

Swift and Saddled (Meadowlark 2) Swift and Saddled (Meadowlark 2) - eBook-Ausgabe
Roman
— Sommerliche New Adult-Romance für gemütliche Tage am See! (Ada & Wes)Swift and Saddled (Meadowlark 2) — Inhalt
„Eine zarte, liebevolle Romance mit ganz viel Kribbeln!“ Elsie Silver
Ada Hart vertraut nur noch sich selbst. Nach dem katastrophalen Scheitern ihrer Ehe konzentriert sie sich auf ihre Karriere als Innenarchitektin. Für den großen Auftrag einer Ranch reist sie sogar nach Meadowlark, Wyoming. Hauptsache raus aus der Stadt! Kurz nach ihrer Ankunft begegnet sie in einer Bar einem gutaussehenden Cowboy, und es kommt zu einem heißen Kuss. Doch als sich herausstellt, dass der charmante Mann ausgerechnet ihr Boss Weston Ryder ist, ist Ada fest entschlossen, eine rein geschäftliche Beziehung zu führen. Aber Wes kann nicht aufhören, an sie zu denken, und setzt alles daran, Ada für sich zu gewinnen …
Cowboys, Ranch und Kleinstadtcharme: Wohlfühlsetting Meadowlark. Eine Small Town-Romance mit den Tropes Opposites Attract und Forced Proximity!
Leseprobe zu „Swift and Saddled (Meadowlark 2)“
1
Ada
Aber nichts. Keine Speisen.
Googles blödes Balkendiagramm zeigte außerdem an, dass im Devil’s Boot – keine Ahnung, ob das tatsächlich der Name der Bar war, denn es gab kein Schild irgendwo, das darauf hingewiesen hätte – derzeit nichts los sei.
Es war etwas los.
Nicht extrem viel, aber genug, dass auf Google mindestens eine Balkenhöhe für eine moderate Frequentierung zu erwarten gewesen wäre.
Außerdem gab es eine sehr laute Clique alter Männer am Tresen. Darüber hätte Google mich nicht informieren können. Aber wenn es in der Webpräsenz dieses Lokals [...]
1
Ada
Aber nichts. Keine Speisen.
Googles blödes Balkendiagramm zeigte außerdem an, dass im Devil’s Boot – keine Ahnung, ob das tatsächlich der Name der Bar war, denn es gab kein Schild irgendwo, das darauf hingewiesen hätte – derzeit nichts los sei.
Es war etwas los.
Nicht extrem viel, aber genug, dass auf Google mindestens eine Balkenhöhe für eine moderate Frequentierung zu erwarten gewesen wäre.
Außerdem gab es eine sehr laute Clique alter Männer am Tresen. Darüber hätte Google mich nicht informieren können. Aber wenn es in der Webpräsenz dieses Lokals irgendwelche Fotos des Gastraums gegeben hätte, wäre ich wahrscheinlich von allein zu diesem Schluss gelangt.
Und hätte einen großen Bogen um das Devil’s Boot gemacht.
Blödes Google.
Dieses Lokal war genau das, woran ich dachte, wann immer ich mir eine Kleinstadtspelunke vorstellte. Aus einer Jukebox erscholl altmodische Countrymusik, es gab eine ausufernde Anzahl von Neonreklamen, es roch nach abgestandenem Zigarettenrauch, und auf dem Boden gab es etliche Stellen, an denen meine Doc Martens bei jedem Schritt festklebten.
Ich bin kein Snob. Ich habe nichts gegen eine gute Spelunke. Ich wollte nur nicht zu guter Letzt in einer landen. Nicht heute.
Als ich gestern San Francisco verlassen und mich auf den Weg nach Wyoming gemacht hatte, wäre eine Spelunke der letzte Ort gewesen, an dem ich gedacht hätte, den Abend zu verbringen, bevor ich den wichtigsten Job meiner Karriere in Angriff nehmen würde.
Aber ich hatte Hunger, und das kleine, aber seltsam malerische Motel, in dem ich heute die Nacht verbringen wollte, hatte nicht das beste WLAN, daher hatte ich mich auf die Suche nach etwas zu essen und Internetzugang gemacht, jedoch nur eins von beidem gefunden. In was für einer Kneipe wird einem nichts zu essen angeboten, aber gutes WLAN?
In einer mit einem sehr großen und sehr heißen Barkeeper, der sich meiner erbarmte, als ich nach etwas Essbarem fragte, und eine große Tüte Doritos unter dem Tresen hervorholte und sie mir zusammen mit einem Whiskey und meiner Cola light hinschob. Ich fragte nicht, wie lange sie dort schon gelegen hatten – ich wollte es gar nicht wissen –, aber ich bekam eine ziemlich gute Vorstellung vermittelt, so lappig, wie die Dinger waren. Sie schmeckten, als sei der Beutel schon seit einer ganzen Weile offen gewesen, als ich ihn bekommen hatte, was aber nicht der Fall war.
Danach entschied ich mich für einen Tisch in der Ecke. An der Wand dahinter befand sich eine Neonreklame mit einem Cowboy, der auf einer Bierflasche ritt wie auf einem Bullen. Die Lächerlichkeit des Ganzen ließ meine Mundwinkel zucken, und dieses Gefühl gefiel mir.
Ehrlich, ich wusste nicht, ob der Verzehr von Doritos vermutlich jenseits des Verfallsdatums besser war, als gar nichts zu essen, aber ich saß da und aß sie.
Ich wischte mir die Nachokäsekrümel von den Fingern, um den Bildschirm meines iPads nicht schmutzig zu machen. Dann rief ich die E-Mail-Korrespondenz zwischen Weston Ryder und mir auf, überprüfte ein zweites Mal die Uhrzeit, zu der ich mich morgen früh auf der Rebel Blue Ranch einfinden sollte, und überzeugte mich davon, dass ich die Adresse in meiner Kartenapp gespeichert hatte, nur für alle Fälle.
So war ich nun mal, Ada Hart, stets vorbereitet.
Ich wusste nicht viel über Rebel Blue – nur das, was Teddy mir während der letzten paar Monate erzählt hatte. Teddy selbst kannte ich vom College. Wir hatten dasselbe College in Colorado besucht – zumindest während meines ersten Jahres. Danach hatte ich an eine Schule gewechselt, die näher an meiner Heimat lag.
Meine Heimkehr war eine Entscheidung, die ich jetzt zutiefst bereute, denn sie hatte zu dem geführt, was für mich immer „der Zwischenfall“ sein würde, ein Ereignis, das anderen auch als meine Hochzeit bekannt war.
Ich verbannte jeden Gedanken an den und ihn aus meinem Kopf.
Nachdem ich Denver verlassen hatte, war ich mit Teddy in Verbindung geblieben – größtenteils über Social Media, und dafür war ich jetzt dankbar. Sie war diejenige, die mich an Weston verwiesen hatte. Weston selbst hielt ich für den Besitzer von Rebel Blue, wusste es aber nicht mit Bestimmtheit. Wenn man es googelt – noch mal blödes Google –, bekommt man nur die Information, dass es sich um eine Rinderranch handelt und dass sie gut dreitausend Hektar Land umfasst.
Ich hätte Teddy fragen können, aber ich wollte sie nicht nerven. Sie hatte genug für mich getan.
Ich wusste nicht, wie groß ich mir dreitausend Hektar vorstellen musste. Ganz schön stattlich, dachte ich gerade, als ich einen der alten Männer am Tresen hörte, wie er dem Barkeeper einheizte.
„Was ist das für eine Kneipe, der das Eis ausgeht?“, knurrte er ungläubig.
„Eine, in der ein Haufen trauriger alter Männer Whiskey trinkt wie Wasser“, schoss der Barkeeper zurück. Ich schaute zu den Männern hinüber. Der Barkeeper hatte ein kleines Lächeln auf dem Gesicht, offenbar machte ihm der Seitenhieb nicht allzu viel aus. „Gus bringt welches mit, daher sieh zu, dass du mit diesem Drink noch zehn Minuten auskommst.“ Er zeigte auf das Glas vor dem Mann, und der Mann lachte ihm spöttisch ins Gesicht.
Ich spürte das Vibrieren meines Handys auf dem Tisch und griff danach.
Teddy: Hey! Bist du gut angekommen?
Ich: Ja – treffe nur noch ein paar Vorbereitungen für morgen.
Teddy: EXZELLENT.
Teddy: Das wird so viel Spaß machen.
Teddy: Ich komme vorbei, sobald ich kann.
Teddy: Kann’s gar nicht erwarten, dich strahlen zu sehen.
Ich sah, dass ich auch eine WhatsApp von meinem Geschäftspartner Evan hatte – einem Bauunternehmer – und von meiner Mom, die mir zweifellos mitteilte, dass ich in Wyoming meine Zeit verschwendete.
Vielleicht war es so, aber aus irgendeinem Grund glaubte ich das nicht wirklich.
Ich legte mein Telefon mit dem Display nach unten auf den Tisch. Jetzt musste ich mich erst einmal konzentrieren. Im Lauf der vergangenen vier Monate hatte ich Hunderte von E-Mails mit Weston ausgetauscht. Wir hatten über seine Vision gesprochen, wir hatten uns über die zeitliche Planung ausgetauscht, über Handwerker und Kosten. Die Leute dachten immer, das Einreißen von Wänden sei der erste Schritt, aber tatsächlich war es eher Schritt dreihundert. Ich ging gerade die Schritte eins bis zweihundertneunundneunzig durch, als ein riesiger, weißer Flauschball neben meinen Füßen auftauchte.
„Waylon! Verdammt noch mal!“, hörte ich den Barkeeper brüllen. Ich vermutete, dass Waylon der Hund war, der zu meinen Füßen saß und mit aus dem Maul hängender Zunge und einem liebestollen Ausdruck in den Augen zu mir aufschaute.
Was für ein Engel.
Ich beugte mich herab und kraulte seinen sehr weichen und pelzigen Kopf. Wow, kaum ein paar Stunden in Meadowlark, und dieser Ort rang mir in einem rekordverdächtigen Tempo ein Lächeln nach dem anderen ab.
„Ernsthaft?“, hörte ich den Barkeeper jammern. „Wer, zur Hölle, bringt seinen Hund in eine Kneipe mit?“ Ich schaute genau in dem Moment auf, als ein Mann durch die Tür trat.
Verdammt. Was mischten sie in Meadowlark, Wyoming, ins Wasser?
Von hier aus konnte ich sehen, dass er nicht ganz so groß war wie der Barkeeper, aber fast. Sein offenes Flanellhemd gab den Blick auf ein weißes T-Shirt frei, das an seiner Brust klebte. Ich sah bis zu seinen ausgetretenen Cowboystiefeln an ihm hinunter.
Vielleicht lag es daran, dass ich zu lange von Silicon-Valley-Typen umgeben gewesen war, die Outdoor-Westen in Büros spazieren führten. Aber dieser Mann machte etwas mit mir.
Ich wette, er hatte raue Hände. Arbeitende Hände. Für einen Sekundenbruchteil stellte ich mir vor, wie sie sich anfühlen würden, wenn er damit an meinem Körper herabstrich.
Nein. Vergiss es. Definitiv nicht. Denk nicht darüber nach.
Du gibst dich keinen Fantasien wegen eines mysteriösen Cowboys in einer schummrigen Kneipe hin – ganz gleich, wie gut er aussieht.
Ich war hier, um zu arbeiten. Ich wurde von meinem neuen pelzigen Freund in die Realität zurückgerissen, weil er mir die Hände ableckte – wahrscheinlich schmeckten sie nach den betagten Doritos.
Ich konnte nicht anders, als das Gespräch zwischen dem Barkeeper und dem Cowboy mit anzuhören. Lauschen war eins meiner Lieblingshobbys. „Was ist das für eine Kneipe, der das Eis ausgeht?“, schoss der Cowboy den Barkeeper an. Die Gruppe alter Männer johlte zustimmend.
„Wo ist dein Bruder?“, fragte der Barkeeper.
„Beschäftigt.“ Der Cowboy zog die Schultern hoch.
„Wo ist mein Eis?“
„Auf dem Truck.“
„Du konntest es nicht mit reinbringen?“
„Ich fand, dass das deine Sache ist.“
Der Barkeeper schüttelte den Kopf, kam aber hinterm Tresen hervor und ging zur Tür hinaus. Es war offensichtlich, dass zwischen diesen beiden irgendeine Art von Verbindung bestand. Brüder waren sie eher nicht – sie sahen sich nicht ähnlich –, aber irgendetwas war da.
Nicht Brüder, aber definitiv alte Kumpel.
„Ruf deinen Hund zurück“, sagte der Barkeeper auf dem Weg nach draußen. „Bitte.“
Der Cowboy ließ den Blick durch die Bar gleiten – wahrscheinlich auf der Suche nach seinem Hund –, und er landete direkt bei mir. Bei mir, deren Hand gegenwärtig gründlich abgeleckt wurde und die den Cowboy ohne Scham und ohne Hemmungen anstarrte.
Ich hätte wegsehen sollen, tat es aber nicht.
Von hier aus konnte ich nicht feststellen, welche Farbe seine Augen hatten, aber ich hätte es gern gewusst.
Wir schauten einander viel länger an, als gesellschaftlich akzeptabel war, und er ließ ein kleines Lächeln aufblitzen, das Grübchen auf beiden Wangen andeutete.
Verdammt, keine Grübchen bitte.
Die sollten gesetzlich verboten sein.
Oder zumindest eine Art Warnung erfordern, ehe man sie vorzeigte.
Warnung: Grübchen könnten erscheinen und zum übereilten Ausziehen von Slips führen.
Es sah aus, als sei er im Begriff, auf mich zuzukommen, aber unser seltsames und intensives Blickduell wurde von dem Barkeeper unterbrochen, der dem Cowboy von hinten einen Eiswürfel in den Kragen steckte.
Er gab ein definitiv unmännliches Geräusch von sich, das mich zum Lachen brachte. Alle sind heiß und verwegen, bis sie einen Eiswürfel in ihrem Kragen haben.
„Brooks! Zur Hölle!“, rief er und führte ein kleines Tänzchen auf, als er versuchte, den Eiswürfel herauszuschütteln. Es war niedlich.
Wirklich niedlich.
Der Barkeeper – Brooks – lachte nur, während er mit dem Eisbeutel zurück hinter den Tresen ging, und sagte dann: „Ruf deinen Hund, dann darfst du auf einen Drink hierbleiben.“
Der Cowboy zupfte sein Hemd zurecht und fuhr sich mit einer Hand durch sein sandfarbenes Haar. „Meinetwegen.“
Er trat einen Schritt auf mich zu und erwischte mich wieder mit seinem erbarmungslosen Blick. Warum kam er auf mich zu?
Eine warme Zunge leckte erneut über meine Hand.
Oh. Der Hund. Natürlich.
Ich riss mich von seinem Blick los und schaute nach unten. Das musste ich tun. Wer weiß, was ich angestellt hätte, wenn wir uns noch länger in die Augen gesehen hätten. Wofür man mich dann verantwortlich gemacht hätte. Das Ganze vermittelte irgendwie ein kribbeliges Selbstbewusstsein.
„Entschuldigen Sie bitte.“ Seine Stimme war jetzt in meiner Nähe. Mein flauschiger Gefährte wedelte mit dem Schwanz, als die Schritte seines Besitzers sich näherten. „Er hat eine Schwäche für schöne Frauen.“
Ich sah auf, und ein weiteres Lächeln wurde mir abgeschmeichelt, und dieses galt dem Mann, der jetzt weniger als zwei Schritte von mir entfernt war.
„Hat dieser Spruch jemals funktioniert?“, fragte ich mit einem Lachen. Meine Stimme fühlte sich fremd an – rau. So wie man zum ersten Mal spricht, nachdem man aufgewacht ist.
„Sagen Sie es mir“, antwortete er. Seine Augen glänzten. Und waren grün. So verdammt grün.
„War schon nicht schlecht“, erwiderte ich. „Aber ich habe das Gefühl, dass die Darbietung noch ausbaufähig wäre.“
Ein neuerliches Aufblitzen von Grübchen. „Wie denn?“
„Sie müssen es ernst meinen“, sagte ich.
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Er wirkte verwirrt. „Natürlich habe ich es ernst gemeint.“
Wow. Er war so überzeugend. Wenn ich bessere Erfahrungen mit Männern gemacht hätte, hätte ich ihm vielleicht geglaubt.
„He!“ Brooks’ Stimme durchschnitt unser Gespräch, und der Cowboy drehte sich wieder nach ihm um. „Flasche oder gezapft?“
Bevor er antwortete, schaute der Cowboy auf meinen Tisch. Das iPad musste ihm signalisieren, dass ich an etwas arbeitete, denn statt zu fragen, ob er sich zu mir setzen dürfe, sah er seinen Hund an und sagte: „Lass die schöne Frau weiterarbeiten, Waylon.“
Waylon gehorchte und ging zu seinem Besitzer, dessen Blick jetzt wieder auf mir ruhte. „Ich bin am Tresen – falls Sie Gesellschaft wollen, wenn Sie fertig sind.“
Moment mal. Er wollte mich nicht unter Druck setzen? Versuchen, in meinen persönlichen Raum einzudringen? Er würde mich einfach … meine Arbeit erledigen lassen?
Verdammt. Die Männer in Meadowlark waren offenbar was Besonderes.
Der Cowboy schenkte mir ein letztes, von Grübchen verziertes Lächeln, bevor er sich zum Tresen begab. Waylon, mein neuer Freund, folgte ihm.
Ich sah ihm nach, und es kostete mich Anstrengung, den Blick von seinem Rücken loszureißen.
Ich versuchte, mich wieder meiner Aufgabe zuzuwenden und schüttelte ein wenig den Kopf – um die Gedanken an den attraktiven Fremden abzuschütteln.
Es tat gut, von ihm wahrgenommen worden zu sein – der Gegenstand seines Blickes zu sein. Direkt nach meiner Scheidung war meine Selbstachtung auf ein nie da gewesenes Minimum gesunken. Noch jetzt, mehr als ein Jahr später, war sie nicht besonders großartig.
Also ließ sich nicht leugnen, dass es mir gefiel, wenn mich jemand ansah, als sei ich die einzige Person im Raum.
Mein Ex-Mann hatte mich nie so angesehen.
Diesen Gedanken wollte ich momentan allerdings nicht vertiefen. Ich drängte ihn beiseite, widmete mich wieder meinem iPad und bemerkte eine neue E-Mail von dem Besitzer von Rebel Blue.
Ada,
ich hoffe, Ihre Fahrt war okay, und alles ist gut über die Bühne gegangen. Freue mich darauf, Sie kennenzulernen und morgen anzufangen.
Viele Grüße
WR
Diese Nachricht wurde von meinem Mobiltelefon gesendet
2
Ada
Ich schaute auf die Uhr: kurz nach halb elf. Zwei Stunden waren seit meiner Ankunft in der Bar vergangen. Ich wollte mich am nächsten Morgen um halb zehn mit Weston treffen, daher musste ich wirklich bald ins Motel zurückkehren. Ich machte mich wieder an die Arbeit und überzeugte mich davon, dass ich keine wichtigen Dateien oder Informationen übersah, die ich morgen mit Weston durchgehen musste.
Sobald ich in Schwung war, fiel es mir leichter, nicht an den Cowboy zu denken, der an der Theke saß, aber ganz abschütteln konnte ich die Tatsache doch nicht. Wann immer ich aufschaute, ruhte sein Blick auf mir. Wieder und wieder sahen wir uns einen Tick zu lange an, und dann machte ich mich erneut an die Arbeit.
Es war ein scheinbar harmloser Kreislauf, doch ich war inzwischen ganz überdreht davon.
Ich wusste nicht recht, warum, aber ich … fühlte mich zu ihm hingezogen. Wie er mit dem Barkeeper scherzte und mit den alten Männern an der Theke, die ihm gelegentlich auf den Rücken schlugen, und wie er immer eine Hand auf seinem Hund hatte – all das weckte in mir die Frage, wer dieser Mann war und wie er bei Tageslicht sein würde.
Ich war neugierig.
Das war der Grund, warum ich es tat.
Zumindest würde ich mir das später einreden.
Ich kam mit meiner Arbeit zum Ende, sammelte meine Sachen zusammen und schob sie in meine Tasche. Ich brauchte nicht aufzuschauen, um zu wissen, dass sein Blick auf mir ruhte, aber ich schaute trotzdem auf – genau in dem Moment, als er einen Schluck von seinem Bier nahm.
Wieder sahen wir einander an, und ich erhob mich. Sein Blick folgte mir, und ich hoffte, dass seine Schritte es auch tun würden. Ich hatte keine Ahnung, was über mich gekommen war, aber ich wollte nicht dagegen ankämpfen.
Ich löste den Blickkontakt, als ich Richtung Tür ging, aber ich konnte spüren, dass er mir nachschaute. Statt durch die Tür nach draußen zu treten, bog ich in einen Flur rechts daneben ein.
Ada, was, zur Hölle, tust du da?
Lädtst du wirklich einen Fremden ein, dir durch einen dunklen Flur in einer schäbigen Kneipe zu folgen? Tust du das wirklich? Ja, das war es, was ich machte.
Ich blieb stehen, als ich an eine Tür auf halber Höhe des Flures kam, und lehnte mich dagegen. Wartete, ob er zu mir kommen würde.
Er tat es.
Sein Schatten tauchte im Eingang zu dem Flur auf, und mein Herz hämmerte gegen meinen Brustkorb, als versuche es zu fliehen.
Ich konnte seine Schritte spüren, als er sich mir näherte, denn als er auf mich zukam, zerbarst und erbebte die Welt, die ich kannte, um Platz für ihn zu machen.
Platz für etwas Neues.
Er blieb einige Schritte von mir entfernt stehen, und seine grünen Augen schimmerten im Dämmerlicht. Sie waren voller Hitze, als sie mich aufsogen – aber vielleicht auch besorgt?
Damit waren wir schon zu zweit.
„Alles in Ordnung?“, fragte der Fremde, der mich mit seinem Blick in Bann schlug. Er war jetzt ganz nah, daher musste ich den Hals recken, um ihn anzusehen. Ich trat auf ihn zu und nickte. Ich traute meiner Stimme nicht. Sie würde mich verraten. Sie würde ihm signalisieren, dass nicht alles in Ordnung war, und was immer diese Trance zwischen uns zu bedeuten hatte, sie würde sich in nichts auflösen.
Ich wollte das nicht. Ich wollte etwas Neues.
Ich wollte ihn – den Mann, der mich ansah, als sei ich es wert, angesehen zu werden.
„Sind Sie sich sicher …“ Ich schnitt ihm das Wort ab, indem ich mich in sein Shirt krallte, mich auf die Zehenspitzen stellte und seinen Mund zu meinem herunterzerrte. Er war reglos und benommen, aber nur für einen Augenblick. Dann hob er eine Hand, um sie an mein Gesicht zu legen, und schob die andere in mein Haar.
Ja, dachte ich. Ich brauche das hier. Seine Hand auf meiner Wange fühlte sich rau an, genau, wie ich es mir vorgestellt hatte, aber seine Berührung war weich – als koste er das hier aus.
Meine Lippen strichen über seine, und er ließ die Hand, die mein Gesicht berührt hatte, an mir hinabwandern, bis zu meiner Hüfte. Dabei hinterließ sie eine aufgeladene Spur. Es war, als knistere die Luft um mich herum.
Ich musste ihm näher sein.
Ich ließ meine Tasche fallen und legte ihm die Hände um den Hals, im selben Moment, als er mich mit köstlicher Entschlossenheit gegen die Tür drückte. Ich dachte, mein Hinterkopf würde gegen die Tür prallen, aber die Hand, die in meinem Haar gewesen war, sorgte dafür, dass ich mich nicht an dem Holz stieß. Dann nahm er meine beiden Hände, hob sie über meinen Kopf und hielt sie dort fest.
Wir drückten uns aneinander, und unsere Zungen umspielten einander. Als er sanft in meine Unterlippe biss, konnte ich ein Stöhnen nicht unterdrücken und hoffte, dass der Laut von der Jukebox übertönt wurde.
Seine andere Hand wanderte von meiner Hüfte zu meinem Hintern, und er ließ sie in die Gesäßtasche meiner Jeans gleiten. „Ist das okay?“, fragte er dicht an meinem Mund.
„Mehr“, hauchte ich. Er umfasste meinen Hintern. Fest.
„Verdammt, wer bist du, was machst du mit mir?“
Er stöhnte. Ich ließ unwillkürlich die Hüften kreisen, denn ich brauchte mehr, und ich konnte seinen harten Schwanz unter seiner Jeans spüren. Wann hatte ich das letzte Mal jemanden angetörnt? Wann war ich das letzte Mal angetörnt gewesen?
Ein lautes Husten erklang am Ende des Flurs, und wir beide erstarrten. Ich schaute zu dem Cowboy auf, der den Blick auf mich gerichtet hielt, dann ließ ich die Hände sinken und wandte mich dem Störenfried zu.
„Ich muss in mein Büro – wenn es euch nichts ausmacht.“ Es war Brooks, der Barkeeper. Er klang, als lächelte er, aber ich schaute ihn nicht an, um meine Vermutung zu bestätigen. Meine Wangen waren heiß, und am liebsten hätte ich mich unter einem Stein verkrochen und wäre nie wieder hervorgekommen.
Typisch. Wie sehr ich mich auch bemühte, ich konnte diese Seite von mir, die mit übereilten, impulsiven Entscheidungen erblühte, nie ganz beherrschen. Impulsivität war nicht das Problem. Manche Menschen trafen auf diese Weise garantiert tolle Entscheidungen, aber ich gehörte nicht dazu. Wenn ich eine impulsive Entscheidung traf, bezahlte ich am Ende noch eine ganze Weile dafür – meine gescheiterte Ehe war ein hervorragendes Beispiel für eine Ada-Dada-Idee.
„Aber ihr zwei dürft gern an der anderen Wand weitermachen“, fuhr der Barkeeper fort.
O Gott. Das war so peinlich. Ich hielt es nicht länger aus. Also tat ich, weshalb ich nach Wyoming gekommen war.
Ich flüchtete.
Rezept mündlich von Mama Sage
(sie hat noch nie in ihrem Leben etwas abgemessen)
Zutaten
- 1 Packung Filoteig
- 2 Pfund Spinat, gehackt (Mama Sage mag es gehackt, damit es leichter zu essen ist)
- 3 Frühlingszwiebeln, gehackt (komplett – grüne und weiße Teile)
- ½ Tasse gehackte Petersilie
- 200 g Feta (sie sagt lieber gleich, dass es „guter Feta“ sein muss)
- 3 Eier
- Salz
- Olivenöl (auch hier muss es für sie unbedingt „gutes Olivenöl“ sein)
Zubereitung
- Backofen auf 180 °C vorheizen
- Spinat, Frühlingszwiebel und Petersilie waschen, gründlich abtrocknen und klein schneiden. Mit den Eiern und Salz nach Geschmack in der größten vorhandenen Schüssel mischen.
Ein strittiger Punkt ist, dass Mama Sage den Spinat nicht erst zusammenfallen lässt (sagt das aber nicht meiner Großmutter). - Dann eine Viertel Tasse (gutes) Olivenöl hinzufügen und den Feta-Käse hineinbröckeln. Noch einmal vermischen. Am besten, sagt Mama, mit den Händen. Damit ist die Füllung fertig.
- Eine Backform von 30 × 23 cm mit (gutem) Olivenöl einfetten.
- Etwas von dem (guten) Olivenöl zum Bestreichen der Filoteigblätter in eine kleine Schüssel füllen. Filoteig ist manchmal etwas schwierig zu verarbeiten. Damit er nicht reißt, sollte er nach dem Auspacken und Ausbreiten mit Frischhaltefolie und einem Küchentuch abgedeckt werden.
- Filoteigblätter einzeln mit Olivenöl bestreichen und in die Backform legen, sodass sie ein paar Zentimeter über den Rand der Form hinausragen, bis der Boden der Form mit Filoteig ganz bedeckt ist und ringsum ein Teigrand übersteht.
- Die Füllung in die Form geben und gleichmäßig auf dem Teig verteilen.
- Bestreiche weitere Filoteigblätter mit Olivenöl und bedecke damit die Füllung. Wenn die Füllung bedeckt ist, falte den überstehenden Filoteig nach innen. Dadurch werden die Ränder der Spanakopita knusprig. Deshalb sind diese Randstücke bei meiner Familie heiß begehrt.
- Zum Schluss noch etwas (gutes) Olivenöl über die Spanakopita streichen. Manchmal gibt meine Mutter auch noch etwas Butter darauf, aber das ist typisch amerikanisch.
- Die Spanakopita mit einem scharfen Messer vorsichtig in Quadrate schneiden, damit beim Backen der Dampf besser entweichen kann und sie sich nach dem Backen leichter schneiden lässt.
- 30–45 Minuten backen. (Ja, das ist nur eine grobe Angabe, aber mehr konnte ich meiner Mutter nicht entlocken.)
- Guten Appetit!
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