Sometimes It Lasts – Cage und Eva (Sea Breeze 5) — Inhalt
Als Cage York endlich das lang ersehnte Sportstipendium bekommt, erkrankt Evas Vater so schwer, dass sie Cage nicht ans College in Tennessee begleiten kann. Er stimmt nur zögerlich einer Fernbeziehung zu – und erliegt schon bald einer gefährlichen Versuchung. Nachdem Eva einige Fotos zu Gesicht bekommt, auf denen Cage sich wie der Bad Boy benimmt, der er einmal war, bricht eine Welt für sie zusammen ...
Leseprobe zu „Sometimes It Lasts – Cage und Eva (Sea Breeze 5)“
Prolog
Ich stand auf dem Podest vorn in der Kirche und sah in die feierlichen Gesichter meiner Familie und Freunde. Eigentlich fand ich es schrecklich, hier oben ihren Blicken ausgesetzt zu sein. Viel lieber hätte ich mich neben dem Sarg vor mir ganz klein zusammengerollt und wie ein Baby losgeheult. Mir kam alles so unfair vor, zumal ich es ja nicht zum ersten Mal durchmachte: Schon einmal hatte ich vor einer Menge tränenüberströmter Gesichter gestanden und über den Mann gesprochen, den ich geliebt hatte und der mir genommen worden war.
Nun stand ich [...]
Prolog
Ich stand auf dem Podest vorn in der Kirche und sah in die feierlichen Gesichter meiner Familie und Freunde. Eigentlich fand ich es schrecklich, hier oben ihren Blicken ausgesetzt zu sein. Viel lieber hätte ich mich neben dem Sarg vor mir ganz klein zusammengerollt und wie ein Baby losgeheult. Mir kam alles so unfair vor, zumal ich es ja nicht zum ersten Mal durchmachte: Schon einmal hatte ich vor einer Menge tränenüberströmter Gesichter gestanden und über den Mann gesprochen, den ich geliebt hatte und der mir genommen worden war.
Nun stand ich wieder hier und sollte etwas über den Verstorbenen erzählen. Über den, dem ich mein Leben anvertraut hatte. Über den, an dessen Schulter ich mich ausgeweint und der mir beigestanden hatte, als ich herausfand, dass ich bald allein ein Kind großziehen müsste. Über den, der mich ganz bestimmt nie im Stich gelassen hätte. Nun gab es ihn nicht mehr.
Ich sah zu Jeremy, der mich, angetan mit Anzug und Krawatte, genau beobachtete. Ihn hatte ich zum Glück noch. Er nickte mir stumm zu, und ich wusste, er würde zu mir hochkommen und mir bei meiner Trauerrede die Hand halten, wenn ich ihn darum bat. Als ich zu sprechen anfing, hielt ich den Blick auf ihn gerichtet, denn das würde mir die nötige Kraft geben fortzufahren.
„Mit dem Verlust geliebter Menschen rechnet man im Leben ja nie und damit, vor Freunden und der Familie stehen und über jemanden reden zu müssen, der sein Ein und Alles war. Doch leider passiert so was nun einmal. Es tut weh. Und es wirft einen jedes Mal wieder um.“ Ich verstummte und schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter. Jeremy machte einen Schritt auf mich zu, doch ich schüttelte den Kopf. Da musste ich jetzt allein durch.
„Eine Garantie auf ein Morgen gibt es nicht. Das hat mir mein Dad beigebracht, als ich klein war und nicht kapierte, warum meine Mom denn nicht wieder nach Hause kommt. Der Verlust des Mannes, mit dem ich alt werden wollte, hat mich daran wieder schmerzlich erinnert. Das Leben ist kurz.“ Ich senkte den Blick, denn ich konnte Jeremy nicht in die Augen sehen, während ich von Josh redete. Angesichts seines bekümmerten Blicks würden mir die Tränen in den Augen nur noch mehr brennen.
„Zum Glück durfte ich erleben, was bedingungslose Liebe ist, und das gleich zweimal in meinem Leben. Zwei Männer haben mich jeweils bis zu ihrem Todestag geliebt, und die Erinnerung an sie werde ich für den Rest meines Lebens im Herzen tragen. Ich hoffe nur, der Rest der Welt darf dieses Glück auch erfahren.“ Die Hintertüren der Kirche öffneten sich, und ich verstummte. Die Welt um mich herum bewegte sich wie in Zeitlupe.
Cage stand hinten in der Kirche, und unsere Blicke trafen sich. Ich hatte nicht erwartet, ihn heute zu sehen. Hatte überhaupt nicht erwartet, ihn je wiederzusehen. Ich war nicht bereit, mich mit ihm zu befassen. Und heute schon gar nicht.
Jeremy legte den Arm um mich und flüsterte mir etwas zu, doch ich bekam kein Wort davon mit, da mich der Mix an Gefühlen in Cages Augen völlig in Bann hielt. Es war Monate her, seit ich sein schmerzlich schönes Gesicht zum letzten Mal gesehen hatte. Und sogar noch länger, seit ich in seinen Armen gelegen hatte. Er war die größte Lüge meines Lebens gewesen. Dabei hatte ich ihn für den einen gehalten. Doch da hatte ich mich getäuscht, wie es sich herausstellte. Inzwischen wusste ich, dass man so einem Mann nur einmal im Leben begegnete und dass mit Josh auch meine Chance gestorben war, bedingungslos geliebt zu werden.
„Komm, setzen wir uns doch.“ Endlich verstand ich, was Jeremy sagte. Er machte sich Sorgen um mich. Doch das zog ich jetzt noch durch, davon ließ ich mich durch Cage Yorks Erscheinen nicht abhalten. Er hatte mich schon von so vielem abgehalten. Damit musste Schluss sein.
Ich räusperte mich und fuhr fort: „Kein Tag wird vergehen, an dem ich nicht an meinen Dad denke. Die Erinnerung an ihn werde ich immer fest in meinem Herzen tragen. Eines Tages werde ich meiner Tochter alles über ihren Großvater erzählen können. Was für ein guter Mann er war. Wie sehr er sie geliebt hätte. Ich werde nie mit dem Gefühl schlafen gehen müssen, keine Liebe empfangen zu haben, denn ich wurde von einem der großartigsten Männer geliebt, die ich je gekannt habe.“ Jeremy verfestigte seinen Griff um meine Taille. Ich warf einen Blick auf den Diamantring an meiner linken Hand, und mir wurde eng ums Herz. An dem Tag, an dem Jeremy mir den Ring an den Finger gesteckt hatte, war Daddy eine Last vom Herzen gefallen. Er hatte sich Sorgen gemacht, dass ich nach seinem Tod völlig auf mich allein gestellt sein würde. Diese Angst hatte Jeremy ihm genommen.
„Ich liebe dich, Daddy. Danke für alles“, flüsterte ich ins Mikrofon.
1. Kapitel
Cage
Vor sieben Monaten
Es war tatsächlich so weit. Ich würde einen Collegeabschluss machen. Dank meiner Leistungen im Baseballspiel hatte ich ein Vollstipendium ergattert. Zwar keines an einem der Top-Colleges, was Sport anging, aber immerhin an einem mit sehr hohem sportlichen Niveau. Das Blöde daran war nur, dass ich nach Tennessee ziehen musste. Eva musste unbedingt mitkommen – ich würde alles daransetzen, dass das klappte. Ihr Dad hielt zwar nicht so viel von mir, aber wenn Eva ihn darum bat, auf ein College in Tennessee gehen zu dürfen, würde er es bestimmt erlauben. Ich stürmte die Treppe zu unserer Wohnung hoch, denn ich konnte es gar nicht erwarten, sie zu sehen und ihr davon zu erzählen. Ich würde einen Collegeabschluss machen und eines Tages einen ordentlichen Beruf ausüben. Ich war gar nicht der Loser, den ihr Vater in mir sah.
Ich riss unsere Wohnungstür auf und entdeckte Eva an ihrem Flügel. Sofort hörte sie zu spielen auf und lächelte mich an. In diesem Augenblick hätte mein Leben nicht schöner sein können: Ich hatte meine Eva und würde uns beiden eine Zukunft geben können.
Nachdem sie mich kurz gemustert hatte, stand sie auf und rannte zu mir. „Es hat geklappt!“ Sie schlang die Arme um mich und strahlte mich an.
„Jepp, hat es!“ Ich zog sie an meine Brust und suchte ihren Mund. Sie war stolz auf mich. Verdammt, was für ein tolles Gefühl!
Nach einem ausgiebigen Kuss löste ich mich von ihr und sah ihr in die Augen. Ich liebte ihre Augen und die Art, wie sie vor Freude aufleuchteten. Na, und dass ich nun der Grund dafür war, machte das Ganze noch besser.
„Jetzt sag schon, wo denn?“, fragte sie.
„Am Hill State“, erwiderte ich. Aha, sie strahlte immer noch. Meine Befürchtung, es könnte ihr stinken, dass das College so weit weg war, und sie vielleicht nicht mit mir hinziehen wollte, war damit vom Tisch.
„Oh, Cage! Ich freue mich so für dich. Genau das willst du doch! Du hast es geschafft!“ Ich schob die Hände in ihre Haare und umfasste ihren Kopf.
„Nein, Eva, du bist genau das, was ich will! Durch mein Stipendium stelle ich lediglich sicher, dass ich so für dich sorgen kann, wie du es verdienst.“
Sie fuhr mit den Händen an meiner Brust hoch und verschränkte sie hinter meinem Hals. „Das ist ja echt süß, aber ich möchte, dass du das auch für dich selbst tust, nicht nur für mich. Schließlich hast du dir das schon gewünscht, da kannten wir uns noch gar nicht. Darauf arbeitest du schon seit Langem hin, vergiss das nicht.“
Es war erstaunlich, dass sie manchmal immer noch nicht schnallte, dass sie mein Leben auf den Kopf gestellt hatte und meine Beweggründe für alles, was ich tat, nun völlig andere waren als zuvor. Mein Leben war nun viel bedeutungsvoller. „Bei mir dreht sich alles nur um dich, Süße. Denk dran.“
Sie strich mit einem Finger an meiner Brust hinab, hielt an meiner gepiercten Brustwarze inne und spielte durch den Stoff des T-Shirts damit. „Hmmm, wenn du mich mit diesem Satz aus meinem Höschen locken willst, dann Gratulation, das ist dir gelungen!“
Ich schmunzelte, und sie griff nach dem Saum meines Shirts und schob es hoch, worauf ich die Arme hob. Sie zog es mir über den Kopf und warf es mit einem spitzbübischen Grinsen zu Boden. „Das werde ich niemals im Leben sattbekommen. Das weißt du doch, oder? Der Anblick deines durchtrainierten Körpers … und dazu diese Piercings … das ist einfach megascharf, Cage York!“
Als ich mir meine erste Brustwarze hatte piercen lassen, war das aus reinem Jux geschehen. Nie hätte ich mir träumen lassen, dass die brave kleine Eva derart darauf abfahren würde. Und nachdem sie das so heiß machte, hatte ich bei der anderen Brustwarze nicht mehr länger gezögert. Logisch, oder?
„Und ich kriege nie genug davon, wenn du mich ausziehst und dazu schmutziges Zeug redest!“ Ich hob sie hoch und trug sie in Richtung unseres Schlafzimmers, worauf sie kichernd ihre Zunge über meinen Nippel flattern ließ. Ich stöhnte auf. Ihre Klamotten mussten runter!
„Mir hat das neulich Abend auf der Bar übrigens gut gefallen“, meinte sie und warf einen Blick zur Küche zurück.
Das konnte sie haben! Statt zum Schlafzimmer weiterzugehen, nahm ich nun Kurs auf die Bar. Wenn sie es dort tun wollte, na bitte, kein Problem! „Was hat dir denn da am besten gefallen, hmm? Dass ich deine heiße, kleine Pussy geleckt habe oder dass ich mir deine Beine über die Schultern gelegt habe, bevor ich dich genommen habe?“
Eva erschauerte in meinen Armen und wand sich. „Beides. Auf jeden Fall beides!“
„Gut. Mir auch.“ Ich stellte sie auf den Küchenboden, zog ihr die Shorts herunter und riss ihr das T-Shirt vom Leib. Einen BH trug sie eh nicht, da eine unserer Regeln lautete: Zu Hause keine BHs und Slips! Lächelnd küsste ich sie auf eine ihrer harten Brustwarzen, bevor ich ihren Hals umfasste und mich wieder ihrem Mund widmete.
Diese Tennessee-Geschichte würde hinhauen. Ihr Vater konnte noch so schwarzsehen: Ich würde mich nicht als Evas größten Fehlgriff, sondern als ihrer Liebe würdig erweisen.
Eva
Ich lag in Cages Armen und beobachtete ihn im Schlaf. Nach einem wilden Quickie auf der Bar hatten wir alles Weitere ins Schlafzimmer verlegt, wo Cage plötzlich ganz lieb und sanft geworden war.
Er war so glücklich, und ich war stolz auf ihn. Er hatte sich so reingekniet und war sich trotzdem unsicher gewesen, ob seine Leistungen ausreichen würden. Ich dagegen hatte immer an ihn geglaubt.
Nachdem sein Blick nun nicht mehr ständig auf mir ruhte, kam ich ins Grübeln. Die Frage war ja, ob mich mein Dad bezuschussen würde, wenn ich Cage nach Tennessee folgte. Wenn nicht, konnte ich das Ganze nämlich vergessen, selbst wenn ich mir irgendwo einen Job suchte. Meinen Wunsch, zu Cage zu ziehen, hatte mein Dad unter Murren akzeptiert, aber mehr auch nicht. Einverstanden war er damit ganz und gar nicht, im Gegenteil: Er war fest davon überzeugt, dass mir Cage das Herz brechen würde.
Ich würde Dad ohne Cage besuchen und mit ihm reden müssen. Bis dahin erzählte ich Cage von meinen Sorgen mal lieber nichts. Er war noch so in Hochstimmung über seinen Erfolg, die wollte ich ihm nicht trüben. Er hatte sein Stipendium erhalten und konnte nach Tennessee. Wie ich dorthin gelangte, war mein Problem.
Ich drückte ihm einen Kuss auf die Schulter, bevor ich mich behutsam aus seinen Armen löste. Ich musste meinen Dad anrufen und ihn fragen, ob er am nächsten Tag mit mir Lunch haben wollte, wo wir in Ruhe über alles sprechen konnten. Er wollte doch, dass ich aufs College ging, und weiß der Himmel, vielleicht gefiel ihm die Idee ja.
Ich schloss die Schlafzimmertür leise hinter mir und ging nach draußen, damit Cage auch ja nicht aufwachte und mich hörte. Nervös stand ich unter dem direkt am Strand gelegenen Stelzengebäude, in dem wir eine Wohnung bewohnten, und versuchte, mich ganz auf die Wellen und die Schönheit des Meeres zu konzentrieren.
„Wurde auch Zeit, dass du dich mal wieder bei deinem Daddy meldest!“, lautete die ruppige Begrüßung meines Vaters. Dabei hatten wir gerade erst vor zwei Tagen telefoniert! So viel dazu, dass ich mich selten meldete. Doch darüber jammerte er wohl einfach gern.
„Hallo, Daddy. Na, wie geht’s dir?“, fragte ich zunächst, so wie immer. Nun, da ich mit Cage in Sea Breeze wohnte, hatte ich zum Landleben Abstand gewonnen. Wie Dad wohl klarkam, jetzt da ich und Jeremy nicht mehr nach ihm sahen? Direkt alt war er zwar nicht, der Jüngste andererseits auch nicht mehr. Die Vorstellung, dass er ganz allein war, gefiel mir gar nicht.
„Gut. Big Boy hat’s nun doch dahingerafft. Das hat mich den ganzen gestrigen Tag in Atem gehalten. Na, und nun muss ich zur nächsten Viehauktion und für Ersatz sorgen. Eigentlich wird es Zeit, dass ich das Ganze hier verscherble.“
Big Boy war ein Bulle, und zwar ein sehr alter, der schon seit Monaten krank gewesen war. Josh und ich hatten ihn vor Jahren bei einer der Auktionen ausgesucht, zu denen wir Daddy immer begleitet hatten. Dad wusste, dass ich an allen Dingen hing, die mit Josh in Zusammenhang standen, weshalb er den Bullen nicht verkauft hatte. Nach Joshs Tod war der Bulle sogar noch wichtiger geworden. Nun spürte ich ein leises Bedauern, dass ich nicht dabei gewesen war, als Big Boy das Zeitliche gesegnet hatte.
„Er hatte ein langes, erfülltes Leben“, tröstete ich meinen Dad, doch eigentlich sagte ich es mehr zu mir selbst. Mit dem Thema „Tod“ hatte ich immer noch meine Schwierigkeiten. Die Angst, ich könnte eine weitere geliebte Person verlieren, ließ mich nicht los.
„Ja, das stimmt“, war Dads einzige Antwort. „Na, und wie läuft’s bei dir, Kleines? Behandelt dich der Bursche auch immer gut?“
Es war meinem Dad sehr schwergefallen, mich mit Cage ziehen zu lassen. Er glaubte nicht, dass Cage der Mann meines Lebens war, und traute ihm nicht über den Weg. Was mir wehtat, da ich wollte, dass er Cage genauso liebte wie ich. Aber Daddy war davon überzeugt, Cage sei kein Mann, der bleibe.
„Es läuft alles ganz wunderbar. Bald habe ich meine Abschlussprüfungen, und dann freue ich mich auf den Sommer“, erwiderte ich aufrichtig. Dad war so glücklich gewesen, als ich ihm eröffnet hatte, ich würde nach meinem Abschluss auf dem kleinen Community College hier auf die South Alabama University gehen wollen. Welches Fach ich studieren wollte, war mir allerdings noch nicht ganz klar. Eigentlich hatte ich mein Leben schon genau geplant gehabt, doch dann hatte sich mit Joshs Tod alles geändert.
„Jeremy kommt in zwei Wochen nach Hause. Letzte Woche hat er hier vorbeigeschaut und gefragt, ob er den Sommer über bei mir arbeiten könnte.“
Mir fiel ein Stein vom Herzen. Jeremy würde Dad eine große Hilfe sein. „Oh, das finde ich gut! Dann brauchst du dich dieses Jahr gar nicht anderweitig zu kümmern.“
„Richtig, der Junge kann ordentlich zupacken. Ein guter Mann“, sagte Dad. Eine reine Feststellung war das nicht. Mir war schon klar, was er mir damit durch die Blume zu verstehen geben wollte, doch ich ignorierte es einfach. Ich würde Jeremy nie auf die Weise lieben können, wie ich seinen Zwillingsbruder Josh geliebt hatte. Josh Beasley war meine Welt gewesen. Jeremy dagegen war ein guter Freund.
„Ich hatte gehofft, ich könnte dich diese Woche irgendwann mal besuchen kommen und dir was zu Mittag kochen.“ Ich wollte endlich auf den Punkt kommen und gleichzeitig das Thema wechseln.
„Und ich habe mich schon gewundert, ob du mich das je fragen würdest. Ich vermisse deine leckeren Buttermilchbrötchen“, erwiderte Daddy.
Ich lächelte, und mein Herz zog sich zusammen. Ich liebte meinen Dad und vermisste ihn manchmal wirklich sehr. Dabei war ich mit dem Auto in gerade mal einer Stunde bei ihm. „Wie wär’s mit Donnerstag?“, fragte ich. Je früher, desto lieber, denn lang konnte ich Cage meine Sorgen nicht verheimlichen. Das Thema musste möglichst schnell vom Tisch.
„Klingt gut. Am Donnerstag ist Jeremy auch hier. Denn er hat keinen Unterricht mehr und kommt daher zu einem langen Wochenende heim. Am Freitag will er mich auf die Viehauktion begleiten.“
Super, das passte doch gut. Jeremy würde mir zur Seite stehen.
„Ja okay. Dann bis Donnerstag, Daddy. Ich liebe dich!“
„Ich liebe dich auch, Kleines“, sagte er und legte auf.
Ich steckte mein Handy in die Tasche zurück und beobachtete das Wellenspiel. Alles würde gut. Mit Jeremys Hilfe würde ich meinen Dad davon überzeugen können, dass es richtig war, mit Cage nach Tennessee zu gehen. Ich würde meinen Daddy sehr vermissen – keine Frage! –, aber eine Trennung von Cage würde ich nicht überleben. Ohne ihn konnte ich nicht sein. Das hatte Vorrang.
„Alles okay mit dir?“, erschreckte mich eine Stimme, und als ich herumwirbelte, entdeckte ich Low hinter mir. Sie sah besorgt aus. Willow war Cages beste Freundin. Er nannte sie einfach Low, und alle anderen taten es inzwischen auch. Von meinem Problem erzählte ich ihr mal lieber nichts. Ich vertraute ihr, doch Cage ging ihr über alles, das wusste ich.
„Ja klar, ich genieße nur gerade den Ausblick“, erwiderte ich also.
Low wirkte nicht überzeugt, aber sie lächelte. Ihr langes, rotes Haar tanzte in der Brise, und ich wurde wieder einmal daran erinnert, dass ich stinkeifersüchtig auf sie sein würde, wenn sie nicht mit Marcus Hardy verheiratet gewesen wäre, Cages ehemaligem Mitbewohner. Ich hatte nicht mitbekommen, wie Marcus und Willow sich kennengelernt hatten, aber anscheinend war es so eine Art Liebe auf den ersten Blick gewesen. Cage hatte Low noch umzustimmen versucht, doch gegen Lows Liebe zu Marcus war er machtlos gewesen.
„Hab gedacht, ich schau mal bei euch vorbei und frage, ob ihr nicht Lust habt, heute Abend zum Essen zu uns zu kommen. Preston und Amanda werden auch da sein. Marcus und Preston waren dieses Wochenende beim Tiefseefischen und haben einen Haufen Fische mitgebracht. Die wollen wir braten und würden uns freuen, wenn ihr auch kommen würdet.“ Ich wusste, Cage würde das Zusammensein mit all seinen Freunden genießen. In letzter Zeit war er so mit seinem Baseballspiel beschäftigt gewesen, dass er nur Preston Drake zu Gesicht bekommen hatte, der in seinem Team spielte. Preston hatte ihn irgendwann seinen Freunden vorgestellt, und seitdem gehörte Cage auch zu diesem Freundeskreis. Es waren Prestons Kumpel gewesen, und als er und Cage sich kennengelernt hatten, war Marcus auf sein Betreiben hin mit Cage zusammengezogen.
„Ja, gern! Kann ich was mitbringen?“
„Cage kriegt sich ja gar nicht mehr ein wegen deiner Buttermilchbrötchen. Könntest du die backen und dazu noch diesen Schokokuchen, den du vor ein paar Monaten schon mal mitgebracht hast?“
Lächelnd nickte ich. „Kein Ding!“
Low warf einen Blick zu der Treppe, die zu unserer Wohnung führte. „Und es ist auch sicher alles okay? Ich weiß, Cage kann manchmal schwierig sein, aber sein Herz sitzt am rechten Fleck, und er liebt dich.“
Ich schüttelte den Kopf und hoffte, Low würde nicht weiterbohren. Sie spürte, dass ich neben der Spur war, aber das lag nicht an Cage. Er war perfekt.
„Cage ist wunderbar, und mir geht’s gut. Ich habe nur gerade mit meinem Dad telefoniert. Wegen der Collegegebühren fürs nächste Jahr. Solche Sachen.“
Low schien sich ein wenig zu entspannen. „Okay, gut. Ich meine ja nur … Ich glaube, ohne dich wäre Cage verloren. Seitdem er dich kennt, ist er wie ausgewechselt. Er verehrt den Boden, auf dem du wandelst, und ich möchte auf keinen Fall, dass er Mist baut. Manchmal trifft er bescheuerte Entscheidungen, dabei meint er es nur gut.“
Augenblicke wie diese erinnerten mich daran, dass Low für Cage Familie war. Im Grunde hatte er nur sie. Sie war nicht älter als er, doch verteidigte sie ihn wie eine ältere Schwester. Ich mochte sie dadurch umso mehr. „Ich liebe ihn. Für immer und ewig“, versicherte ich ihr.
Low grinste. „Gut. Sorry, falls ich ein wenig gluckenhaft rübergekommen sein sollte.“
„Etwas anderes hätte ich nie erwartet. Ich bin ja froh, dass er dich hat.“
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