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Stay with me (King City High 2) Stay with me (King City High 2) - eBook-Ausgabe

Jessica Cunsolo
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Die besten deutschen Wattpad-Bücher

— Dramatische High School-Romance mit Found Family-Vibes und düsterem Geheimnis
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Stay with me (King City High 2) — Inhalt

Die Ruhe vor dem Sturm … wird ihr Geheimnis ihre Liebe zerstören? Dramatische, rasante Young Adult-Romance für Fans von Leonie Lastella und Ayla Dade 

Amelia will in den Winterferien zusammen mit ihren Freunden verreisen, um sich von den dramatischen Ereignissen des letzten Schuljahres zu erholen. Leider läuft es nicht so, wie geplant, denn verletzte Gefühle und Missverständnisse stellen die Freundschaft auf die Probe. Als wäre das nicht schon genug, holt Aidens Vergangenheit ihn ein und bringt ihn in große Gefahr. Und auch Amelias Geheimnis lastet schwer auf ihr – in nicht einmal einem Monat soll sie in eine neue Stadt ziehen, und dafür muss sie alle Verbindungen kappen … 

€ 15,00 [D], € 15,50 [A]
Erschienen am 29.08.2024
Übersetzt von: Mina E. Fischer
304 Seiten, Klappenbroschur
EAN 978-3-492-50816-2
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€ 9,99 [D], € 9,99 [A]
Erschienen am 29.08.2024
Übersetzt von: Mina E. Fischer
304 Seiten
EAN 978-3-377-90182-8
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Leseprobe zu „Stay with me (King City High 2)“

Prolog

Manchmal erlaubt sich das Leben einen Spaß mit dir. Vielleicht wirken Leute wie ich langweilig, also denkt sich das Leben gelegentlich: Hey, warum nicht ein wenig Amelia ärgern? Das könnte lustig sein, oder?

Und dann sagen die Freunde des Lebens, das Drama, der Schmerz, die Ungewissheit und die unglücklichen Zufälle: Klar, Alter! Wir stehen hinter dir. Sieh dir den Shitstorm an, den wir verursachen können.

Und sie machen sich an die Arbeit, mischen sich dort ein, wo sie nichts zu suchen haben, und stiften Unruhe. Sitzen mit kalten Bieren in der Hand [...]

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Prolog

Manchmal erlaubt sich das Leben einen Spaß mit dir. Vielleicht wirken Leute wie ich langweilig, also denkt sich das Leben gelegentlich: Hey, warum nicht ein wenig Amelia ärgern? Das könnte lustig sein, oder?

Und dann sagen die Freunde des Lebens, das Drama, der Schmerz, die Ungewissheit und die unglücklichen Zufälle: Klar, Alter! Wir stehen hinter dir. Sieh dir den Shitstorm an, den wir verursachen können.

Und sie machen sich an die Arbeit, mischen sich dort ein, wo sie nichts zu suchen haben, und stiften Unruhe. Sitzen mit kalten Bieren in der Hand und einigen Pizzaschachteln, die sie sich teilen, herum und lachen sich kaputt.

Zumindest stelle ich mir das so vor, denn manchmal kommt es mir so vor, als wäre meine Zeit hier auf der Erde nur eine einzige lange Abfolge von „Mal sehen, wie wir Amelia heute verarschen können!“.

Da draußen ist ein Mann, der mich umbringen will: Tony. Er hat im Namen der Rache andere Menschen versehrt und getötet. Und ich sorge mich sehr um jemanden, den ich unweigerlich am Ende verletzen werde – jemanden, der entdeckt hat, dass er von Anfang an belogen wurde und dann prompt wegen Mordes an seinem Stiefvater verhaftet wurde. Seit Greg aus dem Gefängnis entlassen wurde, hat er befürchtet, dass er seinen Brüdern etwas antun würde. Aiden ist kein Mörder, er ist nicht fähig, so etwas zu tun. Oder etwa doch? Er passt leidenschaftlich auf die auf, die er liebt. Er würde alles tun, um seine Brüder zu schützen … aber Mord?

Aiden hasst Greg aus tiefstem Herzen – ich bin mir ziemlich sicher, dass er Aiden als Kind misshandelt hat. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Aiden ihn umbringen und dann zu mir nach Hause kommen würde, um Filme zu schauen, als wäre es ein ganz normaler Tag.

Warum glaubt die Polizei, dass Aiden es war? Er war die ganze Nacht bei mir, und davor hat er Zeit mit Mason verbracht … oder? Wann ist Greg eigentlich gestorben? Er ist gerade erst entlassen worden – würde er nicht Zeit mit seinem Sohn Ryan verbringen wollen, anstatt sich um Aiden zu kümmern?

Ryan.

Ich frage mich, ob Aidens Stiefbruder schon vom Tod seines Vaters gehört hat. Ich frage mich, ob er gehört hat, dass Aiden für Gregs Mord verhaftet wurde. Ryan hasst Aiden dafür, dass er Aiden ist. Ich möchte nicht wissen, was er tun wird, wenn er denkt, dass Aiden für den Tod seines Vaters verantwortlich ist. Zuvor war das nur eine kleine Rivalität, aber jetzt ist jemand tot, und Aiden sitzt im Gefängnis und wird des Mordes beschuldigt.

Ich darf Aiden nicht verlieren. Nicht jetzt, nicht wenn er mir so viel bedeutet. Alle hier in King City bedeuten mir viel. Alle meine Freunde sind Menschen, von denen ich nie gedacht hätte, dass ich sie jemals in meinem Leben haben würde; Menschen, die mir das Gefühl geben, dass ich dazugehöre, dass ich eine Familie habe. Ich kann nicht zulassen, dass mir das irgendjemand wegnimmt, nicht Ryan, nicht Tony und auch nicht die Polizei.


1

Auf dem Polizeirevier herrscht reger Betrieb. Überall befinden sich Männer und Frauen in Uniform, die entweder herumlaufen, als wären sie gerade mit einer wichtigen Aufgabe beschäftigt, oder herumstehen und reden, als hätten sie alle Zeit der Welt. Die Luft riecht nach einer seltsamen Mischung aus Desinfektionsmittel und Schmutz, und das unablässige Klingeln eines Telefons dröhnt in meinem Kopf. Wir sitzen hier schon seit Stunden. Niemand hat uns irgendetwas mitgeteilt. Die einzige Interaktion zwischen uns und den Beamten bestand darin, dass sie uns gelegentlich anfunkelten, weil wir praktisch den gesamten Wartebereich einnehmen.

Ich hasse Polizeireviere. Ich war im letzten Jahr in vielen, und es wird nie besser – die Angst geht nie weg und auch nicht das tiefe Grauen, das mitten in meiner Brust sitzt. Polizeireviere erinnern mich an Tony, und jede Person, die ein Beamter in Handschellen an uns vorbeiführt, lässt mich erschaudern. Der einzige Grund, warum ich wie angewurzelt auf meinem Sitz klebe, anstatt so schnell wie möglich von hier zu fliehen, ist Aiden.

Nach der Festnahme holten Julian, Mason und Annalisa die Zwillinge aus dem Haus ihres Freundes, wie Aiden es verlangt hatte, und brachten sie zu Julian, damit seine Mutter auf sie aufpassen konnte. Alle anderen kamen zur Polizeiwache. Auch Julian tauchte etwas später mit Annalisa und seinem Vater Vince auf. Julian hat seine Größe und seine breiten Schultern eindeutig von seinem Vater geerbt. Vince hat ein strenges Gesicht und eine souveräne Ausstrahlung, die ihn vertrauenswürdig erscheinen lässt. Natürlich hat Julian seinen Vater um Hilfe gebeten, denn wir brauchen einen verantwortungsvollen Erwachsenen, und Aiden hat keinen anderen, an den er sich wenden kann. Außerdem ist Aiden mehr oder weniger mit Julian aufgewachsen.

Kurz nachdem Vince aufgetaucht war, kam auch Mason mit seinem Vater Brian. Die Erwachsenen gingen zur Polizei hinein, um sich über Aiden zu unterhalten, während der Rest von uns besorgt in dem kleinen Empfangsbereich saß.

Auch Mason hat sein gutes Aussehen von seinem Vater geerbt. Ihre dunklen Haare und ihre gebräunte, olivfarbene Haut sind fast identisch, doch Brian ist ein bisschen kleiner als sein Sohn. Außerdem fehlt Brians dunklen Augen dieser Funke eines Schalks, den Masons Augen oft versprühen – aber das hier ist ja auch keine glückliche Situation.

Während die beiden Väter mit den Polizisten reden, sitze ich aufrecht da. Aufmerksam beobachte ich sie. Es sieht nicht so aus, als würde es gut laufen. Brian fährt sich mit der Hand durchs Haar, wie auch Mason es tut, wenn er frustriert ist. Der goldene Ehering glänzt und steht im Kontrast zu seinem dunklen Haar. Mein Herzschlag hat sich nicht verlangsamt, seit wir uns hingesetzt haben.

Nach einer Weile wird Vince von einigen Beamten nach hinten geführt, während Brian sich zu uns setzt.

„Was ist los?“, fragt Mason seinen Vater.

„Sie haben Aiden im Moment in Gewahrsam. Ihm fehlen noch ein paar Wochen bis zur Volljährigkeit, also können sie ihn nicht ohne die Anwesenheit eines geeigneten Erwachsenen und eines Sozialarbeiters befragen. Wir versuchen herauszufinden, wer genau das sein könnte“, erklärt Brian, holt sein Handy heraus und geht einige Kontakte durch.

„Aber ohne Anwalt dürfen sie ihn nicht verhören! Sollten wir ihm nicht lieber einen Anwalt besorgen?“, ruft Annalisa.

„Er braucht keinen Anwalt. Er hat nichts getan!“, verteidigt Noah Aiden. „Er hat ungefähr sieben Alibis! Acht, wenn man den Typen mitzählt, der in der Pizzeria am Tresen arbeitet!“

Brian ignoriert Noah und steht auf. „Ich rufe jetzt einen Anwalt an. Hoffentlich ist er bald da.“

Und damit geht er weg, um einen ruhigen Ort für sein Telefonat zu finden, und überlässt uns unseren unproduktiven Sorgen.

Eine halbe Stunde später betritt ein professionell aussehender Mann in einem gebügelten Anzug das Polizeirevier, und Brian steht auf, um ihm die Hand zu schütteln. Sie sprechen mit einigen Beamten, die dann den Mann, von dem ich annehme, dass er Aidens Anwalt ist, in ein Hinterzimmer drängen.

Charlotte sitzt neben Chase. Leise unterhalten sie sich miteinander. Annalisa starrt jeden auf dem Polizeirevier an und sieht aus, als würde sie sich sehr bemühen, niemanden zu schlagen, der sie schief ansieht. Julian steht neben ihr und spricht mit Mason und Brian darüber, was mit Aiden passieren könnte und was wohl im Hintergrund vor sich geht. Noah sitzt neben mir, sein Fuß klopft schnell und unaufhörlich auf den Boden. Das Geräusch macht mich langsam verrückt.

Seit ich nach King City gezogen bin, hatte ich das Glück, all diese unglaublichen Menschen kennenzulernen – Freunde, die für mich wie eine Familie geworden sind. Ich hatte noch nie Freunde, die einem den Rücken frei halten, egal was passiert, und die auch in schwierigen Zeiten zu einem halten. An einem Freitagabend sitzen wir alle in einer Polizeistation, anstatt uns zu amüsieren, und das alles nur, weil wir uns umeinander und um Aiden sorgen.

Ich bin zwar dankbar, dass ich meine Freunde habe, aber ich hasse es, dass ich in einem unbequemen Stuhl in einem beigen Raum mit schrecklicher Beleuchtung festsitze, unfähig, irgendetwas anderes zu tun, als zu versuchen, die Angst und die Sorgen, die sich in meinem Magen bemerkbar machen, zu ignorieren.

Nach einer Weile halte ich es nicht mehr aus und schlage mit meiner Hand auf Noahs Oberschenkel. „Hör auf!“, schnauze ich ihn an.

„Ich weiß, dass ich unwiderstehlich bin, Amelia, aber jetzt ist weder die Zeit noch der Ort dafür, übermütig zu werden“, sagt Noah.

Ich ziehe meine Hand zurück. Im Augenblick habe ich keine Lust auf seine Noah-Art. Sein Fuß hat aufgehört, unaufhörlich zu klopfen, aber ich fühle mich nicht besser. Warum dauert das so lange? Aiden hat nichts getan. All das hätte schon längst geklärt sein müssen. Oder etwa nicht?

Die Minuten vergehen schmerzhaft langsam. Charlottes strenge Eltern rufen an, und dann kommt ihr älterer Bruder, um sie und Chase abzuholen, der selbst besorgte Eltern hat, zu denen er nach Hause kommen soll. Wir versprechen, dass wir beide auf dem Laufenden halten werden.

Wie lange sind wir jetzt schon hier? Seit Stunden? Es ist schon nach zehn. Warum ist auf dem Polizeirevier nicht weniger los? Das Telefon hat nicht aufgehört zu klingeln. Ich bin kurz davor, jedes einzelne Telefon von seiner Schnur zu reißen und sie alle aus dem Fenster zu schmeißen. Das letzte Mal, dass ich so lange auf einem Polizeirevier war, war, als Tony mich zum dritten Mal gefunden hatte und ich vom Krankenhaus zum Revier hatte gehen müssen, um meine Aussage zu machen, was natürlich nutzlos war. Er ist immer noch da draußen und sucht nach mir. Und genau wie in jener Nacht setzt meine Fluchtreaktion ein – ich möchte so weit wie möglich von hier weglaufen, aber ich würde Aiden niemals zurücklassen.

Es ist kurz nach elf Uhr, als der Anwalt und Vince wieder herauskommen, leider ohne Aiden. Brian geht rüber und beginnt mit den anderen Männern zu reden. Kerzengerade und gespannt sitzen wir da, um das Gespräch mitzuhören. Die Väter unterhalten sich eine Weile mit einigen der Polizisten, dann gehen der Anwalt und Brian mit zwei anderen Beamten weg. Verwirrt schauen wir hinterher.

Vince kommt zu uns herüber. Er sieht müde aus, aber weniger frustriert, was hoffentlich ein gutes Zeichen ist. Als er sich uns nähert, stehen wir auf.

„Sie werden Aiden über Nacht festhalten“, sagt Vince, noch ehe sich jemand von uns erkundigen kann, „während sie sein Alibi überprüfen.“

„Sind wir nicht sein Alibi?“, fragt Julian.

Julians Vater bittet uns, zum Rand des kleinen Wartebereichs hinüberzugehen, wo wir uns von den anderen Anwesenden ungestört unterhalten können.

„Wir wissen jetzt Folgendes: Gregs Leiche wurde tot vor Aidens Haus gefunden. Er war ziemlich übel zugerichtet. Sie haben Aidens Handy am Tatort gefunden. Im Moment geht die Polizei von einem Todeszeitpunkt gegen sechs Uhr abends aus. Aiden befand sich seit halb fünf bei Mason zu Hause. Sie waren dort, bis sie gegen zehn vor sieben die Pizza abgeholt haben. Dann sind sie direkt zu Amelias gefahren. Die Überwachungsvideos der Kameras vor Masons Haus können beweisen, dass die Zeit stimmt, zu der er das Haus verlassen hat. Brian ist gerade losgefahren, um der Polizei die Bänder zu besorgen, damit Aiden entlastet wird.“

Fassungslos sehen wir uns an. Gregs Leiche wurde vor Aidens Haus gefunden? Mit Aidens Mobiltelefon?

„Sein Handy? Ich weiß ganz sicher, dass er sein Handy bei Amelia dabeihatte“, mischt sich Mason ein.

„Sein altes Telefon. Erinnerst du dich, er hat es vor ein paar Wochen auf der Pi…, in der Schule verloren.“ Mein peinliches Vertuschen ist überhaupt nicht cool, aber ich werde niemanden verpetzen, indem ich vor den Eltern „Piste“ sage.

„Wie ist Aidens Handy am Tatort gelandet?“, fragt Annalisa, obwohl niemand von uns die Antwort kennt.

„Das ist nicht wichtig. Wie ist die Leiche von Aidens verhasstem Stiefvater vor seinem Haus gelandet? Wurde sie dorthin gebracht?“, überlegt Julian.

Vince reibt sich die Augen. Ich bezweifle ernsthaft, dass er jemals daran gedacht hat, dass Vater zu sein bedeutet, sich mit einer Mordanklage auseinandersetzen zu müssen. „Die Gerichtsmedizin hat festgestellt, dass es der Tatort war, was bedeutet, dass Greg vor Aidens Haus gestorben ist.“

„Das sieht nicht gut aus für unseren Jungen.“ Noah verzieht das Gesicht.

„Er hat es nicht getan, Noah!“, blafft Annalisa.

„Ja, ich weiß. Ich meine ja nur …“, erwidert er und fügt dann leise murmelnd hinzu: „Warum vergesse ich immer, dass sie ohne Schlaf noch launischer ist als sonst?“

„Noah hat allerdings recht“, meint Vince. „Der Tatort, Aidens Telefon und die blauen Flecken an Greg, die auf einen kurz zuvor erfolgten Kampf hindeuten, lassen nichts Gutes erahnen. Außerdem ist die Vergangenheit von Aiden und Greg nicht gerade hilfreich – es ist aktenkundig, dass Aiden gegen Gregs Entlassung auf Bewährung plädiert hat. Es wäre denkbar, dass er ein Motiv hatte. Selbst wenn wir ein Alibi für ihn haben, müssen wir beweisen, dass es ausreicht, damit sie ihn gehen lassen.“

Diese ganze Situation ist skurril. „Aiden ist einer der klügsten Menschen, die ich kenne“, erkläre ich. „Er ist gebildet und clever im Umgang mit den Herausforderungen des Lebens. Er hat einen der besten Notendurchschnitte – nicht nur in unserer Schule, sondern im ganzen Bezirk. Ich denke, wenn er jemanden umbringen wollte, würde er die Leiche nicht vor seinem Haus liegen lassen.“

Alle lächeln müde und nicken über die Wahrheit hinter dem, was ich sage. Ich meine, wirklich. Niemand kann so dumm sein, jemanden zu töten und die Leiche vor seinem Haus liegen zu lassen, als wäre es keine große Sache, während er bei seinem Freund Pizza isst und Filme schaut.

Aber wenn Aiden Greg nicht getötet hat, wer war es dann? Warum befand sich der Tatort vor Aidens Haus? Versucht jemand, ihm etwas anzuhängen? Aber warum? Es gibt so viel mehr Fragen als Antworten, und das bereitet mir Unbehagen. O Gott! Was ist, wenn sie mich befragen müssen? Er war bei mir zu Hause, als er verhaftet wurde. Was ist, wenn sie bei mir nachforschen müssen? Was werden sie finden?

„Hört mal alle zu“, befiehlt Vince. „Sie werden das aufklären, und Aiden wird hier raus sein, noch bevor ihr es mitbekommt. Ihr solltet jetzt alle nach Hause gehen, statt hier herumzusitzen und euch Sorgen um ihn zu machen. Er wollte, dass ich euch versichere, dass es ihm gut geht, dass ihr nach Hause gehen könnt und dass alles in Ordnung kommen wird.“

Aiden ist buchstäblich im Gefängnis (oder in Polizeigewahrsam, wie auch immer, es gibt jedenfalls Gitter), und trotzdem sind seine Freunde seine oberste Priorität? Dieser Mann kann mich nicht dazu bringen, ihn noch mehr zu mögen, als ich es ohnehin schon tue.

Vince klopft Julian sanft auf den Rücken. „Komm, mein Sohn, lass uns nach Hause gehen und uns ausruhen. Es wird sich bald alles aufklären. Annalisa, ich nehme an, du übernachtest heute bei uns?“

Annalisa nickt und zieht ihre Jacke an. Vince sieht uns anderen an. „Braucht ihr eine Mitfahrgelegenheit?“

„Ja“, sagt Noah und schaut von seinem Handy auf. „Vielleicht sollte ich auch bei euch übernachten. Ich habe neunzehn verpasste Anrufe von meiner Mom und keine Lust, heute Nacht zu sterben.“

Noahs Humor durchbricht die angespannte Atmosphäre. Wir sind alle erschöpft. „Pech gehabt, Junge. Judy wird zu einer toughen Frau, wenn sie wütend ist.“ Vince sieht mich und Mason an. „Soll ich euch Kinder nach Hause fahren?“

„Ich bin mit dem Auto gekommen“, sage ich und unterschlage den Teil, dass ich absolut nicht die Absicht habe aufzubrechen.

Mason sieht mich an, als könnte er meine Gedanken lesen.

„Ich werde mit Amelia mitfahren.“

„Okay, dann kommt gut nach Hause“, sagt Vince. „Macht euch keine Sorgen, es wird schon alles gut gehen.“

Wir verabschieden uns. Als sie nicht mehr zu hören sind, wende ich mich Mason zu. „Du weißt doch, dass ich nicht so bald losfahren werde, oder?“

Er rollt mit den Augen und lässt sich mit dem Hintern auf den Stuhl im Wartebereich fallen. „Natürlich weiß ich das. Ich habe meinem Dad eine Nachricht geschickt und ihm gesagt, dass ich mit dir mitfahren werde, sobald sich alles geklärt hat.“

Ich setze mich auf den Platz neben ihm und lehne mich müde zurück. Trotz unseres holperigen Starts ist Aiden in den letzten Monaten immer für mich da gewesen. Er hat mir geholfen, wann immer ich ihn brauchte, auch wenn ich ihn nicht darum gebeten hatte, auch wenn ich ihn verärgert oder vor den Kopf gestoßen hatte. Zum Beispiel, als er Ethan Moore dazu brachte, das Video von mir, das er ins Internet gestellt hatte, zu löschen, ohne mich zu fragen, warum ich deshalb so in Panik geraten war. Oder als er mein schwieriges Verhalten ertrug und mir Mathenachhilfe gab, um mir zu helfen, meine schlechte Note zu verbessern. Oder als unsere Erzfeinde Kaitlyn und Ryan mein Auto demoliert hatten und er mich zum Schlafen zu Charlotte brachte, während er sich um den Abschleppwagen, den Mechaniker und die Reparaturen kümmerte, und sich weigerte, Geld dafür anzunehmen. Oder als er 4000 Dollar bei einem Rennen mit Ryan gewonnen und sie mir gegeben hat, damit ich sie ausgeben kann, wie ich will. Er zieht seine Zwillingsbrüder im Grunde allein groß. Aiden ist so ein guter Mensch mit einer aufrichtig guten Seele. Der Gedanke, dass er ins Gefängnis kommen könnte, ist unerträglich. Er hat uns vielleicht gesagt, wir sollen nach Hause gehen und uns keine Sorgen mehr machen, aber ich kann nicht von hier weg, wenn ich weiß, dass er hier ist. Ich würde ihn in gewisser Weise im Stich lassen, vor allem nachdem er gerade die Wahrheit über mich erfahren und sich davon nicht abschrecken lassen hat.

Er weiß, dass ich nicht Amelia heiße – er hat den Schuhkarton entdeckt, in dem sich Erinnerungen an mein früheres Leben befinden; er hat herausgefunden, dass ich ein verlogenes Stück Dreck bin. Er hat sich mir gegenüber geöffnet, etwas, das ihm extrem schwerfällt, und ich habe ihn verraten. Ich habe ihn belogen, während er vollkommen ehrlich und transparent zu mir war. Er war so unglaublich verletzt, als er herausfand, dass meine gesamte Identität eine Lüge ist. Der Ausdruck auf seinem Gesicht, die blitzartige Erkenntnis, dass ich gelogen habe, spult sich in meinem Kopf ab wie in einer Schleife, gleicht einem Auto auf einer Rennstrecke – sein völliger Unglaube und das Gefühl des Verrats.

Aber er hat es verstanden. Er war nicht böse, und er hat mich geküsst. Er hat gesagt, dass er voll dabei ist – also gehe ich nirgendwohin, bis er freigelassen wird. Denn ich bin auch voll dabei, egal, was passiert.

„Was meinst du, worüber er nachdenkt?“, frage ich und versuche, mich von meinen eigenen Gedanken abzulenken.

„Wahrscheinlich über seine Brüder“, antwortet Mason.

„Er liebt Jason und Jackson mehr als alles andere.“

„Denkst du, Ryan hat das mit seinem Dad herausgefunden?“

„Ich weiß es nicht. Aber ich bin mir ganz sicher, dass der Hass, den Ryan auf Aiden hegt, dadurch nur noch stärker werden wird.“

„Du glaubst doch nicht …“ Mason hält inne und zögert, als könnte er die Worte nicht einmal laut aussprechen. „Du glaubst doch nicht etwa, dass Ryan etwas damit zu tun hat?“

Mason und ich sehen uns kurz in die Augen, um den Gedanken zu verarbeiten, ehe wir den Kopf schütteln und ihn verwerfen.

„Auf keinen Fall“, sage ich. „Warum sollte Ryan seinen eigenen Vater vor Aidens Haus umbringen, um ihm etwas anzuhängen? Nicht einmal er ist so psychotisch.“

„Du hast recht. Ryan mag verrückt sein, aber er ist nicht so verrückt, dass er seinen eigenen Dad ermorden würde, nur um seinem Erzfeind etwas anzulasten.“

Ich lasse mich tiefer in meinen Sitz sinken und lehne meinen Kopf an Masons Schulter. Sein vertrautes Parfüm gibt mir einen Anschein von Ruhe. Ich bin froh, dass Mason beschlossen hat, hier mit mir zu warten. Es muss eine Erklärung geben für das, was passiert ist. Und keiner von uns wird aufhören, danach zu suchen, bis wir wissen, wer Greg wirklich getötet hat.

Jessica Cunsolo

Über Jessica Cunsolo

Biografie

Jessica Cunsolos Jugendbuch-Reihe „With Me“ wurde auf Wattpad über 215 Millionen Mal gelesen, seit sie 2015 ihre erste Geschichte „She's With Me“ auf der Plattform veröffentlichte. Der Roman wurde 2016 mit dem Watty Award ausgezeichnet, in mehreren Sprachen veröffentlicht und befindet sich bei den...

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