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The Curse of Sins (The Curse of Saints 2) The Curse of Sins (The Curse of Saints 2) - eBook-Ausgabe

Kate Dramis
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Roman

— Slow Burn-Romantasy über eine gerissene Spionin und dunkle Magie
Paperback (18,00 €) E-Book (4,99 €)
€ 18,00 inkl. MwSt. Erscheint am: 02.05.2025 In den Warenkorb Im Buchshop Ihrer Wahl bestellen
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The Curse of Sins (The Curse of Saints 2) — Inhalt

Eine gerissene Spionin. Eine verbotene Liebe. Ein tobender Krieg.

Der Elitespionin Aya wurde prophezeit, das Königreich Tala zu retten. Doch nachdem sie ein Bündnis mit ihrem Konkurrenten Will eingegangen ist, beginnt Aya, an ihrem Pfad zu zweifeln. Um zu verhindern, dass dunkle Magie die Welt zerstört, muss Aya nicht nur ihre Feinde, sondern auch Will belügen und manipulieren – und verstecken, was er ihr wirklich bedeutet. Und während Ayas Rolle im kommenden Krieg immer undurchsichtiger wird, fragt sie sich: Wollen die Götter wirklich, dass sie ihre Heimat rettet, oder sollte sie Tala einfach brennen lassen?

Band 2 des TikTok-Erfolgs endlich auf Deutsch!


Band 1: The Curse of Saints

Band 2: The Curse of Sins

€ 18,00 [D], € 18,50 [A]
Erscheint am 02.05.2025
Übersetzt von: Vanessa Lamatsch
672 Seiten, Klappenbroschur
EAN 978-3-492-70942-2
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€ 4,99 [D], € 4,99 [A]
Erscheint am 02.05.2025
Übersetzt von: Vanessa Lamatsch
672 Seiten
EAN 978-3-492-60822-0
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Leseprobe zu „The Curse of Sins (The Curse of Saints 2)“

Prolog

Mathias Denier war vertraut mit den dunklen, feuchten Ecken von Dunmeaden. Er hatte diese Bereiche zu seinem Reich gemacht. Hatte die Bars und Bordelle und heruntergekommenen Absteigen in gewisser Weise zu seinem königlichen Hof erklärt.

Er war die Brutalität seines Lebens gewöhnt; das Schachern und das Blut. Manchmal fand er es sogar schön.

Finsternis war die Freundin des Ganovenkönigs. Was der Grund war, wieso er … überrascht … war, als ihm ein kalter Schauder über den Rücken lief, als er die fünf Dyminara betrachtete, die auf den Docks warteten, [...]

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Prolog

Mathias Denier war vertraut mit den dunklen, feuchten Ecken von Dunmeaden. Er hatte diese Bereiche zu seinem Reich gemacht. Hatte die Bars und Bordelle und heruntergekommenen Absteigen in gewisser Weise zu seinem königlichen Hof erklärt.

Er war die Brutalität seines Lebens gewöhnt; das Schachern und das Blut. Manchmal fand er es sogar schön.

Finsternis war die Freundin des Ganovenkönigs. Was der Grund war, wieso er … überrascht … war, als ihm ein kalter Schauder über den Rücken lief, als er die fünf Dyminara betrachtete, die auf den Docks warteten, an denen auch er stand.

Er fürchtete die Elite-Truppe von Königin Gianna nicht. Während die meisten der Visya – diejenigen, die mit einer der neun göttergegebenen Affinitäten beschenkt waren – ihre Macht einsetzten, um dem Königreich zu dienen, waren Giannas Dyminara dazu ausgebildet worden, ihre Fähigkeiten skrupellos einzusetzen, unter dem Vorwand, ihre Königin und die Einwohner von Tala zu schützen. Jahrelang hatte Mathias sich Handlungen der Dyminara zum Verdienst angerechnet, die sogar finsterer waren, als es ihm gefiel, aber dafür waren seine eigenen kriminellen Aktivitäten ungestraft geblieben.

Man konnte es wahrscheinlich eine symbiotische Beziehung nennen.

Normalerweise waren die Dyminara stolz darauf, unsichtbar zu bleiben.

Dass sie jetzt hier standen, so sichtbar …

Eine unheilvolle Vorahnung verkrampfte Mathias den Magen.

Er hatte die subtilen Veränderungen in der Stadt bemerkt. Die verstärkte Präsenz der Königlichen Wache auf den Plätzen; die Unruhe, die durch die Rekrutierung für die Armee Ihrer Majestät entstand. Alles Vorbereitungen für einen Krieg, der inzwischen unvermeidlich schien.

„Sie waren hier, seitdem die Nachricht bekannt wurde, Boss“, erklang eine glatte Stimme links von ihm. Mathias riss den Blick von den Wache stehenden Kriegern los und betrachtete Dobbins mit hochgezogener Augenbraue. Das rötliche Gesicht des korpulenten Mannes verdunkelte sich noch mehr, und die Art, wie er sich über das Haar strich, verriet seine Nervosität.

Dobbins war schrecklich auffällig. Aber es machte ihm nichts aus, sich wortwörtlich die Hände schmutzig zu machen, eine Eigenschaft, die Mathias in seinem König aus Kriegern erstaunlich selten begegnete. Mathias vermutete, es hatte etwas mit Ehre zu tun. Wie belanglos!

„Nun, lass mich nicht mit angehaltenem Atem warten, Dobbins“, meinte Mathias betont gelangweilt. „Von welcher Nachricht sprichst du?“

Wahrscheinlich etwas vollkommen Unspektakuläres. Ein weiterer Piratenangriff, vielleicht.

„König Dominic ist tot. Getötet von seinem Neffen, weil Dominic sich mit Kakos verbündet und die Zweite Heilige festgesetzt hat.“

Mathias fühlte, wie seine Augenbrauen nach oben wanderten, bis sie fast sein zurückgekämmtes, silbernes Haar berührten. Ein toter Monarch war keine Kleinigkeit … aber darauf konnte er sich jetzt nicht konzentrieren, nicht nach dem zweiten Teil von Dobbins’ Aussage.

„Und welcher religiöse Fanatiker hat dir diese Neuigkeit anvertraut?“ Denn ehrlich, nur die Frömmsten würden glauben, dass eine Heilige unter ihnen wandelte. Er kannte die Prophezeiung. Totaler Blödsinn.

Dobbins schüttelte den Kopf. „Man sagt, die Nachricht stammt von Zuri, der Beraterin des Königs.“

Mathias konnte ein Schnauben kaum unterdrücken. Ein brillantes Alibi, zweifellos von Trahir erfunden, um den Rest des Hofes als unschuldig zu präsentieren und den Zorn des Reiches nach der Verkündigung des Verrats ihres Königs abzuwenden.

Und Gianna wird ihre Frömmigkeit ausnutzen, dachte Mathias.

Dobbins faselte noch etwas darüber, in welchem Bordell er sich aufgehalten hatte, als er in den frühen Morgenstunden die Gerüchte gehört hatte, aber Mathias schmiedete im Geiste bereits eigene Pläne. Dachte darüber nach, welche Fäden er ziehen, welche Abmachungen er treffen konnte. Welche Leute er ausnutzen konnte. Politischer Aufruhr war eine herausragende Zeit, um sich Vorteile zu verschaffen, wenn man vorbereitet war.

„Die Generalin wurde freigelassen“, sagte Dobbins.

Das erregte Mathis’ Aufmerksamkeit. Tova war vor Monaten verhaftet wurden, unter dem Verdacht des Hochverrats. Den Berichten zufolge waren Bestellungen für Waffen bei ihr entdeckt worden – Bestellungen von den zwei Händlern aus Trahir, die getötet worden waren, weil sie für Kakos eingekauft hatten. Solche Handlungen waren illegal nach dem Embargo, unter dem das geächtete, südliche Königreich wegen seiner Experimente in dunkler Magie stand.

„Man sagt, Kakos hat sie verleumdet“, fuhr Dobbins fort. „Was heißt, dass der Lieferant immer noch irgendwo da draußen ist. Interessant, nicht wahr?“

Mathias rieb sich das Kinn, den Blick erneut auf die Dyminara gerichtet. Interessant, in der Tat. Er war sich nie ganz sicher gewesen, was er mit dem jahrzehntealten Verdacht anfangen sollte, dass Kakos versuchte, die Decachiré wiederauferstehen zu lassen – die verbotene Praxis, die die Visya nach der Göttlichkeit greifen ließ, indem sie ihre Macht unbegrenzt machte. Angeblich war sie durch den Krieg vernichtet und von den Göttern geächtet worden.

Aber die Dyminara hatten erst vor ein paar Monaten einen Praktizierenden der dunklen Künste in Tala festgesetzt. Einen Diaforaté, wie diese Leute im Reich genannt worden: einen Visya, der Magie von anderen abgesaugt hatte, um die rohe Macht dann zu korrumpieren. Diese Person war festgesetzt worden, kurz nachdem die Händler bei ihrem Versuch ertappt worden waren, Waffen für das südliche Königreich zu kaufen.

Mathias war nicht Oberster Gauner geworden, ohne zu lernen, auf Vorzeichen zu achten. Selbst er konnte nicht ignorieren, dass alles darauf hinwies, dass Kakos sich auf einen Krieg vorbereitete.

Und wenn der Lieferant immer noch auf freiem Fuß war, hatten sie ihre Waffen vielleicht doch erhalten.

„Weiß irgendwer, wer es ist? Diese angebliche Heilige?“ Das Wort klang wie die Pointe eines schrecklich schlechten Witzes.

„Es heißt, es wäre Giannas Dritte.“

Jetzt konnte Mathias seinen Unglauben nicht mehr verbergen. „Jetzt weiß ich sicher, dass das alles nur unnützes Kartenspieler-Geschwätz ist. Auf keinen Fall würden die Götter diese …“ Mathias fehlten die Worte, um die oberste Spionin zu beschreiben. Nervensäge wäre ein guter Anfang.

Er hatte oft genug mit der bösartigen Spionin interagiert, um zu wissen, dass diese Frau keine Heilige war. Ihr Dolch hatte genug kostbare Teile seines Körpers angestochen, um das zu beweisen.

Dobbins zuckte mit den Achseln. „Aber so sagt man, Boss. Anscheinend hat die Generalin den Kopf für ihre erste Verwendung ihrer Macht hingehalten. Hat sie beschützt. Auf jeden Fall kann ich mir vorstellen, dass die Königin all dem auf dem Grund gehen wird. Der Sache mit der Heiligen und so. Sie empfindet eine große Verpflichtung gegenüber ihrem Glauben.“

Mathias stieß ein nichtssagendes Brummen aus.

Das gesamte verdammte Königreich fühlte sich den Göttern verpflichtet. Selbst Mathias achtete darauf, die wichtigen Gottesdienste im Haupttempel der Stadt zu besuchen. Natürlich suchte er nicht den Segen der Gottheiten, sondern die Geheimnisse der Besucher, mit denen es sich genauso gut handeln ließ wie mit Köstlichkeiten aus Trahir.

Mathias nahm die Schultern zurück und riss seinen Blick von den Kriegern los. „Genug Tratsch, Dobbins. Wir sind spät dran.“

Der Mann entschuldigte sich hektisch, dann setzte er sich eilig in Bewegung und ging in Richtung der Spielhölle. Mathias musste eine verspätete Zahlung eintreiben – schon das zweite Mal in diesem Quartal von diesem Laden. Genau deswegen hatte er Dobbins auf diesen speziellen Besuch mitgenommen.

Mathias seufzte. Der Tag belastete ihn jetzt schon. Im Weggehen warf er einen letzten Blick auf die Dyminara.

Sie warteten offensichtlich auf jemanden.

Er konnte nur hoffen, dass diese Person bereit war.


1

Die Kühle des Marmorbodens wurde getilgt durch warmes Blut. Es färbte die Oberfläche rot, als es unter ihre Wange floss, während sie dem Tod immer näherkam.

Sie blinzelte, und die Ränder des Raums verschwammen noch mehr. Verzweifelte Schreie hallten von den Wänden wider, als sie darum kämpfte, den Kopf zu heben, um ihren immer gegenwärtigen Ankerpunkt anzusehen. Der Raum wurde schärfer, als sie erneut blinzelte.

Dort. Eine zusammengesackte Gestalt lag neben ihr auf dem Boden, seine Hand leicht ausgestreckt, als greife er nach ihr.

Nein.

Nein.

Nein.

Verzweifeltes Leugnen erfüllte ihren Kopf, so laut wie die Schreie, die den Raum füllten.

Er konnte nicht tot sein. Er konnte nicht tot sein, weil jemand immer noch schrie, immer noch brüllte, immer noch flehte.

Ihr Blick fand sein Gesicht.

Seine grauen Augen waren leer.

Die Schreie erreichten ein neues Crescendo der Verzweiflung, und gleichzeitig brannte ihre Kehle.

Erst da verstand sie, dass sie ihre eigenen Schreie hörte.

„Eine sture Heilige“, murmelte eine Stimme über ihr. Sie hob, hob, hob den Blick, suchte nach dem Mann, der für ihre Pein verantwortlich war.

Aber ein weiches Gesicht starrte auf sie herunter.

Goldenes Haar. Braune Augen. Eine weiße Robe.

Die Winkel des herzförmigen Mundes der Frau waren nach unten gezogen, als sie voller Mitleid den leblosen Körper ansah. Wills Hand war ausgestreckt, griff nach ihr, selbst im Tod.

„Vielleicht wirst du dich jetzt benehmen“, grübelte Gianna. „Was denkst du, Aya?“

Ihr Name hallte durch den Raum, im Takt des Entsetzens, das ihr Herz füllte.

Aya.

Aya.

AYA …

 

„AYA!“

Aya keuchte. Salzgeschwängerte Luft drang in ihre Lunge, als sie panisch um Atem rang. Sie registrierte die schattenhafte Gestalt über sich nur vage, als sie sich bereits bewegte, eine Hand nach der Kehle der Person ausstreckte.

Ich werde sie umbringen. Ich werde sie umbringen. Ich werde sie umbringen.

Aber warme Finger fingen ihr Handgelenk ein, pressten ihren Arm neben ihren Kopf, während ein fester Körper sich über ihren schob.

Aya kämpfte gegen diese Person, aber ihr anderer Arm wurde ebenfalls eingefangen. Sie konnte sich nicht bewegen, konnte nicht atmen, zu sehr von Panik erfüllt, um nach ihrer Macht zu greifen und …

„Ich bin es“, flüsterte eine tiefe Baritonstimme angespannt. „Ich bin es. Du hast geträumt.“

Durch die Panik erkannte sie etwas Vertrautes in dieser Stimme, aber das Adrenalin tobte weiter durch ihren Körper. Ihre Angst war ein Monster, das sie würgte und ihr den Atem raubte. Die unverkennbare Gegenwart einer Sensainos-Affinität drang durch ihren zusammengebrochenen Schutzschild, sodass sich kühler Friede um die Ränder ihrer Panik legte. Die Affinität umhüllte die Gefühle in ihr und zog, drängte ihren Puls, langsamer zu werden, und ihre Lunge, sich zu entspannen. Das reichte, um die verbleibenden Bilder des Albtraums aus Ayas Kopf zu verdrängen.

Sie blinzelte, und braune Augen wurden grau.

„Will.“ Sie flüsterte voller Erleichterung seinen Namen, als sein Gesicht über ihr an Fokus gewann, selbst wenn sie immer noch nicht frei atmen konnte.

„Atme, Schatz.“

Eine weitere Welle seiner Affinität glitt über sie hinweg, diesmal sanfter, um ihre verbliebene Panik zu verdrängen. Aya spürte, wie ihre Muskeln sich auf der Matratze entspannten, ihr Brustkorb sich langsam hob und senkte. Wills Daumen glitt über die Innenseite ihres Handgelenks, dann senkte er den Kopf, um die Lippen über eine Stelle direkt unter ihrem Ohr gleiten zu lassen.

Eine stumme Vergewisserung.

Sie konnte spüren, wie sein eigenes Herz an ihrer Brust raste. Er stieß einen zitternden Atemzug aus und murmelte an ihrer Haut: „Du bist in Sicherheit.“ Wieder eine Berührung seiner Lippen, und dann sagte er es noch mal – als müsse auch er selbst die Worte hören. „Du bist in Sicherheit.“

Es kostete Aya einen weiteren Moment, um das Knarzen des Schiffes wahrzunehmen. Ihr Blick glitt durch die kleine Kabine. Ihre Augen passten sich an die Dunkelheit an, unterstützt vom Mondlicht, das durch das große Bullauge rechts von ihr fiel. Es warf tanzende Schatten über die gebräunte Haut von Wills Brust, als er langsam ihre Handgelenke freigab und sich aufrichtete, bis er auf seinen Knien vor ihr saß.

Sicherheit.

Aya setzte sich auf und stemmte die Arme auf ihre Knie. Mit hängendem Kopf zwang sie einen weiteren Atemzug in ihre Lunge. Wills Affinität glitt ein weiteres Mal über sie, diesmal fast liebkosend, und sofort fand sie ein wenig mehr Frieden – als wäre seine Essenz in ihre Knochen eingedrungen. Das half, ihr Herz weiter zu beruhigen, sodass sie ein leises Danke murmeln konnte, ihre Kehle rau von den Schreien.

Sicherheit.

Nein.

Sie waren nicht in Sicherheit.

Und es war närrisch gewesen, sich der Illusion hinzugeben, sie wären auch nur ansatzweise sicher.

Fünf Tage. Fünf Tage auf See, die Aya damit verbracht hatte, sich selbst mit Training abzulenken – Götter, mit Will –, und sei es nur, um die Angst zu verdrängen, die nachts in ihre Träume drang. Es war ihr so leichtgefallen, sich selbst davon zu überzeugen, dass sie nach allem, was in Trahir geschehen war, eine kleine Auszeit verdient hatten.

Aya hob den Kopf, musterte sein zerzaustes, schwarzes Haar, das sich in der feuchten Seeluft leicht lockte. Er musterte sie mit aufmerksamem Blick.

„Du warst wach.“

Will fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. „War ich.“

So wie er es jede Nacht gewesen war, wenn ihre Träume sie aus den wenigen Minuten Frieden rissen, die sie im Schlaf fand.

Schweigen folgte auf sein Geständnis. Will bedrängte sie nie. Zwang sie nie, darüber zu reden, was sie schreiend aus dem Schlaf riss – so wie er ihr nicht mitteilte, wieso er wach war, wenn das geschah. Es war, als hätten sie eine unausgesprochene Abmachung getroffen, ihre gestohlene Zeit so lange wie möglich auszukosten.

Die Götter wussten, dass ihnen wenig davon vergönnt sein würde, wenn sie nach Hause zurückkehrten – nach Tala.

Aya schluckte schwer, als sie Wills erschöpftes, von Falten gezeichnetes Gesicht musterte – das eine Erschöpfung zeigte, die nicht zu sehen war, wenn sie tagsüber auf dem Hauptdeck Trainingskämpfe miteinander ausfochten. Er ignorierte auch die Schmerzen in seiner Seite. Ihr Blick huschte zu der Narbe – dieser geröteten, gezackten Linie, die entstanden war, als König Dominics Zweiter, Peter, in diesem götterverfluchten Thronsaal das Messer in seinen Körper gerammt hatte.

„Du hast kaum geschlafen, seitdem wir aufgebrochen sind“, sagte sie leise.

Will starrte einen Moment aus dem Bullauge. Feine Runzeln erschienen auf seiner Stirn. „Ich kann nicht“, gab er schließlich zu, seine Stimme bedrückt auf eine Weise, die mehr zu verdanken war als Schlafmangel.

Das war nicht einfach nur ein Geständnis.

Es war eine Kapitulation.

Und das reichte aus, um Aya in Bewegung zu setzen. Sie schob sich rittlings über ihn, setzte sich auf seinen Schoß, schlang die Arme um seinen Hals. Wills Hände fanden ihre Taille, um sie näher an sich zu ziehen, seine Berührung warm durch den Stoff ihres Hemdes – seines Hemdes, das sie gestohlen hatte, um es nachts zu tragen, sich mit seinem Duft nach heißer Holzkohle und würzigem Honig umschlingen zu lassen, so wie seine Arme es jetzt taten.

Sie konnte spüren, wie ein Teil seiner Anspannung nachließ, als er die Stirn an ihre presste und den Atem ausstieß.

Ein paar lange Augenblicke atmeten sie einfach nur dieselbe Luft. Wills sah ihr unverwandt in die Augen, als könne er auf diese Weise ihre Gedanken lesen.

„Rede mit mir“, murmelte er schließlich.

Denn anscheinend war eine Auszeit von fünf Tagen lang genug.

Aya biss die Zähne zusammen. Es war immer noch so neu – diese Sache zwischen ihnen. Oder zumindest ihre Anerkennung, dass da etwas war. Sie war es immer noch nicht gewöhnt, sich selbst zu erlauben, ihre Ängste mit ihm zu teilen. Götter, sie teilte ihre Ängste kaum mit Tova, und Tova war ihre beste Freundin, seitdem sie laufen konnten.

„Sie hat dich umgebracht“, gab Aya leise zu. „In meinem Traum.“

„Gianna?“

Aya nickte, und Will verfiel erneut in geduldiges Schweigen. Er äußerte keine Plattitüden, keine leeren Versprechungen in Bezug auf das, was vor ihnen lag; er diente ihr seine stetige Gegenwart einfach als Anker an, während sie die Gefühle ordnete, die ihr die Brust zuschnürten.

„Seitdem ich von meiner Macht erfahren habe … ist es, als fände ich keinen Halt. Als hinge ich immer einen Schritt hinterher“, fuhr sie langsam fort. Wills Hand glitt beruhigend über ihren Rücken, während Aya einmal tief durchatmete. „So nach Hause zu reisen … nicht zu wissen, was vor uns liegt …“

Ein zerstörter Körper.

Eine ausgestreckte Hand.

Leere, graue Augen.

Sie schluckte den Rest ihrer Aussage herunter, legte stattdessen den Kopf in den Nacken, um sein Gesicht richtig betrachten zu können. Ihre Augen huschten über seine Züge, um die Visionen ihres Albtraums zu tilgen. „Ich muss wissen, ob Lorna recht hat. Ob Gianna wirklich vorhat, meine Macht einzusetzen, um den Schleier zu zerstören und die Götter zu rufen.“

„Ich weiß“, murmelte Will leise, seine Miene angespannt. „Ich vertraue Lorna ungefähr genauso sehr, wie ich Gianna vertraue, was die Sache nur verkompliziert.“

Aya war nicht überrascht, dass Will seine Mutter in dieselbe Kategorie einordnete wie die Königin. Er hatte Lorna jahrelang für tot gehalten, bis sie auf einer seiner Reisen nach Rinnia an ihn herangetreten war. Sie war eine Saj, beschenkt mit Hellsicht, und ihre Vorfahrin war diejenige gewesen, die die Prophezeiung der Zweiten Heiligen empfangen hatte.

„Sollte die Finsternis zurückkehren, haben die Götter uns nicht verlassen. Denn eine Zweite ihrer Art wird auferstehen, neugeboren, um das Übel zu tilgen.“

Lorna hatte ihren eigenen Tod vorgetäuscht und war nach Trahir geflohen, um sicherzustellen, dass Gianna nie von ihrer Verbindung zur Prophezeiung erfuhr oder von ihrer eigenen Vision:

Dass der Schleier, die von den Göttern erschaffene Trennung zwischen ihrem Reich und dem Jenseits, geschwächt war. Zerrissen. Angreifbar.

Was hatte Lorna gesagt?

Gäbe es einen besseren Weg für Eure Königin, sich an denjenigen zu rächen, die auf die Namen ihrer Götter spucken, als den Zorn der Götter selbst auf diese Leute herab zu beschwören?

Aya wusste nicht, was sie glauben sollte. Gianna war fromm, ja. Aber die Götter hatten versprochen, dass ihre Rückkehr die Vernichtung des Reiches bedeuten würde. Den Zorn der Gottheiten zu riskieren – das gesamte Reich aufs Spiel zu setzen –, nur um Kakos davon abzuhalten, die Decachiré wiederzuerwecken?

Das ergab keinen Sinn.

Doch Ayas Vertrauen in die Königin war in Trahir gestorben – zusammen mit anderen Teilen von sich selbst, die sie lieber nicht genau untersuchen wollte. Und Lorna … sie hatte ihren Sohn, ihr Leben, aufgegeben, weil sie so von Giannas glühendem Eifer überzeugt war.

Diese Tatsache konnten sie nicht einfach ignorieren.

Aya atmete noch einmal tief durch, bevor sie weitersprach. „Meine Position als … Heilige“, Götter, sie konnte das Wort kaum über die Lippen zwingen, „wird uns dienlich sein. Je mehr Gianna glaubt, dass ich von den Göttern gesandt wurde … je mehr ich ihre Frömmigkeit anspreche, desto eher wird sie sich mir anvertrauen. Und sei es nur, weil sie so das Gefühl hat, so eine einzigartige Verbindung zu den Gottheiten zu erlangen. Ich kann Antworten für uns finden.“

Wills Augen wirkten hart, aber sein Seufzen klang eher kapitulierend. „Ich wusste, dass du irgendwann zu diesem Schluss kommen würdest.“

Aya hob eine Augenbraue. „Hast du einen besseren Plan?“

Er räusperte sich, und die Finger, die erneut an ihrer Taille lagen, zuckten leicht. „Lorna mag nicht vertrauenswürdig sein, aber in einem Punkt hatte sie recht: Gianna hat ihre Mittel und Wege, Antworten zu finden.“

Aya runzelte die Stirn, als sie an Lornas Unterstellung zurückdachte – dass ihr eigener Sohn gegen sie verwendet werden würde. Dass Will sie in den Diensten seiner Königin willentlich verletzen würde. Um Antworten für Gianna zu erzwingen.

Sie öffnete den Mund, um zu widersprechen, aber Will fuhr fort, bevor sie etwas sagen konnte: „Es ist wahr. Ich habe Tala mit einer gewissen Reputation verlassen. Ich werde ihr weiterhin gerecht werden müssen, wenn wir zurückkehren.“

Aya wog seine Worte ab. Sie beide hatten einen Ruf, dem sie gerecht werden mussten. Sie war Giannas Dritte und Will ihr Zweiter, der Dunkle Prinz von Dunmeaden, Giannas Vollstrecker und …

„Nein.“ Aya war überrascht über den Klang ihrer eigenen Stimme. Aber langsam dämmerte ihr die Bedeutung hinter seinen Worten; die Erkenntnis, wieso er so ernst wirkte. Und sie fühlte, wie ihr Pulsschlag sich beschleunigte.

Das konnte er nicht ernst meinen. Er konnte nicht wirklich andeuten …

„Das ist, was sie erwarten wird.“

„Nein.“ Aya sprang vom Bett auf, strich mit dem Daumen über diese Narbe auf ihrer Handfläche – ein Symbol all dessen, was sie und Will füreinander darstellten.

„Es ist nicht so, als kehre ich im Schein ihres Wohlwollens zurück“, drängte Will, als er ihr folgte. „Ich habe auf die letzten Briefe von Lena nicht reagiert.“ Die Persi, eine Kollegin in der Dyminara, hatte nicht nur die Aufgabe der Suche nach dem Lieferanten übernommen, sondern war auch dafür verantwortlich gewesen, während ihrer Reise mit Aya und Will zu kommunizieren. „Wenn wir nach Hause zurückkehren, wird Gianna vor einem Monat das letzte Mal etwas von mir gehört haben. Es wäre naiv, sich einzubilden, dass mich nicht allein dafür schon eine Bestrafung erwartet, selbst mit Zuris Eilbotschaft, die erklärt, was vorgefallen ist.“

„Du erwartest, dass ich deswegen der Schlussfolgerung zustimme, du müsstest ihr noch näherkommen?“, fragte sie ungläubig. „Vorzugeben, ihr …“

Sie konnte sich nicht dazu bringen, es auszusprechen.

Giannas Zweiter. Ihr Vollstrecker.

Und Gerüchten zufolge ihr Liebhaber.

Eine Lüge – eine Maske, die er aufgesetzt hatte, um seiner Königin nahezukommen und ihre Aufmerksamkeit von Aya abzulenken.

„Das tue ich“, bestätigte Will. „Wir wissen beide, dass ich jedes meiner Talente werde einsetzen müssen, um mich wieder in ihre Gunst zu schleichen. Dieses spezielle Talent hat mir bisher immer gute Dienste geleistet. Sie wird es von mir erwarten, Aya. Und meine Nähe zu ihr liefert uns Informationen.“ Will sprach weiter, aber Aya konnte ihn über das Rauschen in ihren Ohren hinweg kaum hören. Dieses Flüstern in den Gängen zu hören, zu beobachten, wie Giannas Blick über ihn glitt, als könne sie es nicht erwarten, ihn hinter geschlossenen Türen auszuziehen …

Das Spielzeug der Königin. Der Gigolo der Königin.

„Das musst nicht du machen“, zischten Aya. „Das solltest nicht du machen.“

„Aya …“

„Sie will mich. Das hast du gesagt. Sie will meine Macht. Und wir müssen wissen, warum. Also ist es die richtige Strategie, sie glauben zu lassen, sie hätte die Waffe zur Verfügung, nach der sie sich so lange verzehrt hat. Sie wird sich mir anvertrauen.“

„Aya …“

„Und das bedeutet, dass du das nicht erneut tun musst. Gewinne ihr Vertrauen als ihr Zweiter zurück, in Ordnung, aber … du musst nicht …“

Ihre Frustration stieg, als sie mit den Worten kämpfte. Will musste sich nicht für sie ruinieren. Diesmal nicht. Nicht, wenn Aya ihre Position zu ihrem Vorteil einsetzen konnte. Sie konnte Gianna genauso manipulieren, wie Gianna sie manipuliert hatte. Sie konnte die Werkzeuge einsetzen, die Gianna ihr geliefert hatte – das Training, das Gianna ihr ermöglicht hatte –, um Giannas loyale Heilige zu spielen. Und dadurch würde sie die Antworten auf die Frage erhalten, was genau Gianna mit der Zweiten Heiligen beabsichtigte.

Aber Will ließ sich nicht abschrecken. „Hier geht es nicht nur darum, Informationen zu erhalten, Aya!“, blaffte er.

„Worum bei allen Höllen geht es denn noch?“

„Schutz!“ Das Wort hallte in der Stille wider, die folgte. Will schüttelte den Kopf, sein Gesicht fast schmerzerfüllt verzogen. „Dominic wusste es“, krächzte er. „Er wusste, was wir uns bedeuten. Und er hat mich benutzt, um an dich heranzukommen. Ich werde nicht zulassen, dass Gianna dasselbe tut. Ich werde nicht zu einer Waffe werden, die gegen dich eingesetzt werden kann. Aber wenn sie erfährt, was wir uns bedeuten, werde ich genau dazu werden.“

„Sobald sie meine Macht sieht, wird sie es nicht wagen, sich mit mir anzulegen …“

„Sie hatte eine Ahnung von deiner Macht, aber das hat sie nicht davon abgehalten, Tova gegen dich zu verwenden“, sagte er leise, sanft. Aber die Worte durchschnitten Ayas Argument wie ein Messer. Sie biss die Zähne zusammen und starrte Will böse an, aber er machte keinen Rückzieher. Er stellte sich ihrer Wut, sein Blick erfüllt von Sturheit.

„Sie hat deine beste Freundin ins Gefängnis geworfen, in dem Wissen, dass sie unschuldig ist. Sie hat Tova nicht nur die Schuld für deine Machtdemonstration auf dem Markt in die Schuhe geschoben, sondern auch für diese verdammten Waffenbestellungen, obwohl sie wusste, dass Tova nichts damit zu tun hatte. Götter, soweit wir wissen, hat Gianna sie Tova untergeschoben, um sie genauso in die Falle zu locken, wie Dominic es getan hat. Jeder Schutz, den du mir bieten kannst, wird sich in dem Moment in Luft auflösen, in dem sie versteht, dass mich einzusetzen dich motivieren wird, nach ihrer Pfeife zu tanzen!“

Aya bekam kaum noch Luft, als sie den Kopf schüttelte. „Hör auf!“

Aber Will trat trotzdem einen Schritt vor. „Sie wird mich vor deiner Nase baumeln lassen wie eine Karotte, genau wie Dominic es getan hat …“

„Hör auf!“

„Und das werde ich nicht zulassen“, sprach er weiter; presste die Worte zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Er stand jetzt direkt vor ihr, seine Hände an ihren Wangen, um ihren Kopf zu heben. Sein Blick huschte über ihr Gesicht, las all die Zeichen des Widerstandes in ihrer Miene. „Wieso bist du so dagegen?“

„Weil …“, presste Aya hervor. Schmerzhafte Trauer schnürte ihr die Kehle zu, ließ ihre Stimme gepresst klingen.

Frustration flackerte in Wills Augen auf. „Du weißt, dass es nicht real ist. Und ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass es hier nicht um kleinliche Eifersucht geht oder den Wunsch, der Welt zu verkünden, was zwischen uns ist. Also warum? Wieso solltest du erwarten, dass ich im Moment nicht alles einsetze, was uns helfen kann?“

Ihre Frustration gewann an Schärfe, als sie weiterhin ihre Worte zurückhielt. Er fluchte leise. „Verdammt noch mal, Aya …“

„Weil es ein weiteres Opfer wäre, das du bringst!“ Die Wahrheit brach aus ihr heraus wie Wasser aus einem zerstörten Damm. Aya entzog ihr Gesicht seinem Halt und trat einen Schritt zurück. „Und du hast schon genug geopfert!“

Ja, sie konnte seine Argumente anerkennen – sowohl dafür, ihre Beziehung geheim zu halten, als auch dafür, dass Will seinen Charme einsetzte, um sich wieder an Gianna anzunähern. Aber diese spezielle Maske hatte er ihr zuliebe aufgesetzt. Jahrelang hatte er seine Fähigkeiten verbessert, bis sie brutal und gleichzeitig verzaubernd waren. Er hatte darum gekämpft, Giannas Zweiter zu werden; und er hatte Gianna zu einer Jagd verlockt, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu konzentrieren, von Aya fernzuhalten.

Und das angesichts Ayas Hasses. Angesichts des Flüsterns, das ihm überallhin folgte.

Und er war dafür verspottet und gehasst worden, sogar gefürchtet. Nie als die Person gesehen, die er wirklich war. Und vielleicht würde das Reich niemals den Will sehen, den sie jetzt kannte, aber sie konnte ihm dieses eine Opfer ersparen.

Götter, sie besaß die Macht, ihn in diesem einen Punkt zu schützen.

Langsam überbrückte Will den Abstand zwischen ihnen. Seine Hände fanden ihre Taille, sein Griff war fest, aber sanft, als er sie an sich zog. „Das ist kein Opfer“, sagte er leise. Aya schüttelte den Kopf, aber Will hielt sie nur fester. „Ist es nicht“, beharrte er. „Ich lege keinen Wert drauf, dass die Welt die Wahrheit über mich kennt. Solange du sie kennst … reicht mir das und wird mir immer reichen.“

Aya blinzelte gegen das Brennen in ihren Augen an. „Was ist mit deinem Schutz?“, hauchte sie. „Wer beschützt dich?“

Wills Mundwinkel zuckten, als er ihre Hand ergriff und auf die Narbe auf seinem Bauch presste, wo sie ihn geheilt hatte. „Das tust du.“

Das … das war vertraut. Schließlich spiegelten sie sich gegenseitig. Wann immer sie ihm in Sturheit gegenübertrat, konterte er mit demselben Maß an Halsstarrigkeit. Aber eine Handlung, die früher zu einem Streit geführt hätte – meistens angezettelt von ihr –, sorgte jetzt dafür, dass er seine Stirn an ihre drückte und zitternd den Atem ausstieß.

„Bitte sorg nicht dafür, dass ich zu einer Gefahr für dich werde“, fuhr er rau fort. „Das würde ich nicht überleben.“

Trotz der Wut, die in ihr kochte – trotz des Terrors und der Frustration und der Sturheit, von der sie sich nicht sicher war, ob sie sie jemals ablegen könnte –, schloss Aya die Augen und schmolz in einer Umarmung dahin.

Sie hasste die Tatsache, dass sie – trotz der Flutwelle an Emotionen, die in ihr wogte – die Logik seiner Argumente anerkennen konnte. Und zwar nicht nur, weil sie verzweifelt auf der Suche nach Antworten auf die Frage nach Giannas Motivation waren. So konnte Aya ihn beschützen – indem sie zuließ, dass Gianna dachte, es gäbe keinen Grund für Aya, sich für sein Schicksal zu interessieren.

„Schön“, flüsterte sie. „Aber nur, bis wir aufgedeckt haben, was sie mit meiner Macht zu tun gedenkt. Dann … finden wir eine andere Lösung.“

Will presste die Lippen auf ihre, warm und glatt und fest wie er selbst. Der Kuss kündete nicht von Hitze und Leidenschaft, sondern von einer verlässlichen Hingabe, die dafür sorgte, dass ihre Muskeln sich noch mehr lockerten, als sie sich an ihn schmiegte und die Arme um seinen Hals schlang.

Will zog sich zurück, sobald er ihr den Atem geraubt hatte. Sie spürte leise Worte in der Alten Sprache, die sie nicht verstand, über ihre Lippen gleiten, als er ihre Münder noch einmal kurz aufeinanderpresste. „Also ist das abgemacht“, sagte er, immer noch leise, aber diesmal verständlich. „Wenn wir zurückkehren, werden wir beide unsere einzigartigen Verbindungen zu Gianna nutzen, um so viele Informationen zu sammeln wie möglich. Und was uns angeht … wir werden jede Veränderung in unserem früher so feindseligen Verhältnis als … die widerwillige Anerkennung einer Allianz präsentieren.“ Aya konnte ein Schnauben nicht unterdrücken, aber Will grinste nur. „Es wird dir sicherlich nicht schwerfallen, hin und wieder zu wirken, als würde ich dich nerven.“

„Das kriege ich vermutlich hin“, murmelte Aya.

Sein Grinsen wurde breiter, als er den Kopf senkte, um seine Nasenspitze über ihre gleiten zu lassen. „Wie soll mein Ego deine ständigen Folterungen nur aushalten?“

Aya verdrehte die Augen. „Du wirst es überleben.“

Seine Lippen glitten über ihren Kiefer, und sie legte den Kopf in den Nacken.

„Ganz im Gegenteil, Aya-Schatz“, grollte er an ihrer Haut. „Ich bin mir sicher, du wirst noch mein Tod sein.“

Götter!

In seinen Worten schwang genug Hitze mit, dass Aya seinen Kopf hob, weil sie einfach seine Lippen auf ihren fühlen musste. Ihr Kuss war drängend. Will verschlang sie; küsste sie, bis sie keuchte und ihm unbewusst ihre Hüften entgegendrängte.

„Hast du deine Meinung in Bezug auf das Ausmaß körperlicher Anstrengung geändert?“, murmelte er an ihren Lippen, als er sie langsam rückwärts Richtung Bett schob.

Es schwang genug Arroganz in der Frage mit, dass sie sich von ihm löste, entschlossen, ihn leiden zu lassen. Aber Will presste den Mund an ihren Hals, offensichtlich ebenso entschlossen.

Fünf Tage auf See, die sie damit verbracht hatten, zu trainieren und sich gegenseitig abzulenken, sich gegenseitig wirklich kennenzulernen – und sei es nur, um die Angst zu verdrängen; die Furcht vor dem, was sie erwartete. Und sei es nur, um den Visionen zu entkommen, die sie beide aus ihren Albträumen ins Wachsein verfolgten.

Und doch … hatten sie diese letzte Grenze noch nicht überschritten.

Es war nicht so, als hätte Aya bisher immer lange gewartet. Aya hatte sich niemals das Vergnügen der Gegenwart eines Mannes in ihrem Bett versagt.

Aber …

Nicht so.

Nicht, wenn Terror ihnen die Kehle zuschnürte und Angst sie aus dem Schlaf riss. Nicht, wenn ihre Wunden gerade erst Schorf gebildet und ihre Heilung begonnen hatten.

Aya biss sich auf die Unterlippe, darum bemüht, sich ihre offensichtliche Lust nicht anmerken zu lassen. „Ich glaube, es warst du, der erklärt hat, er wolle dieses Erlebnis nicht mit deiner Wunde beeinträchtigen.“

Will lachte an ihrer Kehle, gefolgt von einem resignierten Stöhnen.

„Du wirst noch mein Tod sein, das schwöre ich.“

Kate Dramis

Über Kate Dramis

Biografie

Kate Dramis lebt als Schriftstellerin in Atlanta. Ihre Leidenschaft für Fantasywelten und gute Liebesgeschichten inspirierte sie dazu, Autorin zu werden. Auf TikTok und Instagram spricht sie über ihre Fantasyromane und hat Tausende Follower und Views. „The Curse of Saints“ ist ihr Debüt und Band 1...

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