The Club – Kiss (The Club 5) — Inhalt
Ein glühend heißes Spiel beginnt ...
Playboy Josh Faraday ist es gewohnt, zu bekommen, was er will. Und als Nächstes steht Sarahs beste Freundin auf seiner Liste – Kat Morgan, das wilde Partygirl. Wer auch immer behauptet, Liebe sei genügsam, ist diesen beiden noch nicht begegnet. Josh und Kat pokern gerne hoch. Was wäre die Liebe auch ohne Vorspiel und hohen Spieleinsatz? Doch wie lange können sie dem jeweils anderen widerstehen? Wer wird der Versuchung als Erstes nachgeben? Ein verführerisches Wechselbad der Gefühle beginnt. Aber ist es ein Spiel mit Chance auf Wiederholung, oder ist der Einsatz zu hoch?
Leseprobe zu „The Club – Kiss (The Club 5)“
Josh
Verdammt noch mal! Was hat Jonas jetzt schon wieder? Ich mache mir solche Sorgen, dass es kaum auszuhalten ist. Ich blicke aus dem Fenster meiner Limousine und bin mit derselben Angst erfüllt, die mich immer überkommt, wenn Jonas mich mit dieser unverholenen Panik in der Stimme anruft. Natürlich habe ich nach seinem Anruf alles stehen und liegen lassen und sofort den nächsten Flug nach Seattle genommen. Aber anders als sonst habe ich dieses Mal nicht die leiseste Ahnung, warum Jonas so panisch ist. Und das wiederum macht mich panisch. „Hey!“, rufe [...]
Josh
Verdammt noch mal! Was hat Jonas jetzt schon wieder? Ich mache mir solche Sorgen, dass es kaum auszuhalten ist. Ich blicke aus dem Fenster meiner Limousine und bin mit derselben Angst erfüllt, die mich immer überkommt, wenn Jonas mich mit dieser unverholenen Panik in der Stimme anruft. Natürlich habe ich nach seinem Anruf alles stehen und liegen lassen und sofort den nächsten Flug nach Seattle genommen. Aber anders als sonst habe ich dieses Mal nicht die leiseste Ahnung, warum Jonas so panisch ist. Und das wiederum macht mich panisch. „Hey!“, rufe ich dem Fahrer zu. „Könnten Sie bitte einen Sender suchen, auf dem etwas Ruhigeres läuft?“ Das Lied, das mir gerade in den Ohren dröhnt, ist „I’m Too Sexy“ von Right Said Fred – definitiv nicht das Richtige, um meine Nerven zu beruhigen. „Wie wäre es damit?“, sagt der Fahrer und wechselt den Radiosender. Hier läuft „Mad World“ von Tears for Fears. „Ja“, sage ich und grinse in mich hinein. „Lassen Sie das an. Danke.“ Als mein Bruder mich vorhin angerufen hat, habe ich angenommen, dass Jonas von seiner Reise nach Belize mit der tollsten Frau der Welt zurückgekommen war – mit der einzigartigen, magischen und mystischen Sarah Cruz, für die er sich in den Server der Universität von Washington eingehackt hat, obwohl er sie noch nie zuvor gesehen hatte – und mir vorschwärmen will, wie toll sie doch ist. Aber in dem Moment, in dem ich seine Stimme gehört habe, war mir sofort klar, dass er mir nicht von seiner neuen Flamme erzählen will. Ich wusste sofort, dass etwas nicht stimmt. Ganz und gar nicht stimmt. „Geht es dir gut? Geht es Sarah gut?“, habe ich ihn mit einem mulmigen Gefühl im Bauch gefragt. „Ja, mir geht es gut. Die Reise war unglaublich – Sarah ist unglaublich“, hat Jonas geantwortet. Aber bevor ich erleichtert ausatmen konnte, hat er etwas gesagt, das mich total verwirrt hat. „Es ist der Club, Josh. Das Ganze ist ein reiner Betrug – ein Riesenschwindel. Ich glaube, Sarah ist in Gefahr, ich meine ... ernsthaft in Gefahr.“ Was zum Teufel? Ich hatte keine Ahnung, was das heißen sollte. Mad World – eine verrückte Welt –, wie wahr. Es ist jetzt schon über drei Stunden her, seit Jonas mich angerufen und mir diese seltsamen Dinge gesagt hat, und ich habe immer noch nicht herausgefunden, was er damit gemeint haben könnte. Der Club ist ein Schwindel? Nein, Jonas, das ist er nicht. Zufällig weiß ich aus eigener Erfahrung, dass er das hundertprozentig nicht ist. Ich kann persönlich bestätigen, dass ich meine Anmeldung ausgefüllt, mein Geld gezahlt und genau das bekommen habe, wonach ich verlangt habe. Bis ins kleinste Detail, in mehreren Städten, einen gesamten wunderbaren und erlösenden Monat lang. Was ist daran Betrug? Wahrscheinlich hat Jonas einfach nur nicht das bekommen, wonach er verlangt hat. So wie ich ihn kenne, wollte er eine magische Kombination aus Zirkus, der Philosophieabteilung von Yale und American Ninja Warrior. Und jetzt glaubt er, er wurde reingelegt. Ich denke, es ist eher ein typischer Fall von „nicht die anderen sind das Problem, sondern du“. Als ich Jonas zum ersten Mal vom Club erzählt habe, hätte ich ihm Folgendes sagen sollen: Bro, wenn du deine Anmeldung ausfüllst, ist weniger mehr. Frag einfach nach den ein oder zwei Dingen, für die du sterben würdest, und belass es dabei. Mehr geht in einem Monat sowieso nicht, glaub mir. Verlang nicht zu viel. Ich schüttle meinen Kopf. Jonas kann einfach nicht mit Frauen – das konnte er noch nie. Nicht, dass sie sich ihm nicht alle an den Hals werfen würden, sobald sie ihn sehen – natürlich tun sie das. Wo er auch ist, lassen die Frauen förmlich für ihn die Hosen runter. Aber dann macht er seinen verdammten Mund auf und fängt an, Platon zu zitieren und in Rätseln zu sprechen, und dabei guckt er wie ein Serienmörder, und dann rennen sie alle schreiend davon. (Gott allein weiß, wie er diese Sarah dazu gebracht hat, so lange bei ihm zu bleiben ... Aber vielleicht steht sie ja auf Platon, wer weiß.) Nehmen wir mal an, der Club wäre tatsächlich irgendein Schwindelverein (was nicht der Fall ist): Warum sollte Jonas’ neue Freundin deswegen in Gefahr sein, in ernsthafter Gefahr? Ich verstehe das einfach nicht. Das Einzige, was mir dazu einfällt, ist, dass Jonas Sarah vielleicht im Club kennengelernt hat. Aber das ergibt keinen Sinn. Als ich Jonas vor Kurzem nach seiner Mitgliedschaft gefragt habe, hat er geantwortet, dass er sich zwar angemeldet, dann aber vollkommen darauf konzentriert hat, seine mysteriöse Jurastudentin flachzulegen. Ich merke gerade, dass ich keinen klaren Gedanken fassen kann. Ich blicke aus dem Autofenster und lausche eine Minute lang dem Lied. Ehrlich gesagt mache ich mir Sorgen, dass Jonas wieder eine Art psychischen Zusammenbruch haben könnte. Aber warum jetzt? Soweit ich weiß, ging es meinem Bruder in letzter Zeit fantastisch. Als wir letzte Woche diese ganzen Verhandlungen wegen der neuen Kletterhallen geführt haben, war er in Topform. Er hat jeden von seinen Ideen überzeugt und alle um den kleinen Finger gewickelt. Und er hat super ausgesehen – wesentlich besser als ich, muss ich zugeben. Ja, er konnte die drei Tage, die ich mit ihm zusammen war, nicht aufhören, über diese Sarah zu reden. Das ist so untypisch für ihn, dass ich zuerst gedacht habe, er würde mich verarschen. Aber als ich merkte, dass er es absolut ernst meint, hat mich das nicht beunruhigt. Im Gegenteil – ich habe mich für ihn gefreut. Doch jetzt frage ich mich, ob seine Besessenheit von ihr ein Zeichen dafür gewesen war, dass in seinem Kopf etwas nicht stimmt. Eigentlich war ich ja ein bisschen besorgt, als er mich angerufen und darum gebeten hat, irgendeine Frau ausfindig zu machen, die ihm eine E-Mail geschrieben hat. (Jonas’ Besessenheit von irgendetwas ist kein gutes Zeichen für seine mentale Gesundheit.) Aber zu meiner großen Erleichterung und Überraschung hat sich herausgestellt, dass die mystische Sarah Cruz alle Mühe wert war und ein wirklich fantastisches Mädchen ist. Als ich sie während unserer gemeinsamen Fahrt zum Flughafen kennengelernt habe, dachte ich mir, dass sie die Frau sein könnte, die das Beste in meinem Bruder zum Vorschein bringt. Sie ist wirklich umwerfend. Und ich gebe zu, dass ich die körperliche Anziehungskraft zwischen den beiden nur allzu gut nachvollziehen kann. Was zum Teufel ist also in den vier Tagen seit unserer Fahrt passiert? Was hat Jonas so aufgewühlt? Die Innenstadt von Seattle zieht am Autofenster vorbei. Ich hole tief Luft und schüttle den Kopf. Ich mache mir wirklich Sorgen. Ich wünschte einfach, ich könnte verstehen, was in Jonas vorgeht. Und was der Club damit zu tun hat. Und Sarah. Ich schüttle erneut den Kopf. Warum denkt Jonas, dass sie in ernsthafter Gefahr ist? Mein Handy vibriert, eine neue Nachricht. Hey, Josh, lese ich. Laaaaange nichts mehr von dir gehört. Wie geht es dir, Baby? LOL! Ich schmunzle überrascht. Ich hätte nicht damit gerechnet (und es mir auch nicht gewünscht, um ehrlich zu sein), diesen Namen noch einmal auf meinem Handy zu sehen. Doch die Nachricht ist von Jennifer LeMonde. Ich muss zugeben, ich war überwältigt von der Ahnentafel (und dem heißen Körper) dieser Frau, als wir vier oder fünf Monate lang miteinander ausgegangen sind. Damals war ich dreiundzwanzig, und ich schiebe das auf meine Jugend und die Tatsache, dass ich die Hälfte der Zeit völlig bekifft gewesen bin. Aber als die anfängliche Anziehungskraft und die Bewunderung für ihren Vater, den Grammy-Gewinner, und ihre Mutter, die Oscar-Gewinnerin, erst einmal verblasst war – ganz zu schweigen von der Wirkung des Haschischs –, habe ich schnell erkannt, dass Jenn das langweiligste Mädchen auf der ganzen Welt ist. Das war der Moment, in dem ich beschloss, mich zusammenzureißen, nicht mehr zu kiffen und mich ernsthaft meinen Familienpflichten zu widmen. Und seitdem gehe ich diesen Weg. Abgesehen von der einen oder anderen wilden Party auf Kurzurlauben, die ich mir in den letzten Jahren gegönnt habe (und die ich auch nicht bereue). Um ehrlich zu sein, haben mir diese kleinen Aussetzer sogar dabei geholfen, auf dem richtigen Weg zu bleiben. Und ich muss auf dem richtigen Weg bleiben – nicht nur für mich, sondern auch für Jonas. Schließlich können wir uns nicht beide am Rande eines Nervenzusammenbruchs befinden, und diesen Part hat Jonas schon vor langer Zeit für sich beansprucht. Hey, Jenn, tippe ich. Lang ist’s her. Wie geht’s? Hast du mitbekommen, was Isabel in letzter Zeit so macht? OMG! Ja. Wer hat das nicht? Ich freue mich für sie, tippe ich. Das meine ich ernst. Soweit ich mich an sie erinnere, ist Isabel ein nettes Mädchen. Zumindest war sie es vor sieben Jahren. Ich freue mich wirklich für sie, dass ihr Traum, ein Star zu werden, in Erfüllung gegangen ist. Das Studio hat Isabel für die ganze nächste Woche ein verdammtes Schloss in St. Tropez gemietet, um ihren Nummer-eins-Film zu feiern!, schreibt Jenn. Mann, ein richtiges Schloss! Da musste ich daran denken, wie wir alle zusammen in Cannes gefeiert haben – weißt du noch? Obwohl, je länger ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich mir, dass du dich wahrscheinlich nicht mehr erinnern kannst! LOL!!! Sie schickt noch ein paar Weinglas-Emojis, ein Marihuanablatt und ein Smiley mit Sonnenbrille hinterher. Wie auch immer, Isabel lädt wieder eine Menge Leute ein, um mit ihr in dem Schloss in Frankreich zu feiern (habe ich schon erwähnt, dass es ein richtiges Schloss ist?!), und sie wollte wissen, ob du und Reed vielleicht mitkommen wollt. Sozusagen eine Art Mini-Wiedersehensfeier. Es wäre wie in alten Zeiten! LOL! Das nächste Emoji soll wohl eine tanzende Katze darstellen, wobei ich den Sinn dahinter nicht verstehe. Ich starre einen Moment lang auf mein Handy und schüttle den Kopf. Ich bin nicht im Geringsten interessiert. Sorry. Ich bin wegen eines Familiennotfalls in Seattle, schreibe ich. Werde hier eine Weile nicht wegkommen, muss meinem Bruder helfen. Außerdem bin ich mittlerweile ein alter Mann, Jenn. Du würdest mich gar nicht wiedererkennen. Ich jage jetzt Kinder von meinem Rasen. Ich habe ziemlich hart gearbeitet, um das Familienunternehmen aufzubauen. Aber frag Reed ruhig, ob er mitkommen will. Ich schicke dir seine Nummer. Und bitte richte Isabel meine Glückwünsche zu ihrem Erfolg aus, fahre ich fort. Ich freue mich wirklich riesig für sie. Ich habe vor Kurzem erst gelesen, dass sie den People’s-Choice-Award oder so gewonnen hat. Ha! Fantastisch. Sie ist America’s Sweetheart! Ja, das ist sie wirklich. Sie hat’s echt drauf. Sie tritt sogar in Jimmy Fallons Talkshow auf, wenn sie aus Frankreich zurück ist! Kannst du dir das vorstellen? Sie ist total aufgeregt! Ich habe ihr Gesicht heute auf einem Plakat am Flughafen von L.A. gesehen. Richte ihr aus, dass ihre Brüste toll geworden sind. Ihr Schönheitschirurg hat gute Arbeit geleistet. Oder ist das Photoshop? Kein Photoshop. Die sind echt unecht. Und brandneu. Sie wird sich freuen, dass es dir aufgefallen ist. Ist dir auch ihre Nase aufgefallen? (Die höfliche Antwort darauf wäre ein Nein. Haha!) Sie sieht fabelhaft aus. Von Kopf bis Fuß. Sag ihr das. Aber sie war schon immer hübsch. Ach, hör schon auf, Josh. Da muss ich ja gleich wieder daran denken, was für ein Charmeur du bist. Ich würde dich sooooo gerne wiedersehen! Bist du dir sicher, dass du es nicht einrichten kannst? Bitte? Ich sorge auch dafür, dass du so richtig auf deine Kosten kommst. Sie schickt mir ein zwinkerndes Smiley. Ich verziehe das Gesicht. Das ist doch lächerlich. Jennifer LeMonde schert sich einen Dreck um mich. Und das beruht auf Gegenseitigkeit. Mit Anfang zwanzig sind wir ein paar Monate lang miteinander ausgegangen. Das kann man nicht gerade als Seelenverwandtschaft bezeichnen. Offensichtlich geht es hier eher darum, dass Isabel Reed unbedingt wiedersehen möchte. Ich nehme an, dass Isabel Jenn gebeten hat, Reed mit allen Mitteln nach Frankreich zu locken. Ich bin nur der Köder. Als ich auf ihre letzte Nachricht nicht sofort antworte, schickt sie gleich die nächste. Was, wenn ich dir verspreche, kein Bikinioberteil zu tragen, während wir dort sind? Ich weiß doch noch, wie sehr dir meine süße Oberweite gefallen hat. Sie fügt noch ein Bikini-Emoji und einen Kussmund hinzu. Und sie sind immer noch vollkommen natürlich, Baby! Zwinkerndes Smiley. Sorry, ich kann nicht. Wie schon gesagt, Notfall in der Familie, schreibe ich. Aber denken tue ich Folgendes: Ich bin dreißig Jahre alt, verdammt. Jenn, glaubst du wirklich, ich fliege um die halbe Welt, nur um ein paar Brüste zu sehen? (Auch wenn sie zugegebenermaßen wirklich perfekt sind.) Schade. Trauriges Smiley. Ich hab dich und deinen Bruder vor Kurzem auf so einem Zeitschriftencover gesehen. Beim Anblick der Wunderzwillinge bin ich gleich ganz feucht geworden. Ihr solltet Filmstars werden. Danke. Na gut. Schreib mir, falls sich was ändern sollte. Ich hoffe, du entscheidest dich noch um. Wie ich schon sagte, Notfall in der Familie, tippe ich. Sorry. Ok, wenn es mit Frankreich nichts wird, müssen wir uns unbedingt bald woanders wiedersehen. Ich denke in letzter Zeit oft an dich. Und an den Spaß, den wir zusammen hatten. Sie schickt mir einen Kussmund. Wenn du dich mit mir triffst, wirst du es nicht bereuen, Josh. Noch ein zwinkerndes Smiley. Ich verdrehe die Augen. War sie schon immer so nervig? Ich habe dieser Frau gerade geschrieben, dass es einen Notfall in meiner Familie gibt und dass mein Bruder mich braucht – und anstatt zu fragen, ob alles in Ordnung ist, versucht sie nur, mich ins Bett zu bekommen? Ich habe ihr geschrieben, dass ich hart für mein Familienunternehmen gearbeitet habe, und sie hat sich nicht einmal nach Details erkundigt. Das zeigt nur, dass die Beziehung, die wir damals hatten, nicht tiefgründig gewesen sein kann. Die Limousine hält an, und ich blicke von meinem Telefon auf. Ich bin in Jonas’ Einfahrt. Verdammt. Für einen Moment hatte ich tatsächlich vergessen, wohin ich fahre. Ich hole tief Luft. Was auch immer auf der anderen Seite von Jonas’ Eingangstür auf mich wartet, es ist bestimmt nichts Gutes. Das spüre ich.
Josh
In dem Augenblick, in dem ich durch seine Tür trete, springt mein Bruder auf mich zu wie ein Labrador Retriever und zieht sein neues Spielzeug (Sarah) hinter sich her. „Hey“, sage ich und stelle meine Tasche ab, während ich Jonas umarme. „Und hallo, Sarah Cruz.“ Ich umarme sie ebenfalls. „Toll, dich wiederzusehen.“ „Gewöhn dich besser daran“, sagt Jonas. Offensichtlich freut er sich ungemein über diese Worte. „Also, was zum Teufel geht hier vor sich?“, frage ich und bereite mich auf das Schlimmste vor. Jonas stöhnt. „Es ist alles so vertrackt, Mann.“ Mein Magen verkrampft sich. Ich setze mich auf die Couch. „Raus damit, Bro.“ Jonas setzt sich neben mich und fährt sich mit der Hand durchs Haar. Er sieht so aus, als würde er zu einem Monolog ansetzen, aber bevor er auch nur ein Wort sagen kann, geht die Badezimmertür auf der anderen Seite des Raums auf und eine blonde Mähne schiebt sich in mein Sichtfeld. Mein Blick richtet sich auf die Bewegung – mir war nicht bewusst, dass außer Jonas, Sarah und mir noch jemand hier ist – und wandert dann abwesend wieder zurück zu Jonas. Doch plötzlich verarbeitet mein Gehirn diese blonde Perfektion, die meine Augen gerade wahrgenommen haben, und mein Blick schnellt wieder zu der atemberaubenden Frau, die sich mir jetzt nähert. O mein Gott. Wer ist sie? Die Frau, die auf mich zukommt, ist das schönste Wesen, das mir in meinem ganzen Leben begegnet ist, ohne Ausnahme. Sagt der Kerl, der kurz mit Miss Universe zusammen war und zurzeit mit einem Victoria’s-Secret-Model ins Bett geht, wann immer beide gleichzeitig in Los Angeles sind. Diese Frau ist ... o Mann. Genau so würde ich mir meine Traumfrau zusammenbauen, wenn ich es könnte. Und sie kommt direkt auf mich zu und grinst mich an, als könnte sie meine Gedanken lesen. Sie muss ein Model sein. Oder eine Schauspielerin. Natürlich ist sie das. Was sollte sie sonst sein, so wie sie aussieht? Fuck. Herr im Himmel. Miss Perfect geht ohne zu zögern auf mich zu. „Ich bin Kat“, sagt sie und streckt mir ihre Hand entgegen. „Sarahs beste Freundin.“ Sie hat himmelblaue Augen. Und ihr langes Haar ist so blond, dass ich kaum noch Luft bekomme – und es scheint naturblond zu sein. Und – o mein Gott, das darf nicht wahr sein – sie hat ein winziges Grübchen an ihrem Kinn. Das war schon immer meine Achillesferse – seit ich vor vielen Jahren auf der Party zu Reeds einundzwanzigstem Geburtstag mit Jessica Simpson rumgemacht habe. „Josh“, sage ich und nehme ihre Hand. „Ich bin Jonas’ Bruder.“ „Ich weiß“, sagt sie grinsend. „Ich hab den Artikel gelesen.“ Sie deutet in Richtung Couchtisch. Ich folge ihrem Blick, um zu sehen, welchen Artikel sie meint. Natürlich meint sie den, in dem Jonas als eine Art tiefgründiger Poet dargestellt wird, der aus Dreck Gold machen kann, und ich als ein riesiger Vollidiot mit Stroh im Hirn. „Ich hoffe sehr, dass du ein bisschen vielschichtiger bist, als der Artikel behauptet“, sagt Kat und funkelt mich mit ihren blauen Augen an. Ich werfe Jonas einen Blick zu und hoffe, er steht mir bei, indem er so etwas sagt wie: „Ach, der Reporter wollte nur seinen Artikel verkaufen“. Oder vielleicht auch: „Wir dachten, wir würden ein seriöses Interview über Faraday & Sons geben, aber es hat sich herausgestellt, dass es nur Mist für die Boulevardpresse war“. Doch Jonas kommt mir mit keinem Wort zu Hilfe. Natürlich tut er das nicht, dieses Arschloch. Jetzt, da er die Frau seiner Träume gefunden hat, sieht er mich nur allzu gerne im Netz einer Frau zappeln, die aussieht wie mein wahr gewordener Traum. „Wenn man dem Artikel glauben darf“, fährt Kat fort und grinst mich frech an, „ist Jonas der rätselhafte Investment-Wunderkind-Zwilling, während du einfach nur ein Playboy bist.“ Ich muss lachen. Dieses Mädchen sieht nicht nur atemberaubend aus, sie ist auch noch frech. Und ich liebe vorlaute Frauen. „Das steht da drin?“, frage ich, obwohl ich genau weiß, was in dem Artikel steht. „In vielen verschiedenen Variationen, ja“, sagt sie und zieht eine Augenbraue nach oben. „Hm“, sage ich und runzle die Stirn. „Interessant. Und wenn jemand einen Artikel über dich schreiben würde, welche Vereinfachungen kämen da vor?“ Sie beißt sich auf die Lippe. „Nun, ich wäre wohl das wilde Partygirl mit einem Herzen aus Gold.“ Sie wirft Sarah einen Blick zu, und die beiden lächeln sich an. O Mann. Diese Frau ist einfach zu viel für mich. Meine Haut kribbelt, als hätte ich gerade einen doppelten Tequila gekippt. „Wieso bekommst du einen ganzen Satz als Beschreibung, und ich nur ein Wort?“, frage ich. Sie zuckt mit den Schultern. „Okay, dann bin ich eben das wilde Partygirl.“ „Das sind aber zwei Worte“, sage ich. Kat zieht erneut eine Augenbraue nach oben. „Na, in diesem hypothetischen Artikel würde man das eben mit Bindestrich schreiben“, schnurrt sie förmlich. In meiner Hose regt sich etwas. Sie grinst mich an. Sie weiß genau, dass sich die Spinne in ihrem eigenen Netz gefangen hat. Aber ich nehme an, das ist keine neue Erfahrung für sie. „Was geht hier also vor sich, Wildes-Partygirl mit Bindestrich?“, frage ich. „Ich nehme mal an, dass wir nicht hier sind, um eine Party zu feiern?“ „Nein, leider nicht“, sagt Kat locker. „Wobei ich vorhin den Tequila probieren durfte – besten Dank dafür!“ Sie zieht ihre Mundwinkel nach oben, und ich verspüre das dringende Bedürfnis, sie zu küssen. „Ich bin eigentlich nur hier, um Sarah zu unterstützen“, sagt sie. „... und irgendwie bin ich auch eine Art Flüchtling.“ Sie blickt Jonas finster an. „Obwohl ich ja vermute, dass Jonas in diesem Punkt ein wenig übervorsichtig ist.“ „Ein Flüchtling?“, frage ich alarmiert. „Was zum Teufel ist denn los?“ Jonas grunzt. „Setz dich.“ Ich setze mich mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend. Ich habe wirklich nicht den blassesten Schimmer, was er mir erzählen wird. Was zum Teufel haben Sarah und Kat mit dem zu tun, was hier vor sich geht? Worin besteht die Verbindung? Jonas holt tief Luft und fängt mit einer Geschichte an, die mir augenblicklich Kopfschmerzen bereitet. Sarah hat für den Club gearbeitet? Und sie war Jonas’ Aufnahmeassistentin – diejenige, die seine Anmeldung gelesen hat? Heilige Scheiße! Also ist die kleine Miss Sarah Cruz bei Weitem nicht die naive Jurastudentin, für die ich sie gehalten habe. Aber Jonas ist anscheinend immer noch nicht fertig. Sarah hat Jonas gemailt, nachdem sie seine Anmeldung gelesen hat? Und deshalb musste er sie unbedingt kennenlernen? O mein Gott. Das ist zu viel. Was zum Teufel hat die kleine Miss Sarah Cruz in dieser E-Mail an Jonas geschrieben? Und was zum Teufel hat er in seiner Anmeldung geschrieben, dass sie überhaupt auf ihn aufmerksam geworden ist? Die Geschichte geht noch weiter. Ich kann es einfach nicht glauben. Eine Frau mit einem purpurfarbenen Armband ist aufgetaucht, um sich mit Jonas zu treffen, bevor er Sarah überhaupt kennengelernt hat – Moment, ich dachte, Jonas hätte gesagt, er wäre nie wirklich Mitglied im Club gewesen? –, und dann hat sich dieselbe Frau mit einem gelben Armband mit einem anderen Mann getroffen? Und Jonas weiß das alles, weil Sarah und Kat an den beiden Treffen Spion gespielt haben! Wow, wow, wow. Sarah hat Jonas bei einem Treffen mit einer Frau aus dem Club hinterherspioniert? Heilige Scheiße. Und trotzdem sitzt sie jetzt hier und blickt Jonas an, als könne er übers Wasser laufen? Das ist mal eine aufgeschlossene Frau! Ich frage mich, ob Kat genauso aufgeschlossen ist wie ihre Freundin. Ich schaue Sarah an, und sie wirft mir einen einnehmenden Blick zu, der nur als trottelig-bezaubernd bezeichnet werden kann. Ich muss laut lachen. Wenn diese Frau verrückt ist, dann bin ich schüchtern und intellektuell. O Mann, Sarah ist wirklich ein Trottel, durch und durch. Und es ist kein Wunder, dass mein Trottel von einem Bruder total auf sie steht. „... also dachte ich mir, wir könnten den Club durch E-Mails auffliegen lassen“, sagt Jonas. „Hast du eigentlich irgendwelche E-Mails von denen aufgehoben?“, fragt er mich. Na toll. Danke, Jonas. Mein Bruder tut gerade sein Bestes, um zu verhindern, dass ich mit der schönsten Frau der Welt im Bett lande. Ich werfe Kat einen Blick zu und werde augenblicklich rot. Sie starrt mich an. Oh. Schön. Kat ist von der Enthüllung, dass ich Mitglied im Club war, gar nicht angewidert. Im Gegenteil, es scheint sie anzumachen. Sehr schön. Ich räuspere mich. „Ich weiß nicht, ob ich noch E-Mails von ihnen habe“, sage ich. „Meine Mitgliedschaft ist jetzt ungefähr sieben Monate her, und normalerweise hebe ich E-Mails nicht länger als drei Monate auf.“ „Scheiße“, sagt Jonas. „Es wäre gut gewesen, etwas gegen sie in der Hand zu haben.“ Jonas fährt fort und erklärt mir, dass er und Sarah aus Belize zurückgekommen sind und die Wohnung von Sarah und Kat verwüstet vorgefunden haben. Außerdem sind ihre Computer gestohlen worden, was in Jonas’ Augen dafür spricht, dass der Club vor nichts haltmacht – auch nicht vor körperlicher Gewalt. Er ist der Meinung, der Club wird alles in seiner Macht Stehende tun, um die beiden Frauen davon abzuhalten, eine für ihn offensichtliche Tatsache an die Öffentlichkeit zu bringen: nämlich dass der Club nichts weiter ist als ein globaler Prostitutionsring. Ich antworte nicht – zum einen, weil ich Jonas’ Begründung erst verarbeiten muss, zum anderen, weil Kat so verdammt heiß ist, dass es mir schwerfällt, in ihrer Gegenwart klar zu denken. Ich frage mich, ob Kat einen Freund hat. Bitte, lieber Gott, lass sie keinen festen Freund haben. O scheiße – was, wenn sie verheiratet ist? Ich schiele auf ihren Finger. Kein Ehering. Zum Glück. Wohnt sie hier in Seattle? Ja, wahrscheinlich schon, Jonas hat ja gesagt, dass sie und Sarah zusammenwohnen. Hm. Wenn Kat in dieser Stadt wohnt, ist sie vielleicht doch kein Model. Ich frage mich, was sie für einen Beruf hat. Ist sie ... Oh. Jonas starrt mich an, als erwarte er eine Antwort von mir. Mist. Ich habe keine Ahnung, was er in den letzten Minuten gesagt hat. „Hm“, sage ich schließlich und versuche, nachdenklich zu schauen. „Interessant.“ Jonas holt tief Luft, anscheinend ist er mit meiner Antwort unzufrieden. Aber was zum Teufel erwartet er von mir? Ich kann nicht jedem einzelnen seiner wirren Gedankenzüge folgen, schon gar nicht, wenn eine Frau wie Kat nur ein paar Meter entfernt sitzt und mich ansieht, als würde sie darüber nachdenken, mir einen zu blasen. Außerdem finde ich es ziemlich offensichtlich, dass Jonas die ganze Situation falsch einschätzt oder zumindest überreagiert. Selbst wenn Sarah und Kat eine Tussi mit einem gelben Armband gesehen haben, ein paar Tage nachdem sie mit einem purpurfarbenen Armband mit Jonas im Bett war ... deswegen geht ja nicht gleich die Welt unter, oder? Es könnte auch einfach nur bedeuten, dass einige Frauen in dem Club verschiedene Farben zugeteilt kriegen. Warum ist das so eine große Sache? Es gibt schließlich Menschen mit verschiedenen Vorlieben. Oder vielleicht hat eine von Jonas’ Exfreundinnen herausgefunden, dass er jetzt mit Sarah ausgeht. Und sie ist durchgedreht und hat aus lauter Eifersucht Sarahs Wohnung total zerstört (und hat dann das Gleiche mit der Wohnung ihrer besten Freundin getan?). Auch wenn sich das sehr weit hergeholt anhört, es klingt nicht verrückter als der Gedanke, dass irgendein Schläger es auf Sarah und Kat abgesehen hat, nur weil die beiden beobachtet haben, dass eine Frau zwei verschiedenfarbige Armbänder getragen hat. Jonas starrt mich schon wieder an und will anscheinend etwas von mir hören. Ich räuspere mich. „Wow“, sage ich. Aber er sieht mich immer noch abwartend an – genau wie Sarah und Kat. „Ganz glauben kann ich das ja nicht, Bro“, füge ich hinzu. „Ich habe ein paar wirklich coole Frauen im Club kennengelernt.“ Und das ist die Wahrheit. Aber in dem Moment, in dem ich es ausspreche, merke ich, wie dämlich es klingt. Ich werfe einen Blick auf Kat und habe den Eindruck, dass sie sauer ist. Sie ist also fasziniert, dass ich Mitglied in einem teuren Sexclub war, aber dass ich meine kurze Zeit in dem Club tatsächlich auch genossen habe, macht sie sauer? ... Ha! Ich kann jetzt schon sagen, dass diese Frau kompliziert ist. „Wie lange warst du denn dabei, Josh?“, fragt mich Sarah. „Einen Monat“, antworte ich. „Und du hast deine gesamte Mitgliedschaftsdauer ... erfolgreich genutzt?“ O Mann. Sarah gehen die Worte kaum über die Lippen. Dieses Mädchen ist wirklich süß – und absolut naiv. Irgendwie lustig, wenn man bedenkt, dass sie Anmeldungen in einem Sexclub bearbeitet hat. „O ja, auf jeden Fall“, sage ich und blicke grinsend zu Kat. Vielleicht sollte ich nicht grinsen, aber ich kann nicht anders. Ich genieße es irgendwie, dass alles, was ich über den Club sage, eine Reaktion bei Kat hervorruft. Und außerdem war mein Monat im Club wirklich eine geile Zeit. Ich habe genau das gemacht, was der Doktor empfohlen hat, nachdem mir Emma das Herz rausgerissen und es in den Mixer geworfen hat. Ich muss sagen, eine Zeit lang mit so vielen Frauen wie möglich zu schlafen, ist wirklich das beste Heilmittel gegen ein gebrochenes Herz. Genau das habe ich damals gebraucht. Hinzu kam, dass sich ein paar der Frauen, mit denen ich während dieses Monats geschlafen habe, danach noch mit mir in meinem Hotelzimmer unterhalten haben und ich ihnen mein Herz ausschütten konnte. Normalerweise hätte ich so etwas nie gemacht – ich bin ja schließlich nicht so ein Weichei wie Jonas –, aber irgendwie war es beruhigend zu wissen, dass ich keine dieser Frauen jemals wiedersehen würde. Also habe ich mich komplett gehen lassen. Und am Ende dieses aufregenden Monats voller Sex und ausgelebten Fantasien und unerwarteten Herz-Ausschüttens habe ich mich endlich wieder wie ich selbst gefühlt. Ich konnte damit aufhören, mich wie ein Schlappschwanz mit Liebeskummer zu benehmen. Ich habe nie jemandem von meinem Monat im Club erzählt. Nur Jonas habe ich vorgeschlagen, dort einzutreten (wenn es jemanden gibt, der sich glücklich vögeln muss, dann ist es verdammt noch mal mein Bruder). Aber jetzt, da es offen angesprochen wurde vor Sarah und Kat (besonders vor Kat), werde ich mich nicht dafür schämen. Ich war Single. Es hat Spaß gemacht und war unbeschreiblich erlösend. So wie ich das sehe, muss ich mich für meine Zeit im Club in keiner Weise schämen. Kann schon sein, dass einige dieser Frauen Nutten waren. Wie sonst hätte mir der Club alle meine Wünsche bis ins kleinste Detail erfüllen können? Aber ich glaube nicht, dass alle Nutten waren. Ein paar von ihnen waren wahrscheinlich einfach nur auf der Suche nach einem wohlhabenden Mann mit großem Schwanz. „Es kann echt nicht sein, dass das nur Prostituierte sind“, sage ich, aber schon während die Worte meinen Mund verlassen, merke ich, dass ich sie nicht wirklich glaube. Ehrlich gesagt war es mir schon beim Ausfüllen meiner Anmeldung egal, wie der Club meine Wünsche erfüllt – Hauptsache, sie wurden erfüllt. Wenn sich also herausstellen sollte, dass ich im Club ausschließlich mit Prostituierten im Bett war, dann gut ... sie waren alle ihr Geld wert. Und sogar noch mehr. Ich für meinen Teil musste etwas tun, um Emma zu vergessen. Und mich mit ein paar supercoolen, unvoreingenommenen, verdammt heißen Girls zu vergnügen, war um einiges billiger (und sehr viel mehr Fun) als eine einmonatige Therapie. „Die Mädels waren alle supercool“, sage ich schließlich. Punkt. Sarah rümpft die Nase. „Alle, ja? Na, Julia Roberts ist in Pretty Woman auch supercool.“ Ich muss lachen. O mein Gott, ich liebe diese Frau, wirklich. „Punkt für dich“, gebe ich zu. Ich werfe Jonas einen Blick zu, der besagt Sie ist wirklich süß, Bro, aber sein Blick ist im Moment kalt wie Eis. Scheiße. Ich kenne diesen Blick. Er bedeutet, dass mein Bruder drauf und dran ist, die Fassung zu verlieren. „Wie viele Frauen schaffst du denn so pro Monat?“, wirft Kat plötzlich ein. Unsere Blicke treffen sich, und ja, es steht ihr förmlich ins Gesicht geschrieben: Sie will mich. Und wie sie mich will. Ich muss grinsen, während es in meiner Hose beim Anblick des unverhohlenen Verlangens auf ihrem Gesicht zu pochen beginnt. „Ich meine ...“, stottert Kat, fährt aber nicht fort. Ich starre sie weiter an. Ich will, dass sie noch mehr sagt, dass sie mit offenen Karten spielt. Aber das tut sie nicht. Sie beißt sich auf die Lippe. „Ein paar“, sage ich schließlich langsam. O ja, das wird ein Spaß. Sarah seufzt leise auf, was meine Aufmerksamkeit wieder von Kats wunderschönem Gesicht ablenkt. „Josh, hast du deine Mitgliedschaft eigentlich auch mal in Seattle ... genutzt?“, fragt sie mich, und ihr Blick verfinstert sich. Am liebsten würde ich loslachen bei Sarahs Gesichtsausdruck. Diese Frau ist so verdammt süß. Ich nicke. „Ein Mal, ja.“ Ich blicke sie finster an, aber eigentlich nur, um es ihr gleichzutun. Denn offensichtlich schockiert sie der Gedanke, dass Jonas und ich uns unwissentlich dieselbe Frau in Seattle geteilt haben könnten. Soweit ich weiß, haben Jonas und ich nie mit derselben Frau geschlafen, und der Gedanke gefällt mir auch nicht besonders. Aber falls wir tatsächlich zufällig mit derselben Frau im Bett gewesen sein sollten, mit einer Frau, die uns beiden nichts bedeutet hat und die nur ein One-Night-Stand für uns war, dann wäre auch das nicht das Ende der Welt. „Brünett. Strahlend blaue Augen – die blausten Augen, die du je gesehen hast. Blasse Haut“, sagt Jonas und klingt, als würde er die Aufstellung bei einem Seahawks-Spiel runterleiern. „Körbchengröße C. Perfekte Zähne. Superheißer Körper.“ Er blickt Sarah entschuldigend an. „Sorry, Baby.“ „Schon okay“, sagt Sarah und scheint es tatsächlich so zu meinen. Das ist der Beweis: Sarah ist der absolute Wahnsinn. Wenn es etwas gibt, das ich nicht ausstehen kann, dann sind es eifersüchtige Frauen. „Nein“, sage ich. „Das passt nicht.“ Ehrlich gesagt kann ich mich an die Frau aus Seattle gar nicht mehr richtig erinnern. Der ganze Monat im Club ist irgendwie verschwommen. Aber nach Jonas’ Beschreibung ist klar, dass wir nicht mit derselben Frau im Bett waren. „Als ich meine Bewerbung ausgefüllt habe“, fahre ich fort und blicke Kat an, „habe ich nur ...“ Der Ausdruck auf Kats Gesicht lässt mich mitten im Satz innehalten. Sie sitzt auf der Kante ihres Stuhls und scheint in Erwartung dessen, was ich gleich sagen werde, die Luft anzuhalten. Ha! Mit was genau rechnet sie denn? Eigentlich wollte ich nur etwas Harmloses sagen, aber offensichtlich erwartet Kat eher etwas Erregendes oder sogar etwas wirklich Versautes. Und ich will nicht derjenige sein, der ihre Fantasie zerstört. Ganz im Gegenteil, es kann nur in meinem eigenen Interesse sein, der Fantasie dieser Frau keine Grenzen zu setzen. „Gott sei Dank, Bro“, sage ich und blicke ihn übertrieben erleichtert an. „Das wäre ja fast so gewesen, als hätten wir miteinander geschlafen.“ Ich erschaudere zum Spaß bei dem Gedanken. Jonas wirft mir seinen typischen verächtlichen Blick zu. „Darum geht es doch jetzt überhaupt nicht“, fährt er mich an. „Wichtig ist nur, dass diese Wichser Sarah und Kat auf dem Kieker haben und wir nicht wissen, ob das jetzt schon alles war oder erst der Anfang.“ Ich lehne mich auf der Couch zurück und seufze. Jawohl, mein Bauchgefühl sagt mir, dass Jonas hier überreagiert – vielleicht weil er Sarah unterbewusst beeindrucken will. „Ich weiß nicht“, sage ich und lege die Hände hinter meinen Kopf. Jonas steht auf und lässt eine wütende Tirade los. Ups, jetzt ist er wirklich auf hundertachtzig. „Jetzt setz dich hin!“, wiederhole ich wie ein Mantra auf sein übertriebenes Theater hin, aber er hört mir nicht zu. „Lass uns bitte mal eine Minute vernünftig darüber reden.“ „Oh, du willst mir was von Vernunft erzählen, ja?“ Jonas kocht. „Ausgerechnet der Typ, der sich mal eben einen Lamborghini kauft, weil seine Freundin ihn sitzen gelassen hat?“ Ich verdrehe die Augen. Danke, Jonas. Zuerst plaudert mein bescheuerter Bruder aus, dass ich in einem Sexclub war, und jetzt macht er mich fertig, weil ich so ein Weichei war, nachdem Emma mich wegen diesem Krawatten tragenden Arschloch verlassen hat? Wirklich sehr nett. Bis zu diesem Moment fand ich die Show meines bescheuerten Bruders ziemlich unterhaltsam, hatte sogar etwas Mitleid mit ihm, doch jetzt würde ich ihn am liebsten erwürgen. Aber da ich der vernünftige Zwilling in diesem Duo bin, gelingt es mir irgendwie, mich zu beherrschen. So wie immer. „Ich sage doch nur, dass ich es nicht weiß – das ist alles!“, erwidere ich zähneknirschend. „Ich widerspreche dir doch gar nicht, also beruhig dich.“ Aber natürlich beruhigt sich Jonas nicht. Er tut überhaupt nichts, was annähernd rational wäre. Warum? Weil er Jonas ist, und das gibt ihm anscheinend für den Rest seines Lebens einen Freipass zum Verrücktsein, während ich hier sitze und dafür sorge, dass er keinen Nervenzusammenbruch bekommt. Auch wenn mich das an manchen Tagen richtig viel Mühe kostet. Danke auch. Ich muss zehn Minuten lang wie auf ein Kind auf Jonas einreden, bevor er sich endlich hinsetzt und tief Luft holt. „Okay“, sage ich und hole ebenfalls tief Luft. Lieber Gott, gib mir Kraft. „Lass uns nachdenken. Was soll es denn bringen, der gesamten Organisation das Handwerk zu legen? Im Ernst, überleg doch mal – das wäre wirklich eine Menge Arbeit und würde uns wahrscheinlich total überfordern. Klar, wir müssen Kat und Sarah beschützen.“ Ich lächle erst Sarah und dann Kat zu. „Werden wir auch, versprochen. Aber was interessieren uns die sonstigen Machenschaften des Clubs?“ Jonas rutscht auf seinem Stuhl umher. Er denkt nach. Das ist gut. Wir machen Fortschritte. Ich atme noch mal tief ein. „Warum gleich so übertreiben?“, fahre ich fort. „Also, der Club bietet einen gewissen Service an – und zwar einen sehr guten, wie ich erfahren durfte. Okay, vielleicht trügt der Schein ein wenig, vielleicht verkaufen sie den Leuten ein Märchen, aber macht Disneyland das nicht auch? Schau mal, die Menschen könnten überall Achterbahn fahren. Aber nein, sie wollen lieber zehnmal mehr bezahlen und es in Disneyland machen. Warum? Weil das Gesicht von Mickymaus auf die Waggons gepinselt ist.“ Jonas’ Blick könnte im Moment Diamanten entzweischneiden. „Vielleicht geht’s den Kerlen, die sich im Club anmelden, ja genauso! Vielleicht wollen sie dafür sogar tonnenweise Geld zum Fenster rausschmeißen.“ Ich versuche, Jonas eine andere Sichtweise zu vermitteln. Darin ist er nämlich nicht besonders gut. Aber anscheinend funktioniert das nicht. Ich habe den letzten Satz noch nicht ganz beendet, da will er schon wieder aus der Haut fahren. Sarah mischt sich ein und spricht für ihn. „Josh“, sagt sie und legt ihre Hand sanft auf Jonas’ Unterarm. „Es geht hier doch um Vorspiegelung falscher Tatsachen. Wenn du dir ein Ticket für Disneyland kaufst, dann weißt du, dass es um eine Achterbahnfahrt in einem Mickymaus-Waggon geht. Die Clubmitglieder hingegen haben keine Ahnung, worauf sie sich da einlassen.“ Jetzt bin ich vollkommen verwirrt. Was redet sie denn da? Warum sollte jemand dem Club beitreten, wenn er nicht in einem Mickymaus-Waggon fahren will? Das ist alles, was den Club jemals ausmachen wird – ein Waggon voller Süßigkeiten. Nicht mehr und nicht weniger. Eine ungesunde, aber köstliche Diät aus purem Zucker, die man über einen bestimmten Zeitraum hinweg macht, obwohl man weiß, wie ungesund sie ist. Ich meine, nur ein Idiot kann glauben, dass er sich den Rest seines Lebens bloß noch von Süßigkeiten ernähren wird, oder? Ich warte, dass Sarah fortfährt, aber anscheinend war das alles, was sie zu sagen hatte. Sie setzt sich wieder auf die Couch und faltet ihre Hände im Schoß. „Was meinst du damit?“, frage ich. Jonas atmet hörbar aus. „Na, sie meint, dass nicht jeder so gestört ist wie du und ich.“ Er räuspert sich. „Oder zumindest wie ich. Dich scheint ja dieses dämliche Buch geheilt zu haben.“ Ich muss laut auflachen. Das ist gut.
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