Verdächtige Geliebte (Physikprofessor-Yukawa-Reihe 1)
Kriminalroman
„Ein unglaublich raffinierter, intelligenter und spannender Krimi.“ - Literaturkalender FAZ
Verdächtige Geliebte (Physikprofessor-Yukawa-Reihe 1) — Inhalt
Wer die Mörderin ist, steht von Anfang an fest: Yasuko hat ihren gewalttätigen Exmann getötet. Doch dann bietet ihr verliebter Nachbar Ishigami an, ihr ein Alibi zu verschaffen. Womit das Mathe-Genie allerdings nicht rechnet, ist der ebenso brillante Gegenspieler, den die Polizei auf ihn angesetzt hat. Ishigami, der Mathelehrer, gegen Dr. Yukawa, den Physiker – der fesselnde Wettkampf zweier Superhirne beginnt.
Leseprobe zu „Verdächtige Geliebte (Physikprofessor-Yukawa-Reihe 1)“
Kapitel 2
Der Gegenstand fiel Misato aus der Hand. Es war eine von den Kupfervasen, die die Yonazawas bei der Eröffnung des Benten-tei als Werbegeschenke an die Kunden verteilt hatten.
„Misato!“ Yasuko starrte ihre Tochter an.
Misato starrte ins Leere. Sie sah aus, als hätte ihre Seele sie verlassen, und rührte sich nicht. Plötzlich riss sie die Augen weit auf und blickte über Yasukos Schulter hinweg.
Yasuko wirbelte herum und sah, wie Togashi versuchte, auf die Füße zu kommen. Er verzog das Gesicht und presste sich eine Hand auf den Hinterkopf.
»Ihr [...]
Kapitel 2
Der Gegenstand fiel Misato aus der Hand. Es war eine von den Kupfervasen, die die Yonazawas bei der Eröffnung des Benten-tei als Werbegeschenke an die Kunden verteilt hatten.
„Misato!“ Yasuko starrte ihre Tochter an.
Misato starrte ins Leere. Sie sah aus, als hätte ihre Seele sie verlassen, und rührte sich nicht. Plötzlich riss sie die Augen weit auf und blickte über Yasukos Schulter hinweg.
Yasuko wirbelte herum und sah, wie Togashi versuchte, auf die Füße zu kommen. Er verzog das Gesicht und presste sich eine Hand auf den Hinterkopf.
„Ihr verdammten Weiber …“, knurrte er hasserfüllt und richtete den Blick auf Misato. Schwankend wollte er sich auf sie stürzen.
Yasuko stellte sich schützend zwischen ihn und ihre Tochter. „Hör auf!“, rief sie.
„Aus dem Weg!“ Togashi packte sie am Arm und schleuderte sie grob beiseite. Yasuko taumelte gegen die Wand und fiel zu Boden.
Misato wollte flüchten, aber Togashi warf sich mit seinem ganzen Gewicht auf sie. Dann schwang er sich auf sie, verkrallte sich mit einer Hand in ihrem Haar und schlug ihr mit der anderen ins Gesicht. „Ich bring dich um, du kleine Hexe!“, brüllte er.
Er bringt sie um, dachte Yasuko. Er bringt sie wirklich um.
Panisch sah sie sich um. Ihr Blick fiel auf das Kabel, das sich unter dem Kotatsu hervorschlängelte. Sie griff danach und riss es aus der Steckdose. Das andere Ende war noch mit einer Seite des Kotatsu verbunden. Sie nahm es und stand auf, trat hinter Togashi, der auf ihrer Tochter saß und in blinder Wut immer wieder auf sie einschlug. Sie warf ihm das Kabel über den Kopf und zog mit aller Kraft zu. Togashi stieß einen röchelnden Laut aus und fiel auf den Rücken. Als ihm klarwurde, was da geschah, versuchte er, die Finger unter das Kabel zu zwängen, aber Yasuko zog immer fester zu. Dieser Mann war ein Fluch für sie und ihre Tochter. Wenn sie jetzt losließe, würde sie vielleicht nie mehr die Gelegenheit erhalten, sich von diesem bösen Geist zu befreien.
Doch Yasuko war ihrem geschiedenen Mann körperlich unterlegen. Das Kabel drohte ihren Händen zu entgleiten. Misato griff nun in den Kampf ein, indem sie versuchte, seine Finger von dem Kabel um seinen Hals wegzuziehen. Sie setzte sich mit gespreizten Beinen auf seine Brust und versuchte mit aller Gewalt, ihn festzuhalten.
„Schnell, Mama! Mach schnell!“, schrie sie.
Sie hatten keine Zeit zu verlieren. Yasuko kniff die Augen zu und zog so fest, sie konnte. Ihr Herz hämmerte. Sie hörte ihr eigenes Blut rauschen, während sie die Schlinge fester und fester zog.
Sie wusste nicht, wie lange sie das getan hatte. Schließlich weckte Misatos leises Rufen sie aus ihrer Betäubung. „Mama, Mama!“ Sie kam wieder zu sich.
Noch immer das Kabel umklammernd, öffnete Yasuko langsam die Augen. Togashi lag direkt vor ihr. Seine geöffneten, schieferfarbenen Augen starrten ins Leere. Sein Gesicht war bläulich und blutunterlaufen. Das Kabel hatte eine dunkle Linie auf der Haut an seinem Hals hinterlassen. Ein Speichelfaden hing von seinen Lippen. Auch seine Nase lief. Mit einem spitzen Schrei ließ Yasuko das Kabel fallen, und Togashis Kopf schlug mit einem dumpfen Laut auf den Tatami auf. Misato ließ sich sehr vorsichtig von seiner Brust zu Boden gleiten. Der Rock ihrer Schuluniform war völlig zerknittert. Sie lehnte sich an die Wand. Eine Weile schwiegen Mutter und Tochter, ihre Blicke auf den reglosen Mann gerichtet. Das Sirren der Neonlampe gellte in Yasukos Ohren.
„Was sollen wir jetzt nur machen?“, murmelte Yasuko dem Weinen nah. In ihrem Kopf herrschte völlige Leere. „Ich habe ihn umgebracht.“
„Mama …“
Yasuko sah ihre Tochter an. Misato war kreidebleich, aber ihre Augen waren rot, und sie hatte Tränenspuren im Gesicht. Yasuko erinnerte sich nicht, wann sie geweint hatte.
Wieder betrachtete sie Togashi. Sie fühlte sich hin- und hergerissen, halb wünschte sie, er würde wieder zum Leben erwachen. Aber es sah definitiv nicht so aus, als wäre das möglich.
„Es ist alles seine Schuld.“ Misato zog die Beine an und schlang die Arme um ihre Knie. Schluchzend vergrub sie ihr Gesicht darin.
„Was sollen wir nur tun …“, murmelte Yasuko wieder. Plötzlich klingelte es, sie zuckte zusammen und begann, am ganzen Körper zu zittern.
Misato schaute auf. Tränen rannen ihr über die Wangen. Ihre Blicke begegneten sich. Wer konnte das sein?
Es klopfte, und eine Männerstimme ertönte. „Frau Hanaoka?“
Sie hatte die Stimme schon einmal gehört, konnte sie jedoch nicht einordnen. Yasuko war wie versteinert und außerstande sich zu rühren. Sie und Misato starrten einander nur weiter an. Wieder klopfte es.
„Frau Hanaoka? Frau Hanaoka?“
Wer auch immer dort vor der Tür stand, wusste, dass sie zu Hause waren. Sie mussten reagieren. Aber wie konnten sie in dieser Situation die Tür öffnen?
„Geh ins kleine Zimmer. Mach die Tür zu, und komm auf keinen Fall raus“, befahl Yasuko ihrer Tochter im Flüsterton. Endlich kam ihr Gehirn wieder in Gang.
Es klopfte erneut.
Yasuko holte tief Luft. Nichts war geschehen. Es war ein ganz normaler Abend wie jeder andere.
„Ja, bitte?“, rief sie und begann die Rolle zu spielen, die sie spielen musste. Die Rolle einer Frau, die nicht gerade auf dem Wohnzimmerboden ihren geschiedenen Mann erwürgt hatte. „Wer ist da?“
„Ich bin’s. Ishigami von nebenan.“
Yasuko erschrak. Wer weiß, welchen Lärm sie gemacht hatten? Natürlich hatte ihr Nachbar allen Grund, argwöhnisch zu sein. Ishigami wollte wissen, was los war.
„Einen Moment, bitte“, rief Yasuko. Sie bemühte sich um einen ruhigen Tonfall, wusste aber nicht, wie weit ihr das gelang.
Misato hatte sich in das hintere Zimmer begeben und die Tür zugezogen. Yasuko betrachtete Togashis Leichnam. Sie musste irgendetwas tun.
Durch das Reißen am Kabel hatte der Kotatsu sich verschoben. Sie verrückte ihn um noch ein paar Meter, bis seine dicke Decke die Leiche bedeckte. Er stand jetzt an einem für einen Kotatsu sehr ungewöhnlichen Platz, aber im Augenblick hatte sie keine andere Wahl.
Yasuko überprüfte kurz ihre Kleidung. Plötzlich sah sie, dass Togashis ausgetretene Schuhe noch herumlagen, und kickte sie unter die Schuhablage. Vorsichtig, damit sie kein Geräusch verursachte, legte sie die Türkette vor. Die Tür war unverschlossen. Sie klopfte sich mit der Hand auf die Brust, um ihr Herz zu beruhigen. Als sie schließlich öffnete, hatte sie Ishigamis rundes, großes Gesicht unmittelbar vor sich. Seine schmalen Augen starrten sie an. Es lag kein erkennbarer Ausdruck auf seinem Gesicht, was Yasuko ein unheimliches Gefühl vermittelte.
„Äh, ja, was kann ich für Sie tun?“, fragte Yasuko und rang sich ein Lächeln ab, spürte aber, wie ihre Stirnmuskeln zuckten.
„Was war das für ein Lärm?“, fragte Ishigami mit noch immer undurchsichtiger Miene. „Ist etwas passiert?“
„Nein, nein, gar nichts“, erwiderte sie mit heftigem Kopfschütteln. „Verzeihen Sie, wenn wir Sie gestört haben.“
„Wenn Sie sicher sind, dass alles Ordnung ist, bin ich beruhigt“, sagte Ishigami, während seine schmalen Augen das Zimmer hinter ihr sondierten.
Yasuko wurde heiß am ganzen Körper. Sie sagte das erste, was ihr einfiel. „Da war ein Insekt, eine Kakerlake.“
„Eine Kakerlake?“
„Ja, an der Wand und ich – meine Tochter und ich – haben versucht, sie zu erwischen. Ich fürchte, wir haben einen ganz schönen Lärm veranstaltet …“
„Tot?“
Yasukos Miene versteinerte. „Was?“
„Die Kakerlake? Haben Sie sie erledigt?“
„Ja, … ja, natürlich“, sagte Yasuko und nickte mehrmals. „Erledigt, genau. Alles in Ordnung. Durchaus.“
„Gut. Falls Sie mal Hilfe bei so etwas brauchen, können Sie mich jederzeit rufen.“
„Haben Sie vielen Dank. Es tut mir wirklich leid, dass wir so viel Lärm gemacht haben.“ Yasuko neigte den Kopf und machte die Tür zu. Und schloss ab. Erst, als sie hörte, dass Ishigami in seine Wohnung zurückgegangen war, sank sie unwillkürlich mit einem tiefen Seufzer zu Boden.
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