Verrat in Colonia (Invita 4) Verrat in Colonia (Invita 4) - eBook-Ausgabe
Historischer Krimi
— Antike Roman aus dem römischen Köln„Die preisgekrönte Autorin rezitierte einige Passagen aus ihrem neuesten Werk und erzeugte allein schon durch ihre bildhafte Erzählungen Spannung bei den Teilnehmern, das 464 Seiten umfassende Werk zu lesen.“ - Saarbrücker Zeitung
Verrat in Colonia (Invita 4) — Inhalt
Ein grausamer Mord, eine blutige Belagerung – der Kampf um die Vorherrschaft am Rhein hat begonnen. Invitas neuer Fall von Bestsellerautorin Maria W. Peter
„Aber der Mensch denkt, das Schicksal lenkt – und als Sklave weiß man ohnehin nie, was der nächste Tag mit sich bringt.“
Das römische Köln und Bonn im 3. Jahrhundert n. Chr.: Während immer wieder Überfälle germanischer Stämme die römische Rheingrenze verunsichern, wird ein hoher Beamter im Bad des Praetoriums ermordet aufgefunden. Sogleich fällt der Verdacht auf den germanischen Kriegsgefangenen Flavus. Da ihm Folter und Hinrichtung drohen, versucht seine Geliebte Invita, Sklavin des Statthalters, den wahren Schuldigen zu finden. Dabei gerät sie in einen Strudel von Verrat und Verschwörung, welcher die gesamte germanische Provinz in den Abgrund zu reißen droht...
„Verrat in Colonia“ ist der vierte Fall der Sklavin Invita. Die Bände sind in sich abgeschlossen und unabhängig voneinander lesbar.
Leseprobe zu „Verrat in Colonia (Invita 4)“
KAPITEL I
In Germania inferiore, ad castra Bonnensia,
anno MXII ab urbe condita, aestate
(Niedergermanien, in der Nähe des Legionslagers Bonn,
Sommer 260 n. Chr.)
Ein Schlag riss mich aus dem Dämmerzustand und warf mich auf die Knie. Scharf durchzuckte mich ein Schmerz, als ich versuchte, den Sturz abzufangen und mir dabei Hände und Unterarme an der Wand des Reisewagens aufschürfte.
Ehe ich mich aufrichten konnte, ließ ein heftiger Stoß mich ein weiteres Mal zusammenfahren. Der Holzboden unter mir schien zu zerbersten. Bretter splitterten, Männer schrien, [...]
KAPITEL I
In Germania inferiore, ad castra Bonnensia,
anno MXII ab urbe condita, aestate
(Niedergermanien, in der Nähe des Legionslagers Bonn,
Sommer 260 n. Chr.)
Ein Schlag riss mich aus dem Dämmerzustand und warf mich auf die Knie. Scharf durchzuckte mich ein Schmerz, als ich versuchte, den Sturz abzufangen und mir dabei Hände und Unterarme an der Wand des Reisewagens aufschürfte.
Ehe ich mich aufrichten konnte, ließ ein heftiger Stoß mich ein weiteres Mal zusammenfahren. Der Holzboden unter mir schien zu zerbersten. Bretter splitterten, Männer schrien, Stahl traf klirrend auf Stahl.
Brandgeruch stieg mir in die Nase, und hustend drückte ich mir den Stoff meines Gewandes auf den Mund. Die Erkenntnis schlug über mir zusammen wie eine donnernde Woge.
Ein Überfall!
Bei dem Versuch, aufzustehen, bekam ich etwas Weiches zu fassen: den Saum von Marcellas Gewand, ihre Füße … und diese Berührung half mir, wieder in die Realität zurückzukehren.
„Domina!“ Meine Stimme wurde fast vollständig vom Lärm des Kampfes geschluckt. „Herrin, geht es dir gut?“ Meine Panik unterdrückend tastete ich mich in der Dunkelheit weiter. „Ist alles in Ordnung mit dir?“
Kühle Finger umfassten mein Handgelenk, ein leichter Ruck ließ mich wieder auf die Beine kommen.
„Mir ist nichts geschehen.“ Marcellas Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, doch unendlich beruhigend. „Bist du verletzt?“
„Nein.“ Ein schmerzhaftes Pochen bewies, dass meine Antwort nur zum Teil der Wahrheit entsprach.
Wieder ein Krachen, trampelnde Hufe und flackerndes Feuer, das als goldener Schatten durch den Vorhang schimmerte, der das Fenster bedeckte. Fackeln! Oder hatten sie bereits einige unserer Wagen in Brand gesteckt?
Sie? Wer auch immer es war, der uns hier angriff, uns, den Tross des Finanzprocurators.
Hastig riss ich den Vorhang beiseite und starrte nach draußen. Was ich dort sah, musste ein Albtraum sein, die Ausgeburt meiner wilden Fantasie.
Mit allen Kräften setzten sich die Legionäre, die uns begleiteten, gegen die Gestalten zur Wehr, die mit Fackeln, Äxten, langen Schwertern und seltsamen, runden Schilden ausgestattet waren. Einige von ihnen zu Pferde, andere kämpften zu Fuß. Doch alle stießen sie ein ohrenbetäubendes Geschrei aus, das mich bis ins Mark erschütterte.
Unablässig fiel der Regen. Donner grollte von jenseits des Rheins, Blitze tauchten die Szenerie in grelles Licht.
Nach Atem ringend wich ich zurück, ohne jedoch das blutige Gemetzel aus den Augen zu lassen. Die Barbaren schleuderten Fackeln in unsere Richtung. Einer der Wagen stand bereits in Flammen. Der Wind trieb den scharfen Rauch in unsere Richtung.
Plötzlich erstarrte ich vor Entsetzen. Von der Seite her kam einer der Angreifer auf uns zu. Lange, vom Regen durchweichte Haare hingen ihm ins bärtige Gesicht. In der rechten Hand hielt er ein Schwert, in der linken eine Fackel.
Er will uns ausräuchern!
Todesangst ergriff vollständig von mir Besitz. Wir würden elend sterben, die Herrin und ich. Ohne nachzudenken, packte ich Marcella bei den Händen, riss sie nach oben und stieß die Tür auf.
„Wir müssen hier raus, Domina, schnell. Es ist unsere einzige Chance.“
Ein erneuter Stoß gegen den Wagen ließ mich das Gleichgewicht verlieren. Bevor ich Gelegenheit hatte, mich irgendwo festzuhalten, kippte ich nach vorne. Krachend schlug ich auf der Holztreppe auf und fiel weiter hinab, auf die aufgeweichte Erde.
Eine Gestalt beugte sich über mich. Schreiend wich ich zurück. Erst als ich aufsah, erkannte ich, wer da über mir stand: Flavus, der alemannische Kriegsgefangene des Statthalters, mein Gefährte. Sein Gesicht war vor Zorn verzerrt, seine Augen spiegelten ungläubiges Entsetzen wider.
„Was tust du hier draußen? Bist du verrückt?“ Schnell hatte er mich gepackt und hochgerissen. „Du scherst dich zurück in den Wagen, verriegelst die Tür und kommst nicht noch einmal auf den Gedanken, auch nur den Kopf nach draußen zu strecken. Hast du gehört?“
Seine Worte waren im Lärm des Kampfes kaum zu verstehen, doch sein Körper, seine Miene, jede Bewegung drückten Zorn aus. Zorn und etwas anderes, was ich noch selten bei ihm gesehen hatte. Furcht?
Furcht um mich.
Heißes, flackerndes Licht blendete mich.
„Flavus, pass auf!“
Der Barbar mit der Fackel hatte uns erreicht. Schon holte er aus, als wollte er nicht nur unseren Wagen in Brand setzen, sondern zuvor noch Flavus’ Schädel zerschmettern.
„Da! Hinter dir!“
Behände wie ein Raubtier fuhr Flavus herum, schlug dem Angreifer mit einem einzigen Hieb die Klinge aus der Hand. Zornschnaubend stieß der Fremde die Fackel in Flavus’ Richtung. Dieser wich zurück und hatte plötzlich ein Messer in der Hand. Drohend umkreiste er damit den Gegner, der das lodernde Holz wie eine Waffe vor sich hielt. Dann griffen beide gleichzeitig an, schossen aufeinander zu und gingen gemeinsam zu Boden. Die Fackel rollte über die aufgerissene Erde, brannte zischend weiter.
Panik kochte in mir hoch. Das Ende der Welt schien mit Blitz, Donner und Waffengedröhn hereinzubrechen. Hilflos musste ich zusehen, wie beide in einem erbitterten Kampf miteinander rangen.
Erneut ließ mich ein Krachen herumfahren. Einer der Barbaren stand hinter mir. Der Stahl seines Schwertes blitzte im Schein der brennenden Wagen auf. Panisch flog mein Blick zu Flavus, der sich noch immer in tödlicher Umklammerung auf der Erde wälzte.
Taumelnd rappelte ich mich auf, versuchte rückwärts zum Wagen zu entkommen. Doch bevor ich die Chance hatte, mich auch nur ein paar Fuß weit zu bewegen, wurde ich ein weiteres Mal zu Boden gestoßen.
Einen Moment lang lag ich keuchend auf dem Rücken, unfähig, mich zu rühren. Dann wurde ich gepackt und nach oben gerissen. Eine Hand drückte mir die Luft ab, die Klinge lag auf meiner Halsbeuge.
Fest presste sich ein Körper an meinen. Vor Angst wie betäubt sah ich zum Wagen und erkannte in einem aufflammenden Blitz die Herrin Marcella, die dort in der Tür stand.
Voller Wucht schleuderte mich der Barbar zu ihr hinüber. Schwindel erfasste mich, als ich mit dumpfem Knall an der Holzwand des Gefährts aufschlug und ein heftiger Schmerz durch mein Handgelenk fuhr. Einen Augenblick glaubte ich, es sei gebrochen, doch ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, tauchte ein dritter Angreifer auf, riss Marcella heraus und drehte ihr die Arme auf den Rücken.
Eine Faust grub sich in den Kragen meiner Tunica, ein Schlag traf mein Gesicht so fest, dass mein Kopf zur Seite flog und sich der metallische Geschmack von Blut in meinem Mund ausbreitete.
Plötzlich schienen sie von überall her zu kommen. Getrampel, Geklirre, verzweifeltes Brüllen. Keuchender Atem, zuckende Leiber. Eine Hand umfasste meinen Hals. Ich glaubte zu ersticken, war unfähig zu schreien, gelähmt vor Schmerz und willenloser Panik. Mit einem kreischenden Geräusch riss der Stoff meiner Tunica, und ich wusste, es war vorbei.
Dann aber schimmerte das glänzende Metall eines Brustpanzers durch die schwarzen Schatten meines Gesichtsfelds, dunkelroter Stoff, ein kurzes Schwert, das massiv und schwer in einer behaarten Hand lag.
fantasierte ich bereits? Traum und Wirklichkeit schienen ineinander zu verschwimmen, als sich die Nebelfetzen vor meinen Augen verdichteten, und ich glaubte, der Erde entgegenzufallen.
Ein gebellter Befehl und der Griff, der mich gepackt hielt, lockerte sich. Metall traf splitternd auf Holz. Dann prallte mit dumpfem Geräusch ein menschlicher Körper auf den schlammigen Boden.
Vorsichtig schob jemand seine Hand unter meine Armbeuge. Ich blinzelte.
„Mädchen? Mädchen, geht es dir gut?“
Irgendjemand sprach eine mir verständliche Sprache, zwei kräftige Arme stützten mich, schoben mich voran.
Dann von weiter entfernt: „Domina, kann ich dir helfen?“
Marcella? War sie in Sicherheit?
Schwer atmend richtete ich mich auf, noch immer den stützenden Griff in meinem Rücken. Mein Blick klärte sich.
Marcella stand vor der Treppe des Wagens. Jemand reichte ihr die Hand und half ihr hinauf. Ich erkannte einen Kettenpanzer und einen matt schimmernden Legionärshelm.
Ungläubige Erleichterung ließ mich beinahe in die Knie gehen. Ein römischer Soldat?
Schwankend wandte ich mich um und begriff erst jetzt, dass die Arme, die mich von hinten festhielten, ebenfalls einem unserer Männer gehörten. Mit einem Ruck hob dieser mich durch die Wagentür ins Innere, wo ich in einen der Sitze sank und den Kopf an die Wand lehnte.
„Geht es dir gut?“ Es war Marcellas Stimme.
Ein Stöhnen unterdrückend wandte ich mich ihr zu.
„Ja“, murmelte ich schwach. „Und dir? Bist du verletzt, Herrin?“ Angewidert spuckte ich süßliches Blut aus und versuchte das Flimmern vor meinen Augen zu vertreiben.
„Nein, mir ist nichts geschehen. Nur der Schrecken …“
Das Pochen in meinem Handgelenk schwoll mit jedem Herzschlag an. Ein klebriges Gefühl machte sich am Unterarm bemerkbar, wo aus einer lang gezogenen Wunde warmes Blut sickerte.
„Wirklich, Herrin? Dieser Fremde, hat er …?“ Ein Zittern überfiel meinen Körper, und ich umschlang meine Knie mit den Armen.
„Alles in Ordnung hier?“ Eine unbekannte Stimme, warm, weich und tief, riss mich aus meiner Apathie. Hitze und Licht einer Fackel fielen ins Innere des Wagens. Ich blickte auf. Durch die Türöffnung sah ich im unruhigen Flackern eine große Gestalt auf einem Pferd, das nervös tänzelte, als würde der Geruch von Feuer und menschlichem Blut es beunruhigen.
Schwankend richtete ich mich wieder auf; der anerzogene Impuls, in Anwesenheit von Höhergestellten nicht zu sitzen. Mit klammen Fingern krallte ich mich an der Tür des Wagens fest, während Marcella sich vorsichtig an mir vorbei nach draußen schob und ihren Gruß abstattete.
Ein Blick hinaus ließ mich Genaueres erkennen: Flankiert von zwei Soldaten, von denen einer ein Schwert, der andere eine Fackel in der Hand hielt, saß ein junger Mann hoch aufgerichtet auf einem Pferd. Sein Gewand war nass vom Regen, den Helm musste er im Kampf verloren haben. Schwere schwarze Locken fielen ihm in die Stirn, umrahmten ein Gesicht mit hervorspringenden Wangenknochen, leicht bronzefarbener Haut und dunklen Augen, die im schwachen Licht nur undeutlich zu erkennen waren.
Die linke Hand hielt die Zügel, seine rechte umfasste ein Schwert. Fast bis zum Heft war es mit schwärzlich schimmerndem Blut getränkt, dessen Anblick Übelkeit in mir aufkeimen ließ.
„Irgendwelche Verluste bei euch?“ Forschend sah er sich um. Sein Blick glitt kurz über mich hinweg, blieb dann an dem Wagen hängen, begutachtete Räder und Achse und nickte schließlich befriedigt. „Fortuna war mit euch. Andere Abteilungen hat es weit schlimmer getroffen. Gut, dass wir noch rechtzeitig zu euch gestoßen sind. Das hat die fränkischen Hunde in die Flucht getrieben … Wenn auch nicht ohne Beute.“
Marcella ging nicht auf den letzten Punkt ein. „Ihr kommt vom Lager Bonna? Die zugesagte Verstärkung?“
Der Angesprochene nickte kurz. „Keine Stunde zu früh, wie es aussieht. Der Finanzprocurator hat gut daran getan, weitere Männer anzufordern, die euch entgegenreiten sollten. Ohne diese Vorsichtsmaßnahme wäre es weit schlimmer ausgegangen. Immer wieder versuchen diese Barbaren, Rhein und Limes zu überwinden, um ins Innere des Imperiums vorzudringen.“ Ein grimmiger Ausdruck überzog das gebräunte Gesicht. „Besonders hier im Grenzbereich ist es unsicher.“ Achtlos wischte er das Blut von seinem Schwert und schob es in die Scheide. „Aus diesem Grund patrouillieren wir in regelmäßigen Abständen entlang der Fernstraßen …“
Mit einem Schenkeldruck lenkte er sein Pferd näher zu uns heran und betrachtete schließlich Marcella, die seinen Blick gelassen erwiderte.
„Ich freue mich, noch zur rechten Zeit gekommen zu sein. Wie ich sehe, ist dir nichts Ernstes geschehen.“
„Wir sind dir sehr dankbar.“ Marcellas Stimme klang ruhig. „Wer weiß, was ohne dein beherztes Eingreifen mit uns geschehen wäre, Centurio …?“
„Mucius Longinus. Ich befehlige diese Einheit.“ Knapp nickte er uns zu und wendete dann sein Pferd. Der durchnässte Soldatenmantel lag schwer über seiner Schulter und reichte bis zum Rücken seines Reittieres.
Ein kurzer Blick über die von Fackeln schwach erleuchtete Umgebung ließ nichts Gutes erkennen. Ein zerschlagener Wagen, zwei weitere, die in Flammen standen, dazu tote Pferde und mehrere gekrümmte Schatten, die wie menschliche Körper aussahen.
Mein Magen verkrampfte sich, und ein Würgen unterdrückend schloss ich die Augen, stumm darum betend, dass Flavus nicht unter ihnen war.
Das also war die Provinz Niedergermanien.
KAPITEL II
Die Kammer, die man uns für diese Nacht im Legionslager zugewiesen hatte, war warm und trocken. Mehrere Fackeln erleuchteten den bescheidenen, schlicht möblierten Raum. In zwei Kohlebecken brannten Feuer, und auf einem kleinen Tisch standen bereits ein Krug mit zwei Bechern, dazu Teller und Schüsseln mit Brot, Oliven, Käse und gewürfeltem Speck. Die weiß getünchten Wände wiesen am oberen Rand einfache geometrische Muster in leuchtendem Rot auf.
Man hatte die Herrin und mich im Gebäude des Praefectus Castrorum, des Kommandanten, untergebracht, wohl die beste und sicherste Unterkunft, die das Lager Bonna zu bieten hatte. Kurz ließ Marcella ihren Blick über unser Quartier gleiten, dann nickte sie dem jungen Soldaten zu, der uns hierher geleitet und ihre Holzkiste mit persönlichen Dingen neben der Tür abgestellt hatte. „Danke.“
„Ich hoffe, es ist alles zu deiner Zufriedenheit, Domina. Benötigst du noch irgendetwas?“
„Im Augenblick nicht. Doch mein Mädchen hier“, sie wies auf mich, „ist bei dem Überfall verletzt worden. Ob vielleicht …“
„Ich werde nach dem Lagerarzt schicken. Und wenn du ein Bad wünschst …“
„Nicht mehr heute Abend. Mir genügt eine Schüssel mit warmem Wasser und zwei saubere Tücher.“
„Natürlich.“ Mit einem knappen Nicken wandte sich der Legionär um und schloss die Tür hinter sich.
Die Herrin und ich waren allein.
Trotz der Wärme in der Kammer begann ich zu zittern, als die Anspannung von mir abfiel und die Erlebnisse der vergangenen Stunde ungefiltert über mir zusammenschlugen. Unser Tross, der Tross des Procurators, war von einer barbarischen Horde angegriffen und überfallen worden. Bei allen Göttern!
Hart schlugen meine Zähne aufeinander, während ich der Domina aus ihrem Mantel half und diesen auf einer Stuhllehne zum Trocknen auslegte. Schließlich schälte ich mich aus meinem Umhang, an dem noch immer der zwischenzeitlich hart gewordene Schlamm klebte.
Dann eilte ich zu dem kleinen Tisch, goss einen Becher des angewärmten Weines ein, der einen beruhigenden Duft nach Anis und Nelken verströmte. Wortlos reichte ich ihn Marcella, die sich in einem der Sessel niedergelassen hatte. Ihr Gesicht wirkte bleich, um ihre Augen lagen dunkle Schatten, deutliche Spuren des überstandenen Schreckens. Dennoch hob sie mit ruhiger Hand das Getränk an die Lippen.
Seltsam, diese Ruhe und Selbstbeherrschung. Ich selbst war weit davon entfernt.
Dankbar, etwas zu tun zu haben, mit dem ich mich beschäftigen konnte, richtete ich etwas von dem Brot und den Beilagen auf einem der Teller an und schob ihn der Herrin hin. Noch immer bebten meine Hände, als ich erneut zu dem schweren Krug griff und mir selbst einschenkte. Meine Finger waren eisig, und so schloss ich sie fest um den Becher, der langsam die Wärme des gewürzten Weines annahm.
Ich trank in gierigen Schlucken. Doch weder das heiße Getränk noch die darin enthaltenen Gewürze konnten die Kälte vertreiben, die sich in meinem Körper ausgebreitet hatte.
Ich verspürte keinen Hunger, mein Magen war wie zugeschnürt, und so setzte ich mich auf einen Schemel und starrte über meinen Becherrand in das flackernde Licht einer Öllampe.
Bereits seit einiger Zeit wurden die Grenzregionen im Nordosten des Reiches immer wieder Opfer von Überfällen feindlicher Alemannen und Franken, die über Rhein und Limes bis weit ins Landesinnere hereinbrachen und dort Angst und Schrecken verbreiteten.
Vielleicht hatte Kaiser Gallienus genau aus diesem Grunde nach seinem Besuch in der niedergermanischen Hauptstadt Colonia Claudia Ara Agrippinensium seinen Sohn, Erben und Stellvertreter Saloninus zurückgelassen, damit dieser dort in seinem Namen wichtige Entscheidungen treffen konnte. Währenddessen befand sich der niedergermanische Statthalter und Oberbefehlshaber der Truppen, Marcus Cassianus Latinius Postumus, auf einem Feldzug gegen die germanischen Barbaren. Die Colonia und seinen Palast soll er für diesen Zeitraum, so war mir zu Ohren gekommen, in die Obhut des jungen Thronerben übergeben haben, der zumindest vorübergehend die Regierungsgeschäfte übernommen hatte. Eine Provinz ohne Statthalter also, und ein junger Kaisersohn, der in unruhigen Zeiten für Ordnung sorgen musste.
Ein Stöhnen unterdrückend rieb ich mir die Schläfe. Wieso hatte sich Marcella nur auf diese Reise eingelassen? Der Wunsch ihres Vaters, hatte sie nur kryptisch erklärt und etwas von Familienangelegenheiten hinzugefügt. Nun, es mussten ja bedeutsame Familienangelegenheiten sein, wenn der Statthalter der Provinz Gallia Belgica seine einzige Tochter in derart unruhigen Zeiten unter dem Schutz und Geleit des Finanzprocurators von Divodurum nach Niedergermanien reisen ließ. Letzterer hatte den Auftrag, unter militärischer Bewachung die Soldkasse für die niedergermanischen Truppen zu überbringen.
Tatsächlich schien die Reise von Beginn an unter keinem guten Stern zu stehen. Seit unserem Aufbruch von Divodurum Mediomatricorum hatte brütende Hitze wie eine stumme Drohung über unserem Tross gehangen, über den staubigen Straßen, den Männern, Wagen und Pferden. Und schließlich, kurz bevor wir den Rhein erreicht hatten, waren schwarze Wolken aufgezogen, und die angestaute Glut der vergangenen Tage hatte sich in einem heftigen Gewitter entladen.
Dunkelheit, Donner und Regen. Das mochten die Gründe gewesen sein, weswegen der plötzliche Angriff viel zu spät bemerkt worden war. Wir wären aufgerieben worden. Getötet. Verschleppt. Wenn nicht …
Es klopfte. Auf Marcellas Zurufen hin öffnete sich die Tür, und ein weißhaariger Mann mit wettergegerbtem Gesicht kam herein. In der Hand trug er einen Stoffbeutel und eine kleine Holzkiste.
„Sei gegrüßt, Herrin. Mein Name ist Lucius Enebardus, ich bin der Lagerarzt. Man sagte mir, dein Mädchen sei bei dem Überfall verletzt worden.“
„Hab Dank, dass du so schnell gekommen bist. Gibt es große Verluste zu beklagen?“ Es war typisch für Marcella, sich um das Wohlergehen anderer zu sorgen.
„Mehrere unserer Männer wurden verwundet, teilweise schwer, ein halbes Dutzend hat es nicht überlebt. Jedoch keine zivilen Opfer. Niemand aus eurem Tross.“
Vor Erleichterung schwindelte es mir. Das bedeutete also, dass Flavus nichts geschehen war, er sich hatte retten können. Stumm sandte ich ein Dankgebet an alle Götter, die mir einfielen, besonders an den Unbekannten Gott.
Flavus lebte!
„Und bei den anderen? Den Angreifern?“ Marcellas Worte waren so leise, dass selbst ich sie kaum verstand.
Der Medicus allerdings musterte sie mit einem seltsamen Blick aus zusammengekniffenen Augen. „Ebenfalls Tote und Verletzte. Doch konnten wir keine Gefangenen machen, so dass niemand Genaues zu sagen weiß.“
Nickend wies die Herrin schließlich auf mich. „Bitte.“
„Dann zeig mal her.“ Mit einer routinierten Bewegung zog der Medicus mein Handgelenk zu sich heran und begutachtete fachmännisch die blutenden Schürfungen, Blutergüsse und Schnitte an Handflächen und Unterarm. Vor sich hin grummelnd öffnete er seinen Beutel, nahm einen sauberen Lappen heraus, entkorkte ein kleines Behältnis aus Ton und träufelte etwas des darin enthaltenen Öls auf das Tuch. Dann begann er, damit meine Verletzungen zu säubern.
Verbissen presste ich die Kiefer zusammen, während mir die Tränen in die Augen schossen, rührte mich jedoch nicht.
Als er mit der Prozedur fertig war, kramte er erneut in seiner Tasche, entnahm ihr einen kleinen Tontiegel, hob den Deckel und tupfte etwas Salbe auf die gereinigten Wunden. Langsam ließ der Schmerz nach, und ein wenig entspannter sah ich zu, wie er mit sauberen Stoffstreifen meine Hände und Unterarme verband.
Anschließend betastete er meinen linken Knöchel, der seit meinem Sturz noch immer schmerzte und deutlich geschwollen war. „Eine leichte Verstauchung. Du solltest den Fuß eine Weile schonen.“
Ohne mich anzusehen, bandagierte er das Gelenk mit festen Leinenbinden, so dass ich mir allmählich wie eine ägyptische Mumie vorkam und wahrscheinlich ebenso intensiv nach Spezereien roch.
„Das wär’s.“ Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck richtete er sich wieder auf. „Und du bist sicher, Herrin, dass dir nichts fehlt?“, fragte er an Marcella gerichtet.
Sie lächelte. „Ganz sicher. Trotzdem danke.“
„Auch wenn du bei dem Überfall keine äußeren Verletzungen davongetragen hast, so ist dein Geist sicher sehr aufgewühlt. Ich könnte dir einen Trank zubereiten, der dir für diese Nacht Vergessen und ruhige Träume schenkt.“
Mit aufrichtigem Blick hielt Marcella dem seinen stand. „Und würde das etwas helfen? Das Vergangene ungeschehen machen oder morgen die Folgen davon verwischen?“
Der Mund des Arztes bog sich zu einem Lächeln. „Wohl eher nicht.“ Ich war sicher, auf seinen Zügen den Anflug von Anerkennung zu lesen. Schnell bückte er sich, um seine Sachen zusammenzupacken. Dann nickte er noch einmal in Marcellas Richtung und verließ den Raum.
Wir waren wieder allein.
Mit routinierten Bewegungen begann Marcella damit, die Nadeln aus ihrem Haar zu ziehen, das sich durch den brutalen Angriff zum Teil aus der Frisur gelöst hatte. Dabei zitterten ihre Hände nicht im Geringsten, nur ihren Augen war anzusehen, dass sie sich sorgte und in ihren Gedanken versunken war.
Auf mich stürmten ebenfalls tausende Fragen ein und mischten sich mit dem noch kurz zuvor Erlebten, den Schreien der Verwundeten und Sterbenden, dem kalten Gefühl der Klinge an meiner Kehle.
Mein Mund war trocken, mein Hals brannte. Fahrig griff ich nach dem Becher, den ich mit zwei tiefen Zügen leerte, während mich das sengende Bedürfnis überkam, Flavus zu sehen, mich zu vergewissern, dass es ihm wirklich gut ging. Doch noch musste ich mich gedulden.
Irgendwann kam der junge Soldat zurück, brachte die Schüssel mit angewärmtem Wasser und die beiden Tücher, die Marcella sich erbeten hatte.
Mit einem kurzen Dank entließ sie ihn wieder, streifte sich dann die schmutzige Tunica vom Körper und wusch sich gründlich. Anschließend überließ sie mir die Schüssel, damit ich mich ebenfalls reinigen konnte.
In Momenten wie diesen war ich zutiefst dankbar für Marcellas Fähigkeit, meinen Wunsch nach Schweigen zu respektieren, nicht von mir zu verlangen, dass ich sie unterhielt oder ihr die Zeit vertrieb.
Vielleicht würde ich ja am nächsten Tag Gelegenheit haben, Flavus zu sprechen und ihn nach seiner Einschätzung der Lage zu fragen. Waren die Angreifer seine Leute gewesen? Der Gedanke ließ mich erschaudern.
Doch war ich in dieser Nacht keiner klaren Überlegung mehr fähig, und als Marcella sich hinlegte, kroch ich in das andere Bett und wickelte mich in eine kratzige Wolldecke.
Trotz der grässlichen Bilder in meinem Kopf überfiel mich eine bleierne Müdigkeit. Nur noch schwach spürte ich das Pochen meiner Verletzungen. Dann war ich eingeschlafen.
*
Ein lautes Geräusch riss mich aus dem Schlaf. Einen Moment benötigte ich, um wieder ins Hier und Jetzt zurückzukehren und zu erkennen, dass es sich um eine Posaune handelte, die mit ihrem Dröhnen das gesamte Lager weckte.
Schlaftrunken setzte ich mich in meiner Pritsche auf und stellte blinzelnd fest, dass erst ein grauer Lichtschein durch die kleinen Fenster des Raumes schimmerte. Das Feuer in den Kohlebecken war verglüht, nur der leichte Geruch von kaltem Rauch hing in der Luft.
Mein Blick glitt zu Marcella, die sich ebenfalls zu regen begann. Das offene, lange Haar bedeckte ihren Körper wie ein schwarzer Mantel.
Kurze Zeit später brach ein allgemeiner Tumult aus. Türen wurden aufgerissen und wieder zugeschlagen, genagelte Stiefel trampelten über den Boden, und von allen Seiten wurden laute Befehle gebrüllt.
Rasch warf ich die Decke zurück und sprang aus dem Bett. Ein wenig zu hastig, wie mir ein rasender Schmerz in meinem verletzten Knöchel klarmachte. Einen Fluch unterdrückend humpelte ich zu dem kleinen Tischchen, goss etwas Wasser in die Schüssel und benetzte mir das Gesicht, während ich überlegte, wo Flavus wohl die Nacht verbracht hatte. Vermutlich irgendwo bei den Tross- und Pferdeknechten.
Genau wie ich selbst war Flavus Sklave des Statthalters der Gallia Belgica. Vor einigen Monaten war er als Kriegsgefangener in dessen Stadthaus nach Treveris gebracht worden und arbeitete seither meist im Praefurnium, dem Heizraum. Mehr als Strafe denn als Belohnung war ich ihm zu Beginn des Frühlings als Gefährtin zugewiesen worden.
Vollkommen gegen meinen Willen, wie es zu betonen gilt. Hatte ich mir doch vom Leben etwas Besseres erhofft, als einem ungewaschenen alemannischen Kriegsgefangenen das Bett zu wärmen. Seither war jedoch viel geschehen, und spätestens, nachdem er mir bei einer meiner Dummheiten das Leben gerettet hatte, konnte ich meine Gefühle für ihn nicht mehr leugnen.
Gefühle, die auf Gegenseitigkeit beruhten, wohlgemerkt. Eine winzige Insel von Glück und Geborgenheit inmitten dieser verstörenden, friedlosen Welt.
Aber der Mensch denkt, das Schicksal lenkt – und als Sklave weiß man ohnehin nie, was der nächste Tag mit sich bringt. So kam es, dass ich einen weiteren meiner Fehltritte dadurch büßen musste, dass mir der Hausverwalter jeden Umgang mit Flavus untersagte. Eine übliche Strafe, um allzu aufmüpfige Sklaven zur Raison zu bringen. Und ich wusste, wenn ich das Verbot übertrat, riskierte ich damit, dass Flavus in die Steinbrüche verkauft würde.
Lediglich der Tatsache, dass meine Herrin Marcella sich Flavus als ihre persönliche Leibwache von ihrem Vater erbeten hatte, war es zu verdanken, dass er uns nun auf unserer Reise in die Colonia Agrippina begleitete. Eine kluge Bitte, auf die der belgische Statthalter gerne eingegangen war, nicht zuletzt aufgrund der verworrenen Situation, welche derzeit im gesamten Imperium herrschte. Selbst die römischen Kaiser hielten sich bereits seit Jahrhunderten oft germanische Leibwachen, und sicher beruhigte es meinen Herrn zu wissen, dass seine Tochter auf einer Reise, die so dicht an die Grenzen des Reiches führte, unter zusätzlichem Schutz stand.
„Guten Morgen, Domina.“
Marcella hatte sich aufgesetzt und sah zu mir herüber. Ich beeilte mich, ihr beim Ankleiden behilflich zu sein und die Haare aufzustecken. Eine Arbeit, bei der ich zugegebenermaßen recht wenig Geschick an den Tag legte, was Marcella jedoch noch nie beanstandet hatte.
Noch bevor ich die letzte Haarnadel festgesteckt hatte, wurde an die Tür geklopft. Die Herrin hieß einzutreten, und sogleich schob sich das Gesicht des jungen Soldaten herein, der uns schon bei der Ankunft versorgte hatte.
In Händen hielt er ein Tablett mit Brötchen, Moretum und eine kleine Tonschüssel, in der goldener Honig schimmerte. Der Duft, der dem Krug entströmte, offenbarte, dass es sich um angewärmtes Mulsum handeln musste, einen ebenfalls mit Honig versetzten Würzwein.
Rasch räumte ich das Geschirr des Vorabends zusammen und schaffte auf dem Tisch Platz für das Frühstück, das der Soldat dort abstellte.
„Wenn du anschließend ein Bad nehmen möchtest, Domina“, fragend blieb er stehen, „die Baderäume stehen dir jederzeit zur Verfügung.“
„Das wird nicht nötig sein.“
Eine andere Antwort hatte ich nicht erwartet. Marcella besuchte nur ungern die öffentlichen Bäder. Da war ein Legionslager nicht gerade der richtige Ort, eine Ausnahme zu machen.
„Wie du möchtest.“ Mit einem knappen Nicken wandte er sich zum Gehen. „Solltest du noch etwas benötigen, kannst du dein Mädchen schicken. Ich empfehle mich.“
Kaum hatte der junge Legionär den Raum verlassen, wies Marcella mich an, mich zu ihr zu setzen und mit ihr das Frühstück zu teilen. Halbherzig griff ich nach einem Brötchen und kaute darauf herum.
Seit den Ereignissen der letzten Monate war zwischen uns – der Tochter des Statthalters und ihrer Sklavin – eine scheue Vertrautheit erwachsen. Ein Gefühl, das ich ebenso genoss, wie es mir zuvor fremd gewesen war.
Dennoch verspürte ich wenig Appetit. Der Überfall der vergangenen Nacht steckte mir noch in den Knochen, und es wollte mir nicht gelingen, das Grauen über das Erlebte zu vergessen.
Wir aßen schweigend, und als wir fertig waren, erhob sich Marcella. „Die Höflichkeit verlangt es, dass ich den Finanzprocurator aufsuche und auch dem Kommandanten des Lagers meinen Dank abstatte sowie die Grüße meines Vaters überbringe.“
„Natürlich, Herrin.“
„Möchtest du mich begleiten, oder gibt es … Dinge, die du zuvor erledigen möchtest?“
Verlegen wich ich ihrem Blick aus. „Wenn du nichts dagegen hättest, Domina, würde ich mich gerne ein wenig im Lager umsehen.“
Marcella lächelte wissend. „Dem steht nichts entgegen. Anschließend kannst du unsere Sachen zusammenpacken. Ich nehme an, wir brechen noch heute wieder auf.“ Mit diesen Worten hatte sie die Tür geöffnet und verschwand nach draußen.
Nachdenklich und verunsichert blieb ich zurück.
Die grausamen Ereignisse des Vortages hatten mir überdeutlich gezeigt, wie gefährlich die Lage an den Grenzen der Provinzen war. Unberechenbar und tödlich. Natürlich hatte ich von den Angriffen der Barbaren gehört. Auch hatte ich mit eigenen Augen die Flüchtlingsströme gesehen, die sich von den kleinen Gehöften und Ortschaften in die befestigten Städte ergossen.
Aber all das hatte mich nicht auf das wahre Ausmaß der Gefahr hier an Limes und Rhein vorbereitet, die ich nun zum ersten Mal am eigenen Leib erfahren hatte.
Eilig räumte ich die Reste des Frühstücks zusammen, steckte meine Haare auf und machte mich für einen kurzen Rundgang durch das Lager bereit. Nicht, dass ich mich wirklich wohl dabei fühlte, als Frau allein unter all den Soldaten. Doch als Begleitung des Finanzprocurators und Gäste des Kommandanten würde es niemand wagen, Hand an mich zu legen. Zudem war mein Wunsch, Flavus zu sehen, größer als meine Furcht. Ich schlug den Mantel um mich und trat nach draußen.
„Die preisgekrönte Autorin rezitierte einige Passagen aus ihrem neuesten Werk und erzeugte allein schon durch ihre bildhafte Erzählungen Spannung bei den Teilnehmern, das 464 Seiten umfassende Werk zu lesen.“
„Ein sehr unterhaltsam geschriebenes Buch voller Geschichtssinn.“
Wer ist der wahre Täter „Verrat in Colonia“ ist der vierte Fall der Sklavin Invita. Die Bände sind in sich abgeschlossen und unabhängig voneinander lesbar. Meine Meinung zur Autorin und Buch Man spürt beim Lesen, das María W. Peters , wie sie die Geschichte, des römischen Reiches interessiert, den mit jeder Faser ihres Herzen geschrieben hat. Den auch dieser vierte Teil über die vorwitzige Sklavin Invita, ist sehr Akribisch recherchieret, wie immer arbeitet sie dafür mit namenhaften Historikern und Archäologen zusammen. In diesem Teil geht es um das Colonia Agrippina 260 n. Christus. Ihr Schreibstil ist klar, kraftvoll und voller Hochspannung. Man wird förmlich in die Geschichte hineingezogen. Ihre Personen , ihr Handeln und tun sind sehr Authentisch, alles ist sehr Bildlich beschrieben, man sah es vor sich. Ich habe mit Invita, ihrem Lebensgefährten dem Sklaven Flavus, und ihrer Herrin Marcella , mitgefiebert, gelacht , geweint und gelitten. Danke auch zum Schluss für das ausführliche Nachwort, dem Glossar, den Reise und Stöbertipps. „ Es geht um Intrigen, Macht, Politik und Ränkespiele , aber auch um Liebe.“ Meine Meinung zur Autorin und Buch: Man muss einfach diese sehr gewitzte Sklavin Invita lieben, an ihr ist wirklich eine sehr gute Detektivin verloren gegangen. Sie hat wirklich eine ungewöhnliche gute Stelle und Herrin, Marcella die Tochter des Stadthalters von Trier. Marcella ist eigentlich mehr eine gute Freundin, als Herrin, sie sind einander sich zugetan und vertrauen einander.Es fängt schon von der ersten Seite sehr spannend an, als sie auf dem Weg von Trier nach Colonia, von einem germanischen Stamm überfallen werden. Mensch war mir ihr Retter, der Centurio Mucius Longinus, auf Anhieb sympathisch. So wie er sich um die beiden Frauen und auch den Sklaven Flavus sorgte, und sie sicher nach Colonia begleitete. Es war schon unheimlich interessant sie zu begleiten, mit ihnen durch die Stadt und den Palast zu streifen. Auf Anhieb, war mir gleich dieser Cäsar Licinus Salonius unsympathisch, und sein persönlicher Berater Silvanus, da lief es mir jedesmal eiskalt den Rücken runter. Auch Marcellas zukünftiger Mann Nonius und dessen Familie, waren mir suspekt. Irgend etwas haben sie zu verbergen. Als dann auch noch dieser hinterhältige Mord im Badehaus , das Opfer ihr zukünftiger Schwiegervater ist. Schlimm das der arme Flavus, verdächtigt wird und man ihn verhaftet. Nur Marcellas Einsatz ist es zu verdanken , das man in nicht gleich hinrichtet, aber dafür Foltert und in den Kerker wirft. Es geht nun heiß her, Invita ermittelt und es wird hoch gefährlich. Obwohl sie sehr klug und intelligent ist, geht es oft mit ihr durch, das man den Atem anhält. Auch Marcella hat ein Geheimnis, das gefährlich ist und ich auch um sie Angst Ausstand. Es wird alles sehr brisant, und auch Politisch brandgefährlich. Verschwörung und Verrat lauern an allen Ecken und mitten drin, Invita und Marcella. Ob beide den wahren Mörder finden um Flavus Unschuld zu beweisen ? Lasst euch überraschen, es gibt viele unerwartete Überraschungen, ich lag oft falsch und wurde zum Schluss eines besseren belehrt.
„Es gibt Dinge, die es wert sind, etwas für sie zu riskieren“ (Marcella) Die römische Sklavin Invita befindet sich mit ihrer Herrin Marcella auf dem Weg in den Palast des Statthalters Postumus. Der gut bewachte Tross des Finanzprocurators, der sie nach Colonia Claudia Ara Agrippinensium bringen soll, führt ein stattliches Vermögen mit sich. Als sie von Barbaren überfallen und ausgeraubt werden, kommt ihnen Centurio Mucius Longinus zur Hilfe, ein hochrangiger römischer Offizier der Legio I Minerva. Die Reise der beiden jungen Frauen steht unter keinem guten Stern, denn im Palast des Marcus Cassiapius Latinius Postumus kommt es zu weiteren unangenehmen Vorfällen. Der Mord an einem der städtischen Quaestoren, welcher zufällig der potenzielle zukünftige Schwiegervater Marcellas werden sollte, stellt letztendlich den Funken dar, der das Pulverfass zur Explosion bringt. Die Ereignisse überschlagen sich und nachdem der alemannische Sklave Flavus des Mordes bezichtigt wird, ist Invita gefordert, Nachforschungen anzustellen und ihren Gefährten zu retten. „Ich liebe dich, ich lasse dich nicht im Stich, ich werden den wahren Schuldigen finden… für dich!“ (Invita) Obgleich Invitas Beziehung zu ihrer Domina Marcella weniger jener einer untergebenen Sklavin, als vielmehr einer Vertrauten und Freundin gleicht und sie bei ihren Ermittlungen volle Unterstützung erhält, stößt auch Marcellas Einfluss rasch an seine Grenzen. Invita bleibt jedoch hartnäckig, denn die Zeit wird knapp und nach Verhören und qualvoller Folter droht Flavus die Kreuzigung. „Es könnte sein, dass ich… sagen wir, einige unorthodoxe Methoden anwenden muss, um die notwendigen Informationen zu erhalten.“ (Invita) „Ich hoffe, du hast nicht vor, einen weiteren Mord zu verüben, um den ersten aufzuklären.“ (Marcella) Im vorliegenden vierten Band dieser interessanten und unterhaltsamen Buchreihe um die starrköpfige und widerspenstige Sklavin Invita stehen Bestechung, Krieg und Mord zum Erreichen politischer Ziele im Vordergrund. Marcella und Invita geraten im Kampf um Macht und Einfluss im Sommer 260 n. Chr. in Colonia Agrippina zwischen die Fronten. Bald ist nicht nur das Leben des Sklaven Flavus, sondern auch jenes der beiden Frauen in großer Gefahr. Invita sammelt Indizien, ist aber nicht immer diskret genug. Einzelne Fragmente lenken den Verdacht in verschiedene Richtungen, doch Invita fehlt trotz allem der entscheidende Hinweis. Den Leser erwartet ein spannendes Abenteuer mit politischen Ränkespielen und Machtkämpfen der Herrschenden. Bei Maria W. Peter ist ein historisch hervorragend recherchierter Hintergrund garantiert und man erfährt auch in diesem Band viel über das Leben und den Alltag wohlhabender Römer. Errungenschaften wie Kanalisation, Badetrakte und Begräbnisrituale werden ebenso in die Handlung eingeflochten wie die Verehrung der diversen Gottheiten und Begräbnisrituale. Barbarenüberfälle an Rhein und Limes, die Belagerung der Stadt und letztendlich der Ausbruch der Pest sorgen für Aufruhr und führen schließlich zur Eskalation. Die Charakterzeichnung der handelnden Figuren hat mir sehr gut gefallen. Neben Invita, Marcella und Flavus betreten eine Vielzahl neuer Figuren den Schauplatz des Geschehens. Mit dem Gastgeber Postumus, dem amtierenden Unterkaiser Salonius sowie dessen Berater, dem Praetorianerpraefecten Silvanus, bringt Maria W. Peter drei sehr gefährliche Männer in die Geschichte ein. Salonius ist in seiner Funktion als stellvertretender Kaiser ein äußerst unberechenbarer, überheblicher und geltungssüchtiger Mann, der zur Selbstüberschätzung neigt. Sein Berater und Mentor Silvanus hält kalt und unerbittlich alle Fäden in der Hand, während der machtbesessene Postumus ganz eigene Ziele verfolgt. Mucius Longinus, der tapfere Centurio, wird damit beauftragt, als kaiserlicher Ermittler den grausamen Mord an dem hochrangigen Beamten Aurelius Celer aufzuklären. Der kriegserfahrene Soldat hat jedoch auch eine sanfte Seite und zeigt Gefühle für Marcella. Als Nebenfiguren der Handlung fungieren Familienmitglieder des Ermordeten und einigen Sklaven des Praetoriums. Der interessanteste Charakter dieses Buches war der römische Bürger Simon Patricius, welcher auffallendes Interesse an Invita zeigt. Der Spannungsfaktor in diesem vierten Band ist deutlich höher als in den Vorgängerbänden, die Autorin entwirrt den roten Faden der Handlung erst langsam. Maria W. Peter sorgt für unerwartete Wendungen, durch Invitas Hartnäckigkeit und waghalsige Aktionen kommt es darüber hinaus zu aufregenden Szenen im Buch. Invitas Versuch, Licht in ihre Vergangenheit zu bringen und etwas über ihre Herkunft herauszufinden, ist nur zum Teil von Erfolg gekrönt. Die optische Aufmachung der Covers ähnelt jenen der ersten drei Bände dieser Reihe, das Buch weist jedoch eine weit höhere Seitenanzahl auf. Zu Beginn findet sich eine Karte der Colonia Claudia Ara Agrippinensium (heutiges Köln) im 3. Jahrhundert n. Chr. Der Anhang liefert ein umfangreiches Glossar, eine Personenübersicht sowie ein ausführliches Nachwort der Autorin mit interessanten und informativen Anmerkungen zu Inhalt, Figuren und geschichtlichen Fakten. Fazit: „Verrat in Colonia“ war eine Lektüre, die mich vollkommen in ihren Bann gezogen und für spannende Momente und ausgezeichnete Unterhaltung gesorgt hat. Dem einnehmenden Schreibstil, der gut ausgefeilten Handlung und den überzeugenden Charakteren war es geschuldet, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Begeisterte fünf Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung!
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