Wandern. Radeln. Paddeln. Wandern. Radeln. Paddeln. - eBook-Ausgabe
12.000 Kilometer Abenteuer in Europa
„Sie erzählt von spannenden Begegnungen und einzigartiger Natur, von den Herausforderungen des Lebens auf Wanderschaft und wie sich dadurch auch die persönlichen Werte und Einstellungen verändern.“ - Wochenspiegel Lübeck
Wandern. Radeln. Paddeln. — Inhalt
Das Abenteuer beginnt vor unserer Haustür
2007 hat Christine Thürmer alles aufgegeben, um in der Natur unterwegs zu sein. Seitdem legte sie wandernd, radelnd und paddelnd über 70.000 Kilometer zurück. In den USA hat alles begonnen, doch auch in Europa gibt es fantastische Outdoor-Möglichkeiten. Packend schildert Christine Thürmer drei dieser großen Touren: zu Fuß von Koblenz am Rhein nach Tarifa; mit dem Rad die Ostseeküste entlang; und mit dem Kajak quer durch Schweden. Sie erzählt von spannenden Begegnungen, von den Herausforderungen des Lebens auf Wanderschaft und wie sich unterwegs die persönlichen Werte verändern. Ein mitreißender Bericht, der Lust macht aufzubrechen.
Leseprobe zu „Wandern. Radeln. Paddeln.“
25. August 2013
Berlin, Deutschland
Rumms! – mit einem dumpfen Knall kippt der Packsack mit meinem 23 Kilogramm schweren Faltboot von einer Umzugskiste. Dadurch kommen die darauf gelagerten Beutel mit den Schlafsäcken ins Rutschen und fallen mir direkt vor die Füße. Genervt richte ich mich auf und strecke meinen schmerzenden Rücken durch. Seit fünf Minuten schon wühle ich in einem Karton und suche die Nummer 315, einen Gaskartuschenadapter.
Ich befinde mich in einem großen Mietlager in Berlin vor meiner Box. Auf gerade mal drei Quadratmetern bewahre ich [...]
25. August 2013
Berlin, Deutschland
Rumms! – mit einem dumpfen Knall kippt der Packsack mit meinem 23 Kilogramm schweren Faltboot von einer Umzugskiste. Dadurch kommen die darauf gelagerten Beutel mit den Schlafsäcken ins Rutschen und fallen mir direkt vor die Füße. Genervt richte ich mich auf und strecke meinen schmerzenden Rücken durch. Seit fünf Minuten schon wühle ich in einem Karton und suche die Nummer 315, einen Gaskartuschenadapter.
Ich befinde mich in einem großen Mietlager in Berlin vor meiner Box. Auf gerade mal drei Quadratmetern bewahre ich hier all meine weltlichen Besitztümer auf, denn eine eigene Wohnung habe ich schon lange nicht mehr. Technisch gesehen bin ich obdachlos. Doch ich sage immer: „Ich lebe im Zelt.“ Denn ich bin Langstreckenwanderin und fast das ganze Jahr über draußen unterwegs. Meist zu Fuß, manchmal aber auch mit dem Fahrrad oder meinem Kajak. Vor zwei Tagen erst bin ich von einer Radtour durch Skandinavien zurückgekommen, und übermorgen breche ich schon wieder auf zu einer Wanderung durch Südeuropa. Also ist jetzt fliegender Ausrüstungswechsel angesagt, da ich dem Freund, auf dessen Wohnzimmercouch ich derzeit nächtige, nicht länger als nötig zur Last fallen möchte. Fahrrad und Packtaschen der letzten Tour also wieder hinein in die Lagerbox, Rucksack und Trekkingstöcke für die anstehende Wanderung heraus. Ganz bewusst wechsle ich bei meinen Touren immer zwischen Wandern, Radeln und Paddeln ab, um körperlichen Verschleißerscheinungen vorzubeugen. Nur die Freude am Draußensein, die nutzt sich bei mir nie ab.
Die meisten Dinge aus meinem früheren Leben – Möbel, Kleidung und Bücher – habe ich schon vor Jahren verkauft oder verschenkt. In meiner Lagerbox befinden sich kaum noch alltägliche Sachen, dafür umso mehr Outdoorequipment. Ich besitze zwar weder ein Auto noch ein Bett, dafür aber neben einem Faltkajak und einem Tourenrad acht Schlafsäcke, sechs Isomatten, fünf Zelte und unzählige weitere kleine Ausrüstungsgegenstände. Genauer gesagt sind es 506, denn in meinem Lager sind alle Sachen mit Aufklebern durchnummeriert und nach Themenkreisen sortiert.
Ich werfe die Schlafsäcke mit den Nummern 41 bis 48 zurück an ihren Platz und wühle erneut in der Kiste mit dem 300er-Nummernkreis „Kochen“. Endlich finde ich den Gaskartuschenadapter in einer Sammeltüte neben einem Satz Titanbesteck und einem halben Dutzend Minifeuerzeugen. Erleichtert atme ich auf und schaue auf die Excel-Tabelle auf meinem Smartphone, in der all meine Ausrüstungsgegenstände mit Nummer, Gewicht und Beschreibung aufgelistet sind. Diese akribische Lagerhaltung ist ein Relikt aus meinem früheren Leben als Geschäftsführerin, hat sich aber auch in meiner neuen „Outdoorkarriere“ bewährt, seit ich meinen Job vor einigen Jahren endgültig an den Nagel gehängt habe. Denn mit dieser Liste kann ich entspannt am Computer „vorpacken“ und die Ausrüstung dann schnell in einer einmaligen Aktion aus meinem Lager holen.
Die 315 war der letzte Gegenstand auf meiner Packliste. Ich wuchte den Sack mit meinem Faltboot wieder an seinen Platz, staple die Kisten zurück in das Abteil und quetsche anschließend mein Fahrrad in eine Lücke zwischen den Kartonreihen. Zum Schluss werfe ich noch die drei Aufbewahrungsbeutel mit den verbleibenden sieben Schlafsäcken obendrauf. Doch bevor ich die dünne Metalltür mit einem Vorhängeschloss verschließe, halte ich noch einmal inne und blicke in die bis in den letzten Winkel gefüllte Lagerbox.
„Tschüss!“, sage ich leise zum Abschied und streichle über den Lenker meines Fahrrads. Wenn ich unterwegs bin, wird mein Transportmittel wie zu einem neuen Körperteil. Manchmal rede ich sogar mit ihm – so wie jetzt. Fünf Monate werde ich nun zu Fuß unterwegs sein, doch danach geht es vier Monate zum Radeln und zwei Monate zum Paddeln.
„Keine Sorge, bald sind wir wieder unterwegs“, flüstere ich daher sentimental. Da sehe ich aus den Augenwinkeln, wie einer der drei Beutel mit den Schlafsäcken schon wieder ins Rutschen kommt und auf mich zugleitet. Schnell werfe ich die Tür hinter mir zu und schließe ab.
27. August 2013
Bad Hönningen am Rhein, Deutschland
„Meine Güte, wie viele Kilometer bist du mittlerweile schon gewandert?“, fragt mein Outdoorfreund Werner leicht genervt und stellt energisch sein Glas auf dem weißen Küchentisch ab.
„Äh, fast 30 000 Kilometer“, antworte ich nach kurzem Überlegen und blicke erstaunt von meinem Abendessen hoch. „Aber …“
„Und seit wie vielen Jahren ziehst du nun bereits eine Tour nach der anderen durch?“, unterbricht Werner mich sofort und spießt ein Stück Hühnerbrust mit seiner Gabel auf.
„Hm, sieben Jahre“, stammle ich verwirrt und lege mein Besteck neben dem Teller ab. „Wozu willst du …“
„Und warum stellst du dich dann am Anfang einer Tour immer noch an wie der erste Mensch?“, fällt Werner mir triumphierend ins Wort und steckt sich genüsslich den Bissen Fleisch in den Mund.
„Ich stelle mich nicht an wie der erste Mensch“, protestiere ich entrüstet und schiebe meinen halb leeren Teller von mir weg.
„Ach nein“, stellt Werner grinsend mit ironischem Unterton fest. „Und warum jammerst du dann in einer Tour rum, seit du heute Mittag hier angekommen bist?“
„Ich jammere überhaupt nicht rum!“, widerspreche ich und will das gleich noch weiter ausführen. „Aber ich habe nun mal …“
„Ich weiß“, unterbricht mein Gastgeber mich schon wieder und zählt kauend meine zahlreichen Wehwehchen auf: „Du hast Kopfschmerzen, einen verspannten Nacken, dein Knie tut dir weh, und überhaupt bist du gänzlich unfit und unvorbereitet. Du erzählst seit Stunden nichts anderes.“
Sprachlos sehe ich meinen Wanderfreund an – dann brechen wir beide in schallendes Gelächter aus.
„Du hast ja recht“, gebe ich zu und werde sogar leicht rot dabei, weil mir gerade vor Werner meine hypochondrischen Züge nun doch etwas peinlich sind. Denn der hat eine Krankengeschichte ganz anderen Kalibers vorzuweisen: Mit seinen 56 Jahren hat er bereits zwei Herzinfarkte, einen Schlaganfall und eine Bypassoperation hinter sich. Die Herzprobleme halten den drahtigen und energiegeladenen Mann aber keineswegs vom Wandern ab. Um die 20 000 Kilometer ist er durch Europa gelaufen, meist auf Pilgerwegen. Nur zeltet er im Gegensatz zu mir nicht wild im Wald, sondern übernachtet ausschließlich auf Campingplätzen und in Pilgerherbergen.
„Mensch, Christine“, sagt Werner nun schon mitfühlender und wischt sich den Mund mit einer Serviette ab. „Du bist einer der erfahrensten Langstreckenwanderer weltweit. Du bist Tausende von Kilometern in den USA, Australien und Europa gelaufen. Und daher weißt du doch genauso gut wie ich, dass es sich bei deinen Beschwerden nur um eine ›Prä-Trip-Depression‹ handelt. Sobald du morgen die ersten Schritte gemacht hast, werden alle Schmerzen wie weggeblasen sein.“
Ich lächle betreten und spiele verlegen mit der Gabel. „Es ist vor jedem Trip das Gleiche – egal, wie oft ich nun schon aufgebrochen bin. Ich bin nervös, und mir ist schlecht.“ Als Werner mir aufmunternd zunickt, fahre ich einsichtig fort: „Dabei weiß ich doch, dass letztendlich immer alles gut wird …“
Seufzend schließe ich die Augen und denke an die vor mir liegende Tour: Ich will vom Rhein aus zum südlichsten Punkt des europäischen Festlands laufen. Das sind fast 4000 Kilometer durch Deutschland, ganz Frankreich und Spanien. Doch die besondere Schwierigkeit dieser Wanderung liegt nicht in der Länge der Strecke oder der Routenführung, sondern in der Jahreszeit: Ich werde den Herbst und fast den kompletten Winter über unterwegs sein. Bei der Planung der Tour hatte ich mich riesig darauf gefreut, die kalten Monate im warmen Süden zu verbringen. Aber jetzt sehe ich vor meinem geistigen Auge statt sonniger Wandertage nur die eisigen, langen Nächte im Zelt. Sofort wird mir wieder flau im Magen.
Da reißt Werner mich aus meinen trüben Gedanken: „Du hast doch eine tolle Tour vor dir!“
„Na, dass du sie toll findest, ist doch klar, schließlich stammt die Idee ja von dir“, schnaube ich wenig überzeugt, doch mein Wanderfreund grinst mich nur spitzbübisch an.
Erst vor zwei Jahren haben wir uns online in einem Outdoorforum und etwas später auch persönlich kennengelernt. Der Rheinländer, der die meisten seiner Wanderkilometer in Spanien und Portugal zurückgelegt hat, wurde schnell zu einem wertvollen Ratgeber in Sachen Südeuropa für mich. Als ich vor einem Jahr nach Tourenideen für den Winter suchte, schlug er vor, zum südlichsten Punkt Europas zu wandern: nach Tarifa. Damals hatte ich zunächst an seinen Geografiekenntnissen gezweifelt, denn den südlichsten Punkt Europas hatte ich in Sizilien vermutet. Eine kurze Recherche im Internet belehrte mich jedoch eines Besseren: Tarifa am südlichsten Zipfel Spaniens ist in der Tat auch der südlichste Punkt auf dem europäischen Festland. Ich war sofort Feuer und Flamme für diese Idee – und da sie von Werner stammte, wollte ich meine Wanderung auch gleich bei ihm am Rhein beginnen. Genauer gesagt am Deutschen Eck in Koblenz, weil mir dieses Denkmal als passender Startpunkt für eine europäische Wanderung erschien. Und so sitze ich nun in Werners blitzblanker Küche und verzehre die letzten Reste einer ausgezeichneten Hühnerbrust mit Paprikasoße, die mir im Moment jedoch eher wie eine Henkersmahlzeit vorkommt. Denn morgen soll ich schon loswandern. Der Gedanke lässt mich wieder aufstöhnen.
„Komm, ich mache dir eine Wärmflasche für deinen verspannten Nacken“, meint Werner nun lachend und steht auf, um den Tisch abzuräumen.
„Ob das was hilft?“, frage ich verzagt und stelle die benutzten Teller zusammen. Doch mein Wanderfreund ignoriert den Rest des Abends all mein wehleidiges Jammern und schickt mich einfach früh ins Bett.
„Die Autorin erzählt sehr ehrlich von den täglichen Herausforderungen ihres ungewöhnlichen Lebensstils in der wilden Natur.“
„Ihre nur von kurzen Stopps im Berliner Materiallager unterbrochenen Streifzüge schildert Thürmer in einer klaren, anschaulichen Sprache: frei von Survival-Kitsch, aber reich an Beobachtungen, die man in keiner Online-Bildstrecke findet.“
„Ein kurzweiliger Bericht, der Lust macht aufzubrechen.“
„Lesenswertes Abenteuer“
„Ein Buch, das Mut macht und Fernweh erzeugt – gerade auch, weil Christine Thürmer sich als untrainierte Anfängerin in ihr neues Leben gestürzt hat.“
„Mein Jahreshighlight 2.0. Wieder schafft es Christine Thürmer mich mit ihren Geschichten rund ums Outdoorleben restlos zu begeistern. Mehr davon!“
„Ein mitreißender Bericht, der Lust macht, sofort aufzubrechen.“
„Ein unterhaltsamer und immer wieder erheiternder Reisebericht, der zeigt, was möglich ist, wenn man nur den Mut aufbringt, aufzubrechen und sich ins große oder auch kleine Abenteuer zu stürzen.“
„Ein Buch, das Lust weckt, sich auf den Weg zu machen, und wertvolle Praxis-Tipps liefert für alle, die gerne draußen unterwegs sind.“
„Ein Buch, das Lust macht, es ihr gleich zu tun: Raus aus dem Trott, rein in die Natur.“
„All-inclusive: grandiose Naturerlebnisse, spannende Begegnungen und viele Herausforderungen.“
„Sie erzählt von spannenden Begegnungen und einzigartiger Natur, von den Herausforderungen des Lebens auf Wanderschaft und wie sich dadurch auch die persönlichen Werte und Einstellungen verändern.“
„(Sie) hat das Unterwegssein zu ihrem Lebensinhalt gemacht. (...) und wer ihre ehrlichen Berichte mit Hoch- und Tiefpunkten liest, wird das verstehen.“
„Fans von Abenteuern und Reisen kommen in ›Wandern. Radeln. Paddeln.‹ von Christine Thürmer auf ihre Kosten.“
„Ein herzerfrischendes Sachbuch übers Wandern als Frau im Alleingang. Christine Thürmers Erfahrungen wecken bei der Lektüre die Sehnsucht, frei in die Welt hinauszugehen, Abenteuer zu erleben und dabei einfach glücklich zu sein.“
„Beim Lesen bekommt man Lust auf das große Abenteuer. Strapaziös sind ihre Entdeckungstouren allemal, aber vor allem lohnenswert. Auch für den Leser.“
„Ein herzerfrischendes Sachbuch übers Wandern als Frau im Alleingang.“
„Ein mitreißender Bericht, der Lust macht aufzubrechen!“
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