

Snowglobe Snowglobe - eBook-Ausgabe
„Ein utopischer Roman, der über Wetterphänomene spekuliert. Manches ist gar nicht so abwegig, könnte man meinen und es wird einem selbst beim Lesen frostig und eisig zu gleich. Unbedingt lesen.“ - magazin-koellefornia.com
Snowglobe — Inhalt
Draußen ist es bitterkalt. Drinnen wirst du immer beobachtet.
Die Welt ist eingefroren. Nur die Stadt Snowglobe, eingeschlossen unter einer riesigen Kuppel, bietet noch ein komfortables Leben. Doch wer dort wohnt, bezahlt mit seiner Privatsphäre: Konstant wird ihr Leben für die weniger glücklichen Menschen außerhalb gefilmt. Die junge Chobahm träumt davon, eines Tages selbst in Snowglobe zu leben. Ihre Chance kommt, als eine der Schauspielerinnen unerwartet stirbt und Chobahm deren Platz und Leben einnehmen soll. Doch ihre neue Rolle im Rampenlicht wirft lange Schatten – und garantiert noch lange nicht Chobahms Überleben …
Leseprobe zu „Snowglobe“
Das Zeitalter von Snowglobe
Oma sitzt mit einer dicken Decke über den Knien im Wohnzimmer und verfolgt in ihrem Sessel ihre Lieblingssendung. Am unteren Bildschirmrand zieht der Wetterbericht vorbei.
-45°C
Drei Grad weniger als gestern. Hinter der Temperaturangabe hängt eine Schneewolke, also wird es den ganzen Tag über Schneegestöber geben. Mühsam erhebt sie sich aus dem Sessel und schlurft mit einem Kessel in der Hand zur elektrischen Heizung. Gleichzeitig taucht mein Bruder Ongi mit seinem üblichen Morgengesicht im Wohnzimmer auf: mürrischer Blick und [...]
Das Zeitalter von Snowglobe
Oma sitzt mit einer dicken Decke über den Knien im Wohnzimmer und verfolgt in ihrem Sessel ihre Lieblingssendung. Am unteren Bildschirmrand zieht der Wetterbericht vorbei.
-45°C
Drei Grad weniger als gestern. Hinter der Temperaturangabe hängt eine Schneewolke, also wird es den ganzen Tag über Schneegestöber geben. Mühsam erhebt sie sich aus dem Sessel und schlurft mit einem Kessel in der Hand zur elektrischen Heizung. Gleichzeitig taucht mein Bruder Ongi mit seinem üblichen Morgengesicht im Wohnzimmer auf: mürrischer Blick und die Zahnbürste im Mund.
„Ich wär lieber noch in der Schule!“, jammert er, denn wenn die Temperaturen unter -45°C sinken, haben die Schulen geschlossen.
„Putz dir die Zähne“, erwidere ich tonlos, was aber kaum zu verstehen ist, weil ich mir selbst gerade die Zähne putze. Ich drehe mich zurück zum Fernseher. Wie immer hat Oma Kanal 60 eingeschaltet, den Sender, auf dem Goh Around in Dauerschleife läuft.
„Lass mich ausreden.“ Ongi tritt vor mich und klingt noch kläglicher. „Vor zehn Monaten war ich sechzehn und bin zur Schule gegangen. Heute bin ich immer noch sechzehn, aber nur weil ich meinen Abschluss gemacht hab, soll ich jetzt diese grausamen Temperaturen ertragen?“
Er versperrt mir die Sicht auf den Fernseher. Was soll ich gegen das Wetter machen? „Deine Zahnpasta landet auf dem Fußboden“, zische ich gereizt.
Ongi ist mein Zwillingsbruder und genau zehn Minuten älter als ich. Er tut gern so, als wäre er älter und weiser, was absolut lächerlich ist. Mittlerweile sollte er wissen, dass ich nur deshalb nach ihm auf die Welt gekommen bin, um sicherzugehen, dass er es unbeschadet schafft. Wie eine Kapitänin, die als Letzte ihr Schiff verlässt. Seit wir gemeinsam im Mutterleib gewesen sind, kümmere ich mich um ihn.
Oma, die wieder in ihrem durchgesessenen Sessel sitzt, dreht uns den Kopf zu. „Ongi, mein Schatz“, ruft sie, „führ dich vor deiner Freundin nicht auf wie ein Baby.“
Ongi reißt die Augen auf und rennt zum Spülbecken in der Küche, um die aufgeschäumte Zahnpasta auszuspucken.
„Oma! Jeon Chobahm ist nicht meine Freundin!“
Oma leidet unter Demenz und hält mich schon seit einer Weile für Ongis Freundin, die es gar nicht gibt.
Ich lasse ihn in der Küche stehen und gehe ins Bad, wo ich den Wasserhahn an der Wand aufdrehe, um die Blechschüssel darunter mit Wasser zu füllen. Mit dem eiskalten Wasser spüle ich mir den Mund aus, und die Kälte zieht schmerzhaft von den Zähnen bis zum Kiefer. Als Nächstes sind meine Haare dran. Ich starre die Schüssel an und wappne mich gegen den bevorstehenden Kälteschock, als Oma mit dem Kessel in der Tür auftaucht, aus dessen Tülle Dampf aufsteigt.
„Vorsicht, heiß“, sagt sie, beugt sich vor und gießt behutsam Wasser in die Schüssel. „Ich hab es eigentlich für Ongi aufgesetzt, aber er will, dass du es bekommst.“
Sie taucht die Hand ins Wasser und rührt um, bis die Temperatur angenehm ist. Im aufsteigenden Dampf leuchtet ihr Gesicht voller Stolz, dass aus ihrem Enkel so ein rücksichtsvoller Mensch geworden ist, ein wahrer Gentleman, der sich um seine Freundin sorgt. Der junge Mann selbst wäscht sich unterdessen das Haar in der Küche und kreischt jedes Mal laut auf, wenn er den Kopf unter das eiskalte Wasser hält. Ich muss über seine Mätzchen lachen, als Oma mit dem leeren Kessel zurück zur Tür schlurft.
„Danke, Oma.“
Sie hält inne, dreht sich langsam um und mustert mein Gesicht mit ihren wässrigen Augen.
„Du klingst wie meine Enkelin“, sagt sie sehnsüchtig. Dann wendet sie sich wieder ab und läuft zu ihrem fadenscheinigen Sessel.
Im Windfang steigen Ongi und ich in die schweren Schneestiefel, was mit den ganzen Schichten Thermokleidung – Oberteile, Hosen, Strumpfhosen –, die wir unter den Schneehosen tragen, mühselig ist. Als Letztes ziehen wir uns die Parkas an, dann dicke Handschuhe und Skimasken. Schließlich setzen wir die Kapuzen auf und sind bereit.
„Wir gehen los, Oma! Bis später!“, ruft Ongi ins Wohnzimmer, fröhlich wie immer.
Doch als er den Türknauf dreht, ruft sie aufgeregt: „Warte! Meine Güte, Ongi! Chobahm ist im Fernsehen!“
Ongi und ich wechseln einen Blick, während sie in Richtung Fernseher gurrt. „Ach, Chobahm, mein Mädchen.“
Ich muss nicht nachsehen, um zu wissen, dass Goh Haeri auf dem Bildschirm aufgetaucht ist. Ongi weigert sich strikt, es zuzugeben, aber die beliebte Schauspielerin sieht mir unglaublich ähnlich. Obendrein haben wir am gleichen Tag Geburtstag und sind beide Linkshänderinnen. Trotzdem würde mich außer Oma niemand mit ihr verwechseln, nicht mit meinen rauen Wangen, die von der trockenen, kalten Luft ständig gerötet sind, oder dem spröden Haar, das ich kurz trage, damit es sich in dem eiskalten Wasser schneller waschen lässt. Haeris Porzellanhaut, ihre rosigen Wangen und das lange, glänzende Haar verraten, dass sie aus Snowglobe stammt.
In einer Welt, in der die Durchschnittstemperatur -45°C beträgt, ist Snowglobe der einzige Ort mit gemäßigtem Klima – der einzige Ort, an dem es warm ist und die Farben leuchten. Snowglobe ist eine besondere Stadt, die über einem geothermischen Schlot errichtet wurde und unter einer riesigen, wettergeschützten Glaskuppel liegt wie eine Schneekugel. Doch dort lebt nicht einfach irgendwer. Die glückliche Bevölkerung besteht aus Schauspielenden, deren Leben live aufgezeichnet wird, um anschließend zurechtgeschnitten und als eine von zahlreichen Unterhaltungsshows weltweit ausgestrahlt zu werden. Goh Haeri ist keine gewöhnliche Schauspielerin, sie ist ein Megastar – und gerade erst zur Wetterfee ernannt worden. Das ist eines der begehrtesten Ämter in ganz Snowglobe. Sie bricht damit den bisherigen Rekord und geht als jüngste Wetterfee in der Geschichte ein.
Ich richte den Blick auf den Bildschirm. In ihrem stylishen Anzug sieht Haeri aus, als wäre sie für diesen Posten geboren worden.
„Hi, ich bin Goh Haeri“, grüßt sie herzlich vom Bildschirm aus. „Ich freue mich riesig und fühle mich zutiefst geehrt, dass ich unserer Gemeinschaft als neue Wetterfee dienen kann. Schaltet auf jeden Fall zu Neujahr die 9-Uhr-Nachrichten ein!“
Sie schenkt uns ihr perfektes Lächeln, dann folgt ein Kameraschwenk.
Nicht zum ersten Mal frage ich mich, ob ich ihr jemals begegnen werde. Würde mein Haar so stark wachsen, wie ich mich nach einem Leben in Snowglobe sehne, könnte ich mir jeden Abend den Kopf kahl rasieren und hätte am nächsten Tag wieder bodenlanges Haar. Manchmal frage ich mich, ob meine Sehnsucht nach jener Stadt daran schuld ist, dass Oma mich mit Haeri verwechselt – als würde sie ahnen, wie sehr sich meine Seele danach verzehrt, diesen gottverlassenen Gefrierschrank zu verlassen und mein Leben gegen das von Haeris in Snowglobe zu tauschen.
Ongi dreht sich zur Haustür und schnalzt angewidert mit der Zunge.
„Was ist?“ Ich werfe ihm einen finsteren Blick zu.
„Wenn du nicht diesen Unsinn erzählt hättest, dass du Goh Haeris verlorene Zwillingsschwester sein könntest und …“
„Hör auf.“ Ich boxe ihm in die Seite und spüre, wie bei der Erinnerung mein Gesicht glüht. „Sonst landest du in einer Schneewehe!“
Aber er trägt zu viele Schichten Kleidung, um sich einschüchtern zu lassen, und redet frech weiter. Ich schubse ihn, dann schubst er mich, und wir schlagen nacheinander, ducken uns weg und stolpern gegen die Wände – bis wir so heftig lachen, dass wir nicht weiterkämpfen können. Schließlich reißen wir uns zusammen, öffnen die Tür und treten nach draußen.
Fünfundvierzig Grad unter Null. Die eisige Welt raubt uns den Atem. Meine Nase gefriert und kribbelt schmerzhaft, und an meinen Wimpern bilden sich Eiskristalle, die mir die Sicht verschleiern.
„Ist das kalt“, klagt Ongi. Sein ganzer Körper erschauert.
Seit unserem sechsten Lebensjahr sind wir zehn Jahre lang jeden Tag gemeinsam zur Schule gegangen, und jetzt, nach unserem Abschluss im Februar, führt unser täglicher Weg zum Kraftwerk.
Ich sehe zum wolkenverhangenen Himmel hoch, dessen Grau den zweiten Schneesturm in drei Tagen ankündigt. In der trostlosen Welt darunter sprenkeln kleine Blockhäuser die weiße Fläche zwischen den hohen Kiefern, deren Äste sich unter dem Schnee biegen.
Ongi und ich laufen zur Bushaltestelle. Den Weg zum Kraftwerk könnten wir zu Fuß zurücklegen, aber bei diesem Himmel ist der Bus sicherer. Also stapfen wir durch den kniehohen Schnee. Mein Atem überzieht die Skimaske vor meinem Mund und meiner Nase mit Eiskristallen – aber besser so, als dass mir das Gesicht abfriert. Ein paar Schritte vor mir hält Ongi unter einem Baum inne, um auf mich zu warten. Manchmal ist er echt lieb, denke ich. Aber kaum habe ich ihn erreicht, da springt er zu einem Zweig hoch, löst über mir eine Schneelawine aus und lacht aus vollem Hals.
Wütend sammle ich Schnee ein und presse ihn zu einem Ball zusammen. Er flüchtet. „Wettlauf bis zum Bus!“
„Warte!“ Ich setze ihm nach. „Jeon Ongi, du schummelst!“
Mit jedem Schritt versinken wir im Schnee, der an unseren Stiefeln kleben bleibt und uns ausbremst.
„Wer verliert, wäscht einen Monat lang die Wäsche!“, ruft Ongi.
„Na warte! Dich krieg ich!“
Mit aller Kraft kämpfe ich mich durch den Schnee und klatsche mit einem Sprung als Erste mit der Hand auf das gebogene Schild an der Haltestelle.
„Ha! Jetzt vergeht dir das Lachen wohl …“, rufe ich triumphierend und atemlos. Zwar habe ich es nur um Haaresbreite geschafft, aber gewonnen ist gewonnen. Ich stütze die Hände auf die Oberschenkel und schnappe nach Luft, als Ongi mich am Arm packt und hinter sich zerrt.
Als ich mich genervt aufrichte, sehe ich, dass er den strengen Blick auf eine Gestalt vor uns gerichtet hat. Im ersten Moment denke ich, dass sie auch nur auf den Bus wartet. Wo also liegt das Problem? Aber dann dreht sie sich zu uns um, und als sie unsicher den Kopf neigt, erwidern weder Ongi noch ich den Gruß.
Die Frau ist Jo Miryu, ein ehemaliger Star aus Snowglobe. Sie wurde mit neunzehn entdeckt und hat sieben Jahre lang in der Stadt gelebt und in einer beliebten Noir-Serie mitgespielt. Vor ein paar Jahren musste sie gehen, weil die Fernsehanstalt die Serie abrupt abgesetzt hat. Selbst mit ihren neunundzwanzig Jahren hat sie noch immer das Gesicht einer Waldelfe und ist mit ihren ein Meter neunundsechzig die reine Anmut. Wenn ich ihr jugendliches und unschuldiges Äußeres sehe, fällt es mir schwer, zu glauben, dass der Erfolg ihrer Serie darauf gründete, dass sie mehrere Morde begangen hat. Bis zum plötzlichen Aus hat sie neun Männer auf brutale Weise getötet, und ihr Regisseur hat für seine herausragende Arbeit die National Medal of Arts bekommen. Wie Millionen anderer Fans könnte ich eine lange Liste interessanter Einzelheiten über sie herunterrasseln, darunter die, dass sie die Blutgruppe A hat.
Seit Miryus Rückkehr wird sie jedoch wegen ihrer Brutalität in Snowglobe gemieden. Selbst ihre Familie ist geflohen, als sie erfahren hat, dass sie zurückkommt, da sie den Gedanken nicht ertragen hat, eine Mörderin in ihrer Mitte willkommen zu heißen. Ongi und ich waren damals dreizehn, und ich erinnere mich, wie nervös alle gewesen sind. Kinder wurden vor ihr gewarnt – wir durften nicht mit ihr reden oder sie ansehen, wenn wir ihr auf der Straße begegneten.
Ich weiß nicht, was das über mich sagt, aber meine Neugier war schon immer größer als meine Angst. Es gibt vieles, was ich sie gern über Snowglobe fragen würde. Ongi, der mich kennt wie kein Zweiter, stemmt die Füße in den Schnee und wirft mir einen warnenden Blick zu: Denk nicht mal dran!
Mit einem Mal ertönt ein Motor, und ein dunkelgrüner, verrosteter Doppeldeckerbus hält vor der Haltestelle. Busse sind die einzige Transportmöglichkeit im Ort. Sie befördern während der Rushhour regelmäßig etwa hundert Leute hin und her. Zischend öffnet sich die Tür, und wir steigen ein, bis die Leute vor mir plötzlich stehen bleiben.
„Sie kommen mir nicht in meinen Bus!“, brüllt Herr Jaeri, der Busfahrer, wütend. Ich hebe den Kopf und sehe, dass nur wenige Schritte vor uns Miryu gerade auf die Stufen getreten ist.
„Bitte … Ich will nur bis zur Post“, fleht sie leise, aber Herr Jaeri hebt den Arm und weist sie zurück.
„Ich sagte: Nicht. In. Meinen. Bus!“
Alle notwendigen Einrichtungen – die Post, die Einkaufsläden, Waschsalons, Kliniken und so weiter – befinden sich im Kraftwerk. Für die meisten von uns, die sowieso im Kraftwerk arbeiten, ist das praktisch, nicht aber für Ausgestoßene wie Miryu. Sie müssen sich mit dem begnügen, was sie in der Wildnis fangen oder angeln können. Zum Kraftwerk begeben sie sich nur, wenn sie keine andere Wahl haben.
„Bitte“, versucht Miryu es noch einmal. „Mein Knöchel ist verletzt, ich kann kaum laufen. Nehmen Sie mich bitte mit, nur dieses eine Mal.“
Herr Jaeri lacht schallend.
„Ach, Sie armes Ding“, sagt er spöttisch, dann brüllt er: „Nein!“
„Warum reden Sie überhaupt mit ihr?“, ruft jemand aus dem Bus. „Lassen Sie die anderen einsteigen und fahren Sie los!“
Ein paar Kinder stimmen mit ein. „Ja, Herr Jaeri, fahren Sie los! Sonst kommen wir zu spät zur Schule!“
Miryu senkt den Blick, dreht sich wortlos um und steigt aus. Die Leute rücken vor, und wir bewegen uns weiter. Ich will gerade hinter Ongi einsteigen, als ich eine leise Stimme höre.
„Entschuldigen Sie.“
Ich drehe mich zu Miryu um, die mich flehend ansieht.
„Ja?“, bringe ich raus.
„Können Sie bitte bei der Post fragen, ob dort etwas für mich liegt?“ Entschuldigend fügt sie hinzu. „Mein Name ist Jo Miryu.“
Es dauert einen Moment, aber schließlich nicke ich, zu erstaunt, um ein Wort herauszubringen.
„Danke. Vielen Dank!“ Erleichterung besänftigt ihre Gesichtszüge. „Können wir uns nach Ihrer Arbeit hier treffen?“
Ich murmle meine Zustimmung, während die Warteschlange mich bereits in den Bus schiebt. Durch die sich schließende Tür ruft Ongi: „Warten Sie bloß nicht auf sie!“ Dann dreht er sich zu mir und flüstert wütend: „Bist du irre? Weißt du nicht, was sie dir antun könnte? Hast du vergessen, wozu sie fähig ist?“
Achselzuckend weiche ich seinem Blick aus. „Klar, sie hat neun Männer getötet. Aber ich bin kein Mann“, murmle ich leise vor mich hin.
„Wie bitte?“, haucht Ongi. Aufgebracht starrt er mich an.
Herr Jaeri legt den Gang ein und fährt los. Angespannt kaut er auf der Unterlippe und verflucht vermutlich den heutigen Morgen. Es muss ihn zutiefst beunruhigen, dass er Miryu verärgert hat.
Im Hamsterrad
„Hallo, meine Lieben!“ Mama winkt uns aus einer Ecke der Haupthalle zu, wo sie sich gerade mit ein paar Freundinnen unterhält.
Bei ihrem Anblick wird mir gleich leichter ums Herz. Wir sehen uns nicht oft – im Kraftwerk arbeiten wir in vier Schichten, die ausgelost werden. Da sie in der ersten Schicht arbeitet, ist sie jeden Tag von 6 bis 16 Uhr hier.
Ich winke zurück und gehe hinüber zum Kiosk mit den kostenlosen Fernsehzeitschriften. Im Fernsehprogramm wird jede Woche die Programmübersicht der zahlreichen Snowglobe-Kanäle veröffentlicht, die unseren Alltag prägen. Abhängig von der Woche kann die schmale Zeitschrift sogar unterhaltsamer sein als das eigentliche Fernsehprogramm. Mich fasziniert es immer wieder, zu erfahren, welche neuen Sendungen starten und welche auslaufen, egal, ob ich sie mir ansehe oder nicht.
„Ja!“, stoße ich atemlos aus, als ich den Sonderartikel dieser Woche sehe – ein Interview mit Cha Seol, der Regisseurin von Goh Around und die Person, die ich auf der ganzen Welt am meisten bewundere. Mit dem Daumen klopfe ich gegen die Zeitschrift und überlege, was ich tun soll. Den ganzen Artikel sofort verschlingen, was verlockend ist, oder warten und die Seiten erst nach dem schweren Arbeitstag in meinem Zimmer genießen? Ich entscheide mich für Letzteres und stecke die Zeitschrift in die Innentasche meines Parkas. Wenig später hole ich sie jedoch wieder raus.
Nur die Tipps, sage ich mir. Die Seite mit den wöchentlichen Karriereratschlägen für alle vor oder hinter der Kamera lese ich am liebsten.
„Hey, Jeon Chobahm!“ Ongis Stimme stört meine Konzentration, was mich sofort nervt. „Hörst du mir überhaupt zu?“ Ich hebe den Blick und erkenne, dass er mich finster anstarrt. „Ich hab gesagt, dass du nie wieder mit dieser Frau sprechen sollst. Ist das klar?“ Er greift nach den Zeitschriften und nimmt sich ebenfalls eine Ausgabe. So gern ich etwas erwidern würde, es ist die Sache nicht wert. Deshalb winke ich bloß ab.
„Entspann dich, Jeon Ongi“, sage ich und widme mich wieder den Tipps.
Wenig später werde ich vom Ruf des Aufsehers abgelenkt. „Hey, Jeon Ongi, du Faulpelz!“
Der Mann steht bei der Laderampe am anderen Ende der Halle und sieht wie immer aus, als hätte er Verstopfung. „Worauf wartest du?“, ruft er noch lauter. „Komm her und fang an, die Sachen zu entladen!“
Ongi springt sofort los. „Komme!“
So läuft das jeden Tag, und ich lache leise, als mir jemand auf den Rücken klopft. „Jeon Cho!“
Hinter mir steht meine Freundin Jaeyun, die ein strahlendes Lächeln aufblitzen lässt.
„Jaeyun! Du bist zurück!“, rufe ich glücklich. „Wie war deine Tour diesmal?“
„Ganz gut. Zumindest bin ich heile zurückgekommen.“ Dann fügt sie erschöpft hinzu: „Der Sturm hat drei Tage lang gewütet!“
Jaeyun ist eine Zugführerin auf der Ja-Linie, eine der vierzehn Eisenbahnstrecken, aus denen das Verkehrsnetz besteht, dessen Linien von Snowglobe abgehen wie Adern von einem Herz. Über dieses System werden Nahrungsmittel und notwendige Güter zu allen Orten in der offenen Welt geliefert, gelegentlich, sofern sich jemand die hohen Liefergebühren leisten kann, auch weniger notwendige Güter. Die Sachen werden in den Kraftwerken der Siedlungen abgeladen, die entlang der Strecken liegen. Ihr Personal rekrutieren alle, von der Gah-Linie bis zur Ha-Linie, in jenen Orten am Rand der Zivilisation, die wie mein Zuhause an den Endhaltestellen liegen. Jaeyun, die nur ein paar Jahre älter ist als ich, hat ihren Posten als Zugführerin seit sechs Jahren inne.
„Wusstest du, dass der Fernseher in der Fahrerkabine bei schlechtem Wetter abgeschaltet wird?“ Sie verdreht die Augen. „Da sitze ich also und starre auf nichts anderes als die endlosen Gleise vor mir, ganz allein in meiner Kabine ohne jede Ablenkung. Der Wind heult. Schneewehen überall. Und als wäre das noch nicht genug, donnert es plötzlich über meinem Kopf, und ich lasse mich auf die Knie fallen und bete zum ersten Mal in meinem Leben.“
Sie erschaudert, aber ich weiß, dass sie nur zu meiner Unterhaltung derart dramatisch redet. Sie ist einer der tapfersten Menschen, die ich kenne, sonst wäre sie keine Zugführerin geworden. Aber ich spiele mit.
„Mensch, das musst du Ongi erzählen, wenn du ihn siehst. Der Feigling denkt, er will Zugführer werden.“
Ongi arbeitet nur deshalb freiwillig im Warenlager, weil er sich für alles, was mit Zügen zu tun hat, interessiert. Da Jo Woong, ebenfalls Zugführer auf der Ja-Linie, kurz vor der Rente steht, wird der Aufseher schon bald nach einem Ersatz suchen.
„Ongi?“, fragt Jaeyun überrascht. „Ich dachte, er will in der Nähe der Familie bleiben?“
Verständnislos drehe ich mich zu ihr um. Das wäre mir neu. Da ich nichts sage, spricht sie weiter. „Wegen eurer Großmutter? Wer soll sich um sie kümmern, wenn du an die Filmhochschule gehst und Ongi die Hälfte des Jahres im Zug sitzt? Ihretwegen will er lieber hierbleiben.“
Ach so, die Filmhochschule … Ich lasse die Schultern sinken. Die Standardabsage, die ich letzte Woche erhalten habe, ist noch frisch in meinem Gedächtnis: Sie haben beeindruckende Fähigkeiten und Talent gezeigt, doch bedauerlicherweise müssen wir Ihnen mitteilen …
Snowglobes Filmakademie ist die angesehenste Ausbildungsstätte der Welt, an der jedes Jahr die erfolgreichsten Regisseure ihren Abschluss machen. Die Absage ist die zweite, die ich erhalten habe, die gleiche wie letztes Jahr.
Ohne dass Jaeyun es merkt, trete ich unruhig von einem Fuß auf den anderen, während sie durch das Fernsehprogramm blättert. Als sie den Sonderartikel der Woche aufschlägt, springt mir der Kasten mit Regisseurin Chas Kurzbiografie, die ich bereits auswendig kenne, ins Auge. Sie gehört zu den brillanten Menschen, die im ersten Versuch an jeder Akademie aufgenommen werden und ihren Abschluss dann mit höchsten Auszeichnungen machen.
„Du wirst mich nicht vergessen, wenn du berühmt wirst, oder?“ Neckend stößt mir Jaeyun den Ellbogen in die Seite.
Während ich gegen das Schamgefühl kämpfe, sage ich ausdruckslos: „Natürlich werde ich das. Was denkst denn du?“ Wir beide brechen in schallendes Gelächter aus.
Ich versuche, den Moment zu genießen und die Absage aus meinem Gedächtnis zu verbannen. Wichtig ist am Ende doch nur, dass ich die beste Show aller Zeiten kreieren werde, eine, wie sie noch niemand zuvor produziert hat. Solange ich mir das vor Augen halte, muss ich mir keine Sorgen darum machen, wann das geschehen wird. Was sind schon ein paar Jahre? Nichts. Rede ich mir zumindest ein. Denn wenn ich nicht an meine Zukunft glaube, werde ich die Eintönigkeit und Hoffnungslosigkeit meines sogenannten Lebens keine Minute länger ertragen.
„Zweite Schicht! Bewegt euch!“, ruft der Aufseher, und die zweihundert Arbeitskräfte, die sich in der Halle verteilt haben, bewegen sich zum riesigen Motor in der Mitte.
„Kommt schon!“, drängt er. „Schneller!“ Dann fängt er an, in jenem nervtötenden Rhythmus in die Hände zu klatschen, mit dem wir uns an unsere Arbeitsplätze begeben sollen – diesen menschengroßen Hamsterrädern, die mit dem zentralen Motor verbunden sind. Alle mit ungerader Ausweisnummer laufen als Erste in den Rädern, alle mit gerader hocken vor den Rädern und bedienen die Handkurbeln an den Achszapfen. Während sich die Räder drehen, wird kinetische Energie über einen mechanischen Verstärker zu einem elektromagnetischen Energiespeicher geleitet, dessen Output den zentralen Motor in Bewegung setzt, der dann elektrischen Strom erzeugt. Einfacher ausgedrückt: Die Produktion von Strom hängt von unserer körperlichen Arbeit ab. Ohne sie würde die Welt zum Stillstand kommen. Es würde keine Züge oder Busse geben, ganz zu schweigen von elektrischen Kesseln, die eiskaltes Wasser innerhalb weniger Minuten erhitzen, damit wir eine Tasse heißen Kakao trinken können. Davon abgesehen würde der Gestank der schweißgebadeten, schmutzigen Arbeitskräfte ein öffentliches Gesundheitsrisiko darstellen.
Ich bin als Erste im Rad dran und laufe mit jener Mindestgeschwindigkeit von sechs Stundenkilometern, die nötig ist, um den Fernseher im Rad zu betreiben. Der dient nicht nur der Unterhaltung, ein schwarzer Bildschirm würde auch den Aufseher anziehen wie ein Magnet eine Büroklammer – und dann dürfte ich mir seine Beleidigungen aus der Nähe anhören.
„Wo ist Ihr Gemeinschaftssinn?“
„Wenn Sie nichts zur Gesellschaft beitragen wollen, warum gehen Sie dann nicht einfach raus und erfrieren?“
Und so weiter und so fort.
Ich setze die Kopfhörer auf, die mit dem Fernseher verbunden sind, und wähle mit der Fernbedienung Kanal 60 – Goh Around, wie immer, wenn ich abschalten will. Ich habe bereits fast alle Episoden gesehen, die verfügbar sind, also kann ich meine Gedanken schweifen lassen, ohne den Plot der Sendung aus den Augen zu verlieren.
„Wer eine Geschwindigkeit von exakt sechs Kilometern pro Stunde hält“, dringt die schrille Stimme des Aufsehers durch meine Kopfhörer, „ist ein Versager ohne Ehrgeiz, ohne Antrieb und ohne Zukunftsaussichten. Der Abschaum der Gesellschaft.“
Ich drehe den Kopf und sehe ihn direkt neben meinem Rad, ein Megafon vor dem Mund.
„Wie kann man damit zufrieden sein, nur das Notwendigste zu leisten? Würde es Sie umbringen, für die Gesellschaft von Nutzen zu sein?“, donnert er. Dann lehnt er sich seitlich gegen den Handgriff und starrt mich verächtlich an.
Würde es ihn umbringen, nicht so unausstehlich zu sein? Mit einem Mal habe ich Miryus Gesicht vor Augen und frage mich, ob der Aufseher den Mumm hätte, so mit ihr zu reden. Wohl kaum! Ich versuche, seinen Blick zu ignorieren, und erinnere mich zurück an meine Begegnung mit Miryu heute Morgen. Von wem erwartet sie Post? Von ihrer entfremdeten Familie? Oder von einem Ex, der noch in Snowglobe lebt?
„Strengt euch an!“, brüllt der Aufseher. Endlich dreht er sich um und marschiert davon. „Wenn ihr so weitermacht, können wir nicht mal den Streamingdienst bezahlen!“
Bei dieser Drohung geht ein Stöhnen durch die Menge, aber sie erzielt die gewünschte Wirkung. Alle ziehen das Tempo an und bewegen sich schneller.
Der größte Teil des Stroms, der von Arbeitskräften wie uns in der offenen Welt produziert wird, geht nach Snowglobe, wo er das Leben aller sichert, die in der Megastadt unter der Kuppel leben. Im Gegenzug teilen sie mit uns ihr Leben in Form von Realityshows.
Das Surren und Vibrieren des Hauptmotors verstärkt sich, und es dauert nicht lange, bis meine schweißnasse Thermokleidung an mir klebt.
„Leute, vor ein paar Generationen war noch die Grubentoilette die Norm.“ Die verstärkte Stimme des Aufsehers ertönt diesmal vom zweiten Stock. Jetzt geht das wieder los, denke ich. Ich hefte den Blick auf den Bildschirm und drehe die Lautstärke auf.
Da in zwei Tagen Weihnachten ist, läuft auf Kanal 60 jede Weihnachtsepisode von Goh Around. In der aktuellen Folge spielt die vierjährige Haeri wortlos mit ihrer Puppe. Ein Diamantarmband schmückt ihr winziges Handgelenk, und neben ihr sitzt ihre Mama. Sie sieht ihr zu und fragt, ob ihr das Armband gefällt, das sie zu Weihnachten bekommen hat. Haeri antwortet nicht. Sie scheint ihre Mutter nicht mal zu hören.
Ich kenne die Folge schon. Vor ein paar Monaten hatte sie an Halloween jemanden in einem Geisterkostüm gesehen, und der Schreck löste einen epileptischen Anfall aus. Seither ist sie stumm. Obwohl ich weiß, dass sie bis zum Frühling wieder spricht und lächelt, bricht mir bei diesen Folgen jedes Mal das Herz.
Die Kamera zoomt auf Haeris engelsgleiches Gesicht.
„Das Grubenklo war der Albtraum aller Kinder“, dringt die Stimme des Aufsehers durch meine Kopfhörer und legt sich wie ein absurder Begleitkommentar über die Szene auf meinem Bildschirm. „Aus gutem Grund! Wisst ihr, wie viele Leute in diese Gruben gestürzt sind, wenn sie nachts rausmussten?“
Auch wenn ich nicht gerade zimperlich bin, ist es schon ziemlich irritierend, derart grob in eine Welt mit Grubentoiletten verfrachtet zu werden, während mein Blick auf Haeris traumhaftem Leben ruht. Ohne mein Zutun blitzt das Bild der verschlossenen Grube bei uns zu Hause vor meinen Augen auf. Im Hintergrund faselt der Aufseher weiter. Er hört nie auf.
„Wie hätte es euch gefallen, mit heruntergelassener Hose bei Minus fünfundvierzig Grad über dem dampfenden Loch zu hocken? Hättet ihr euch den Arsch abgefroren?“
In Zeiten vor dem elektromagnetischen Speicher war Strom ein extrem seltenes Luxusgut. Wer darauf keinen Zugriff hatte, der konnte nicht verhindern, dass die Rohre einfroren oder platzten. Innentoiletten waren für die allgemeine Bevölkerung etwas, wovon sie nur träumen konnten.
„Was für eine Zeit, in der wir leben!“, brüllt der Aufseher. Er holt einen Apfel aus der Westentasche und führt ihn bis kurz vor seine Lippen. „Habt ihr eine Ahnung, was für ein Glück wir haben?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, beißt er in das Obst.
Jeden Tag bekommen wir eine Ration frisches Obst und Gemüse, das im Treibhaus des Kraftwerks wächst. Die Kosten für das Treibhaus werden natürlich von unserem Lohn abgezogen. Zum Mittagessen haben wir heute genau ein Achtel von einem Apfel erhalten. Anders als der Aufseher, wie’s aussieht.
„Glück? Ha! Der hat doch unser Glück für sich allein gepachtet. Einen ganzen Apfel nur für sich!“, brummt Mama in ihrem Rad neben meinem. Sie sieht sich kurz um, dann beugt sie sich zu mir. „Stimmt es, was Ongi mir erzählt hat?“, flüstert sie. „Du hast mit der Frau gesprochen?“
Sie redet von Miryu. Die Frau. Das Monster. Das Miststück. Nur ein paar der Spitznamen, mit denen die Leute sie belegen, damit sie ihren wahren, verachtungswürdigen Namen nicht aussprechen müssen.
„Ja“, sage ich bemüht gelassen. „Es war nichts weiter. Herr Jaeri wollte sie nicht in den Bus lassen, also hat sie mich gebeten, in der Post zu fragen, ob ihr jemand etwas geschickt hat.“
Mama schnappt nach Luft und reißt alarmiert die Augen auf.
„Liebes“, haucht sie. „Hast du eine Ahnung, wie gefährlich diese Frau ist?“
Sie sieht aus, als würde sie gleich nach meiner Fernbedienung greifen und Die Mörderin von nebenan einschalten. Zu Hause ist die Serie verboten, weil sie so skandalös und brutal ist, was meine Mutter für Heranwachsende unangemessen findet. Sie weiß nicht, dass Ongi und ich bereits insgeheim während der Winterferien in der neunten Klasse alle Folgen gesehen haben – Staffel eins bis sieben –, während sie auf Arbeit war und Oma ihr Nickerchen gehalten hat.
„Ich weiß, Mama.“ Ich muss an den ausdruckslosen Blick in Miryus Gesicht denken, während sie in einer Folge mit der Waffe auf den Mann gezielt hat, in den sie sich Hals über Kopf verliebt hatte. Wie kann man so etwas tun? Was ging ihr dabei durch den Kopf? Ich weiß, dass Mama mich umbringen würde, wenn sie meine Gedanken lesen könnte, aber ich kann nicht anders – die Fragen kochen von ganz allein hoch.
Es geht mir auch nicht nur um Miryu. Was hätte ich getan, wäre ich ihre Regisseurin gewesen? Wie hätte ich eine Schauspielerin wie Miryu behandelt? Welche Entscheidungen hätte ich getroffen – nicht nur als Regisseurin, sondern als Mensch? Hätte ich weiterhin an einer Show voller Verrat und Mord gearbeitet? Was auch immer man davon halten mag: Die Einschaltquoten der Serie sind noch Jahre nach der letzten Folge ungebrochen.
Das Bild in meinem Kopf wechselt zu einem von Miryus berühmten Regisseuren: Cha Guibahng. Zu dem Moment, an dem er die National Medal of Arts für ihre Show entgegennahm. Sein ernstes Gesicht wird von meinem überlagert, und mit einem Mal stehe ich vor den blitzenden Kameras mit dem goldenen, funkelnden Orden auf meiner Brust. Mein Puls beschleunigt sich, und ich spüre, wie mir frische Kraft in die Beine schießt, die das Rad bewegen. Bevor ich es merke, renne ich. Sprinte.
Eines Tages werde ich diesem Gefrierschrank entkommen, diesem Grab der Entbehrungen und der trostlosen Einförmigkeit. Ich werde nach Snowglobe gehen, wo meine Geschichte schon auf mich wartet – eine Geschichte, die nur ich allein zum Leben erwecken kann. In meinem Rad, das sich ziellos dreht, sehe ich mich schon dort.
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