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Tietjen auf Tour Tietjen auf Tour - eBook-Ausgabe

Bettina Tietjen
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Warum Camping mich glücklich macht

— Urlaub im Wohnmobil
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Tietjen auf Tour — Inhalt

Im Hotel bin ich zu Gast, im Camper bin ich zu Hause

Bettina Tietjen steht auf Camping. Direkt, bodenständig, einfach. Bereits als Jugendliche hat sie gern den Schlafsack ausgerollt und schwört bis heute auf die Freiheit unterm Sternenhimmel – von der Ostsee bis zum Mittelmeer. Hauptsache, der Wind ruckelt schön am Wohnmobil, morgens blubbert die bordeigene Espressomaschine und beim Abwasch erzählen wildfremde Mitcamper aus ihrem Leben. Bettina Tietjens Camping-Geschichten handeln von Menschen, von Landschaften und von skurrilen Erlebnissen zwischen Klohäuschen und Traumstränden. Humorvoll. Kurzweilig. Selbstironisch. Kommen Sie mit auf die Reise.

Die sympathische Moderatorin und Bestsellerautorin lässt uns hinter die Gardinen ihres Campers blicken.

€ 12,00 [D], € 12,40 [A]
Erschienen am 04.01.2021
272 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-31694-1
Download Cover
€ 9,99 [D], € 9,99 [A]
Erschienen am 02.04.2019
272 Seiten
EAN 978-3-492-99366-1
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Leseprobe zu „Tietjen auf Tour“

Ich bin es wirklich

„Können Sie mal die Sonnenbrille abnehmen?“ Der Mann steht so dicht vor mir, dass sein Bauch mich beinahe berührt. Er trägt nur eine Badehose, hat den Kopf in den Nacken gelegt und sieht mich herausfordernd von unten an.

„Sie sind doch Bettina Tietjen, oder? Wir kommen aus Cuxhaven und sehen Sie immer im Fernsehen.“

Wir befinden uns auf einem Campingplatz im Süden Korsikas. Es ist zwölf Uhr mittags, 35 Grad im Schatten. Ich bin total verschwitzt. Nach stundenlanger Fahrt wollen wir uns erst einmal ein schönes Plätzchen im Schatten [...]

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Ich bin es wirklich

„Können Sie mal die Sonnenbrille abnehmen?“ Der Mann steht so dicht vor mir, dass sein Bauch mich beinahe berührt. Er trägt nur eine Badehose, hat den Kopf in den Nacken gelegt und sieht mich herausfordernd von unten an.

„Sie sind doch Bettina Tietjen, oder? Wir kommen aus Cuxhaven und sehen Sie immer im Fernsehen.“

Wir befinden uns auf einem Campingplatz im Süden Korsikas. Es ist zwölf Uhr mittags, 35 Grad im Schatten. Ich bin total verschwitzt. Nach stundenlanger Fahrt wollen wir uns erst einmal ein schönes Plätzchen im Schatten suchen. Das Allerletzte, auf das ich jetzt Lust habe, ist Small Talk mit Zuschauern.

„Äh, ja, ich bin’s“, sage ich und bemühe mich, halbwegs freundlich zu bleiben, „wir möchten jetzt erst mal unser Wohnmobil abstellen, ist ja sehr heiß heute  …“ Der Cuxhavener Bauch rückt ungerührt noch einen Zentimeter näher.

„Ist ganz normal, die Hitze, wir kommen jedes Jahr hierher.“ Neugierig späht er unter meiner Achsel hindurch in unser Auto.

„Sind das Ihre Kinder? Unsere sind früher auch immer mitgefahren, aber jetzt sind sie aus dem Haus.“ Krampfhaft überlege ich, wie ich ihn abwimmeln kann, ohne ihn vor den Kopf zu stoßen. Schließlich ist er ein Zuschauer, und der Zuschauer ist König, vor allem, wenn er aus Norddeutschland kommt.

„Mama, wer ist der Mann?“, ruft meine Tochter, „können wir jetzt zum Strand?“

Mein Mann lässt den Motor wieder an und versucht, sich der Situation im Rückwärtsgang zu entziehen. Mir läuft der Schweiß den Rücken runter, mein Kleid klebt an mir. Mein Fan macht noch einen Schritt auf mich zu.

„Nun nehmen Sie doch endlich mal die Brille ab, ich will mal sehen, ob Sie’s auch wirklich sind!“

Ist das zu fassen? Da fährt man mehr als tausend Kilometer, um in einem abgelegenen Winkel Korsikas seine Ruhe zu haben, und dann wird man in die Zange genommen, als stünde man an einem Samstag am Currywurst-Stand in der Hamburger Mönckebergstraße.

Jetzt nicht ausrasten, sagt mir meine innere Stimme. Verbindlich und gelassen bleiben. Du hast es nicht anders gewollt. Das hier ist ein Campingplatz, du weißt, was das bedeutet. Na gut. Ich atme tief durch.

„Ich bin es wirklich“, sage ich, nehme meine Sonnenbrille ab und lasse mein bestmögliches 35-Grad-Lächeln auf die pelzige Kugelbarke hinunterrieseln. „Könnten Sie uns bitte den Weg zur Rezeption zeigen?“

„Na klar“, ruft mein neuer Freund strahlend, „da vorne links. Und zum Bäcker geht’s gegenüber den Berg rauf, sind nur fünf Minuten zu Fuß!“

Ich bedanke mich, setze die Brille wieder auf und entferne mich ganz vorsichtig mit kleinen Schritten.

„Dafür nicht“ (norddeutsch: „nix zu danken“), ruft der Badehosenzwerg. „Wir Camper müssen doch zusammenhalten! Und jetzt muss ich erst mal meiner Frau erzählen, dass ich Sie getroffen habe. Wetten, dass die mir das nicht glaubt?“

Erleichtert sehe ich ihm hinterher, wie er beglückt von dannen watschelt. Gefahr vorüber, Krise gemeistert.

Situationen wie diese gibt’s immer mal wieder. Je südlicher, desto seltener. Aber mal ehrlich, was ist schlimmer? Im Fünfsternehotel am Frühstücksbüffett von hinten angeraunzt zu werden, weil man zu lange am Lachs herumfuhrwerkt („Ach Sie sind’s, Frau Tietjen, lassense sich ruhig Zeit“) oder dieser freundliche kleine Fan-Überfall?

Ich steh auf Camping. Direkt. Bodenständig. Einfach.

Urlaub mit dem Wohnmobil – das bedeutet für mich Freiheit. Ich brauche nichts langfristig zu planen, kann jeden Morgen neu entscheiden, wohin die Reise geht. Der Wind, die Wolken, das Sonnenlicht, der Regen – alles trifft mich unmittelbar, genau wie die Menschen, die mir begegnen. Ich lasse mich darauf ein, immer wieder aufs Neue, das tut mir gut.

Campingglück ist ein dehnbarer Begriff. Es kann der Platz auf Lebenszeit mit Vorzelt und Gartenzwergen an der Ostsee sein. Der nostalgische VW-Bus mit Surfbrettern auf dem Dach am Strand von Tarifa. Das Zwei-Zimmer-Küche-Bad-Wohnmobil in der kanadischen Wildnis oder das Survival-Zelt irgendwo in der Wüste. Hauptsache draußen. Immer hart am Wind und dicht dran an Sonne, Mond und Sternen.

So sind wir Camper. Und falls Sie jetzt noch mit dem Kopf schütteln, lesen Sie weiter. Am Ende werden Sie selbst noch einer. Und sollten Sie mir dann irgendwo zwischen Sanitäranlagen, Rezeption und Strandsauna über den Weg laufen, sprechen Sie mich ruhig an. Ich bin es wirklich.

Das erste Mal

Reisetagebuch, Juli 1978

Ich sitze hier in der Sonne und lasse mir’s wohlergehen. Schön … Wir sind in Bias bei Mimizan, sehr ruhig, nicht weit zum Meer. Das Meer – hohe Wellen, blaugrün, sauber, riesiger Strand. Man kann sich wohlfühlen, jawohl, das kann man. Es gefällt mir sehr gut hier, ich bin braun wie noch nie. Aber jetzt ist es mir zu heiß, um weiterzuschreiben.

Bei meinem ersten Mal war ich 18. Er war auch nicht viel älter als ich, hatte aber schon eine Kur nötig. Trotzdem fand ich ihn gleich attraktiv. Schick, irgendwie cool. Ich wollte mit ihm nach Südfrankreich, aber meine Eltern waren dagegen, er war ihnen nicht seriös genug.

»Der ist doch unzuverlässig, schimpfte mein Vater, „mit dem lasse ich dich nicht fahren.“

„Aber ich liebe ihn! Er ist genau der Richtige.“ Wütend kämpfte ich für meinen ersten Urlaub mit Freunden nach dem Abi, ich hatte mich so darauf gefreut. Doch ohne IHN ging gar nichts, er musste fit sein, sonst konnten wir die Reise abblasen. Also legten wir uns alle ins Zeug, um ihn auf Vordermann zu bringen. Wochenlang wurde geschmirgelt, geschraubt und gepinselt – bis er endlich so weit war. Strahlend und blitzeblank stand er da, oben weiß, unten orange, formschön und startbereit: unser VW-Bus.

„Und?“ Erwartungsvoll sahen wir unsere Eltern an. Wir: sechs Jugendliche zwischen 17 und 20 Jahren, drei Mädchen, drei Jungen, lebenshungrig, abenteuerlustig, die Schule hinter uns, die Atlantikküste im Visier.

„Na gut. Aber immer schön vorsichtig fahren.“ Der Rest der Ermahnungen ging in unserem Jubel unter.

Zwei Wochen später war der Bus bis obenhin vollgepackt und wir starteten in den ersten Campingurlaub unseres Lebens.

Ein VW-Bus, zwei Zelte. 6 Luftmatratzen, 6 Schlafsäcke, ein Kochtopf, ein Grill, 6 Teller, 6 Tassen, 6 Gläser, Besteck. Ein paar Klamotten. Und natürlich ein Kassettenrekorder. Mehr brauchten wir nicht zu unserem Glück. Lautstark begleitet von Neil Young, Lou Reed und den Dire Straits düsten wir in bester Stimmung so schnell es ging Richtung Süden.

Der erste Stopp, an den ich mich erinnere, war eine Wiese irgendwo an der Loire. Wildromantisch, sehr einsam. Nur wir, unser Lagerfeuer und die Gitarre. Und am nächsten Morgen um sechs Uhr die französische Polizei.

„Reveillez-vous! Camping interdit ici!“ („Aufwachen! Camping ist hier verboten!“) Verschlafen blinzelten wir durch den Fensterspalt. Draußen standen drei Uniformierte, die nicht aussahen, als hätten sie Lust, zum Frühstück zu bleiben.

„D’accord messieurs, on va partir, excusez-nous.“ („Na klar meine Herren, wir hauen ab, Tschuldigung.“) Wer hätte gedacht, dass meine Eins im Französisch-Leistungskurs sich schon am ersten Tag unserer Reise bezahlt machen würde. Unter den strengen Blicken der Gendarme rafften wir unser Zeug zusammen und starteten durch.

Tipp für Neucamper: Wenn Sie außerhalb der ausgewiesenen Campingplätze übernachten, sei es um Geld zu sparen oder einfach nur, um romantisch zu sein, rechnen Sie damit, erwischt zu werden. Auch im Süden Europas mag die Polizei es nicht, wenn Naturfreunde ihre Hängematten im Wald aufhängen und ihre Zelte neben den Stromschnellen aufbauen. Keine Ahnung, warum das Wildcampen als ein so schlimmes Vergehen geahndet wird – wahrscheinlich wurden schon zu viele unerfreuliche Spuren hinterlassen. Wenn man es dennoch wagen will, sollte man sich gut tarnen. Oder allzeit bereit zum Aufbruch sein.

 

Unserer Urlaubslaune tat dieses Erlebnis keinen Abbruch. Bretagne, ÎIe de Ré, Mimizan, Biarritz – ganz egal, wo wir Station machten, es erschien uns alles groß, weit, wild und abenteuerlich. Wir hielten an, wenn wir Lust dazu hatten, schlugen die Zelte auf, machten Ravioli auf dem Gaskocher heiß, tranken Bier und billigen Rotwein. Tisch und Stühle brauchten wir nicht, wir aßen auf Bastmatten im Schneidersitz. Mit den Schlafplätzen wechselten wir uns ab, zwei durften im Bus schlafen, die anderen vier in den Zelten. Wenn es nachts zu heiß war, lagen wir nebeneinander im Sand, guckten in den Sternenhimmel und stellten uns die Zukunft vor.

Einmal gerieten wir in ein ausgelassenes Trinkgelage in irgendeiner bretonischen Kneipe. Wir hatten unseren Bus vor der Tür geparkt und wollten eigentlich nur ein Bier trinken und dann weiterfahren. Drei Stunden und 30 Biere später überlegten wir es uns anders. Wir tanzten mit den Einheimischen auf den Tischen und sangen lauthals bretonische Volkslieder bis die Kneipe um drei Uhr morgens dichtmachte. Während wir zum Auto torkelten, wurde uns klar, dass wir in der schmalen kopfsteingepflasterten Gasse beim besten Willen keine Zelte aufbauen konnten. Also quetschten wir uns zu sechst in den Bus und schliefen unseren Rausch aus.

Als wir am nächsten Morgen losfahren wollten, suchten wir vergeblich nach unseren Schuhen, die wir vor dem Auto abgestellt hatten. Alle weg. Entweder hatte sich jemand einen Scherz mit den deutschen Jugendlichen erlaubt, oder eine sechsköpfige bretonische Familie hatte richtig kalte Füße bekommen.

Irgendwo südlich von Bordeaux machten wir nachts ein Lagerfeuer am Strand, es war so warm und sternenklar, dass wir unsere Schlafsäcke holten und draußen schliefen. Tief und fest und traumlos – bis zu dem Moment, als ich das Kribbeln spürte. Es war überall, an meinen Füßen, den Beinen, unter den Armen, am Bauch, am Hals.

„Jörg, wo ist die Taschenlampe?“ Ängstlich rüttelte ich meinen Nachbarn wach, „da kitzelt mich irgendwas.“ Verschlafen kramte Jörg die Lampe aus seinem Rucksack und leuchtete gähnend in meinen Schlafsack hinein.

Mein Schrei war höchstwahrscheinlich bis Paris zu hören. Käfer. Überall kleine schwarze Käfer. Hysterisch riss ich mir den Schlafsack und die Klamotten vom Leib und führte einen wilden Tanz auf, um die Tierchen, die noch auf mir saßen, abzuschütteln.

„Was ist denn hier los, bist du verrückt geworden?“ Mürrisch wälzten sich die anderen aus ihren Schlafsäcken und starrten mich verwirrt an.

„Hilfe! Ich bin angegriffen worden!“, schrie ich, „ein Käfer-Überfall, alles juckt, die sind dabei, mich aufzufressen.“ Was ich bis heute nicht begreife: Keiner der anderen hatte auch nur einen einzigen Käfer in den Klamotten oder im Schlafsack. Die Krabbeltiere waren nur bei mir zu Besuch. An Schlaf war nach diesem Erlebnis nicht mehr zu denken, fluchtartig verließen wir den Strand. Als ich mich im Waschhaus des Campingplatzes bei Licht begutachtete, waren keine Spuren zu sehen, keine Flecken, keine Stich- oder Bissspuren, nichts. Mysteriös.

Dieses Erlebnis hat mir gezeigt, dass ich mich weder für Afrika-Safaris noch Dschungelexpeditionen eigne. Camping ja, Überlebenscamps nein. Ich habe danach nie wieder Lust verspürt, am Strand zu übernachten.

Meine beste Freundin behauptet ja bis heute, ich sei die Einzige von uns gewesen, die immer aussah „wie aus dem Ei gepellt“. Mag sein. Als Neucamperin legte ich damals noch Wert auf gepflegtes Aussehen, ich schminkte mich, föhnte mir die Haare, lackierte mir die Fingernägel und zauberte immer noch strahlend weiße Hosen und T-Shirts aus meinem Rucksack. Diese Marotte habe ich lange abgelegt. Denn schon Konfuzius wusste: „Camping ist, wenn man die eigene Verwahrlosung als Erholung empfindet.“ Den Spruch habe ich erst neulich wieder als Aufkleber auf einem Wohnmobil gesehen.

Vieles erlebte ich damals zum ersten Mal. Nacktbaden im schäumenden Atlantik, Baguette und Käse unter Pinien. Vor dem Zelt hocken und bis weit nach Mitternacht „Blowing in the wind“ zur Gitarre grölen, bis die Nachbarn sich beschweren. Lachen, Knutschen, ab mittags Bier trinken. Sorglosigkeit.

Und manchmal auch Streit. Zum Beispiel in einem Wäldchen bei Rouen. Wir waren auf der Rückfahrt und hatten alle Hunger, aber kein Geld mehr. Was uns blieb, war eine Packung Spaghetti und Ketchup. Pech, dass mir beim Abgießen des Wassers das Sieb aus der Hand rutschte und die Überlebens-Nudeln im Dreck landeten.

„Schminken kannst du dich, aber zum Nudeln kochen bist du zu blöd!“ Weinend und hungrig verkroch ich mich im Bus und hörte, wie die anderen sich draußen ein steinhartes Baguette teilten und über die „Tussi“ schimpften. Am nächsten Morgen ließen wir die letzten beiden Zigaretten herumgehen und vertrugen uns wieder.

Was mir bis heute von diesen vier Wochen Roadtrip unter südlicher Sonne geblieben ist? Das Gefühl, frei zu sein und jederzeit aufbrechen zu können. Das Glück, kein Dach überm Kopf zu haben. Die Gewissheit, weder Geld noch Komfort zu brauchen, um einen Traumurlaub zu verbringen. Wären wir damals nicht losgefahren, wäre ich wahrscheinlich heute keine Camperin.

Deshalb danke ich an dieser Stelle meinen Eltern für viele erfüllte Campingjahre. Ja, meinen Eltern. Denn wären sie 1978 nicht so entschieden dagegen gewesen, hätte ich vielleicht nie diese Leidenschaft für Wohnmobilreisen ins Blaue entwickelt. Manchmal erwächst ja aus dem Protest ganz ungeplant ein Glücksrezept.

Bettina Tietjen

Über Bettina Tietjen

Biografie

Bettina Tietjen, geboren 1960, arbeitete nach ihrem Germanistik- und Romanistikstudium als Moderatorin, Reporterin und Autorin für RIAS Berlin, Deutsche Welle, WDR und diverse Printmedien. Seit 1993 ist sie beim NDR-Fernsehen Gastgeberin auf dem Roten Sofa der Sendung „DAS!“. Einmal im Monat...

Bettina Tietjen über das Campen

Was ist Ihre liebste Art zu Campen?
Ich reise am liebsten mit meinem Mann in unserem 20 Jahre alten selbstausgebauten Fiat Ducato in den Süden. Wir fahren fast immer ins Blaue, reservieren nicht und bleiben an keinem Ort länger als ein paar Tage. 

Was gefällt Ihnen daran denn am besten im Vergleich zu den anderen?
Ich mag unsere Roadtrips, weil man viel mehr zu sehen bekommt, als wenn man die ganze Zeit an einem Ort ist. Wenn man unterwegs ist, kommt einem der Urlaub viel länger vor. Außerdem mag ich es, jederzeit aufbrechen zu können und nichts langfristig planen zu müssen, das gibt mir ein Freiheitsgefühl.

Haben Sie ein bevorzugtes Reiseziel?
Mein Lieblingsziel ist ganz klar Korsika, idyllische Buchten, lange Sandstrände, hohe Berge, einsame Dörfer - und ein fantastisches türkisblaues Meer. Die schönste Insel der Welt.

Was war Ihr bisher verrücktestes Erlebnis während Sie gecampt haben?
Da gibt’s viele. Zum Beispiel ein Platzwart, der im Morgengrauen vom Dach des Toilettenhauses auf Ratten schoss. Oder der „Überfall“ durch einen tschechischen Reisebus, aus dem mindestens 30 Camper sprangen, die ihre Zelte rund um unser vorher ganz einsam stehendes Wohnmobil aufschlugen und uns anschließend mit selbstgebranntem Schnaps völlig betrunken machten. Denkwürdig war auch der Moment, als mein Mann und ich in einem australischen Nationalpark campten und abends bei Mondlicht vor unserem Auto saßen, als ich plötzlich etwas Weiches auf meinen Füßen spürte. Als ich ihn aufforderte, seine Füße woanders zu parken, leuchtete er mit der Taschenlampe unter den Tisch - auf meinen Füßen hatten zwei Opossums sich es gemütlich gemacht.
 
Was bedeutet Ihnen das Campen?
Freiheit, Naturverbundenheit, Outdoor-Feeling. Ballast abwerfen - ich lasse alles zurück, was nicht wirklich wichtig ist.

Was ist für Sie Urlaub?
Unterwegssein, andere Länder, andere Menschen sehen, andere Sprachen hören. In der Hängematte oder am Strand liegen und ganz viel lesen. Und schon vor dem Frühstück im Meer baden.

Würden Sie auf ein E-Wohnmobil umsteigen?
Na klar, aber erst dann, wenn Langstrecken möglich sind und man nicht ständig anhalten und aufladen muss. 

Wie wichtig ist Ihnen die Nähe zur Natur während dem campen?
Sehr wichtig, ich liebe es, von morgens bis abends draußen zu sein und Sonne, Wind und auch mal Regen unmittelbar zu spüren. 

Hatten Sie schon mal unangenehme Nachbarn?
Der Schlimmste war ein Mann, der stundenlang nur mit einem Hemd bekleidet „unten ohne“ herumlief. Als er irgendwann merkte, dass er seine Nachbarn genug provoziert hatte, verschwand er in seinem Wohnmobil, kam mit Hose wieder heraus, fasste sich in den Schritt und rief: „Wurde bisschen frisch um die Eier…“. Noch Fragen?
 

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