach Norden, in Richtung Villa San Giovanni.

„Wie willst du vorgehen?“, fragte Dario nach einer Weile. „Du planst immer alles ganz genau, nicht wahr?“
Konstantin sah ihn kurz an und erkannte die Zeichen. In den letzten Tagen schien er einen besonderen Sinn dafür entwickelt zu haben. Ein oder zwei Blicke genügten, und er wusste, ob jemand Sleepless nahm oder nicht. Er konnte zwischen Wachen und Schläfern unterscheiden. Woran das lag, hätte er nicht zu sagen vermocht: etwas in den Augen und im Gesicht, vielleicht auch in den Bewegungen. Dario Cutri gehörte zu den Wachen, im Gegensatz zu seinen Brüdern und dem Rest der Familie.
„Der Zufall ist ein sehr unzuverlässiger Verbündeter“, sagte Konstantin.
„Immer alles planen und organisieren. Es ist dein deutsches Blut, nicht wahr?“ Dario hielt das für lustig und lachte.
Konstantin nahm den Fuß vom Gas, hielt an der dunklen Stelle zwischen zwei Straßenlampen und stellte den Motor ab.
Auf der anderen Seite der breiten Straße erstreckte sich eine der neuen Wohnanlagen mit teuren Villen hinter bewachten Sicherheitszäunen. Dort residierte Francesco Castelli, der aus Mailand stammende Direktor der Banca Antonia.
„Wohnt er da?“, fragte Dario.
„Ja.“
„Das ist eine Gated Community, mit zahlreichen Sicherheitskameras, Bewegungsmeldern und Wachposten. Wie willst du da unbemerkt reinkommen?“
„Will ich nicht.“
„Was hast du vor?“
„Wir warten.“ Konstantin sah auf die Uhr. Es war zwanzig vor vier. Noch zwei Stunden bis Sonnenaufgang.
„Wie lange?“
„Zwei Stunden.“
Der junge Dario sah ihn mit großen Augen an. „Zwei Stunden sitzen wir einfach nur hier im Wagen?“
„Wenn sich Castelli an seine übliche Routine hält. Man kann nie wissen. Ausgerechnet heute könnte er es sich anders überlegen. Deshalb bin ich schon jetzt hier und warte.“
Eine Zeit lang schwiegen sie und beobachteten die Wohnanlage. Hinter einigen Fenstern brannte Licht. Zwischen den Bäumen und Büschen erschienen gelegentlich die Silhouetten von Wachleuten.
„Castelli ist ein Schläfer, nicht wahr?“, fragte Dario nach einer Weile.
„Ja“, bestätigte Konstantin. „Aber er steht jeden Tag früh auf. Nur sonntags schläft er etwas länger, meistens bis um acht.“
„Du kennst seine Angewohnheiten.“
„Ich habe mich vorbereitet.“
„Deshalb beauftragt mein Vater dich. Weil er weiß, dass du sorgfältig arbeitest.“ Dario lachte kurz. „Früher hab ich mir gewünscht, so zu sein wie du.“
„Heute nicht mehr?“, fragte Konstantin, den Blick noch immer auf die Wohnanlage gerichtet.
„Nein. Heute möchte ich so sein wie mein Vater. Er hat die wahre Macht.“
„Kommt darauf an“, sagte Konstantin leise.
„Worauf?“
„Darauf, wer die Pistole in der Hand hält.“
Dario schien nicht recht zu wissen, was er davon halten sollte. Nach einigen Sekunden entschied er, die Worte als Scherz zu verstehen, und sein kurzes Lachen wiederholte sich.
Wieder schwiegen sie einige Minuten lang. Das Scheinwerferlicht von Autos und Lastwagen strich an ihnen vorbei. Gelegentlich schlenderten Passanten über die Bürgersteige.
„Du bist wach“, sagte Dario.
„Natürlich bin ich wach. Ich habe einen Auftrag zu erledigen.“
„Nein, ich meine, du bist kein Schläfer. Du gehörst zu den Wachen. Ich ebenfalls. Seit einigen Wochen. Hast du gehört, dass sie Sleepless in Deutschland verbieten wollen? Und nicht nur dort. Angeblich wird auf ein weltweites Verbot hingearbeitet.“
„Das wäre dumm“, kommentierte Konstantin. „Wenn sie Sleepless verbieten, wird es wie bei der Prohibition vor hundert Jahren in Amerika.“
„Ich schätze, in dem Fall wartet ein Riesengeschäft auf uns.“ Dario lachte zum dritten Mal, diesmal etwas länger.
Konstantin mochte sein Lachen nicht. Er wandte den Kopf und sah Dario an. „Schläfst du überhaupt nicht mehr?“
„Nicht eine Minute. Seit Wochen nicht.“
„Döst du manchmal ein bisschen?“
„Es kommt vor, dass ich mich irgendwo in eine Ecke setze, die Augen schließe und meine Gedanken treiben lasse. Aber ich schätze, Dösen kann man das nicht nennen. Und Schlafen erst recht nicht.“
„Und wenn du die Gedanken treiben lässt …“ Konstantin überlegte, wie er es ausdrücken sollte. „Was siehst und hörst du?“
Dario grinste. „Du willst wissen, was ich sehe, wenn ich die Augen zuhabe? Nichts, Mann! Ich sehe nichts, weil meine Lider nicht durchsichtig sind.“
„Hattest du irgendwann einmal … Halluzinationen?“
„Hallus? Von Sleepless? Nein, nie. Warum fragst du?“
„Schon gut.“ Konstantin beobachtete wieder die Wohnanlage. Ein Wachmann stand zwischen zwei Büschen. Es ließ sich nicht erkennen, in welche Richtung er sah.
Dario schaffte es fast zehn Minuten lang, keinen Ton von sich zu geben. „Zwei Stunden können ziemlich lang sein, wenn man einfach nur dasitzt.“
„Kommt darauf an.“
„Schon wieder? Worauf diesmal?“
Konstantin seufzte. „Ein Mensch wird sterben. Das ist keine geringe Sache. Denk darüber nach, dann wird dir die Zeit nicht zu lang.“
2Hinter den Bergen im Osten kroch das erste Licht des neuen Tages hervor, als Francesco Castelli seine Villa verließ, wie immer in Begleitung von zwei Leibwächtern. Einer saß neben ihm auf dem Beifahrersitz des kirschroten Lancia, der andere am Steuer eines weißen Fiat Tipo Sport.
Konstantin wartete, bis beide Wagen vorbeigefahren waren, bevor er den Motor startete. Er wahrte einen Abstand von etwa hundert Metern zu Castelli und seiner Eskorte.
„Endlich“, sagte Dario.
Die beiden Wagen vor ihnen in der Morgendämmerung fuhren ein Stück nach Süden, in Richtung Reggio Calabria, und bogen dann nach links ab. Konstantin blieb auf der breiten Straße.
„Was machst du?“, fragte Dario erstaunt. „Warum folgst du ihnen nicht?“
„Castelli ist nicht dumm“, erklärte Konstantin. „Und seine beiden Leibwächter erst recht nicht. Sie würden merken, dass ihnen jemand folgt.“
„Du weißt, wohin sie fahren.“
„Nach Sambatello. Dort läuft Castelli jeden zweiten Morgen, begleitet von einem der beiden Leibwächter, der manchmal Mühe hat, sein Tempo zu halten. Ich kenne den Ort und die Zeit.“
Nach einem Kilometer bog Konstantin ebenfalls ab und setzte die Fahrt über eine schmale, holprige Straße nach Osten fort, durch eine von Hügeln geprägte Landschaft. Hier gab es kaum Verkehr. Die meisten Wachen, vor allem die Jungen unter ihnen, verbrachten Nacht und frühen Morgen lieber in der Stadt.
„Was hat er ausgefressen?“, fragte Konstantin, als die Lichter der Stadt hinter ihnen zurückblieben.
Dario spähte in die Reste der Nacht. „Ausgefressen?“
„Warum soll Francesco Castelli sterben?“
„Musst du das wissen?“
„Nein“, sagte Konstantin, „muss ich nicht.“
Dario sah ihn von der Seite her an und lächelte dünn. „Aber du würdest gern.“
Konstantin bedauerte bereits, gefragt zu haben. In seiner Branche konnte Neugier an der falschen Stelle sehr gefährlich sein.
Erstes Sonnenlicht erreichte die Gipfel der Berge im Osten, und sie schienen Kronen aus rötlichem Gold zu tragen.
„Mein Vater traut ihm nicht mehr“, sagte Dario und spähte ins Halbdunkel vor ihnen. „Es hat was mit der Banca Antonia zu tun. Beim Geldwaschen soll er zu viel für sich abgezweigt haben, heißt es.“
Sie bogen irgendwann ebenfalls ab, auf eine schmale Straße, kamen an einigen alten Häusern vorbei, die längst nicht mehr bewohnt waren. Der Asphalt wurde zu einem Weg voller Schlaglöcher. Konstantin schaltete die Scheinwerfer aus und fuhr langsam. An den nahen Hängen ragten Feigenkakteen auf.
„Es könnte auch etwas mit Zeta zu tun haben“, fügte Dario hinzu. „Vor ein paar Tagen hat Achille gesagt, Castelli hätte seine Fühler zu weit nach Europa ausgestreckt.“
Achille, das war Bruder Nummer zwei, der Mittlere.
Konstantin hörte zum ersten Mal von „Zeta“, hütete sich aber davor, eine weitere Frage zu stellen. Er hielt vor mehreren Bäumen, stellte den Motor ab und öffnete die Tür. Die Stille der Nacht strömte herein.
„Kommt er bei seinem Lauf hier vorbei?“, fragte Dario. „Warten wir hier auf ihn?“
„Wir haben noch eine kleine Kletterpartie vor uns.“ Konstantin beugte sich zwischen die Sitze und zog die kleine Reisetasche aus dem Fußraum des Fond.
„Was ist da drin?“, fragte Dario neugierig.
„Mein Werkzeug.“
„Darf ich mal sehen?“
„Nein.“ Konstantin stieg mit der Tasche aus und schaute sich um. Es gab keine Lichter in der Nähe, und die Schatten blieben unbewegt.
Dario verließ den Wagen ebenfalls. Konstantin deutete zum nahen Hang. „Dorthinauf.“
Ein schmaler, halb überwucherter Pfad führte steil nach oben, dem heller werdenden Himmel entgegen. Konstantin kannte jede kleine Kurve und wäre auch im Dunkeln zurechtgekommen. Dario hingegen stolperte mehrmals über Steine und aus dem Boden ragende Wurzeln.
Hundert Meter weiter oben ging Konstantin zwischen zwei Felsen in die Hocke, die kleine Reisetasche an seiner Seite. Dario ließ sich neben ihm nieder.
„Wo sind sie?“, fragte er.
Konstantin streckte den Arm aus und zeigte nach Norden. „Es ist von hier aus nicht zu sehen. Die beiden Wagen stehen hinter der Anhöhe dort, ein ganzes Stück weiter unten, etwa sechs Kilometer von hier entfernt. Der Lancia ist leer. Im weißen Tipo Sport sitzt der zweite Leibwächter und wartet auf Castellis Rückkehr. Wenn er ausgestiegen und ein Stück gegangen ist, was er manchmal macht, könnte er die Schüsse hören. Aber vor einer Viertelstunde kann er nicht hier sein. Wir haben Zeit genug.“
„Und Castelli und der andere Leibwächter?“, fragte Dario leise. „Wo sind sie jetzt?“
Konstantin blickte auf die Armbanduhr. „Wenn Castelli so schnell läuft wie sonst, dürfte er in zwanzig Minuten hier sein.“
„Wo hier?“, wollte Dario wissen. „Wo genau?“
Konstantin deutete auf die Büsche und Bäume weiter unten. Ein kleiner Weg schlängelte sich dort den Hügeln entgegen, hinter denen die Berge des Aspromonte aufragten.
Dario schüttelte den Kopf. „Warum läuft er ausgerechnet hier und um diese Zeit?“
Konstantin zog den Reißverschluss der Reisetasche auf. „Weil es um diese Zeit noch angenehm kühl ist. Und weil ihn an diesem Ort niemand stört. So früh kann er erwarten, hier niemandem zu begegnen.“
„Aber da irrt er sich“, sagte Dario mit einem Grinsen. „Zumindest heute.“
Konstantin nahm die Beretta 92 aus der Reisetasche und überprüfte sie. Dario entdeckte den Revolver.
„He, was ist das?“ Er langte nach dem Colt.
„Nicht“, sagte Konstantin scharf. „Leg ihn wieder in die Tasche.“
Dario drehte den Colt bewundernd hin und her. Die Beretta war dunkel, ein Schatten in Konstantins Hand, doch der Colt glänzte silbern bis auf den hellbraunen Griff.
„Schwer und groß“, stellte Dario fest. „Beeindruckend. Ein echtes Prachtstück.“
„Ein Colt Python aus meiner Sammlung.“
„Schenkst du ihn mir?“, fragte Dario.
Konstantin sah ihn grimmig an.
Der junge Cutri lachte. „War nur ’n Scherz. Ich schätze, so etwas verschenkt man nicht, oder?“
„Nein.“
„Welche Waffe willst du benutzen?“
„Diese hier.“ Konstantin hob die Beretta. „Leicht und zuverlässig. Hat mich noch nie im Stich gelassen. Nicht sechs Schuss, sondern fünfzehn. Leg den Colt in die Reisetasche.“
„Nachher, wenn alles vorbei ist“, widersprach Dario. „Ich bin deine Reserve, für den Notfall.“
Ärger regte sich in Konstantin. „Es wird keinen Notfall geben.“
„Man kann nie wissen. Sollte man nicht auf alles vorbereitet sein?“
Einige Minuten vergingen. Die Stille des frühen Morgens schloss sich um sie. Es sangen keine Vögel, es zirpten keine Grillen, es war einfach nur still.
Dann zeigte sich unten ein tanzendes Licht zwischen den Büschen.
„Das ist Castelli“, flüsterte Konstantin. „Er läuft mit Stirnlampe.“
Die Nacht hatte sich noch etwas weiter zurückgezogen, der Morgen war heller geworden. Der Mann, der mit der Stirnlampe über den Hügelpfad lief, trug zitronengelbe Runner-Kleidung, Shorts und ärmelloses Shirt, war um die fünfzig und gertenschlank. Castelli lief konzentriert, sah nur den Weg und sonst nichts.
„Und der Leibwächter?“, fragte Dario leise. „Wo ist er?“
„Einige Hundert Meter hinter ihm, nehme ich an. Er schafft die Steigungen nicht so gut wie Castelli. Wir warten, bis wir ihn sehen.“
„Warum? Das ist doch eine gute Gelegenheit.“ Dario erhob sich und lief den Hang hinunter, den Colt in der rechten Hand.
3Auf halber Höhe blieb Dario stehen, zielte mit dem Colt – er hielt ihn in beiden Händen – und schoss.
Er traf den linken Arm, und der nächste Schuss ging ins Leere, weil sich Castelli schmerzerfüllt zur Seite wandte.
„Du verdammter kleiner Idiot!“, zischte Konstantin und sprang den Hang hinunter.
Es knallte erneut, zum dritten Mal, und diesmal ging Castelli zu Boden.
Konstantin sah, dass er sich noch bewegte – er versuchte, hinter einen nahen Busch zu kriechen.
Dario erreichte den Weg, war wenige Sekunden später beim Verletzten und schoss ihm in den Kopf.
„Erledigt!“, rief er und drehte sich um. „He, Kosta, er ist tot!“
„Bist du vollkommen übergeschnappt?“, knurrte Konstantin und stapfte auf den jungen Mann zu.
„Auftrag ausgeführt.“ Dario Cutri grinste zufrieden und hob den Revolver, der noch zwei Patronen enthielt. „Tolles Ding, dieser Colt.“
Hinter ihm erschien der Leibwächter, verschwitzt und außer Atem, aber mit einer Waffe in der Hand – er hatte die Schüsse natürlich gehört.
Konstantin glaubte, den kleinen Mündungsblitz der Pistole zu sehen, bevor der Knall über die Hügel zog – bis hin zum sechs Kilometer entfernten weißen Tipo Sport mit dem zweiten Leibwächter, der sich vielleicht schon auf den Weg gemacht hatte und in einer Viertelstunde zur Stelle sein würde.
Die Kugel bohrte sich Dario in den Nacken, und sein Hals schien regelrecht zu explodieren. Ihm blieb gerade noch Zeit genug, überrascht zu sein, dann sank er tot zu Boden.
Eine zweite Kugel pfiff dicht an Konstantins Ohr vorbei. Vielleicht hatte sie ihn nur verfehlt, weil der Leibwächter nach dem für ihn sehr anstrengenden Lauf die Waffe nicht ruhig genug hielt.
Konstantin ging in die Hocke, zielte mit der Beretta und schoss dreimal schnell hintereinander. Eine Kugel streifte die Seite des Leibwächters, die beiden anderen schlugen mitten in seiner Brust ein.
Mit einem Schnauben ging er zu Boden, versuchte noch einmal, den Kopf zu heben, und blieb dann reglos liegen.
Die Stille kehrte zurück, dicht und schwer.
Konstantin richtete sich auf, die Beretta bereit. Wie viel Zeit blieb noch? Zwölf oder dreizehn Minuten. Falls der andere Leibwächter im weißen Tipo gesessen oder in dessen Nähe gestanden hatte. Falls er nicht beschlossen hatte, diesmal an dem Lauf teilzunehmen.
Konstantin behielt den Weg im Auge, doch die Schatten zwischen den Büschen, Sträuchern und Felsen blieben unbewegt, und es sprang kein zweiter Mann aus ihnen hervor.
Er bückte sich neben Dario Cutri und tastete nach dem Puls, was gar nicht nötig gewesen wäre – ein Blick auf den Hals und ins Gesicht genügte.
„Dummkopf“, murmelte er und ging zum Leibwächter, der ebenfalls tot war.
Noch elf Minuten.
Er kehrte zu Darios Leiche zurück, nahm den Colt Python und schob ihn halb in die Hosentasche. Dann griff er nach den Händen des Toten und zog ihn vom Weg und den Hang hinauf. Oben angelangt war er ins Schwitzen geraten, hielt kurz inne, legte den Colt in die Reisetasche, streifte den Trageriemen der Tasche über die Schulter und ergriff erneut Darios Hände.
Der Rest des Weges zum Mito vor den Bäumen war leichter, denn es ging bergab. Konstantin öffnete die Heckklappe, verstaute die Leiche im Kofferraum und warf einen Blick auf die Armbanduhr.
Noch fünf Minuten.
Zeit genug.
Als er im Wagen saß, hatte er plötzlich den Geruch von Feuer in der Nase, und aus dem Augenwinkel glaubte er, den Widerschein von Flammen zu sehen. Er blickte sich um.
Nirgends brannte etwas.
Er startete den Motor, wendete und fuhr langsam über den Weg mit den vielen Schlaglöchern zurück in Richtung Sambatello. Nach einer Weile wurde aus dem Weg die schmale Straße, und auf ihr kam er etwas schneller voran.
Als Konstantin wieder auf die Uhr sah, waren die fünf Minuten vergangen – der zweite Leibwächter hatte die beiden Toten erreicht und vielleicht schon die Polizei verständigt. Bis sie eintraf, würden noch einmal zwanzig Minuten oder gar eine halbe Stunde vergehen. Bis dahin konnte Konstantin längst in Reggio Calabria sein.
Aber so weit fuhr er nicht. Er stellte den Mito in einer Seitenstraße von Gallico ab, ein paar Kilometer nördlich von Archi, und nahm den Bus nach Reggio. Unterwegs dachte er darüber nach, wie er Don Michele Cutri die Nachricht vom Tod seines jüngsten Sohns nahebringen sollte.

Andreas Brandhorst

Über Andreas Brandhorst

Biografie

Andreas Brandhorst, geboren 1956 im norddeutschen Sielhorst, schrieb mit seinen futuristischen Thrillern und Science-Fiction-Romanen wie „Das Schiff“ und „Omni“ zahlreiche Bestseller. Spektakuläre Zukunftsvisionen sind sein Markenzeichen. Zuletzt erschien im Piper Verlag der Roman „Infinitia“.

Pressestimmen
Passauer Neue Presse

„Der Thriller, zwischenschillernder Fiktion und schauriger Zukunftsvision schwankend, ist nichts für schwache Nerven.“

Radio Weser TV „WortART“

„Auf den Leser oder die Leserin könnte so manche schlaflose Nacht zukommen, weil man das Buch so gar nicht aus der Hand legen mag.“

zeilenfluch

„Andreas Brandhorst hat hier über siebenhundert Seiten voller Spannung aufs Papier gebracht. (...) Am liebsten hätte ich ›Sleepless‹ nie aus den Händen gelegt, aber ich musste. Ich fand den Thriller sehr gut und kann ihn euch auf jeden Fall nur empfehlen. Hier bekommt ihr eine Riesenportion Spannung und viele interessante Themen geboten.Must read.“

geisterspiegel.de

„Mag der Grundgedanke des Romans futuristischer Natur sein, das Drumherum ist erschreckend real und hallt noch lange nach Beendigung des Buches nach, einem geradezu mustergültigen Thriller und Jahreshighlight nicht nur im Thrillerbereich.“

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„Ein wirklich intelligenter Thriller“

Kommentare zum Buch
Nicht so überzeugend wie Band 1 der Reihe
Michelle von All you need is a lovely book am 19.07.2016

„The Club – Match“ von Lauren Rowe ist der zweite Band ihrer „The Club“-Reihe. Nachdem Jonas und Sarah aus dem Urlaub wieder zurückgekommen sind, erwarten sie einige böse Überraschungen zurück zu Hause. Wie die beiden den Club besiegen wollen, erfahrt ihr in diesem Buch.   Broschiert: 240 Seiten Verlag: Piper Paperback (1. Juni 2016) Sprache: Deutsch ISBN-10: 3492060420 Preis Taschenbuch: 12,99€ Preis eBook: 9,99€ Originaltitel: The Reclamation   Klappentext: Sie haben mit dem Club abgeschlossen, aber der Club noch nicht mit ihnen! Nach ihrem gemeinsamen Kurzurlaub müssen sich Jonas und Sarah neuen Herausforderungen stellen. Zum einen steht ihre frische Liebe immer wieder auf der Kippe, zum anderen ist Sarahs Leben plötzlich in Gefahr, denn der Club hat ihren Verrat nicht vergessen. Jonas will sie in Sicherheit wissen und überredet sie, bei ihm einzuziehen. Doch schon bald erkennt Sarah ihn fast nicht wieder. Als er eines Abends unter fadenscheinigen Vorwänden die Wohnung verlässt, kann Sarah nicht mehr anders: Sie schnüffelt in seinem Handy herum – und stellt zu ihrem Entsetzen fest, dass er gerade ein Club-Match hat …   Meinung: Ich liebe die Cover der Reihe. Wie auch schon beim ersten Band sind tropische Blätter auf einem schlichten schwarzen Hintergrund abgebildet. Dies ruft nochmals die Verbindung zum ersten Teil der Reihe hervor, in dem Jonas und Sarah in den Urlaub in Belize gefahren sind. Die knallige grüne Farbe sticht ins Auge. Mir gefallen die Cover wirklich unglaublich gut!   Der erste Band „The Club – Flirt“ hat mich sehr überrascht. Ich hatte mit einer Geschichte ähnlich der von 50 Shades of Grey gerechnet, wurde aber zu 100% positiv mit Humor und Witz überrascht! Jedenfalls im ersten Band war das so.   Das Buch begann sehr vielversprechend. Jonas und Sarah kommen wieder in ihrer Heimat an. Schnell bemerken sie, dass in Sarahs und Kats Wohnung eingebrochen wurde. Ihnen ist klar, dass dies der Club gewesen sein muss. Für Jonas steht sofort fest, dass er dem Club das Handwerk legen will. Dazu fragt er sogar seinen Bruder um Hilfe. Mit ihm will er eine Strategie entwickeln, den Club zu besiegen und Sarah möglichst außen vor zu lassen.   Der Schreibstil ist wieder locker und flüssig zu lesen. Jedoch muss ich sagen, dass mir hier der humorvolle/ sarkastische Teil aus dem ersten Band gefehlt hat. Trotzdem ist das Buch angenehm zu lesen.   So viel zur Handlung kann ich nicht sagen, da ich finde, dass kaum Handlung vorhanden ist. Das Buch besteht aus sehr viel Erotik, ein bisschen Handlung und noch mehr Erotik. Im Gegensatz zum ersten Band steht hier irgendwie der Sex im Vordergrund. Es knistert heftig zwischen Jonas und Sarah.   Das Buch ist sehr dünn und die meiste Zeit haben die beiden Sex miteinander. Dieser wird stilvoll und authentisch dargestellt. Trotzdem hätte ich mir etwas weniger Sex und ein bisschen mehr Handlung erhofft. Sie unternehmen zwar Versuche gegen den Club, aber diese sind eher halbherzig. Nicht das, was ich erwartet habe.   Die Story bleibt sehr oberflächlich. Nur an wenigen Stellen wird es wirklich richtig tiefgründig. Auch die Handlung mit Jonas Vergangenheit kommt mir zu kurz.   Fazit:  Leider hat sich die Autorin in diesem Buch etwas verloren. Der Schreibstil ist immer noch super zu lesen, aber die Handlung blieb dabei auf der Strecke. Ich hoffe, dass im Band 3 mehr Handlung kommt und Jonas und Sarah es schaffen, den Club zu besiegen. Das Ende dieses Bandes hat dann nochmal viel gerettet und Lust auf Band drei gemacht, da man wissen will, was passiert. Vielleicht waren die letzten 10-15 Seiten sogar die Besten am ganzen Buch. 

Liebe ist die Sehnsucht nach Ganzheit
Blonderschatten's Welt der Bücher am 25.06.2016

Cover:   Schlicht und dennoch wunderschön, setzen die schilfaritgen Blätter mit ihrer detaillierten Maserung und ihrer weiß-grauen Zeichnung auf dem schwarzen Hintergrund einen tollen Akzent. Mitten empor ragt der Buchtitel, der durch "The Club" einen leichten Farbakzent und durch die geschwungene Schriftart von "Match" einen verspielt, eleganten Touch erhält. Ein schöner Blickfang, welcher die Reihe schon alleine optisch gekonnt fortsetzt.     Meinung:   Nach der Rückkehr aus ihrem Kurzurlaub, drängt sich der Club wieder mit aller Macht in ihr Leben. Schnell kristallisiert sich heraus, dass die Verwüstung von Sarahs Wohnung nur der Anfang ist und der erste Schreck nichts im Vergleich zu dem ist, was beide noch erwarten wird. Die bereits bekannten „Schwächen“ unserer Protagonisten erwachsen hier wieder zu einer Hürde, die zusätzlich zum Tumult noch ordentlich Öl ins Feuer gießen. Um Sarah zu schützen, wagt Jonas einige Alleingänge, die Sarah als Heimlichkeiten wahrnimmt. Den Plan, den Jonas verfolgt ist heikel und taktisch ein zweigleisiger Drahtseilakt. Sarah hingegen mangelt es an Selbstvertrauen. Sie hinterfragt die Dinge zu wenig und reagiert lediglich auf die oberflächliche Betrachtungsweise. Andererseits, kann ich sie auch verstehen, da die vorhergegangene Komponente diese Perspektive unterstützt.   Vielleicht will ich weiter daran glauben, dass wahre Liebe über alles geht, [...]. Daran, dass jeder Topf einen Deckel findet, ganz egal, wie gestört dieser auch sein mag.   Jonas und Josh ziehen an einem Strang, wenn es darum geht, Sarah und ihre Freundin Kat zu beschützen, allerdings teilen sich ihre Meinungen, bei der Vorgehensweise. Während Jonas auf Konfrontationskurs gehen will, ist es Josh, der eher defensiv agiert. Jonas handelt von Emotionen und der Angst um Sarah geleitet. Die Schatten seiner Vergangenheit wallen wieder auf und überschatten ihre Beziehung.   Nein, meine Liebe konnte sie nicht retten.   Obwohl Jonas um Sarahs Sicherheit besorgt ist, so spielt noch eine andere Komponente bei ihm mit, die für Distanz zwischen den beiden sorgt. Er hat nach wie vor eine Mauer um sich gezogen, die er auch ihr gegenüber, nicht bereit ist, vollkommen einzureißen. Worte haben die Macht Dinge in andere Bahnen zu lenken, bleiben sie wie bei den Protagonisten hingegen unausgesprochen, bleibt einem nur die Möglichkeit, Mimik und Gestik zu analysieren und Nachforschungen anzustellen, die der jeweils andere als Vertrauensbruch betrachtet. Lediglich in körperlicher Hinsicht, harmonieren die beiden, sodass ihre Gefühle zueinander, keinerlei Worte bedürfen.   >>Liebe ist die Sehnsucht nach der Ganzheit, und das Streben nach der Ganzheit wird Liebe genannt<<   Wissen ist nicht immer gleichbedeutend mit Macht. Sarah hat Einblicke in den Club erhalten, die sie in den Augen von anderen zu einer potenziellen Gefahr erwachsen lassen sodass diese nun ein besonderes Augenmerk auf sie legen. Es findet ein Kampf um und gegen den Club statt, die Hemmschwellen werden immer weiter runtergeschraubt und am Ende stellt sich die Frage, welche Opfer wird das fordern?   Die Vergangenheit wird erneut zur Gegenwart. Inmitten ein Paar, das umeinander kämpft und doch noch nicht den richtigen Weg zueinander gefunden hat. Wird Jonas seine Mauern im richtigen Moment einreißen und Sarah vor denjenigen beschützen können, die das Wort Hemmschwelle nicht kennen?     Charaktere:   Sarahs Leben verläuft seit Jonas in vollkommen neuen Bahnen. Im Rausch der Gefühle wird ihre Wahrnehmung getrübt, was zwischen den beiden zu einigen Konflikten führt. Doch ebenso steht sie im Konflikt mit sich selbst, zwischen vollkommener Hingabe Jonas gegenüber und dem Festhalten an der Persönlichkeit, die sie vor ihm war. Welche Opfer werden sie bringen und wo werden sie am Ende stehen?   Jonas ist ein Mann, der seine Ziele mit Vehemenz verfolgt und niemals gewillt ist, aufzugeben. Seiner Selbstsicherheit weicht ein stark ausgeprägter Beschützerinstinkt, denn die Hintermänner des Clubs haben Sarah im Visier. Um sie schützen zu können, setzt er alle Hebel in Bewegung.     Schreibstil:   Lauren Rowe hat mit "The Club - Flirt" eine Reihe begonnen, die gewisse Parallelen zu bekannten Geschichten aufweist, im zweiten Band hat sie allerdings einen Weg eingeschlagen, der nichts an Individualität missen lässt und sich von Büchern desselben Genres abhebt. Bei der Masse von Büchern, die es in diesem Bereich gibt, finde ich es überhaupt nicht schlimm, wenn man einige Parallelen erkennt, denn was niemals gleich sein wird, ist die Interaktion der Charaktere miteinander, sowie ihre Wesenszüge und schon das hat die Autorin im ersten Teil bewiesen. Der zweite Band gewinnt jedoch nochmal zusätzlich eine ordentliche Portion Schwung und Spannung, denn hier vereinen sich mehrere Konflikte, zu einem großen Ganzen und der Höhepunkt liefert einen faszinierenden Showdown, der meine Nerven zum Zerreißen gespannt hat.   Ein wohl alltägliches Problem, dass viele Menschen kennen dürften, ist, dass oftmals nicht ausgesprochen wird, was in einem vorgeht und einen belastet. Ein Konflikt, der ebenso Jonas und Sarah betrifft und ihre Hürden um einiges schwieriger zu überwinden gestaltet. Die Schwerpunkte ihres Schweigens hingegen liegen jeweils anders begründet, weshalb Lauren Rowe mit der Sichtweise gleich beider Protagonisten im Buch nicht nur die Spannung schürt, sondern auch ihre Beweggründe verständlich macht oder zumindest verständlicher erscheinen lässt. Was hier auch sehr schön herausgearbeitet wurde, ist, dass wir gerade dann Fehler machen, wenn wir jemanden schützen wollen, da Heimlichkeiten wie sie hier von Jonas ausgegangen sind, gleichzeitig eine Provokation Sarahs hervorgerufen haben, die sich immer weiter hochgeschaukelt hat. In diesem Kontext war auch zu erkennen, dass zu große Erwartungshaltungen, gleichsam mit Enttäuschungen verbunden sind.   Love & Crime Elemente gestalten diesen Band zu einem grandiosen Pageturner, der leider viel zu schnell zu Ende war und ich am liebsten schon jetzt den dritten Band in den Händen halten möchte.

The club- Match
chrissidiebüchereule am 10.06.2016

Klappentext: Sie haben mit dem Club abgeschlossen, aber der Club noch nicht mit ihnen. Nach ihrem gemeinsamen Kurzurlaub müssen sich Jonas und Sarah neuen Herausforderungen stellen. Zum einen steht ihre frische Liebe immer wieder auf der Kippe, zum anderen ist Sarahs Leben plötzlich in Gefahr, denn der Club hat ihren Verrat nicht vergessen. Jonas will sie in Sicherheit wissen und überredet sie, bei ihm einzuziehen. Doch schon bald erkennt Sarah ihn fast nicht wieder. Immer wieder verlässt er unter fadenscheinigen Vorwänden die Wohnung, und schließlich kann Sarah nicht mehr anders: Sie schnüffelt in seinem Handy herum – und stellt zu ihrem Entsetzen fest, dass er an dem Abend ein Club-Match hat …   Quelle :Bild und Klappentext: Piper Verlag   Spannend, erotisch, romantisch !   Der 2. Teil The Club Match hat mich wieder begeistert, fasziniert und diesmal war es mit viel Spannung geschrieben ! Es glich einem Krimi, die Spannung und die Angst um Sarah waren zum Greifen nah. Der Club schlägt zurück. Sarah und Jonas kommen aus dem Urlaub zurück, der sehr prickelnd und erotisch war, und entdecken, dass Sarahs Laptop gestohlen wurde. Schwebt sie nun in Lebensgefahr? Wie weit geht der Club um sie zum Schweigen zu bringen?   Diese 2 Fragen beschäftigen den Leser in diesem Band. Jonas beschützt Sarah und ihre Freunde, auch sein Bruder hilft so gut er kann.   Jonas macht eine sehr rasante Entwicklung in diesem Band durch, er entwickelt immer mehr Gefühle für Sarah. Ob das Liebe ist ? Er setzt sein eigenes Leben aufs Spiel um Sarah zu retten und an die Hintermänner des Clubs zu kommen.   Sarah liebt Jonas immer mehr und macht dadurch Fehler und wird leichtsinnig, sie wirkt teilweise starrköpfig, teilweise merkt man ihr ihre Angst davor an, ihre Freiheit aufzugeben zu müssen. Sie fühlt sich von Jonas teilweise eingeengt, doch der will sie eigentlich nur beschützen. Die Charaktere sind sehr individuell aber detailliert dargestellt. Ihre Gefühle sind sehr genau beschrieben, sodass der Leser ihr Handeln gut nachvollziehen kann. Auch im Thema Erotik ging das Buch einen Schritt weiter, der Leser bekam so auch intime Einblicke in das Liebesleben von Jonas und Sarah.   Sarah und Jonas und ihre Freunde haben sich sehr weiterentwickelt in diesem Buch. Dieses Buch hat mich noch mehr fasziniert und in seinen Bann gezogen, als die Bände davor. Sie hat einen sehr individuellen Schreibstil der einen sofort mit Haut und Haar mitnimmt auf die Lustvolle und spannende Reise von Jonas und Sarah. Ich habe mit Wehmut und einer Träne das Buch geschlossen und warte gespannt auf Band 3.   Spannung pur !! Von der ersten bis zur letzten Seite !   5 von 5 Punkten

The Club Teil 2
Kallisto92 am 05.06.2016

In dem Buch , "The Club-Match (Teil 2 ) , geschrieben von Lauren Rowe geht es um Sarah uns Jonas. Beide haben sich durch die Mitgliedschaft in The Club, einer teuren Datingagentur kennengelernt. Im ersten Teil haben wir erfahren das es Jonas eigentlich nicht nötig hätte sich dort anzumelden ,da in viele Frauen in Seattle zu Füßen liegen. Er möchte jedoch nicht nur eine Frau glücklich machen sondern viele. Doch dann trifft er sie, die Frau die er unbedingt kennenlernen möchte, koste es was es wolle.   Der 2. Teil setzt unmittelbar an dem geschehen im ersten Teil an. Beide sind aus The Club ausgestiegen, jedoch ist der Club noch nicht mit ihnen fertig. Um zusammen zu sein müssen sie viele Hürden überwinden. Sarah und Jonas ergänzen sich in ihrer Beziehung gegenseitig. Aufgrund seiner Vergangenheit macht er einige Fehler, welche Sarah aus dem Weg räumt. Beide sind jedoch dabei sich von ihrer Vergangenheit loszureißen und gemeinsam eine Zukunft zu haben. Jedoch hat Jonas noch ein weiteres Geheimnis, dies steht ihm im Weg, Sarah seine Liebe zu Offenbaren. Er zeigt ihr diese aber mit seinen Gesten und durch seine Musik- Madness. Sarah und Kat glauben Jonas jedoch nicht ,dass der Club hinter ihnen her ist. Vor allem Sarah ist in Gefahr. Nach der Hälfte des Buches wird die Story mit erotischen Sexszenen untermalt. Ein geheimnisvoller Fremder tritt auch in das Geschehen mit ein. In diesem Teil hat sich Jonas meiner Meinung nach deutlich in seinem Charakter weiterentwickelt. Er wirkt nicht mehr wie der arrogante Typ ,sondern entwickelt einen Liebenswerten Charakter, welcher jedoch immer noch einige Geheimnisse verbirgt, diese stehen im Weg, dass Sarah ihn noch besser verstehen kann.   Fazit: Ich bin sehr gespannt, wie es im 3.Teil The Club-Love weitergeht. Dieser Teil erscheint am 1.August 2016. Ich fand den 2.Teil relativ dünn, daher kamen die Freunde noch nicht gegen The Club an. Es wurden jedoch Pläne geschmiedet und Jonas möchte den Club fallen sehen. Das einzige was mich etwas verwundert ist, dass ich annahm The Club sei eine Trilogie, jedoch habe ich beim stöbern entdeckt das es noch einen 4. Teil namens The Club-Joy geben wird, daher bin ich gespannt wie viele Teile noch erscheinen werden.   Ich finde auch den Schreibstil der Autorin sehr gut und die Spannung bleibt beim Lesen bestehen. Selbst dieser 2.Teil hat in der Story nicht nachgelassen. Ich konnte das Buch einfach nicht zur Seite legen. Ich bin sehr froh über die Covergestaltung, durch diese bin ich erst im Laden auf die Reihe aufmerksam geworden und habe dann den interessanten Klapptext gelesen.   Meine Inhaltsangabe war kurz, weil ich gern zu viel verrate und dann macht das selbst lesen ja keinen Spaß mehr wenn man alles weiß, aber ich kann nur empfehlen die Reihe zu lesen. Vorallem wenn man das Ende des Buches gelesen hat ,hält man die 2 Monate bis zum 3. Teil kaum aus, den das offene Ende soll nicht offen bleiben.

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