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Unheimlich nah Unheimlich nah - eBook-Ausgabe

Johann Scheerer
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Roman

— Coming of Age-Roman

„›Unheimlich nah‹ ist ein spannender Bildungsroman, der vom Erwachsenwerden handelt.“ - WDR3 „Mosaik“

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Unheimlich nah — Inhalt

Wie geht independent, wenn man ständig bedroht und bewacht wird? Ein Leben im Ausnahmezustand, das verheimlicht werden muss und etliche Lügen nach sich zieht

„Ich musterte mich im Spiegel: Sondereinsatzkommandostiefel kombiniert mit einer weißen Jeans, wie sie Farin Urlaub auf einem BRAVO-Poster anhatte, darüber ein muffeliges Pornostar-T-Shirt und eine Militärjacke, die zu sauber aussah, um als linkes Statement zu gelten.“

Dieser Coming-of-Age-Roman ist eine Offenbarung: Nie ist auf so selbstironische und komische Art über den Wunsch nach Freiheit und Normalität geschrieben worden. Während zu Hause nichts mehr ist wie früher, aber keiner darüber spricht, kann Johann keinen Schritt vor die Tür setzen, ohne ihn vorher anzukündigen. Sobald er im Freien ist, steht er unter Beobachtung. Genau diese Überwachung muss er aber vor Freunden, in der Schule, bei Nebenjobs und Dates und auf Partys verheimlichen. Das scheint sogar zu gelingen, er findet eine Freundin, probt mit seiner Band und bekommt einen Plattenvertrag. Aber er gerät ständig in groteske und peinliche Situationen, weil er gezwungen ist, unehrlich zu sein. Die Ausreden, Halbwahrheiten und Notlügen drohen ihn zu erdrücken. Kann er diesem Lügenleben entkommen?

Coming-of-Age unter Extrembedingungen, getrieben von massivem Freiheitsdrang

„Berührend und mit lakonischem Witz.“ 3sat Kulturzeit

€ 12,00 [D], € 12,40 [A]
Erschienen am 28.04.2022
336 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-31878-5
Download Cover
€ 9,99 [D], € 9,99 [A]
Erschienen am 11.01.2021
256 Seiten
EAN 978-3-492-99730-0
Download Cover
„›Unheimlich nah‹ ist ein spannender Bildungsroman, der vom Erwachsenwerden handelt.“
WDR3 „Mosaik“
„Berührend und mit lakonischem Witz.“
3sat Kulturzeit

Leseprobe zu „Unheimlich nah“

Das macht 2459,70 Euro.«

Ich sah den Typ im verdreckten Blaumann an. Das gefaltete Papier zog eine Schneise in den dunklen Staub, als er mir die Rechnung über den Tresen schob.

„Das sind dann ja …“, ich überschlug die Zahl und setzte neu an: „Sind das 5000 Mark?“

Ich blickte ungläubig durch die Seitenscheiben des hellblauen Volvos meiner Mutter, der neben uns auf der heruntergefahrenen Hebebühne stand. Die Stelle an der Rückseite der Kopfstütze des Fahrersitzes, die ich bei einem kindlichen Anfall von Wut und Langeweile, weil irgendwas nicht so schnell [...]

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Das macht 2459,70 Euro.«

Ich sah den Typ im verdreckten Blaumann an. Das gefaltete Papier zog eine Schneise in den dunklen Staub, als er mir die Rechnung über den Tresen schob.

„Das sind dann ja …“, ich überschlug die Zahl und setzte neu an: „Sind das 5000 Mark?“

Ich blickte ungläubig durch die Seitenscheiben des hellblauen Volvos meiner Mutter, der neben uns auf der heruntergefahrenen Hebebühne stand. Die Stelle an der Rückseite der Kopfstütze des Fahrersitzes, die ich bei einem kindlichen Anfall von Wut und Langeweile, weil irgendwas nicht so schnell gegangen war, wie ich es gern gehabt hätte, von der Rückbank aus herausgebissen hatte, war gut zu erkennen. Der Schaumstoff hatte sich über die Jahre gelb verfärbt und bröselte in den Fußraum. Diese Kopfstütze, dachte ich, hatten sie offensichtlich nicht repariert.

„Allein 800 Euro für die Kabel“, der Mechaniker hinter dem Schreibtisch zeigte mit seinen öligen Fingern auf die einzelnen Positionen der Rechnung, „1443 Euro für die Arbeitsstunden“, er betonte das Wort Euro so deutlich und doch so beiläufig, als wäre die Währung schon immer da gewesen und nicht erst wenige Tage alt. „Wir mussten ja die ganze Verkleidung abnehmen, um von der zusätzlichen Batterie von vorne ganz nach hinten durchzukommen.“

Ich wusste überhaupt nicht, wovon er sprach.

„Zwei Knöpfe, eine Birne und Fassung, Ölwechsel, alles einmal durchgecheckt.“ Er zuckte mit den Schultern und deutete auf die Gesamtsumme. „EC oder bar?“ Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich hatte den Volvo meiner Mutter in die Werkstatt gebracht, weil ich übermorgen, wenige Monate nach dem Ende des Zivildienstes, den ich direkt nach meinem Abitur im Jahr 2002 angetreten hatte, von Hamburg nach München fahren wollte und von dort mit der Bahn weiter nach Italien. Mit meinem noch frischen Führerschein wollte ich das erste Mal 1000 Kilometer am Stück fahren. Den endlosen Diskussionen mit meiner Freundin Svenja entkommen und allein, nur in Begleitung eines Stapels CDs, einfach mal weg. Testament der Angst von Blumfeld, Bleed American von Jimmy Eat World, Das grüne Album von Weezer, The Strokes’ Is This It, White Blood Cells von den White Stripes, Runter mit den Spendierhosen, Unsichtbarer! von Die Ärzte und natürlich Toxicity von System Of A Down. Und auch wenn ich das Stück Neue Zähne für meinen Bruder und für mich immer skippte, hatte ich noch Wasser marsch! von Superpunk eingepackt.

Ich wollte, begleitet von diesem phänomenalen Soundtrack, im Frühjahr 2003 die Freiheit genießen. Nichts muss, aber alles kann. Meine Mutter fuhr nur noch selten selbst. Seit ein paar Jahren musste sie gefahren werden, und so hatte sie mir erlaubt, ihren Volvo, der die meiste Zeit in der Garage stand, für ein paar Wochen auszuleihen. Sie hatte allerdings darauf bestanden, dass ich ihn vorher durchchecken ließ. Damit er auch bremst, wenn er soll, hatte sie gesagt. Und nun sollte ich 5000 Mark für diesen Check bezahlen? Ich bekam kein Taschengeld mehr. Aber ich konnte von den früheren Einkünften unserer Band ganz gut leben. Trotzdem waren 5000 Mark, ich meine 2459,70 Euro, deutlich mehr, als ich eingeplant hatte.

Ich holte Luft. „Eigentlich wollte ich doch nur die Bremsen checken lassen“, sagte ich vorsichtig und blickte erneut, diesmal aber leicht nach vorn gebeugt, zum Auto, als könnte ich so erkennen, ob die Bremsen neu wären.

„Yo. Steht hier auch: ›Test Bremsbeläge‹ – war alles gut. EC oder bar?“

Langsam richtete ich mich wieder auf und schaute den Mechaniker an. „Wieso mussten Sie dafür die gesamte Verkleidung des Innenraums rausnehmen?“

Er wirkte genervt. „Mensch, Junge, Markus hatte angerufen und gesacht, dass wir die Knöppe hier auch noch machen sollen. Wie bei den anderen Fahrzeugen.“

Ich stand auf dem Schlauch. „Wer ist Markus?“, fragte ich.

„Markus!“ Er sagte den Namen etwas lauter, wohl in der Annahme, er würde den Groschen mittels Schalldruck zum Fallen bringen.

Ich zuckte mit den Schultern.

„Markus – Mensch, wie heißt der noch mit Nachnamen?“

„Ich weiß es nicht“, antwortete ich wahrheitsgemäß.

Der Mann blätterte in seinen Unterlagen und seufzte. „Da. Markus … Kramer!“

„Ach so. Eine Sekunde bitte.“ Ich zog mein Nokia 3310 aus der Hosentasche. Mit zwei Tastendrücken kam ich zum Adressbucheintrag „aaaaaaaaaaaaa“ und wählte. Mit dem Handy am Ohr ging ich vor die Tür. Es meldete sich sofort jemand. „Zentrale, hallo?“

„Moin, hier ist Johann, ist Herr Kramer da?“

„Der müsste eigentlich direkt bei dir vor der Werkstatt sein.“

Ich blickte mich um. Kramer kam auf mich zu. Er war nur noch wenige Meter von mir weg. „Alles klar. Danke“, sagte ich in den Hörer und legte auf.

„Moin!“, grüßte ich ihn.

„Alles okay hier bei dir?“, fragte er mich freundlich. Seine schwarze Funktionsjacke, die gerade so seine Hüften bedeckte, trug er offen, obwohl es nur wenige Grad plus hatte. Darunter ein ebenfalls offenes, dickes Karoflanellhemd und darunter eine Schicht, die ich als Skiunterwäsche identifizierte. Das perfekt-unauffällige Outfit, mit dem er für alle Witterungsverhältnisse gewappnet war.

„Ja, alles okay“, antwortete ich beiläufig, „haben Sie mit der Werkstatt irgendwas besprochen?“

Kurz sah er mich an, als wüsste er nicht, was er sagen sollte, doch dann legte er umso schneller los. Seine militärisch gedrillte Sprache, die es schaffte, sogar den unbetonten Wörtern im Satz eine abgehackte Betonung zu geben, schoss auf mich ein. „Du fährst die Woche auf deine Tour, und da wollten wir nur sichergehen, dass wir quasi mit an Bord sind. Wir haben noch zwei Features installiert.“ Er sagte wir, als hätte er die Arbeiten selbst durchgeführt. Deine Tour, hallte es in meinem Kopf nach. Ein Teil meines Privatlebens, ein simples Vorhaben, stand vermutlich schon irgendwo auf einem Plan als übergeordneter Punkt einer langen Liste von kryptischen Unterpunkten. Während er sprach, bewegte er sich zum Eingang der Autowerkstatt. Ich würde es nicht verhindern können, dass wir gemeinsam den Raum betraten und der Mechaniker denken müsste, dass ich mir Hilfe geholt hatte. Peinlich. Leider entsprach es noch dazu der Wahrheit.

Kaum war der Satz gesprochen, waren wir auch schon drin, und Kramer winkte dem Mechaniker freundschaftlich zu. „Moin, Frank, alles im Lack?“

„Klar“, antwortete der Mechaniker, der offenbar Frank hieß, „ich schnurr wie geschmiert. Normalzustand.“

Kramer grinste ihn an und sagte: „Zeig mir doch mal deinen Bierdeckel.“

Mit einem Kopfnicken zeigte Mechaniker-Frank Richtung Tisch, und Kramer nahm die Rechnung. Er fuhr mit seinem Zeigefinger über die aufgelisteten Positionen. „Ach so, ja, genau: Wir dachten, es macht Sinn, wenn wir vorne ’nen Überfalltaster einbauen.“ Ich atmete tief ein, doch mein Magen zog sich trotzdem unangenehm zusammen. „Da kannste dann im Fall der Fälle direkt mit dem Knie gegendrücken. Müsste von der Höhe her hoffentlich passen.“ Hoffentlich?, dachte ich kurz, konnte aber keinen klaren Gedanken fassen. Verstohlen blickte ich mich in der Werkstatt um. Ich hatte das Gefühl, dass Kramer wahnsinnig laut redete. „Und dann dachten wir, es wäre irgendwie am falschen Ende gespart …“ Auf einmal wirkte es so, als würden die Wände der Werkstatt über mich hinauswachsen. Hoch in den Himmel. Ich fühlte, wie ich immer kleiner wurde und nur noch mein pochendes Herz, groß wie ein aufgeblasener Airbag, zwischen den kilometerhohen schmutzigen Autowerkstattwänden immer stärker und lauter schlug, während die Stimme von Kramer in ohrenbetäubender Lautstärke fortfuhr, als er lachend sagte: „… sozusagen buchstäblich am falschen Ende gespart, wenn du verstehst, was ich meine, wenn wir im Kofferraum nicht auch einen Notfalltaster anbringen.“ Er nickte aufmunternd mit dem Kopf, während er diese letzten Worte sprach, als wollte er mich zum Mitlachen auffordern. Als wäre das alles ein großer Spaß. Ein tolles gemeinsames Hobby, das aber mein Leben war.

Ich sah ihn an. Kniff einmal die Augen zusammen und wischte heimlich meine mittlerweile schweißnassen Handflächen an meiner Jeans ab. Ich blickte hinüber zum hellblauen Volvo. Mein Blick fiel auf den Kofferraum.

Kramer, der meinem Blick folgte, ging ein paar Schritte zum Auto und öffnete die Heckklappe. „Hier.“ Er deutete auf einen schwarzen Knopf in der Verkleidung des Kofferraums und dann zu einem weiteren Schalter. „Und hier haben wir ’ne kleine Lampe eingebaut. Die hat ’ne extra Batterie, dass man die anmachen kann, wenn das Auto nicht läuft. Der Schalter dafür ist hier.“ Er zeigte auf einen weiteren Knopf und schlug dann die Klappe zu. „Kann losgehen, oder? Mensch, ich erinner mich noch dran, als ich jung war. Direkt nach der Schule bin ich auch erst mal weg. Das wird bestimmt ein super Trip. Mit dem Fahrzeug gleitest du jetzt direkt in die Freiheit.“

Ich sah ihn an. Er blickte auf die Tüte von WOM mit den CDs in meiner Hand. „Soll ich die mal in den Wechsler laden, während du zahlst? Ich kann dich echt gut verstehen. Endlich mal richtig weit weg nach dem ganzen Stress. Würd ich genauso machen. Na ja …“, er lachte, „ich komm ja auch irgendwie mit.“ Das Fahrzeug. In die Freiheit gleiten. Der Stress im Zivildienst. Der war vorbei. Da hatte er recht.

Wortlos reichte ich ihm die Plastiktüte. Mechaniker-Frank, der die ganze Zeit in Hörweite von uns gestanden hatte, kam, als hätte er das Stichwort für seinen Auftritt gehört, wieder zum Tisch. „Bar oder EC?“

1.

Wir waren direkt nach der Freilassung meines Vaters im April 1996 nach New York geflüchtet. Amerika bot uns Anonymität und die Gewissheit, nicht verfolgt zu werden. Weder von Verbrechern noch Trittbrettfahrern noch Journalisten. In Hamburg-Blankenese wurden unsere beiden Häuser, die Gärten und die Straße, die diese verband und in der ich aufgewachsen war, auf der ich Fahrrad und später Skateboard fahren gelernt hatte, auf unsere Rückkehr vorbereitet. Ich wusste nicht, was sich verändern würde, geschweige denn wie genau. Meine Eltern hatten von mir gänzlich unbemerkt Pläne gemacht, die in unserer Abwesenheit umgesetzt wurden. Mir war klar, ich fühlte es ja, dass wir alle drei ein, wie es im Fachjargon hieß, erhöhtes Sicherheitsbedürfnis hatten. Mir war nicht klar, wie die Veränderung von Äußerlichkeiten zu einer inneren Ruhe führen sollte. Ich vertraute meinen Eltern und den Menschen, denen sie vertrauten, und war froh, dass ich mich selbst um gar nichts kümmern musste.

„Wir werden erst mal für einige Zeit Sicherheitsleute haben müssen.“ Diesen Satz meiner Eltern, wie nebenbei während einer Taxifahrt in Manhattan geäußert, wälzte ich erst mal in meinem Kopf herum. Meinten sie wirklich Bodyguards? Bruchstückweise erinnerte ich mich an das private Sicherheitsunternehmen, das in den letzten Wochen der Entführung die Geldübergabe erfolgreich an der Polizei vorbei organisiert hatte. „Sind das die Geldübergabeleute?“, fragte ich meine Mutter, während ich weiterhin aus dem Seitenfenster sah, in dem sich verschwommen ihr Gesicht spiegelte. Sie nickte. „Ja, die werden bei uns zu Hause ein paar Kameras und wohl auch einen Zaun aufstellen“, sie holte tief Luft, „müssen. Und dann werden die uns wohl auch erst mal begleiten, wenn wir irgendwo hingehen.“ Meine Mutter atmete hörbar und kontrolliert aus. Ein Seufzer, der keiner werden durfte.

Wie sollte das denn funktionieren? Welche Frage stellte ich jetzt am besten? Ich war hin und her gerissen zwischen Panik und einer sich unangemessen anfühlenden Vorfreude. Eine sich in meinen Magen fressende brennende Unsicherheit wich einer aufgeregten Mischung aus Angst und unterdrückter Hysterie. Ich würde jemand mit Bodyguards sein.

Ich schaute aus dem Fenster des Taxis auf die langsam grün werdenden Bäume des Central Park. „Was haben die denn dann an?“, fragte ich in die Stille. „Und wie …?“ Ich brach die Frage ab, weil ich vergessen hatte, wie sie weitergehen sollte. Aus den Augenwinkeln erkannte ich meine Eltern. Wir saßen alle drei auf der Rückbank. Sie sahen sich an. Dann sah meine Mutter zu mir, und ich drehte den Kopf auch in ihre Richtung. Sie sagte nichts. Schüttelte fast unmerklich den Kopf und zuckte kurz mit den Schultern. „Ich glaub, ganz normal.“

2.

Vom Flughafen in Hamburg holten uns einige Wochen später zwei fremde Männer ab. Daraus, dass sich die Männer und meine Eltern vor dem Flughafen zielsicher aufeinander zubewegten, schloss ich, dass sie sich schon mal gesehen hatten. Die beiden Männer nickten mir zu, und ich streckte ihnen die Hand hin. „Moin, Johann.“ Sie kannten also meinen Namen. „Moin“, nuschelte ich. Soweit ich das beurteilen konnte, sahen sie wirklich ganz normal aus. Um nicht zu sagen unauffällig. Der eine trug einen Anzug ohne Krawatte mit einer leichten schwarzen Jacke darüber und stellte sich als Herr Jürgens vor. Den Namen des anderen hatte ich nicht verstanden und traute mich nicht nachzufragen.

Als wir in unsere Straße einbogen, waren die Autos mit den Journalisten verschwunden. Stattdessen standen hier, Stoßstange an Stoßstange, Autos von Objekt- und Personenschützern.

Im Auto hatte ich dem Gespräch von Jürgens mit meinen Eltern gelauscht, während ich so tat, als ob mich das alles gar nichts anginge. „Der Umbau des Gästehauses ist in vollem Gange. Die Kameras sind großteilig gestellt, und der Zaun ist auch in Arbeit. Bis die Einsatzzentrale fertiggestellt ist, wird es allerdings noch ein paar Wochen oder schlimmstenfalls Monate dauern. Bis dahin stehen die Herren mit ihren Privatwagen an der Straße.“

„Haben Sie eigentlich mit den Nachbarn gesprochen?“, fragte meine Mutter, während mein Vater nervös an seinem Daumennagel kaute.

„Nein, Frau Scheerer. Wir wollten niemanden aufschrecken. Ich dachte, es ist angemessener, wenn Sie das übernehmen.“

Meine Mutter nickte. Ich blickte zu meinem Vater und wartete, dass dieser Jürgens fragte, ob jemand schon mit dem Sohn gesprochen habe. Aber den wollte vermutlich auch niemand aufschrecken. Er blickte nur nach vorn. Für den Rest der Fahrt wurde kein Wort gesprochen. Weder wusste ich, welche Fragen zu stellen waren, noch hätte ich sie stellen wollen, während jemand Fremdes dabei zuhörte.

Ich wusste, wie sehr meinen Vater der Anblick dieser vielen Autos in unserer Straße schmerzte. Ich blickte auf die Einfahrt zu unserem Grundstück. Seinen Volvo hatte er bis vor Kurzem immer in die Garage gestellt. Nicht, um ihn zu schonen, sondern um ihn nicht sehen zu müssen.

Als wir aus dem Auto ausstiegen, sagte Jürgens schnell: „Vielleicht ist es eine gute Idee, einen Teil Ihres Gartens, Herr Reemtsma, um einen Carport zu ergänzen. Die Kollegen haben mir berichtet, dass ein Nachbar in den letzten Tagen Schwierigkeiten hatte, aus seiner Ausfahrt herauszukommen.“

„Einen Carport?“ Mein Vater betonte das Wort, als würde es sich um einen eiternden Abszess handeln, den man nicht ergänzen, sondern ganz sicher entfernen sollte. „Sie meinen einen Parkplatz, oder was? In meinem Garten?“

Jürgens schien das Problem nicht sofort zu erkennen. „Wir würden diesen Hang hier“, er zeigte auf einen verwilderten Abhang, ein paar Meter von uns entfernt, hinter dem Gartentor, „begradigen, diese Bäume wegnehmen und ein Gitter auf Stahlstelzen in den Hang bauen. Ein einfaches Dach sollte ausreichen. Dann wäre da Platz für sechs Pkw. Die Stahlkonstruktion hält ewig. Da muss man dann nie wieder ran. Nicht in den nächsten hundert Jahren zumindest.“

Er lachte. Ich erinnerte mich an den Satz meiner Mutter. „Wir werden für einige Zeit erst mal Sicherheitsleute haben müssen.“ Einige Zeit. Hatte sie den Zeitrahmen unbewusst offen gelassen, oder kannte sie ihn nicht? Bestand die Möglichkeit, dass das hier für immer würde bleiben müssen? Dass man auch an diese Konstruktion nie wieder ranmüsste?

Als mein Vater nichts weiter erwiderte als ein gequältes, aber gerade noch freundliches Lächeln, reagierte Jürgens sofort: „Aber kommen Sie erst mal an. Die Kollegen sind darauf eingestellt, hier bis auf Weiteres am Straßenrand zu sitzen. Das ist kein Problem. Die haben alle schon Schlimmeres erlebt.“ Wieder lachte er.

Dadurch erschien er mir ganz sympathisch. Er schaute mich an und zwinkerte mir zu. Dann schloss er die Tür auf und bedeutete uns hereinzukommen. Woher hatte er den Schlüssel? Wir waren Gäste im eigenen Haus.

„Wieso sollte man sich ein Auto in den Garten stellen?“ Mein Vater hatte die Tür hinter uns geschlossen und blickte meine Mutter an, als könnte sie darauf eine Antwort geben. „Wozu hat man denn eine Straße?“ Sie schmunzelte. „Vielleicht gehört das irgendwie zu deren Job? Nicht nur auf Menschen, sondern auch auf deren Sachen aufzupassen?“ Aus ihrem Schmunzeln formte sich ein vorsichtiges Lächeln, das mein Vater nicht erwiderte. „Die wollen das für deren Autos bauen! Ich besitze nur ein einziges Auto, und das passt wunderbar auf den Parkplatz vor dem Tor oder ganz profan in die dafür vorgesehene Autogarage. Und jetzt sollen wir einen Zaun bauen lassen, damit deren Autos sicher in meinem Garten stehen können?“ Ich seufzte hörbar, und meine Eltern blickten mich sofort beide an. „Meint ihr nicht, die wissen, was sie tun?“, fragte ich vorsichtig. Das Lächeln verschwand aus dem Gesicht meiner Mutter, und vorsichtig griff sie die Hand meines Vaters, der sie fest drückte. „Vielleicht muss man die jetzt einfach mal ihr Ding machen lassen?“ Ich versuchte, meine Meinung als Frage zu betonen, und fast lautlos ergänzte ich: „Hat doch schon mal ganz gut geklappt.“

 

Am nächsten Morgen wurde ich von einem fremden Mann zur Schule gefahren. Wir wechselten kein Wort miteinander. Er aus Professionalität, das reimte ich mir zusammen. Ich aus Unsicherheit. Die fast schon freudige Aufregung der ersten Stunden wich einem seltsamen Unbehagen. Kein Gefühl, das einer Angst oder gar Panik ähnelte, mehr ein Gefühl, das meinen Körper in eine ständige angespannte Alarmbereitschaft versetzte. Mein Bauch war immer hart. Meine Kiefermuskeln immer zusammengepresst. Hier im Auto fühlte es sich an, als hätte ich Hemmungen, etwas anzufangen, für das es keinen Abschluss gab. Wenn ich jetzt begann, mit dem Mann, den ich nicht kannte, zu reden, was würde er mir mitteilen? Was könnte ich machen, wenn ich ihn nicht mögen würde? Hätte ich die Möglichkeit, ihn abzuwählen? Und selbst wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich es mich trauen? Ich hatte Angst vor der neuen, unheimlichen Nähe zu diesen Fremden. Würde ich dieser Sicherheit jemals wieder entkommen können?

 

Ein paar Tage später saßen meine Eltern, Jürgens und ich in der Küche meiner Mutter, die noch vor ein paar Monaten eine verkabelte Einsatzzentrale gewesen war, und sprachen darüber, wie wir nun leben sollten. Immer wenn ich in die Ecken der Wohnküche schaute, erinnerte ich mich an die provisorischen Schlaflager der Angehörigenbetreuer.

„Ich weiß noch, wie ich einmal die schwarze Sporttasche mit dem Lösegeld versehentlich unter der Küchenbank hervorgezogen hab, weil ich dachte, es wäre mein Ranzen.“ Ich versuchte, die Stille vor dem anstehenden Gespräch zu durchbrechen, und zeigte auf die Aktentasche von Jürgens, die jetzt an der gleichen Stelle stand. „Ich dachte grad, die steht da noch. Voll das optische Déjà-vu.“ – „Na ja!“, fiel mir mein Vater fast ins Wort. Und etwas zu laut fuhr er fort: „Die ist jetzt ja eindeutig weg. Dafür bin ich hier.“ Unter seinem Bart, der ihm in den 33 Tagen gewachsen war, zeichneten sich seine Kieferknochen ab, die fest aufeinanderbissen. Keiner lachte. Keiner sagte ein Wort. Würden wir ihm jemals von den manchmal heiteren, nahezu albernen Abenden, die sich auf bizarre Weise mit den scheußlichen, angsteinflößenden, grauenerregenden Abenden und Nächten abgewechselt hatten, erzählen können? Wie unplanbar, spontan und unerwartet immer alles gewesen war?

Nun war es wieder so schnell gegangen, wie es damals über uns hereingebrochen war. Wie wir mit Jürgens am Tisch saßen, fühlte sich das Haus schreiend leer an. Nur der zynische Satz meines Vaters hallte noch nach. Immer wieder fragte ich mich, ob mein Vater eigentlich wusste, wie es uns hier ergangen war, während er im Keller gefangen gehalten worden war. Ich wusste bislang kaum etwas über seine Situation. Es schien, als ob keiner von uns wüsste, wie man den Anfang machen könnte. Ich hoffte nur, dass Jürgens irgendeinen Plan hatte.

Als einer der beiden Chefs der privaten Sicherheitsfirma, wie es immer im Fernsehen hieß, stellte er uns anhand von Fotos die neuen Mitarbeiter vor und erzählte ein bisschen was über ihren Werdegang: Bundeswehr, Schießausbilder, Bombenkommando, Rettungssanitäter, Sonderkommando, Mossad, Auslandseinsatz, Personenschützer bei Familie XY. Seine Worte vermischten sich mit den Geräuschen der Baustelle um das Haus meiner Mutter.

„Das ist Herr Kramer. 34 Jahre alt. War lange bei der Bundeswehr.“ Ta-ta-ta-ta-ta-ta!!! Mit Presslufthämmern wurden tiefe Löcher in den Boden gerammt, um den neuen zweieinhalb Meter hohen engmaschigen Zaun zu befestigen. „Herr Schmitt hier“, er tippte auf ein weiteres Foto, „war lange Zeit beim MEK. Danach Sonderkommando für …“ Rattattattatta!! Die Straße und der Garten wurden aufgebrochen, um Kabel für die Kameras zu verlegen. „Die Herren werden zukünftig immer auch da sein, wo Sie sind. Bestenfalls teilen Sie ihnen vorher mit, was Sie vorhaben, damit sie sich darauf einstellen und entsprechende Maßnahmen ergreifen können.“ Ich konnte dem Vortrag nicht mehr folgen. Ich hoffte, dass meine Eltern fragen würden, was für Maßnahmen das wohl sein würden, aber sie schwiegen, genau wie ich. Die Typen auf den Fotos sahen für mich alle gleich aus. Kurze Haare, ernster Blick. Ich konnte mich nicht mehr konzentrieren. Am Rande bekam ich ein paar Wortfetzen mit, die ich mir in den kommenden Tagen zusammenreimte.

Die Bewachungsmaßnahmen folgten einem ausgeklügelten und ineinandergreifenden System von etwa einem Dutzend Sicherheitsleuten, die abwechselnd für die Vor- und Nachaufklärung sowie die Begleitung von uns dreien zuständig waren. Das System basierte auf der Annahme, dass ein Entführer vor einer potenziellen Entführung das Opfer auskundschaften musste, um seine Gewohnheiten herauszufinden, so wie es die Entführer meines Vaters mit unserer Familie über Monate gemacht hatten. Man folgerte, es wäre nicht völlig unwahrscheinlich, dass wir beispielsweise morgens auf dem Weg zu meiner Schule in einen Hinterhalt geraten könnten. Diese Gefahr sollte mit der Voraufklärung – einer Person, die schon eine gewisse Zeit vorher „guckte, ob einer guckte“ – und der Nachaufklärung, die sicherstellte, dass uns keiner hinterherfuhr, ausgeschlossen werden.

Es dröhnte in meinem Kopf. Ich dachte an die vielen Bandproben, die ich verpasst hatte. Kurz vor der Entführung hatte Daniel mich gefragt, ob ich nicht als Sänger und Gitarrist in die Band einsteigen wolle, die er mit Lenny und Dennis gegründet hatte. Das war fast ein Vierteljahr her. Ein Vierteljahr, in dem die drei wahrscheinlich schon zwanzig Mal geprobt hatten und ich meine Versuche, Gitarre zu üben, an einer Hand abzählen konnte. In den fünf Wochen der Entführung meines Vaters hatte ich natürlich nicht zur Bandprobe kommen können. Hatte sagen müssen, dass ich krank war. Hatten sie mich überhaupt vermisst? Danach flohen wir nach Amerika, und als ich wiederkam, war es schwierig, dort anzusetzen, wo ich meine Freundschaften verlassen hatte. Wie sollte ich ein Gespräch beginnen? Unsere Gemeinsamkeiten schienen angesichts der Unterschiedlichkeiten, die uns nun ausmachten, zu verblassen.

Es war Daniel, der schließlich den Kontakt suchte. „Ey, Digga. Wir wollen bald das erste Mal ins Studio gehen. Der Kumpel von Lenny, dieser Bela, hat doch so ein Studio in Langenhorn.“

„Bela?“ Ich war gleich hellwach gewesen. „Bela von …“

„Jetzt flipp nicht gleich aus. Nein, natürlich nicht Bela B. von Die Ärzte, sondern Bela, der Freund von Lenny aus Langenhorn. Der heißt halt einfach Bela. So wie du Mongo heißt.“

Es war mir ein bisschen peinlich. Die anderen Jungs ritten immer wieder darauf herum, dass ich ausschließlich Die Ärzte hörte und nicht wie sie Tool, Pearl Jam, Rage Against The Machine oder zumindest Tocotronic. „Wenn wir das durchziehen wollen“, fuhr Daniel fort, „brauchen wir noch ein paar Songs. Bist du eigentlich noch am Start?“

Das war die Frage, die mich selbst umtrieb: War ich eigentlich noch am Start?

Wie sollte ich in all diesem Gedröhne eigentlich Songs schreiben?

„Hast du noch Fragen?“, durchbrach die Stimme von Jürgens das Wummern in meinem Kopf.

Ich blickte zu meinen Eltern und dann zu ihm. „Nö. Ich glaube nicht. Ist alles klar, glaube ich.“

„Okay“, erwiderte er freundlich lächelnd, „ansonsten habe ich dir meine Telefonnummer in das Handy eingespeichert.“

Als ich an das graublaue Nokia 1630 dachte, das er mir gestern gegeben hatte, und versuchte, mir ein Gespräch mit ihm vorzustellen, merkte ich, dass ich seinen Namen vergessen hatte. Ich nickte. „Alles klar. Ich ruf Sie an, wenn was ist.“

Johann Scheerer

Über Johann Scheerer

Biografie

Johann Scheerer, geboren 1982, gründete mit fünfzehn Jahren seine erste Band, nahm mit „Score!“ 1999 sein erstes Album auf und ging auf Deutschlandtour. Nach dem Abitur bekam er einen Plattenvertrag für sein Soloprojekt „Karamel“ und gründete 2003 das Tonstudio „Rekordbox“. Seit 2005 betreibt er das...

Pressestimmen
WDR3 „Mosaik“

„›Unheimlich nah‹ ist ein spannender Bildungsroman, der vom Erwachsenwerden handelt.“

3sat Kulturzeit

„Berührend und mit lakonischem Witz.“

Kommentare zum Buch
Agenten-Zeitreise-Roman der spannenden Sorte
Tine_1980 am 21.03.2017

Amanda, Codename Iris, hat kein ruhiges Leben und seitdem Annum Guard eine neue Chefin hat, ist sie nonstop auf Tour. Zum Glück kann ihr Freund Abe sie unterstützen, gehört er doch jetzt auch zum Team von Annum Guard. Doch auf einmal verschwinden Zeitenspringer spurlos und es gibt eine Einheit >>Blackout<< , die jeden ausschaltet, der sich XP in den Weg stellt. Iris und Abe versuchen alles um die Geheimnisse zu lüften. Doch wie viel will Iris riskieren?   Nach dem rasanten Ende des ersten Teiles, fängt dieser erst etwas langsamer an. Beim ersten Teil musste man erst in die Geschichte rund um Annum Guard kommen. Dies war hier nicht der Fall, ich habe mich sofort wieder wohl gefühlt und die Charaktere waren mir noch bekannt. Es könnte aber auch daran liegen, dass ich das Buch erst vor kurzem gelesen habe. Es gibt immer mal kleinere Rückblicke, um besser in die Erzählung zu kommen und ebenso gibt es viele Verstrickungen und Verwirrungen, die es aufzuklären gilt. Die Autorin hat es neben dem angenehmen, flüssigen Schreibstil auch geschafft, immer wieder so viel Informationen Preis zu geben, dass man unbedingt wissen möchte, wie es weitergeht. Wo es am Anfang noch etwas gemächlicher zugeht, nimmt die Geschichte spätestens ab dem Zeitpunkt, als Zeilenspringer verschwinden, an Fahrt auf und steigert sich bis zum Ende weiterhin. Gerade das letzte Drittel kann hier mit sehr viel Spannung punkten. Das Buch lädt ein zu rätseln, wer hinter XP und Blackout stecken und oftmals war ich falsch gelegen. Die Zeitreise nimmt natürlich auch wieder einen großen Teil der Geschichte ein und man merkt, was Veränderungen der Vergangenheit anrichten können. Es ist beeindruckend, wie McCardle es mühelos schafft, fiktive mit historischen geschichtlichen Ereignissen zu verbinden. Teilweise sind die durch die Zeitreisen herbeigeführten veränderten Geschichtsverläufe erschreckend dargestellt. Hier ist die Veränderung durchaus positiv zu sehen. Es ist super in die Geschichte verstrickt und man kommt fast nicht weg von dem Gedanken, was wäre, wenn es wirklich solche Zeitreiseagenten gäbe.   Wer ein actiongeladenes, rasantes Zeitreiseabenteuer erleben möchte und Iris bei ihren Zeitreisen begleiten möchte wird von dieser Geschichte begeistert sein. Ein Agenten-Zeitreise-Roman, der mit einer anderen Art von Zeitreisen aufwartet. Volle Leseempfehlung!

Einfach unglaublich spannend
Sine am 31.03.2016

Fazit:   Auch der zweite Teil war sehr spannend und das bis zum Schluss und das Ende war einfach nur sprachlos. Ich will einfach nur noch Teil 3 lesen. Ich bin super gespannt und glaube, dass es genauso spannend weitergeht.   Bewertung:     Das ist der zweite Teil der Reihe.   Und weiter geht es mit der ganzen Verschwörung, die ja ganz schön verworren ist. Amanda muss erstmal die einzelnen Daten zusammensammeln und dann verschwinden auch noch nach und nach Leute von Annum Guard. Und dann ist da noch die neue Leiterin Bonner, die einfach auch sehr verdächtigt wirkt. Wieder ist es von der ersten Seite an sehr spannend geschrieben. Dieses hält auch bis zum Ende an. Ich muss einfach immer weiterlesen, weil ich wissen möchte, wer ist XP und wie lösen sie die ganzen Probleme. Und dann das Ende. Alter! Ich MUSS den dritten Teil bald lesen.   Amanda mag ich immer noch gerne. Sie ist intelligent und manchmal vergesse ich, dass sie ziemlich gut in solchen Agenten-Sachen ausgebildet worden ist.   Abe, der Freund von Amanda ist nun auch mit dabei. Ich finde ihn als Freund ganz gut und er ist auch ein netter Kerl, aber vermissen würde ich ihn nicht. Im ersten Band fand ich, dass sich die beiden trotz ihres Alter schon sehr lieben. In diesem Band verbringen sie nun viel Zeit miteinander und streiten sich auch etwas und manchmal ist es auch etwas komisch zwischen den beiden.   Auch entwickelt sich eine ganz kleine Dreiecksgeschichte, wo ich schon dachte: "Oh Nein". Zum Glück war das aber nur ein kurzer Moment, denn ich mag solche Geschichten leider so gar nicht. 

Genauso gut wie der erste Band
Laura von Skyline Of Books am 04.01.2016

Klappentext „Wenn man Mitglied einer geheimen Zeitreise-Organisation ist, hat man sicherlich kein ruhiges Leben. Doch seit Annum Guard eine neue Chefin hat, steht Amanda, Codename Iris, nonstop unter Stress. Zum Glück hat sie ihren Freund Abe an ihrer Seite! Doch als plötzlich mehrere Zeitenspringer spurlos verschwinden, macht Iris eine schreckliche Entdeckung: Eine Einheit namens „Blackout“ versucht jeden auszuschalten, der sich XP in den Weg stellt, einer ominösen korrupten Macht innerhalb der eigenen Reihen. Gemeinsam müssen Iris und Abe das dichte Netz aus Lügen und Geheimnissen um Annum Guard entwirren ohne aufzufliegen. Doch je mehr Iris erfährt, desto dringender muss sie sich fragen, wie viel sie riskieren will … Denn wer zu sehr in die Vergangenheit eingreift, gefährdet die Menschheit selbst.“   Gestaltung Covertechnisch ist das Motiv der Blume dasselbe und auch der Aufbau des Bildes (in der Mitte die Blume, oben der Autorenname, unten der Beititel „Die Zeitenspringer-Saga“ sowie die Anordnung des Titels am Rand der Blume) sind gleich geblieben. Einzig die Farbe des Hintergrundes hat sich geändert. Da rot jedoch meine Lieblingsfarbe ist, finde ich dieses Cover natürlich wunderschön (wobei mir auch schon das goldgelb des ersten Bandes super gefallen hat).   Meine Meinung Ich war bereits sehr angetan und begeistert vom ersten Band der Zeitenspringer-Saga. Daher war meine Freude natürlich groß, dass der zweite Band so schnell erschienen ist. Da macht es auch gar nichts, dass der Leser direkt in die Handlung geworfen wird, ohne lange Wiederholungen, Erklärungen oder Einleitung.   Hat mich im ersten Band noch gestört, dass Protagonistin Amanda das ein oder andere Mal kopflos gehandelt hat und dass sie sich zu sehr selbst bemitleidet hat, so fiel mir dies bei „Die Farbe der Zukunft“ kaum ins Auge. Jedoch hatte ich sowieso den Eindruck, dass Amanda nachdenklicher geworden ist. Sie möchte nicht nur die Korruption in Annum Guard aufdecken, sondern hat gleichzeitig noch mit vielen Gedanken und Sorgen um ihre Mutter zu kämpfen.   Sie hat eine gute Entwicklung durchgemacht und hat auch endlich Freunde in Annum Guard. Ich finde es ja immer schön, wenn es eine Gruppe von Freunden gibt, da ich so mehr Figuren habe, die ich mögen oder nicht mögen kann und mit denen ich leiden kann. Und hier gibt es wirklich verschiedene Figuren, die ich als Leser ins Herz schließen kann. Auch Neulinge, die Amanda dann unter ihre „Fittiche“ nimmt, bieten hier ein wenig Abwechslung. Hinzu kam in diesem Band eine kleine Dreiecksbeziehung rund um Amanda, die ich nicht zwingend gebraucht hätte, die jedoch auch nicht sonderlich stark in der Handlung gewichtet wird.   Die Kombination aus Thriller-, Agenten- und Zeitreiseaspekten ist für mich immer noch das, was „Die Zeitenspringer-Saga“ ausmacht. Die Idee finde ich richtig cool und die Spannung, die in diesem zweiten Band erzeugt wird, ist auch wieder extraklasse. Es wird vermutet, dass es Spione unter den eigenen Reihen gibt, da immer wieder Mitglieder von Annum Guard verschwinden und die neue Chefin der Gruppierung Amanda und ihre Freunde nur auf harmlose Beobachtungsjobs schickt.   Besonders…ja… krass war das Ende. In Ermangelung eines anderen Ausdruckes kann ich es wohl nur so bezeichnen. Es gleicht einem fiesen Cliffhanger gepaart mit Emotionen des Entsetzens und der Ungläubigkeit. Als ich die letzten Seiten von „Die Farbe der Zukunft“ las, klappte mir einfach nur die Kinnlade herunter und innerlich setzte schon ein Gebet an, dass es bald weiter gehen möge. Leider konnte ich nur herausfinden, dass die Autorin aktuell wohl an der Fortsetzung arbeitet. Ich hoffe, dass dem so ist, denn so kann die Geschichte definitiv nicht bleiben. Ich MUSS wissen wie es weiter geht!   Fazit Wer Agentengeschichten, Zeitreisen und spannende Handlungen mag, dem wird auch „Die Zeitenspringer-Saga“ gefallen. Im zweiten Band geht die Geschichte um Protagonistin Amanda genauso spannend weiter und gipfelt schließlich in einem unfassbaren Ende (das hoffentlich bald fortgesetzt wird). Auf die rasante Story wird hier noch eine Dreiecksbeziehung daraufgesetzt, die ich nicht unbedingt gebraucht hätte, die aber auch nicht sonderlich ins Auge sticht. Gute 4 von 5 Sternen!   Reihen-Infos 1. Die Zeitenspringer-Saga 01 – Die achte Wächterin 2. Die Zeitenspringer-Saga 02 – Die Farbe der Zukunft 3. ??? (anscheinend arbeitet die Autorin aktuell an einem dritten Band)

Und weiter geht es mit der Familie Dornhain und ihren Bediensteten
Monika F., Thalia Buchhandlung im Elbe Einkaufszentrum am 13.11.2015

Das passiert mir wirklich selten, dass ich Ihnen innerhalb von 3 Monaten zwei Bücher von der gleichen Autorin vorstellen kann, und auch noch beide für sehr gut empfunden habe. Im August durfte ich Ihnen „Wie ein fernes Lied“ von Micaela Jary vorstellen und jetzt folgt „Sterne über der Alster“. „Sterne über der Alster“ ist die Fortsetzung des Titels „Das Haus am Alsterufer“, welches im Sommer 2014 im Goldmann Verlag erschienen ist. Ursprünglich war dieser Titel eigentlich als eine Art Weihnachtsspecial gedacht, aber zu unserem Glück wurde daraus doch ein ganzer Roman.   Im ersten Band haben wir die Familie Dornhain (Großmutter Charlotte, Vater Victor und die 3 Töchter Ellinor, Nele und Lavinia) sowie die Dienstboten (Köchin Ida, die Zimmermädchen Frieda und Klara und den Chauffeur/Kontorboten und Morgenmann Richter) kennengelernt. Der 1. Band spielte in dem Zeitrahmen vom September 1911 bis zum 09. November 1918. Und der 2. Band beginnt just an dem 09. November 1918, allerdings kurz vor dem Epilog des 1. Bandes, was mich persönlich kurzzeitig verwirrt hat. Aber die Verwirrung hat sich sehr schnell gelegt. Der Krieg ist so gut wie zu Ende, stattdessen herrschen in Deutschland und der Schweiz Bürgerkriegsähnliche Zustände. Der Kaiser wurde zum Abdanken gezwungen, und nicht jeder kommt mit der neuen Situation zurecht. Victor Dornhain nimmt sich das Leben und hinterlässt in dieser schwierigen Zeit ein schweres Erbe für seine Schwiegermutter Charlotte und seine älteste Tochter Ellinor, die seine erkorene Nachfolgerin ist. Ellinor muss versuchen ihre beiden Schwestern zurück nach Hamburg zu holen, denn Nele lebt mit ihrer großen Liebe Konrad in der Schweiz und Lavinia ist als Etappenhelferin in Spa in Belgien stationiert. Dazu kommt noch, dass ihre Großmutter ein pikantes Detail aus dem Abschiedsbrief von Victor Dornhain unter den Teppich kehren möchte. Und auch bei der Dienerschaft läuft nicht alles glatt. Der Chauffeur Richter wird plötzlich verhaftet, weil er einen Mord begangen haben soll. Was hat es damit auf sich?   Die Handlung des 2. Romans spielt nur in einer relativ kurzen Zeitspanne – nämlich zwischen dem 09. November 1918 bis zum 21. Juli 1919. Aber diese Zeitspanne hat es geschichtlich in sich. Ganz Deutschland ist im Aufruhr. Die Soldaten haben gemeutert, die Bolschewiken haben die Macht übernommen, überall herrschen Räte. Das normale Leben ist zum Erliegen gekommen. Auch bei den reichen Familien herrschen Hunger und Kälte, wenn auch in weitaus geringerem Maße als bei den armen Menschen. Es steht noch nicht fest, was Deutschland als Kriegsverlierer alles ertragen muss. Es herrschen Kriminalität und Willkür auf den Straßen. Und in dieser schwierigen Zeit hat Micaela Jary ihre Geschichte angesiedelt. Es geht eine Epoche zu Ende, eine neue hat aber noch nicht begonnen. Wie wird es für die Familie weitergehen? Und kommt das für uns Leser gelüftete Geheimnis um das Dienstmädchen Klare jetzt auch bei der ganzen Familie ans Licht?   Mir hat dieser Roman wieder sehr viel Spaß gemacht. Ich habe viel über diese Zeitspanne erfahren, was mir bisher noch nicht bekannt war, u.a. auch so eine entzückende Kleinigkeit wie das Schwanenhaus auf der Aussenalster. Dieser Roman ist spannend erzählte Geschichte und Unterhaltung in einem. Ich hoffe doch sehr, dass die Autorin die Möglichkeit erhält noch weiterhin von den Geschicken der Familie zu erzählen. Immerhin sind noch einige Handlungsstränge offen!   Im wahrsten Sinne ein Hamburgisches Downton Abbey und die ideale Lektüre für Leserinnen, die diese Serie oder gut gemachte Familiengeschichten lieben.

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