Survival Survival - eBook-Ausgabe
Ein Streifzug durch die kanadische Literatur
— Erstmals in Übersetzung: Margaret Atwoods kluge, gewitzte Literaturgeschichte Kanadas„Schon die 32-jährige Margaret Atwood wusste, wie sich kurzweilig erzählen und sich auch ein philologischer Stoff unterhaltsam aufbereiten lässt.“ - Rhein-Neckar-Zeitung
Survival — Inhalt
Erstmals in deutscher Übersetzung - Margaret Atwoods fundierte, hochamüsante Literaturgeschichte Kanadas.
Erstmals in deutscher Übersetzung - Margaret Atwoods fundierte, hochamüsante Literaturgeschichte Kanadas
1972 erschien „Survival“ erstmals und sorgte für Stürme der Begeisterung wie der Empörung. Seitdem wird es gelesen, gelehrt, immer wieder aufgelegt - und nun, fast 50 Jahre danach, endlich auch ins Deutsche übersetzt. Margaret Atwood fragt darin: Womit hat unsere Literatur sich im Wesentlichen beschäftigt? Ihre provokante Antwort erläutert sie in zwölf geistreichen, leidenschaftlichen Kapiteln. Als eine der Ersten betont sie die Bedeutung der Geschichten der First Nations, liest die kanadischen „Klassiker“ neu und formte so die Eigenwahrnehmung ihrer Landsleute. Für die Neuausgaben je um ein Vorwort ergänzt, gilt Margaret Atwoods visionärer Wurf nach wie vor als das wohl interessanteste und prägendste Buch über die kanadische Literatur.
Leseprobe zu „Survival“
Vorwort
Er will nicht über Kanada sprechen … Da hast du das kanadische Dilemma in einem Satz. Über Kanada will niemand sprechen, nicht mal wir Kanadier. Du hast recht, Paddy. Kanada ist stinklangweilig.
– Brian Moore,
Ginger Coffey sucht sein Glück
Jene, die nach einer kanadischen Identität suchen, haben nicht begriffen, dass man sich nur mit etwas identifizieren kann, das man auch zu sehen oder zu erkennen vermag. Man braucht zumindest ein Bild im Spiegel. Doch kein anderes Land schert sich genug um uns, um uns ein Bild von uns selbst zurückzuspiegeln, [...]
Vorwort
Er will nicht über Kanada sprechen … Da hast du das kanadische Dilemma in einem Satz. Über Kanada will niemand sprechen, nicht mal wir Kanadier. Du hast recht, Paddy. Kanada ist stinklangweilig.
– Brian Moore,
Ginger Coffey sucht sein Glück
Jene, die nach einer kanadischen Identität suchen, haben nicht begriffen, dass man sich nur mit etwas identifizieren kann, das man auch zu sehen oder zu erkennen vermag. Man braucht zumindest ein Bild im Spiegel. Doch kein anderes Land schert sich genug um uns, um uns ein Bild von uns selbst zurückzuspiegeln, und sei es eines, das wir übel nehmen könnten. Und offenbar schaffen wir selbst es auch nicht, denn bislang glich all unser Bemühen in diese Richtung dem der drei blinden Männer, die einen Elefanten zu beschreiben versuchen. Ein paar der Beschreibungen hatten ihren Wert, aber zusammen ergeben sie etwas Bruchstückhaftes, Unkenntliches. Womit sollen wir uns identifizieren?
– Germaine Warkentin,
„Ein Bild in einem Spiegel“
Es ist richtig, dass kein Partikularismus das Gute angemessen verkörpern kann. Doch ist es nicht ebenfalls richtig, dass die Menschen nur durch partikuläre Wurzeln, wie unvollkommen diese auch sein mögen, erstmals begreifen können, was gut ist? Und gerade der Saft solcher Wurzeln nährt für die meisten Menschen ihre Teilhabe an einem umfassenderen Guten.
– George Grant,
Technologie und Empire
Mir scheint, dass die kanadische Empfindsamkeit zutiefst gestört wurde, weniger durch unser berühmtes Identitätsproblem, so wichtig es auch sein mag, als vielmehr durch eine Reihe von Paradoxien, denen sich diese Identität gegenübersieht. Die Frage „Wer bin ich?“ ist für sie weniger verwirrend als das Rätsel, das in etwa so lautet: „Wo ist Hier?“
– Northrop Frye,
Der Buschgarten
Da die Karten verloren, die Reisen
vor Jahren per Gesetz beendet wurden,
ist dies ein namenloses Gebiet geworden.
– Margaret Avison,
„Nicht die liebliche Süßdolde aus Gerard’s Herball“
Was, warum und wo ist Hier?
Als ich anfing, dieses Buch zu schreiben, wollte ich ein kurzes, praktisches Handbuch zur kanadischen Literatur erstellen, im Wesentlichen für Schüler und all die Lehrenden an Highschools, Universitäten und in der beruflichen Bildung, die sich unverhofft der Aufgabe gegenübersahen, ein Fach zu unterrichten, das sie niemals selbst studiert hatten: kanadische Literatur – Canlit. Dank meiner eigenen Auseinandersetzung mit genau diesem Problem wusste ich, dass es schon eine beträchtliche Menge verfügbaren Lehrmaterials gab, dass dieses jedoch vornehmlich aus pauschalen historischen Überblicken, Einzelbiografien oder tiefschürfenden akademischen Studien bestand, die sich häufig mit vergriffenen Werken beschäftigten. In Kanada gibt es viele Autoren und viele Bücher, aber nur wenige offensichtliche Klassiker. Das führt dazu, dass all jene, die Quellen zusammen- oder Informationen bereitstellen, immer wieder auf lange Autoren- und Titellisten zurückgreifen, durch die sich der künftige Leser oder Lehrer wühlen und dabei auswählen muss, so gut er eben kann. Doch früher oder später wird so oder ähnlich die unvermeidliche Frage laut: „Warum beschäftigen wir uns eigentlich mit ihm (und nicht mit Faulkner)?“, „Warum müssen wir eigentlich das hier lesen (und nicht Hermann Hesse)?“. Oder, als Quintessenz: „Was ist das Kanadische an kanadischer Literatur, und warum interessiert uns das?“
Bevor ich versuche, diese Frage zu beantworten, sollte ich klarstellen, was dieses Buch nicht ist:
Es ist keine ausführliche, umfängliche oder ganzheitliche Abhandlung über kanadische Literatur. Davon gibt es bereits einige, sie sind tatsächlich allumfassend, und daher ziemlich lang. Da dieses Buch kurz ist, muss es viele wichtige und gute Werke außer Acht lassen. Ich verfolge nicht den Anspruch, dass meine Zitate eine „ausgewogene“ Übersicht aller je in Kanada geschriebenen Werke ergeben, und das aus ein paar guten Gründen.
Der erste lautet, dass ich eher Schriftstellerin als Wissenschaftlerin oder Fachfrau bin, und ich habe meine Beispiele so gewählt, wie sie mir selbst untergekommen sind; nicht durch Studium oder Recherche, sondern im Verlauf eigener Lektüre. Der zweite Grund lautet, dass dieses Buch Strukturen behandelt, und nicht Autoren oder Einzelwerke. Es geht mir nicht darum, Beispiele von vergleichbarer Länge schön säuberlich nebeneinanderzustellen, sondern Strukturen so klar wie möglich herauszuarbeiten aus Themen, Bildern und Einstellungen, die unsere Literatur zusammenhalten. Falls es diese Strukturen wirklich gibt, wird man Abwandlungen davon auch in Werken anderer Autoren finden, die ich vielleicht übersehen oder nicht miteinbezogen habe, weil eine Struktur anderswo deutlicher zutage tritt, oder weil ich von ihnen überhaupt noch nie etwas gehört habe. Ein Leser, der diesen Ansatz lohnend findet, wird sich mit meinen Beispielen nicht zufriedengeben. Sie dienen lediglich als Anregung.
Es ist keine Darstellung einer historischen Entwicklung. Deshalb beginnt Survival auch nicht mit den ersten Büchern, die je in Kanada geschrieben wurden, und arbeitet sich dann weiter voran bis in die Gegenwart. Es ist nützlicher, zuerst die Situation zu erfassen, in der man sich gerade befindet, wie immer sie aussehen mag, und dann nachzuvollziehen, wie man hineingeraten ist. Daher werden Sie hier wenig über die sogenannten Confederation Poets aus Kanadas Gründungszeit oder über alte Pelzhändlertagebücher lesen. Ich leugne nicht deren Bedeutung, aber ich bezweifle, dass sie der beste Einstieg ins Thema sind. Die meisten meiner Beispiele, wenn auch nicht alle, stammen aus dem zwanzigsten Jahrhundert und viele aus den letzten paar Jahrzehnten.
Es ist nicht wertend. Ich unterlasse es nach Möglichkeit, Verdienstorden auszuteilen, und kein lesender Bewunderer sollte sich euphorisch bestätigt oder zurückgesetzt fühlen, weil sein Lieblingsautor Erwähnung findet oder auch nicht. Ich versuche zwar, Bücher auszusparen, die ich selbst langweilig finde, aber dennoch geht es mir hier nicht um „gute Literatur“ oder „guten Stil“ oder „literarische Meisterleistungen“. Ich schreibe über das „Hier“.
Es ist nicht biografisch angelegt. Sie werden hier keinerlei Einzelheiten zum fraglos fesselnden Privatleben der jeweiligen Autoren finden. Ich habe die Bücher so behandelt, als hätte Kanada selbst sie geschrieben; eine Fiktion, der Sie hoffentlich zeitweise folgen werden. Diese Fiktion behebt ein gewisses Ungleichgewicht: Wir alle wissen, dass Autoren ein Privatleben haben, aber bis vor Kurzem wurden unsere Autoren so behandelt, als hätten sie nur ein Privatleben. Autoren sind jedoch auch Übermittler ihrer Kultur.
Es ist nicht besonders originell. Viele der hier aufgeführten Gedanken sind schon seit einigen Jahren im Umlauf, tauchen in Fachzeitschriften und privaten Gesprächen auf. Mein Buch verhält sich dazu wie eine Vitaminpille zu einem Gourmetmenü: Es hat den Vorteil, dass es günstiger zu bekommen und schneller zu schlucken ist, doch es verzichtet auf die meisten Nuancen und Finessen. Außerdem übergeht es so manche Kleindebatte, die auch endlich mal geführt werden könnte. Diese Fummelarbeit überlasse ich anderen, die an solcherlei Unternehmungen möglicherweise mehr Freude haben.
Aber, so fragen Sie sich jetzt vielleicht, wenn mein Buch weder begutachtet noch bewertet, keine historischen oder biografischen Informationen bietet und keine originellen und brillanten Erkenntnisse liefert, wozu ist es dann eigentlich gut? Nun, es bemüht sich um eine einzige, einfache Sache. Es skizziert eine Reihe von Grundstrukturen, die – so meine Hoffnung – wie die feldornithologischen Merkmale in Vogelbüchern funktionieren: Sie sollen Ihnen dabei helfen, eine Gattung von allen anderen zu unterscheiden, die kanadische Literatur von all den anderen Literaturen, mit denen sie oft verglichen oder verwechselt wird. Jede dieser Grundstrukturen muss in der kanadischen Literatur insgesamt häufig genug vorkommen, damit sie bedeutsam wird. Zusammengenommen ergeben diese Grundstrukturen die Gestalt der kanadischen Literatur, insofern sie kanadische Literatur ist, und diese Gestalt bildet zudem ein nationales Denkmuster ab.
Als Sammlung von Strukturen kann dieses Buch vielseitig eingesetzt werden. Man kann die Strukturen auf Bücher anwenden, die hier nicht erwähnt werden, um ihre Gültigkeit zu überprüfen. Oder man kann sich durch alle der genannten Strukturen lesen, zum Beispiel anhand eines Buches aus jedem Kapitel. Oder es können ein oder zwei Strukturen eingehender untersucht werden. (Lehrern aus Gegenden, in denen allzu vulgäre Sprache immer noch Unruhe auslöst, empfehle ich das dritte Kapitel; da geht es um Tiere, die glücklicherweise weder Englisch noch Französisch sprechen, ob heilig oder heidnisch.) Und noch ein Hinweis: Lesen Sie die Zitate zu Beginn jedes Kapitels. Sie wurden sorgfältig ausgewählt.
Hier also eine Beschreibung dessen, was ich zu schreiben beabsichtigt habe: etwas, das kanadische Literatur, als Kanadische Literatur – nicht bloß als Literatur, die zufällig in Kanada geschrieben wurde –, auch anderen Personen als Wissenschaftlern und Experten zugänglich machen soll, und zwar auf schlichte und zweckmäßige Weise. Doch ich muss feststellen, dass ich noch ein wenig mehr geschrieben habe: eine Mischung aus einer persönlichen Stellungnahme – was auf die meisten Bücher zutrifft – und einem politischen Manifest – was ebenfalls auf die meisten Bücher zutrifft, wenn auch eher zufällig. Bis vor Kurzem war das Lesen kanadischer Literatur für mich und alle anderen, die es taten, ein Privatvergnügen, denn diese Literatur wurde in der Öffentlichkeit weder gelehrt noch nachgefragt oder auch nur erwähnt (außer mit Spott). Wie bei so vielen, die vor, sagen wir, 1965 mit ihr in Berührung kamen, setzte ich mich vor allem als Schriftstellerin mit ihr auseinander, nicht als Studentin oder Lehrende, und manche, wenn auch längst nicht alle der Strukturen, mit denen ich mich hier beschäftige, wurden mir zuerst durch meine eigene Arbeit bewusst. Und durch mein Erstaunen darüber, dass ich die Belange dieser Arbeit mit Schriftstellern teilte, mit denen ich – so musste ich feststellen – offenbar zu einer kulturellen Gemeinschaft gehörte, die für mich nie fest definiert gewesen war. Ich schreibe in diesem Buch nur wenig über mein eigenes Werk, weil ich der Meinung bin, dass jeder Schriftsteller selbst sein heikelster Kritiker ist. Dennoch nähere ich mich vielen der Strukturen, und den ihnen innewohnenden Problemen, aus dem Blickwinkel der Schreibenden; vielleicht der beste Blickwinkel überhaupt, da auch die Schriftsteller selbst die Strukturen auf diese Weise angehen. Die Antwort auf die Frage „Worüber kann man in diesem Land lesen?“ ist tatsächlich auch die Antwort auf die Frage „Worüber kann man in diesem Land schreiben?“.
Das Verfassen kanadischer Literatur ist historisch gesehen immer ein sehr privater Akt gewesen, von dem ein Publikum ausgeschlossen war, denn lange Zeit gab es keines. Die Lehre kanadischer Literatur hingegen ist ein politischer Akt. Wenn man es schlecht anpackt, werden die Leute womöglich noch gelangweilter von ihrem Land, als sie es sowieso schon sind; wenn man es gut macht, zeigt man ihnen vielleicht, warum ihnen vermittelt wurde, von ihrem Land gelangweilt zu sein, und wem diese Langeweile nützt.
Aber zurück zu meiner ursprünglichen Frage. Der erste Teil – „Was ist das Kanadische an kanadischer Literatur?“ – wird, so hoffe ich, im weiteren Verlauf dieses Buches beantwortet. Der zweite Teil – „Was wollen wir eigentlich damit?“ – sollte überhaupt keiner Antwort bedürfen, denn keine Nation mit ein wenig Selbstachtung würde sie jemals stellen. Doch das ist eines unserer Probleme: Kanada besitzt keine Selbstachtung, und die Frage wird gestellt. Darum.
Die Antworten, die man aus der Literatur schöpft, hängen von den Fragen ab, die man stellt. Wenn man fragt: „Warum schreiben Schriftsteller?“, wird die Antwort psychologisch oder biografisch ausfallen. Wenn man fragt: „Wie schreiben sie?“, erhält man vielleicht eine Antwort wie „Mit einem Stift“ oder „Unter Mühen“, oder man bekommt erklärt, wie Bücher komponiert werden, eine Antwort, die das Buch als in sich geschlossenes Wortgebilde sieht und Stil und Form berücksichtigt. Das sind vollkommen berechtigte Fragen. Ich aber beschäftige mich hier mit der folgenden: „Worüber schreiben Schriftsteller?“
Die Figur Stephen Dedalus aus James Joyces Ein Porträt des Künstlers als junger Mann schaut sich das Vorsatzblatt seines Geografiebuches an und entdeckt eine Liste, die er dort niedergeschrieben hat:
Stephen Dedalus
Elementarklasse
Clongowes Wood College
Sallins
County Kildare
Irland
Europa
Die Welt
Das Universum
Diese Liste umfasst so ziemlich alles, worüber ein Mensch schreiben und wovon er somit lesen kann. Sie beginnt mit dem Persönlichen, fährt fort mit dem Sozialen oder Kulturellen oder Nationalen und endet mit „Das Universum“, dem Universalen. Jedes erzählende oder dichterische Werk kann Elemente aller dieser drei Bereiche enthalten, mag sich ihr Verhältnis auch ändern: Liebeslyrik ist in der Regel eher persönlich oder universal als national, ein Roman kann sich um eine Familie oder das Leben eines Politikers drehen, und so weiter. In Kanada gab es zumindest in Highschools und der universitären Lehre bisher die Tendenz, das Persönliche und das Universale zu betonen, das Nationale und Kulturelle jedoch auszublenden. Das ist ungefähr so, als wollte man jemandem die menschliche Anatomie beibringen, indem man sich nur den Kopf und die Füße vornimmt. Das wäre also ein guter Grund, kanadische Literatur zu lesen: Es vermittelt eine vollständigere Vorstellung davon, wie alle Literatur erschaffen wird. Sie wird von Menschen erschaffen, die zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort leben, und das begreift man besser, wenn Zeit und Ort die eigenen sind. Wenn man ausschließlich die Werke toter Ausländer liest, verstärkt man damit sicherlich die Ansicht, dass Literatur nur von toten Ausländern geschrieben sein kann.
Doch es gibt noch einen Grund, der nichts mit dem Leser als Literaturstudenten zu tun hat, sondern mit dem Leser als Bürger. Ein Kunstwerk kann einerseits ein Genussmittel und andererseits (laut Germaine Warkentin) ein Spiegel sein. Der Leser blickt in den Spiegel und sieht nicht den Schriftsteller, sondern sich selbst; und hinter seinem eigenen erkennt er ein Abbild der Welt, in der er lebt. Wenn einem Land oder einer Kultur solche Spiegel fehlen, kann dieses Land niemals feststellen, wie es aussieht; es muss sich blindlings vorantasten. Wenn man, wie es in diesem Land lange der Fall war, dem Betrachter einen Spiegel gibt, der nicht ihn selbst, sondern jemand anderen zeigt, und ihm zugleich erzählt, dass das Spiegelbild ihn selbst darstelle, wird er eine sehr verfälschte Vorstellung seines Aussehens erhalten. Er wird zudem eine verfälschte Vorstellung davon erhalten, wie andere Menschen aussehen, denn man kann nur schwer herausfinden, wie irgendwer ist, wenn man nicht weiß, wie und wer man selbst ist. Selbsterkenntnis kann natürlich unangenehm sein, und das Ausmaß, in dem die kanadische Literatur auf ihrem eigenen Gebiet vernachlässigt wurde, lässt aufseiten der Kanadier unter anderem eine Angst erahnen, sich selbst zu erkennen. Außerdem deutet die große Zahl von Spiegel- und Spiegelungsbildern in unserer Literatur auf eine Gesellschaft hin, die sich auf vergeblicher Suche nach einem Bild, einer Spiegelung als Antwort befindet, wie bei A. M. Kleins verrücktem Dichter, der „den ganzen Tag einen Spiegel anstarrt, als wollte er / sich selbst erkennen“.
Es finden sich natürlich auch Spiegelbilder von uns in anderen Literaturen als der kanadischen. Es gibt den gelassenen, fröhlichen, holzfällenden, Waldmurmeltiere verspeisenden „Kanadier“ aus Thoreaus Walden; es gibt Edmund Wilson, der schreibt: „In meiner Jugend zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts stellten wir uns Kanada meist wie ein für Amerikaner praktisch gelegenes riesiges Jagdrevier vor.“ (Ganz genau, Edmund.) In Malcolm Lowrys Unter dem Vulkan ist Kanada für den Protagonisten das kühle Land der Träume, der ersehnte Ausweg. Wenn er es nur irgendwie aus dem schwülheißen Mexiko dorthin schaffen kann, wird alles gut. Es gibt Shreve, den rosig-grauen kanadischen Zimmergenossen des Protagonisten Quentin aus Faulkners Absalom, Absalom!, der gesund lebt, Atemübungen macht und als Zuhörer für Quentins endloses Lamento dient. Und spaßeshalber erwähne ich auch den Kanadier, der in Radclyffe Halls Quell der Einsamkeit, dem ersten lesbischen Roman, die Freundin der Protagonistin abschleppt: Er ist muskulös, tüchtig, gesichtslos und heterosexuell. Das bildet mehr oder weniger die Bandbreite Kanadas ab, wie es in der „internationalen“ Literatur wahrgenommen wird: ein Ort, an den man aus der „Zivilisation“ flieht, ein unberührtes, unverdorbenes Land, das man sich leer vorstellt, oder bevölkert von glücklichen, altmodischen Bauern oder Sportlehrern, wunderlich, stumpf oder beides. Wenn man in Kanada produzierte Bierwerbung oder Reiseliteratur sieht, beschleicht einen oft das ungute Gefühl, dass sich die Leute, die diese Bilder verbrochen haben, auf genau solche Spiegelungen stützen, denn so will alle Welt, drinnen und draußen, Kanada sehen. Doch die kanadische Literatur selbst erzählt eine vollkommen andere Geschichte.
Wenn man fordert, seine eigene Literatur zu lesen, um zu verstehen, wer man ist, und um nicht als eine Art Kulturtrottel dazustehen, ist das nicht gleichbedeutend mit der Forderung, überhaupt nichts anderes als diese Literatur zu lesen, auch wenn die kulturellen „Internationalisten“ oder Kanada-zuletzt-Verfechter das manchmal glauben möchten. Ein Leser kann nicht von Canlit allein leben, und man tut der kanadischen Literatur keinen Gefallen, wenn man es versucht. Würde ein Außerirdischer auf einer einsamen Insel abgesetzt und man gäbe ihm nichts als alle vorhandene kanadische Literatur zu lesen, wäre er vollkommen außerstande, sich irgendetwas Aussagekräftiges über kanadische Literatur zu erschließen, denn er könnte sie mit nichts vergleichen; er würde annehmen, es handele sich um die menschliche Literatur an sich. Das Studium kanadischer Literatur sollte jedoch vergleichend sein, so wie das Studium jeder Literatur, denn erst durch Gegensätze treten charakteristische Strukturen klar hervor. Um uns selbst zu kennen, müssen wir unsere Literatur kennen; um uns genau zu kennen, müssen wir sie als Teil der Gesamtliteratur kennen.
Doch in Kanada, so behauptet Northrop Frye, ist die Antwort auf die Frage „Wer bin ich?“ zumindest teilweise identisch mit der Antwort auf eine andere Frage: „Wo ist Hier?“ „Wer bin ich?“ ist eine angemessene Frage in Ländern, in denen die Umwelt, das „Hier“, bereits klar definiert ist, so sehr sogar, dass sie das Individuum möglicherweise zu überwältigen droht. In Gesellschaften, wo alles und jedes seinen festen Platz hat, muss ein Mensch möglicherweise darum kämpfen, sich von seinem gesellschaftlichen Hintergrund abzuheben, um nicht bloß einem übergeordneten Gefüge zu dienen.
„Wo ist Hier?“ ist eine andere Art Frage. Der Mensch stellt sie, wenn er sich auf unbekanntem Terrain wiederfindet. Und sie beinhaltet weitere Fragen: Wo befindet sich jener Ort im Verhältnis zu anderen Orten? Wie finde ich mich dort zurecht? Wenn der Mensch sehr verloren ist, fragt er sich vielleicht sogar, wie er „hier“ überhaupt gelandet ist, und hofft, dass er den richtigen Weg oder sogar einen Ausweg findet, indem er den gleichen Weg wieder zurückgeht. Wenn das nicht möglich ist, muss er sich darüber klar werden, was „Hier“ für die Bedürfnisse menschlichen Lebens zu bieten hat, und sich überlegen, wie er am Leben bleibt. Ob er überlebt oder nicht, hängt zum Teil davon ab, wie „Hier“ tatsächlich beschaffen ist – ob es für ihn zu heiß, zu kalt, zu feucht oder zu trocken ist –, und zum Teil von seinen eigenen Wünschen und Fähigkeiten – ob er die verfügbaren Ressourcen nutzen kann, sich an das anpasst, was für ihn nicht zu ändern ist, und dabei möglichst nicht durchdreht. Vielleicht sind schon andere Menschen „hier“; Ureinwohner, die ihm hilfsbereit, gleichgültig oder feindselig gegenüberstehen. Vielleicht gibt es Tiere, die man zähmen kann, töten und verspeisen oder meiden muss. Falls jedoch eine zu große Diskrepanz zwischen den Erwartungen unseres Helden und seiner Umwelt herrscht, erfährt er vermutlich einen Kulturschock oder bringt sich um.
Es gibt eine schöne Szene in Carol Bolts Theaterstück Büffelsprung: In den 1930er-Jahren lässt ein Highschool-Lehrer seine Schüler die Namen aller Ehefrauen Heinrichs VIII. aufzählen, während am Fenster gerade ein Protestmarsch vorbeizieht. Er weist sie darauf hin, sie seien nicht in der Schule, um sich Paraden anzusehen, und das fasst die über etliche Jahrzehnte vorherrschende Haltung gegenüber kanadischer Geschichte und Kultur ziemlich gut zusammen: Geschichte und Kultur finden anderswo statt, und wenn man sie direkt vor dem Fenster erblickt, sollte man nicht hinsehen.
Die Frauen Heinrichs VIII. können dabei für die Flut von Werten und Artefakten stehen, die von außen hereindrängen, von „dort“; aus Amerika, England oder Frankreich. Die Werte und Artefakte – die genauso gut als Comic-Hefte, Porträts der Queen, die Ed Sullivan Show oder Protestmärsche nach Ottawa (!) gegen den Krieg in Vietnam daherkommen können – deuten an, dass „dort“ immer wichtiger ist als „hier“ oder dass „hier“ nur eine andere, minderwertige Variante von „dort“ ist. Sie machen die Werte und Artefakte, die von „hier“ stammen, unsichtbar, sodass die Leute etwas ansehen, ohne es wirklich wahrzunehmen, oder sie sehen es zwar, halten es aber für etwas anderes. Ein Mensch, der „hier“ ist, aber lieber anderswo wäre, ist ein Vertriebener oder Gefangener; ein Mensch, der „hier“ ist, aber glaubt, anderswo zu sein, ist geisteskrank.
Doch wenn man hier ist und nicht weiß, wo man sich überhaupt befindet, weil man seine Wegmarken falsch gesetzt oder die Orientierung verloren hat, dann muss man kein Vertriebener oder Wahnsinniger sein: Man hat sich einfach nur verirrt. Das bringt uns zurück zu unserem Bild des Mannes auf unbekanntem Terrain. Kanada ist unbekanntes Terrain für seine Einwohner, und ich meine damit nicht, dass Sie vielleicht noch keine Reise in die Arktis oder nach Neufundland gemacht, noch nicht – wie es in den Reisebroschüren steht – Unser Großes, Weites Land erkundet haben. Ich spreche von Kanada als Gemütszustand, als dem Raum, den man nicht nur mit dem Körper, sondern auch mit dem Kopf bewohnt. In genau diesem Raum haben wir uns verirrt.
Ein Mensch, der sich verirrt hat, braucht eine Landkarte, mit einer Markierung des eigenen Standorts darauf, sodass er erkennen kann, wo er sich im Verhältnis zu allem anderen befindet. Die Literatur ist nicht nur ein Spiegel, sie ist auch eine Landkarte, eine Geografie des Geistes. Unsere Literatur kann eine solche Landkarte sein, sofern wir lernen, sie als unsere Literatur zu lesen, als das Ergebnis dessen, wer und wo wir schon gewesen sind. Wir brauchen dringend eine solche Karte, wir müssen übers Hier Bescheid wissen, denn hier leben wir. Für die Menschen eines Landes oder einer Kultur ist das gemeinsame Wissen über ihren Platz, ihr Hier, kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Ohne dieses Wissen werden wir nicht überleben.
1
Survival – Überleben
Wenn deine Liebe ein saurer Nachgeschmack
im Mund ist, werde zum Grund
für Entschuldigungen, überlebe.
…
Wenn dein Gesicht im Silberspiegel
flach wird, halte durch;
halte durch, wenn du kannst, und überlebe.
– John Newlove,
„Wenn du kannst“
Es ist die Zeit des Todes
und die Angst überhaupt niemals
gelebt zu haben
macht die Jungen irr
wenn Schweine, die der Schlachtung entkamen
Dutzende vergorene
Äpfel fressen und trunken durch
leere Wälder stürmen
und Jäger anderswo
das Handwerk lernen
– Al Purdy,
„Herbst“
… Lionel war einsam. Die Monate vergingen. Lionel war einsam. Die Monate vergingen. Sie standen einander zu nahe. Insgeheim wollte Lionel auf einen Baum klettern und bei seiner eigenen Beerdigung zusehen. Er wusste das nicht …
– Russell Marois,
Der Telegrafenmast
Sentimental fühle ich mich,
nur wenn ich zu Hause bin
in meinem Slum mit sechzig Dollar Miete,
und kanadisch fühle ich mich,
nur wenn ich wem in den Hintern krieche.
– John Newlove,
„Wie ein Kanadier“
Worte zu finden für unser Leiden
zu genießen, was wir leiden müssen –
keine stummen Tiere zu sein …
…
… Wir werden überleben
und wir werden
irgendwie in den Sommer kommen …
– D. G. Jones,
„Hinterm Busch halten: Weihnachten 1963“
Ich begann schon in jungen Jahren mit der Lektüre kanadischer Literatur, wusste jedoch nicht, dass es sich um kanadische Literatur handelte. Tatsächlich war mir nicht bewusst, dass ich in einem Land lebte, das so etwas wie eine eigenständige Existenz besaß. In der Schule brachte man uns bei, „Rule, Britannia“ zu singen und den Union Jack, die britische Flagge, zu zeichnen. Nach dem Unterricht lasen wir stapelweise Comics über Captain Marvel, Plastic Man und Batman, ein Vergnügen, das durch das Missfallen unserer Eltern noch gesteigert wurde. Irgendjemand hatte uns aber auch Charles G. D. Roberts’ Könige im Exil zu Weihnachten geschenkt, und ich schluchzte mich rasch durch die herzzerreißenden Geschichten über eingesperrte, gefangene und gepeinigte Tiere. Danach war Ernest Thompson Setons Wilde Tiere, die ich kannte dran, womöglich noch erschütternder, weil die Tiere wirklicher erschienen – sie lebten in Wäldern, nicht im Zirkus – und ihr Sterben banaler war: nicht das Sterben von Tigern, sondern von Kaninchen.
Niemand bezeichnete diese Geschichten als kanadische Literatur, und falls doch, hätte es mich kein bisschen interessiert; für mich waren diese Bücher einfach frisches Lesefutter, neben Walter Scott, Edgar Allan Poe und Donald Duck. Ich war bei meiner Lektüre nicht wählerisch und bin es auch heute noch nicht. Ich las damals vor allem zur Unterhaltung, so wie heute. Und ich meine das nicht entschuldigend: Ich finde, wenn man die spontane Gefühlsreaktion beim Lesen ausklammert – die Begeisterung oder Spannung oder einfach die Freude daran, eine Geschichte erzählt zu bekommen – und versucht, sich zuerst auf die Bedeutung oder die Form oder die „Botschaft“ zu konzentrieren, kann man es auch sein lassen; Arbeit allein macht nun mal nicht glücklich.
Doch damals wie heute gab es verschiedene Grade der Unterhaltung. Ich las die Rückseite von Cornflakes-Packungen zum Zeitvertreib, Captain Marvel und Walter Scott als Flucht aus dem Alltag – selbst damals war mir klar: Wo ich auch lebte, dort war es nicht, denn ich hatte noch nie ein Schloss gesehen, und auch das auf dem Comic-Umschlag beworbene Eis am Stiel gab es in Kanada nicht zu kaufen, oder wenn, dann teurer – aber Seton und Roberts las ich als etwas, das, ob Sie es glauben oder nicht, dem echten Leben näher war. Tiere hatte ich schon gesehen, sogar eine ganze Menge davon; ein sterbendes Stachelschwein war für mich wirklicher als ein Ritter in Rüstung oder Clark Kents Metropolis. Alte, moosige Verliese und Kryptonit waren in meiner Heimat Mangelware, auch wenn ich gern glauben wollte, dass es sie anderswo gab; aber die Materialien für Setons Objekte aus Stöcken und Steinen und die aus der Natur stammenden Zutaten für Ellsworth Jaegers Rezepte aus Wildwood Wisdom gab es überall; wir konnten das alles recht einfach nachmachen und taten es auch. Die meisten dieser Gerichte waren einigermaßen ungenießbar – probieren Sie doch einmal den Eintopf aus Rohrkolbenwurzeln oder die Pollenpfannkuchen –, aber die Grundzutaten findet man rund um jedes kanadische Sommerhäuschen.
Und nicht nur der Inhalt dieser Bücher fühlte sich wirklicher für mich an. Auch ihre Form, ihre Struktur. Die Tiergeschichten handelten vom Überlebenskampf, und Setons praktische Ratgeber waren im Grunde Überlebenshandbücher. Sie wiesen nachdrücklich auf mögliche Gefahren hin: sich verirren, die falsche Wurzel oder Beere essen oder einen Elch in der Brunftzeit reizen. Obwohl sie vor nützlichen Tipps nur so strotzten, bildeten sie eine Welt voller Fallgruben ab, so, wie auch die Tiergeschichten von Fangeisen und Schlingen durchsetzt waren. In dieser Welt stürzte sich kein Superman in letzter Sekunde vom Himmel, um einen vor der Katastrophe zu retten; kein Reiter erschien spornstreichs mit des Königs Begnadigung. Das Wichtigste war, am Leben zu bleiben, und nur durch eine Mischung aus List, Erfahrung und knappem Entrinnen konnte dies dem Tier – oder dem sich selbst überlassenen Menschen – gelingen. Und es gab, zumindest in den Tiergeschichten, keine endgültigen Happy Ends oder perfekten Lösungen. Falls das Tier in der Geschichte durch Glück seiner Notlage entrann, wusste man doch, dass später eine andere folgen würde, der es zum Opfer fallen musste.
Damals analysierte ich die Dinge natürlich nicht so gründlich. Ich lernte einfach, was man zu erwarten hatte: In Comics und Büchern wie Alice im Wunderland oder Conan Doyles Die vergessene Welt wurde man gerettet oder kehrte aus der Welt der Gefahren wieder in sein heimeliges, sicheres Leben zurück; bei Seton und Roberts nicht, denn die Welt der Gefahren war mit der echten Welt identisch. Doch als ich während der Highschool auf etwas stieß, das deutlicher als kanadische Literatur gekennzeichnet war, wieder ein Weihnachtsgeschenk, nämlich die Anthologie Kanadische Kurzgeschichten, von Robert Weaver und Helen James herausgegeben, überraschte mich das nicht. Da waren sie wieder, die flüchtenden Tiere, diesmal größtenteils in Menschengestalt, und diese Menschen mussten sich behaupten. Da gab es den winzigen Fehler, der in die Katastrophe führte, da gab es den verhängnisvollen Unfall. Es war eine Welt erfrorener Leiber, toter Erdhörnchen, voll Schnee, toter Kinder und einem beständigen Gefühl der Bedrohung. Keine Bedrohung durch einen böswilligen Feind, sondern durch die gesamte Umwelt. Die vertraute Gefahr lauerte hinter jedem Busch – und ich kannte die Namen jedes einzelnen Buschs. Noch einmal: Ich las das alles nicht als Canlit, ich las es einfach bloß. Ich weiß noch, wie mich einige dieser Geschichten begeisterten (besonders James Reaneys „Der Bully“), andere mich ziemlich kaltließen. Doch sie alle fühlten sich für mich auf eine Weise echt an, wie es Charles Dickens, so gern ich ihn auch las, nicht vermochte.
Ich schreibe hier nicht von diesen frühen Erfahrungen, weil ich sie für typisch halte, sondern weil ich sie – ganz im Gegenteil – für sehr untypisch halte. Ich bezweifle, dass viele Menschen meines Alters auch nur diese geringe Leseerfahrung ihrer eigenen Literatur besaßen, so eingeschränkt und zufällig sie in meinem Fall auch war. (Wo ich das so schreibe, fühle ich mich ungefähr wie 102, denn seither hat sich einiges verändert. Doch obwohl hier und dort in unserem Land neue Lehrpläne aufgestellt werden, bin ich noch nicht überzeugt, dass das durchschnittliche kanadische Kind oder der durchschnittliche Highschool-Schüler mit mehr kanadischer Literatur in Berührung kommt, als es damals bei mir der Fall war. Und genau das ist natürlich Teil unseres Problems.)
Dennoch, obgleich ich nur wenige kanadische Werke las, besaßen sie immerhin ihre eigene Form, die sich anders anfühlte als die Formen anderer Bücher. Als was sich diese Form entpuppte, und was sie meiner Ansicht nach für dieses Land bedeutet, wurde mir umso klarer, je mehr ich las. Und das ist, selbstverständlich, das Thema dieses Buches.
„Wer die kanadische Literaturszene verstehen will, sollte Atwoods Buch ›Survival‹ lesen.“
„Schön ist, mit welch unprätentiöser Art Atwood durch die Literatur ihres Landes führt.“
„Doch Margaret Atwoods lakonischer Humor macht die Lektüre trotzdem sehr unterhaltsam.“
„Der subjektive Charakter dieses kleinen ›Handbuchs‹ ist also unbestritten.“
„Die beste Einstimmung auf den kanadischen Bücherherbst“
„Schon die 32-jährige Margaret Atwood wusste, wie sich kurzweilig erzählen und sich auch ein philologischer Stoff unterhaltsam aufbereiten lässt.“
„Für Atwood-Fans mit literaturtheoretischem Interesse ist das Buch eine faszinierende Lektüre. Für alle anderen gilt: Lesen, wenn man es zufällig in die Hände bekommt, denn Margaret Atwoods Stil ist einfach immer ein Genuss – scharfzüngig, pointiert, genau im Detail und originell in der Gesamtbilanz.“
„Im Nachwort nennt die viele Jahre als Literaturwissenschaftlerin Lehrende ›Survival‹ ›fast so etwas wie meine Memoiren‹, und genauso faszinierend liest es sich auch.“
„Das Faszinosum an ›Survival‹ jenseits literaturhistorischer Relevanz liegt darin, dass es nicht nur die englischsprachigen Literaturen auf äußerst originelle Weise gegen den Strich bürstet, sondern außerdem von dem Land Kanada erzählt, wie es die Autorin 1972 sieht.“
„›Survival‹ schildert hochamüsant die skandalöse Literaturgeschichte Kanadas.“
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