Weitlings Sommerfrische Weitlings Sommerfrische - eBook-Ausgabe
Roman
„Schön und mit philosophischem Tiefsinn erzählt.“ - Fuldaer Zeitung
Weitlings Sommerfrische — Inhalt
Als der angesehene Richter Wilhelm Weitling in einem Chiemseesturm mit seinem Segelboot kentert, kommt er gerade so mit dem Leben davon. Doch das Unglück versetzt ihn zurück in die eigene Jugend. Für den verblüfften Weitling wird dieses Abenteuer zur philosophischen Zeitreise – und hat unerwartete Auswirkungen auf seinen scheinbar vorgezeichneten Lebenslauf.
Leseprobe zu „Weitlings Sommerfrische“
Meinem lieben und verehrten Kollegen
Horst Mönnich
Erstes Kapitel
Das Schiff
„Sicher ist, dass ich im Leben ein paar grundlegende Dinge nie begriffen habe, und ich weiß nicht einmal, welche.“
Nachts hatte Weitling diese Bemerkung auf einen Zettel geschrieben, noch halb im Schlaf, aber euphorisch, durchdrungen von einer grundlegenden Erkenntnis. Jetzt, auf der Terrasse am hellen Tage, las er die Zeilen wieder, sie kamen ihm etwas depressiv vor, allerdings nicht falsch. Es klang wie der Beginn von Selbsterkenntnis und Besserung. Nun liebte er am hellen Tage [...]
Meinem lieben und verehrten Kollegen
Horst Mönnich
Erstes Kapitel
Das Schiff
„Sicher ist, dass ich im Leben ein paar grundlegende Dinge nie begriffen habe, und ich weiß nicht einmal, welche.“
Nachts hatte Weitling diese Bemerkung auf einen Zettel geschrieben, noch halb im Schlaf, aber euphorisch, durchdrungen von einer grundlegenden Erkenntnis. Jetzt, auf der Terrasse am hellen Tage, las er die Zeilen wieder, sie kamen ihm etwas depressiv vor, allerdings nicht falsch. Es klang wie der Beginn von Selbsterkenntnis und Besserung. Nun liebte er am hellen Tage Sätze nicht, in denen zwar etwas steckte, aber nicht herauskam. Er war unschlüssig, wollte den Zettel weder aufheben noch wegwerfen. Neben seinem rechten Fuß war eine Bodenfliese locker. Er hob sie an, schob den Zettel darunter und murmelte: „Wiedervorlage!“
Der Ostwind hatte aufgebrist. Sollte er das Boot klarmachen? Richter a. D. Wilhelm Weitling blinzelte in die Nachmittagssonne über dem Chiemsee: Ja, das war kein schlechter Tag dafür.
In der Regel fand er das Segeln ein bisschen langweilig. Es diente hauptsächlich als Beweis dafür, dass ein Boot in Ordnung und dicht war, dass das Tuch richtig stand, die Blöcke nicht eingerostet waren und das Tauwerk hielt, was es sollte. Das ließ sich innerhalb einer Viertelstunde feststellen, und dann? Dann verging Zeit, viel Zeit. Im Übrigen verursachte die Segelei Rückenschmerzen, Schulterschmerzen, Sonnenbrand und so etwas wie Melancholie, wenn der Wind einschlief. Freude machte hingegen die Pflege eines Bootes, all das Spachteln und Lackieren, Prüfen und Schrauben, das Voraussehen von Schäden und Gefahren. Kein Wunder, dass die Eigner mehr Zeit unter ihren Booten verbrachten als in ihnen und auf dem Wasser. Ihre Klage, sie kämen vor lauter Instandhaltung nicht zum Segeln, war ein wichtiger Teil des Genusses.
Eine ungetrübte Freude war auch das Arbeiten an der Bootshütte, in deren Dunkel das Boot vor Sturm und Hagel, Eis und Schnee sicher liegen sollte. Gewiss, das Grobziel von alledem hieß „Segeln“. Aber welchem Zweck diente es, wohin segelte man? Am Strandbad vorbei, einmal hin und her mit halbem Wind, wobei man eifrig schaute, ob jemand schaute. Zum Segelhafen nach Seebruck, weil da so viele andere Boote unterwegs waren. Ab und zu ein Geschwindigkeitsvergleich mit anderen Booten hart am Wind, aber wozu? Um es einem der bauchigen Jollenkreuzer zu zeigen? Ein langes, schlankes Boot war nun einmal schneller als so eine schwimmende Plastiklaube, das wusste man vorher. Oder man fuhr zur Fraueninsel, um dort deutlich teurer zu essen als daheim. Auf dem Rückweg dann die erwähnte Flaute, und eigentlich musste man auf die Toilette. So ketzerisch dachte Wilhelm Weitling längst über das Segeln und entschied sich gewöhnlich dagegen.
Aber er wollte sich auch nichts vormachen: Er hatte von seiner körperlichen Behendigkeit in Jahren und Jahrzehnten einiges eingebüßt, war schwerer geworden, in den Gelenken eingerostet, der Rücken tat ihm schon ohne Segeln weh. Zudem stand er nicht mehr so sicher auf den Füßen wie als Junge. Das Segeln konnte zur Strapaze werden, auch wenn sein Kopf immer noch genau wusste, wie mit Wind und Neigung umzugehen war. Es war wie beim Radfahren: Man verlernt es nie, muss freilich noch aufsteigen, die Pedale treten und die Lenkstange führen können.
Ihm war vor dem Segeln, besonders dem Alleinsegeln, zunächst bange gewesen, darum hatte er es bis in den Hochsommer hinausgezögert. Immer hatte er noch etwas entdeckt, was an der Bootshütte oder am Boot zu basteln war, was gekauft und eingebaut werden musste. Beim Umgang mit Seilwinden, Beschlägen, Schrauben, Brettern, mit Pinsel und Farbe konnte ihm nichts Schlimmes passieren. Außer wenn er das alles ohne einen Willen zum Abschluss immer weiter betrieb, dann allerdings drohte Verblödung. Das hatte er ins Auge gefasst und das Boot schließlich doch einige Male gesegelt.
Das Ferienhaus, das er jetzt Sommer für Sommer mietete, hatte einst seinen Großeltern und Eltern gehört, er war darin aufgewachsen. Vater Weitling hatte es nach dem Tod seiner Frau einem von Wilhelms Volksschulfreunden verkauft, um ins Tessin zu ziehen. Das Haus stand hoch über dem Ostufer des Chiemsees, näher an Stöttham als an Chieming, hinter Bäumen verborgen und vom Fußweg am hohen Ufer im Sommer kaum zu sehen. Die Zufahrt mit dem Auto war nur über eine kleine Birkenallee von der östlich liegenden Landstraße her möglich. Man sah aus den Fenstern hauptsächlich Wald und Sträucher nach Westen wie nach Osten, einzig auf der Dachterrasse konnte man ungehindert westwärts auf den mächtigen See schauen.
Von außen sah das Haus immer noch so aus wie in Weitlings Kindheit. Und im Inneren waren zumindest die Dauergäste die gleichen geblieben: Im Winter bauten Mäuse ihre Nester im Sofa oder hinter der Spülmaschine, weil die elektrischen Frostwächter auch bei Eiseskälte ihr Überleben sicherten, im Frühjahr bekamen die Jungameisen Flügel und strebten unbeholfen durch das ganze Haus nach oben, im Sommer spannten eigensinnige Kreuzspinnen ihre Netze in jeden Türrahmen, im Spätherbst krabbelten überall verendende Wespen. Dazu im Garten eine muntere Population von Maulwürfen, Igeln, Mardern, Eichhörnchen, Katzen aus dem Dorf, Schnecken zuhauf. Krähenschwärme misstönten schon am frühen Morgen.
Hellhörig war das Haus wie eine Fregatte bei Flaute, und im Sturm ächzte und knarrte es zum Gotterbarmen. Feuchtigkeit war oft dort anzutreffen, wo sie nicht hingehörte, fehlte aber manchmal dort, wo man auf sie hoffte, die Wasserpumpe arbeitete unzuverlässig. Für einen Menschen, der naturnah leben wollte, war das Anwesen das reinste Paradies.
Was Weitling vermisste, waren die unendlich vielen Bücher, die in seiner Jugend die Wände gefüllt hatten. Fast jeden Tag stutzte er, weil er Meyers Konversationslexikon aus dem Jahre 1904 nicht mehr dort sah, wo es jahrzehntelang gestanden hatte. Und wie gern hätte er noch einmal in den Kinderbüchern gelesen: in den Oberheudorfer Buben- und Mädel-Geschichten, in Else Urys Nesthäkchen oder auch nur in dem Ermutigungsbuch, das er als ehrgeiziger Sechzehnjähriger studiert hatte, als wäre es der Katechismus, Fritz Pachtners Richtig denken – Richtig arbeiten. Die Wörter „denken“ und „arbeiten“ waren auf dem Umschlag unscheinbar klein und schwarz geschrieben, das zweifache „Richtig“ hingegen leuchtete rot in Schreibschrift, wie von einem Lehrer am Rand einer guten Arbeit hinterlassen, weshalb Vater das Werk mit mildem Spott als das „Richtig-Richtig-Buch“ bezeichnet hatte. Enthielt es Nützliches? Weitling erinnerte sich noch, dass es ein Kapitel „Aufgeben – nie!“ gegeben hatte, ferner die Empfehlung, eine „Wissenskartei“ anzulegen, damit man auf jedem Gebiet irgendwelche Details wusste und „mitreden“ konnte. Natürlich hatte Willy eine solche Sammlung begonnen und für die zu erwartenden Informationen Kuverts beschriftet: „China und sonstige Ostblockstaaten, außer Sowjetunion“, „Technische Hilfsmittel, Apparaturen usw.“ und „Laufbahn, eig. Zukunft“. Teil dieses Wissensvorrats war auch das Kuvert „Glaube usw“.
Aber nicht nur die Bücher seiner Jugend vermisste er, auch die Möbel, vor allem das erste und einzige, das ihm allein gehört hatte: ein Schränkchen, eigentlich nur eine Holzkiste mit Klapptür und zwei Schubladen, es war sein erster Schreibtisch, obwohl er noch kaum schreiben konnte.
Die Putzfrau, eine Frau Klähr, legte beim Saubermachen alle möglichen Gegenstände auf dieses Willy gehörende Möbel, Hefte, Schuhe, Nachttopf, und ließ dann alles dort. Wütend hatte er einen Bleistift in die Hand, nein, in die Faust genommen und in die Oberfläche des Kistchens gekratzt: „BITTE NICHZ HINLEGEN!!! FERST“. Aus Ferst hatte „ferstanden?“ werden sollen, aber sein Zorn auf Frau Klähr hatte die Buchstaben zu groß werden lassen, das „anden“ musste entfallen. Die Putzfrau häufte weiterhin alles auf Willys Schreibkiste, von „ferst“ konnte keine Rede sein. Gäbe es das Ding noch, dachte Weitling, ich würde es als Talisman aufbewahren wie Citizen Kane den Schlitten „Rosebud“. Es wäre ideal gewesen, um das Faxgerät draufzustellen.
Schade auch, dass es den Treppenläufer nicht mehr gab, der mit runden Holzstäben in den Stufenwinkeln fixiert war. Nahm man diese Stäbe heraus, hatte man wunderbare Degen, um mit Freunden aus dem Dorf „Drei Musketiere“ zu spielen. Einmal fochten sechs Buben im Garten, drei Stötthamer gegen drei Chieminger Musketiere. Der nichts ahnende Vater aber rutschte auf dem losen Läufer aus und setzte sich schmerzhaft auf den Steiß.
Weitling hatte zwei direkte Nachbarn: Siebzig Meter nördlich stand am höchsten Punkt des Uferwegs eine kleine Villa und südlich, deutlich unterhalb des Weitling-Hauses in einer kleinen Lichtung, das Holzhäuschen einer Försterswitwe, auch sie längst tot. Als Junge hatte er ihr den Namen „Dommelfey“ gegeben, nach der Kräuterfrau in Waldemar Bonsels’ Mario und die Tiere. Wer jetzt in diesen Häusern wohnte, wusste er nicht, vielleicht waren es ebenfalls Feriengäste.
Es war ihm gelungen, die alte Bootshütte unterhalb des Anwesens zu kaufen, die bisher nie zum Haus gehört hatte. Als Halbwüchsiger war er von den Besitzern verscheucht worden, wenn er sich nach dem Baden auf ihrem Dach sonnen wollte. Dass sie ihm jetzt gehörte, bestärkte ihn in dem Gefühl, im Leben doch das eine oder andere erreicht zu haben, außerdem war es ausgleichende Gerechtigkeit. Und weil eine Bootshütte nicht nur Badehütte sein soll, hatte er sich dann auch ein Boot zugelegt, eigentlich einen Kahn mit Segel, genannt Plätte, Chiemseeplätte.
Als Junge hatte er so ein Boot gesegelt, man konnte Plätten in den Fünfzigerjahren mieten, tausend Meter weiter südlich in Chieming bei Franz Peteranderl, dem „Wegmacher-Franz“. Weil dessen Familie es generationenlang übernommen hatte, in der Gemeinde Wege auszubessern, hieß der Hof „beim Wegmacher“ und die Mole, an der die Boote festmachten, der Wegmacherzipf.
In Bayern hieß alles, was aus Kies bestand und in einen See ragte, ein „Zipf“. Diesen hier gab es nur, weil der Bootsverleiher jahrelang Steine zusammengetragen und aufgeschichtet hatte. Wenn Kinder solche Steine ins Wasser warfen, weil sie schöner plumpsten als die kleineren, fuhr er fuchsteufelswild aus seiner Hütte und verjagte sie mit Beschimpfungen und Drohungen. Das war verständlich: Er musste Woche für Woche die hohen Gummistiefel anziehen und die Steine mit der Mistgabel wieder an ihren Ort bringen, damit es weiter eine Mole gab.
Franz, der seit einem Motorradunfall ein krummes Bein hatte, saß die meiste Zeit am Fenster und prüfte mit dem Glas, wie es den verliehenen Booten draußen auf dem See ging oder, wie er sie nannte, den Schiffen. Das bäuerliche Bairisch kennt keine Boote, und dem Wegmacher Franz zu Ehren nannte auch Richter Weitling sein Boot in der Regel „mein Schiff“. Als Junge hatte er es damals geschafft, beim Wegmacher kostenlos segeln zu dürfen. Mehr noch: Gegen einen Stundenlohn von 1,50 DM fuhr er Sommergäste spazieren, es war sein erstes selbstverdientes Geld. Damals hatten sogar Flauten ihr Gutes.
Und jetzt? Meist entschied er sich auch an sonnigen Tagen schon beim Frühstück dafür, heute lieber Sinnvolleres zu tun als zu segeln, etwa an einem Rechtsgutachten zu arbeiten oder zum hundertsten Mal sein Manuskript durchzusehen. An diesem Buch schrieb er seit Jahren, es hatte den Arbeitstitel „Ursprung und Zukunft des Rechtsempfindens“ und sollte seine philosophischen und religiösen Gedankengänge mit den Erfahrungen als Jurist verbinden. Ja, religiös, Weitling bezeichnete sich als gläubigen Menschen.
Wilhelm Weitling, Richter a. D., Hauptadresse in Berlin-Charlottenburg, war seit Jahrzehnten verheiratet, allerdings kinderlos. Seine Frau betrieb einen kleinen Laden für Geschenkkartons im Bezirk Prenzlauer Berg und hatte einen großen Freundeskreis. Weitling selbst kannte man außerhalb von Berliner Juristen- und Polizeikreisen und Strafanstalten so gut wie nicht. Nannte er seinen vollen Namen, dann fiel dem Gegenüber meist ein Frühkommunist ein: Wilhelm Weitling, Schneidergeselle und eigensinniger Gegner von Karl Marx. Dann musste er antworten: „Kompliment, Sie wissen ja gut Bescheid!“
Gewiss gab es in der Welt viele Weitlings, unter ihnen auch manchen Wilhelm. Dass er, der Richter Weitling, diesen Vornamen erhalten hatte, hing aber mit der historischen Gestalt direkt zusammen. Sein Vater, der Schriftsteller Hansjörg Weitling, hatte Sympathien für Utopisten, außerdem hasste er sowohl das Hitler-Regime als auch sein eigenes konservatives Elternhaus. So lag es für ihn nahe, seinen 1942 geborenen Sohn wie jenen Mann heißen zu lassen, den Rosa Luxemburg den „genialen Schneider“ genannt hatte. Mochte man eine subversive Absicht vermuten, beweisen ließ sie sich nicht. Niemand konnte etwas gegen einen Wilhelm einwenden, der wilhelminische Großvater schon gar nicht.
Den angehenden Juristen brachte das später immerhin dazu, Schriften des zornigen Schneiders zu lesen, etwa Die Menschheit, wie sie ist und wie sie sein sollte, das Manifest des Bundes der Gerechten, der ersten kommunistischen Organisation. Die Lektüre war auch Gegenwehr: Sein Name sorgte in den Jahren ab 1968 für manche Spötteleien, da war es ratsam, über diesen frühen Propheten etwas zu wissen.
Sein eigenes Buch wollte er vielleicht „spes divina“ nennen, „Göttliche Hoffnung“. Er wusste allerdings schon, dass Verlagslektoren lateinische Titel nicht schätzten. Er fand den Titel treffend – Recht und Hoffnung gehörten zusammen wie Rechtlosigkeit und Hoffnungslosigkeit, und noch eins: Man konnte „spes divina“ auch als „Hoffnung Gottes“ lesen, als das, was sich Gott von den Menschen erhoffte. Möglich schien ihm auch der Titel „Besserung“, aber vielleicht erwarteten die Leute dann Gesundheitstipps.
Die Aussicht, irgendwann mit seinen Gedanken und Appellen Anerkennung zu finden, gab Weitling ein behagliches Gefühl der Vorfreude. Zwar musste er nicht unbedingt auf seine alten Tage prominent werden, aber wenn irgendwann einmal jemand bei seinem Namen nicht mehr von dem Schneidermeister anfing, sondern ausrief: „Sie sind doch der mit dem Rechtsempfinden!“ oder „Weitling, natürlich – die göttliche Hoffnung!“, dann sollte ihm das recht sein.
An diesem Septembernachmittag hätte Weitling auf seiner Dachterrasse sitzen bleiben und weiterarbeiten können, alles sprach dafür.
Zwischen Kaffeekanne und Kuchenteller lag, was er heute geschrieben oder, besser, was er gekürzt hatte. Zwar war sein Buch so gut wie fertig, es enthielt alles, was er mitteilen wollte. Jetzt wurde aber deutlich, dass es Überflüssiges enthielt, das zu streichen war. Andererseits musste er das Buch allmählich auf den Weg bringen, statt immer noch etwas zu verbessern. Er fürchtete sich etwas vor den Absagen. In keinem Verlag löst das unaufgefordert eingesandte Manuskript eines unbekannten pensionierten Beamten Begeisterung aus, das war ihm klar. Heute hatte er den Lebenslauf verfasst, den er beilegen wollte:
„Dr. iur. Wilhelm Weitling, 1942 in Berlin geboren und am Chiemsee aufgewachsen, studierte nach der Bundeswehrzeit Jura in München und Berlin. Er wurde promoviert mit der Dissertation ›Gemeines Recht gegen Gewohnheitsrecht. Zur Rechtsprechung des Reichskammergerichts von 1495 bis 1806‹. Er war in Berlin einige Jahre Staatsanwalt, dann Richter am Berliner Landgericht, 2007 ging er in den Ruhestand. Weitling ist verheiratet und lebt mit seiner Frau in Berlin und am Chiemsee.“
Nein, dachte Weitling, diesen Lebenslauf doch lieber weglassen. Wer wollte danach noch ins Manuskript schauen? Reichskammergericht, wer wollte das wissen! Gab es gar nichts Persönliches, Farbiges? „Begeisterter Segler“ oder so? War allerdings gelogen. Vielleicht erwähnte er doch seinen Vater, den Schriftsteller. Vom Sohn eines nach wie vor beliebten Autors konnte man annehmen, dass er sich verständlich ausdrückte.
Drei Uhr. Es war ja doch schon etwas zu spät zum Segeln.
Er füllte die Tasse und wandte sich der Kreiszeitung zu. In ihr kamen Chieming oder gar Stöttham nur selten vor. Vielleicht war das ja ein gutes Zeichen: In Chieming passierte nichts. Andere Möglichkeit: In Chieming passierte jeden Tag so viel, dass die Zeitung es aufgegeben hatte, darüber zu berichten. Das Blatt wurde ihm zu früher Stunde in die Blechröhre am Osttor gesteckt. Nur der Zeitungszusteller wusste wohl überhaupt, wie das Haus zu finden war, schon Paketboten scheiterten. Sollte er hier je den Notarzt brauchen, fürchtete er das Schlimmste.
Auf dem Titelblatt der Zeitung war eine afghanische Soldatin zu sehen, im Offiziersrang vermutlich, eine reife Schönheit mit exakt gemalten Lippen, stark nachgezeichneten Augenbrauen, reichlich Gesichtspuder und Wimperntusche. Unter der majestätisch hohen grün-schwarzen Schirmmütze mit Goldverzierung und Hoheitszeichen trug sie ein Kopftuch, das Haar und Ohren bedeckte. Überschrift: „Weibliche Offiziere in Afghanistan“. Die Lokalnachrichten waren sparsam wie immer: Traunstein fühlte sich fit für die Zukunft, Ruhpolding beging den Tag der offenen Stalltür. Ein ruhiges Land.
Das Wetter an diesem Freitag lockte ihn nun doch, schon wegen des Ostwinds. Bei Westwind war das Ablegen ohne Bootssteg, gegen die Wellen, einigermaßen anstrengend, bei Ostwind hingegen brauchte man das Schiffchen nur aus der Uferflaute hinaustreiben zu lassen, bis der Wind das Segel voll erfasste. Für Weitling war heute der letzte Tag, den er allein verbrachte. Morgen würde Astrid ankommen und ihm viel aus Berlin erzählen wollen. Wenn also segeln, dann heute! Aber erst wollte er noch rasch lesen, wofür er die Zeitung abonniert hatte: die Todesanzeigen.
Er war so lange in Berlin gewesen, dass er im Chiemgau mehr Tote als Lebendige kannte. Letzten Sonntag hatte er nach dem Gottesdienst auf beiden Chieminger Friedhöfen murmelnd die Grabtafeln studiert: „Aha, die also auch schon“ und: „Was, der war doch noch vor einem Jahr ganz gesund!“ Aus der Zeitung wusste er, dass von seinen Traunsteiner Lehrern jetzt auch die starben, die zäh am Leben festgehalten hatten: vor zwei Jahren Georg Rohleder, ein leidenschaftlicher, löwenhafter Latein- und Deutschlehrer, im Frühjahr der verspielte und geduldige Musiker Kagerer, im Sommer Hans Thußbas, ein ruhiger Mann mit höflichem Herzen, Lehrer für Latein und Französisch. Vor Wochen hatte man Martin Schlachtbauer beerdigt, einen Mann von stoischer Ruhe und augurenhafter Heiterkeit. Schlachtbauer lehrte Latein, Griechisch und Geschichte. Er pflegte in einem Satz bis zu dreimal das Wort „hierbei“ unterzubringen, wenn er über seine Formulierungen noch einmal nachdenken wollte. In Geschichte hielt er einen gusseisernen Frontalunterricht, der bestand aber aus guten, grundgescheiten Vorträgen.
Über Karl-Heinz Neukamm – Religion – hatte er kürzlich etwas gelesen, aber keine Todesanzeige. Der war jünger gewesen als alle anderen im Kollegium, ein schmaler Vikar, jedoch massiv in der Empörung. Evangelische Theologen wollten oft Luther nacheifern, mindestens im Zorn. Jung-Weitling, Willy genannt, hatte vor der Religionsstunde eine Stinkbombe unter die Fußmatte am Pult gelegt, ein Glaszwiebelchen mit gelber Flüssigkeit. Er wollte denjenigen Religionslehrer ärgern, der die Klasse normalerweise unterrichtete, den, der öfters in den Pausen zu ihm kam, ermunternd auf ihn einsprach und dabei übertrieben herzlich den Arm um ihn legte. Der kam aber heute nicht, sondern Neukamm als Vertretung. Die Stinkbombe funktionierte ohne Ansehen der Person, woraus eine Begegnung mit Luther und zwei Stunden Arrest wurden.
Jetzt ging Weitling ins Haus, steckte den Schlüssel zur Bootshütte ein, zog die zerschlissenen und bröseligen Turnschuhe an und blickte dann noch einmal auf den See. Der Wind schien konstant zu bleiben. Drüben an der Fraueninsel und vor der Nordwestküste rottete sich viel weißes Tuch zusammen – Jollen neigen zur Geselligkeit. In der Segelschule Gollenshausen hatte er sich einmal einem Wochenendkurs unterzogen, bei einem Kapitän, der im Krieg ein U-Boot befehligt hatte. Der konnte präzise erklären, was an einer „Patenthalse“ gefährlich war, obwohl sie auf U-Booten praktisch nicht vorkam.
Er hörte den Außenbordmotor des Fischers und suchte mit dem Glas den See ab: Ja, vom nördlichen Teil der Chieminger Bucht strebte der Kahn heimwärts Richtung Landungssteg, merkwürdig um diese Tageszeit, denn der Mann arbeitete vorwiegend morgens. Vielleicht hatte er beim Netz etwas vergessen, und es war ihm wieder eingefallen?
Hinter dem See gegen Süden ruhten die Alpen, Hochgern, Wilder Kaiser, Hochplatte, im milden Seitenlicht der Nachmittagssonne. Rechts unterhalb der Kampenwand sah er die Autobahnsteigung am Bernauer Berg, sie bildete zwei kurze weiße Parallelstriche schräg aufwärts. Nach Sonnenuntergang leuchtete der linke Strich weiß, der rechte rot, das machten Scheinwerfer und Rücklichter der Autoschlangen. Weitling freute sich darauf, nach dem Segeltörn auf der Terrasse die Sonne untergehen zu lassen und sich an dem Gedanken zu laben, dass er sein Leben einigermaßen würdig bestanden hatte. Er war, wenn er sich nicht auf Abenteuer einließ, sorgenfrei.
Der Ostwind wurde eher noch stärker, die Bäume rauschten nur so. Vielleicht schaffte er es sogar noch bis zur Fraueninsel und zurück. Es war Viertel nach drei.
Weitling ging die Treppen im Haus hinunter, dann über den vermoosten Waldpfad bis zum Holztürchen am Uferweg, schloss es auf und drehte sich noch einmal um. Das Haus war jetzt nur noch schwer auszumachen, zumal die Holzverschalung aus dem Jahr 1932 tiefdunkel geworden war, nur eine weiße Fensterumrandung schimmerte durchs Herbstlaub. Die Fichtenstämme allein hätten das Haus nicht verdeckt, aber die Büsche taten es, die Vater einst beiderseits des Weges angepflanzt hatte.
Während Weitling das Gartentürchen hinter sich abschloss, kamen Fußgänger, Radfahrer und ein Jogger vorbei. Der Jogger plagte sich mit der Steigung Richtung Aussichtspunkt und grüßte nicht, musste also auch nicht zurückgegrüßt werden. Droben würde er sich bestimmt auf der Bank niederlassen und den See überschauen. Oder er lief noch bis zum Gasthaus an der Schilfbucht hinunter und bestellte eine Limonade.
Noch weiter nördlich, auf dem Friedhof von St. Johann, lagen Weitlings Eltern und das Ehepaar Traumleben, das waren seine Großeltern mütterlicherseits, die das Haus am Hang gebaut hatten. Beide Familien stammten nicht aus der Gegend, sondern die Weitlings aus Ostpreußen und die Traumlebens aus Estland. Dass die Familie das Haus schon seit 1932 besaß, war dem kleinen Wilhelm nicht unwichtig gewesen: Verglichen mit den Flüchtlingskindern von 1945 war er ein Einheimischer.
Er überquerte den Uferweg und ging die Holztreppe zum See hinunter. Wäre es noch Morgen gewesen, er hätte der riesigen alten Buche am Hang einen Besuch abgestattet. Oder besser der ehemaligen Buche, denn jetzt stand von ihr nur noch ein fauliger Strunk. Auf ihr waren er und sein bester Freund herumgeklettert, ein Flüchtlingsjunge aus dem Sudetenland, dessen Eltern 1952 nach Kanada weiterzogen.
Jetzt wanderte Weitling auf dem Bohlenweg durchs Schilf und schaute auf seine Bootshütte. Ja, man sah, dass er an ihr gearbeitet hatte. Morsche Stellen waren ausgebessert, Dachpappe und Firstbretter neu. Gern hätte er noch einen Bootssteg gehabt, aber die Seenverwaltung stellte sich gegen neue Bauten von Privathand – das konnte er verstehen. Immerhin, alle paar Jahre wurde die Einfahrt ausgebaggert, obwohl das ebenfalls verboten war (der offizielle Ausdruck fürs Baggern hieß daher: „entschlammen“). Aus dem so verlagerten Kies war in einem halben Jahrhundert eine kleine Landspitze entstanden, der „Traumlebenzipf“.
Ganz in der Nähe, tief im Schilf, hatte er einst mit dem sudetendeutschen Freund einen heimlichen Hafen bauen wollen. Wie, darüber diskutierten sie und glühten vor Eifer. Ein Floß wollten sie dort unterbringen, ein Floß mit Segel, und sich damit auf den See wagen. Der schiere Albtraum, dachte Weitling jetzt, immer nasse Füße, niemals wirklich segeln. Kreuzen mit einem Floß? Mehr Abdrift als Vortrieb!
Er schloss die Tür auf und lächelte sein Schiff an: Das war doch etwas anderes.
Eine Chiemseeplätte ist nicht viel mehr als ein mit Luggersegel und Steckschwert versehener Fischerkahn, allerdings ist sie lang, sechs Meter dreißig, und ausgesprochen elegant. Sie zu segeln bedeutet jede Menge Springen, Ducken und Bücken, das Boot ist rank. Vor allem hat es kein Waschbord oder Schandeck, schon bei wenig Seitenneigung schwappt leicht Wasser über die schmale Bordoberkante ins Innere. Volllaufen und Kentern des Bootes droht schon bei einigermaßen kräftigem Wind, sobald dem Segler ein Fehler passiert. Etwa die erwähnte „Patenthalse“: Der achterliche Wind fasst von der verkehrten Seite ins Segel und lässt den Großbaum einmal quer übers Boot mähen, da heißt es schnell den Kopf einziehen. Nun taucht der Bootsrand tief ins Wasser, denn der ausgleichende Ballast – das sind die Segelgäste – sitzt auf der falschen, also der jetzt eingetauchten Seite. Wasser strömt ein, das Boot wird zur Badewanne. Mit gespenstischer Langsamkeit kippt es weg, bis sein Segel schließlich unlösbar auf dem Wasser klebt, Menschen, Paddel und Bodenroste treiben in den Wellen, Handy und Fotoapparat torkeln abwärts zu den Fischen. Dreht sich das Boot einhundertachtzig Grad um seine Längsachse, verabschieden sich auch der Mast und das Steckschwert. Letzteres reißt auf dem Weg zum Grund oft auch noch den oberen Teil des Schwertkastens ab, weil der Sicherungsstift sich verklemmt – dieser ist mit einer Kette am Schwertkasten befestigt.
Ich freue mich über diesen sympathischen Buchpreis, der so eng mit einem ehrwürdigen alten Verlag und seiner guten, kinderfreundlichen Vergangenheit und Gegenwart zu tun hat. Ich danke der Stiftung und der Jury und freue mich speziell darüber, dass die Jury, die ja die Aufgabe hatte, einen „Familienroman“ zu prämieren, „Weitlings Sommerfrische“ als einen solchen erkannt hat, obwohl er ein ziemlich verkappter Familienroman ist!
Er unternimmt den Versuch, gegebene Familienverhältnisse zu überlisten und andere an deren Stelle zu setzen - durch Setzung eben, Autoren können das. Darin sind sie ein klein bisschen gottähnlich. In jeder anderen Hinsicht sind ihre Möglichkeiten eher begrenzt. Und jetzt zitiere ich Kurt Tucholsky: „Irgendeine Möglichkeit, sich der Familie zu entziehen, gibt es nicht.“ Mein alter Freund Theobald Tiger singt zwar: „Fang nie was mit Verwandtschaft an – denn das geht schief, denn das geht schief!“, aber diese Verse sind nur einer stupenden Lebensunkenntnis entsprungen. Man fängt ja gar nichts mit der Verwandtschaft an – die Verwandtschaft besorgt das ganz allein. Und wenn die ganze Welt zugrunde geht, so steht zu befürchten, dass dir im Jenseits ein holder Engel entgegenkommt, leise seinen Palmenwedel schwingt und spricht: „Sagen Sie mal – sind wir nicht miteinander verwandt –?“ Und eilends, erschreckt und im innersten Herzen gebrochen, enteilst du. Zur Hölle. Das hilft dir aber gar nichts. Denn da sitzen alle, alle die andern.«
Man sollte vielleicht den von Tucholsky erwähnten Theobald Tiger etwas ausführlicher zitieren, damit seine Abneigung wenigstens verständlich wird: „Fang nie was mit Verwandschaft an, denn das geht schief, denn das geht schief. Sieh lieber dir ne fremde Landschaft an, die Familie wird gleich so massiv. Denn so von Herzen hundsgemein kann auf der Welt kein Fremder sein. Fang nie was mit Verwandtschaft an, dann bist du wirklich glücklich dran.“Hinter Theobald Tiger verbirgt sich im übrigen niemand anderes als Kurt Tucholsky selbst. Beiden sollte aber nun widersprochen werden. Denn es muss nicht alles schiefgehen mit der Familie, sonst wären wir ja samt und sonders unrettbar Schiefgegangene. Richtig ist, dass wir aus Familien kommen und daran nichts ändern können.
Der Mensch ist kein Individuum aus eigener Kraft, er hat sich nicht selbst gezeugt, geboren und aufgezogen, er hat zwei Eltern, vier Großeltern, acht Urgroßeltern – wenn man es weit genug zurückverfolgt, ist er mit der Bevölkerung ganzer Kontinente verwandt.Vielleicht liegen im unausweichlichen Verwandtsein manche Übel begründet. In einem Menschen setzen sich zweifelhafte Charakterzüge seiner Vorfahren fort. Er übernimmt Ehrvorstellungen und Vorurteile aus der Steinzeit. Und wenn er dann auch noch selbst eine Familie gründet, stellt er deren Wohl über das von Staat und Gesellschaft, hält seine Kinder skrupellos von Tagesstätten fern, rafft Geld und hinterzieht Steuern, all das in der Annahme, dass die Seinen es dadurch einmal besser haben.Andererseits muss man sagen: Wir werden als Familienwesen ja manchmal auch bessere Menschen: Nur wer Liebe erfahren hat, kann auf die Idee kommen, sie an andere weiterzugeben. Und noch eines: In der Familie wird Hilflosigkeit erfahren – die eigene, die der Kinder, die der Alten. Wer das bei den Menschen erfahren hat, die ihm lieb sind, lässt wohl auch andere nicht im Stich, die er in einer vergleichbaren Lage sieht, vielleicht erkennt er solche Situationen auch einfach rascher. Und der egozentrische Standpunkt: „nach mir die Sintflut“ fällt wohl nicht ganz so leicht, wenn man Enkel hat.
Ich will jetzt aber keine Liste vorlesen - wenn ich für die Familie oder für die Gründung von Familien Reklame machen wollte, könnte sie recht lang werden. Allerdings, Tucholsky und der Wahrheit zuliebe müsste ich bei jedem Punkt vermerken: „Kann schiefgehen!“ Womit wir beim Konjunktiv wären: Hätte ich ein anderer, womöglich sogar besserer Mensch werden können, wenn dies und jenes geschehen, oder wenn dies und jenes nicht geschehen wäre?Wie wäre ich geworden, wenn mein Vater ein bisschen anders oder wenn meine Mutter gar nicht meine Mutter gewesen wäre?
Dass solche Fragen keine sichere Antworten finden können, vermindert nicht ihren Reiz im Leben und in den Geschichten. Die Sehnsucht des Menschen, ein anderer zu sein, wird stets auch zum Vergangenheitskonjunktiv: Wenn mir X nicht passiert wäre, dann hätte ich Y versuchen können und wäre heute mit großer Wahrscheinlichkeit einer von den Z-s, einer, den alle um sein Glück beneiden.Müßig sind solche Fragen nicht. Denn gerade wenn wir unserer Phantasie, diesem allzeit jungen Hund in uns, ein bisschen Auslauf erlauben, bequemen wir uns anschließend besser gelaunt zu der Weisheit, dass wir einiges im Leben nicht nachhaltig kontrollieren oder gar ändern können, auch nicht konnten, sondern nur hinnehmen und das Beste daraus machen. Genau dann wird uns wenigstens das, in der verbliebenen Zeit, einigermaßen gelingen.
Ich lese jetzt noch – erwartungsgemäß! – etwas aus meinem Buch vor, aus dem vertrackten und verspiegelten Familienroman also, der aber vielleicht eben dadurch ein bisschen sehender und sogar ein bisschen dankbarer machen könnte. So hoffe ich jedenfalls. Aus dem Konjunktiv wird Indikativ: Der Held, Wilhelm Weitling, findet ein anderes Leben nicht in der Phantasie, sondern, nach einem schwer erklärlichen Zwangsaufenthalt in seiner eigenen Jugend, in der Wirklichkeit nach dem Zurückkehren – er trägt immer noch den gleichen Namen, aber er ist ein anderer. Wer, das muss er noch herausfinden.
„Ein Buch über die verlorene Identität und eine poetische Zeitreise durch das Leben des Autors als multiple Persönlichkeit.“
„Einfühlsam, detailgenau, auch vergangenheitssehnsüchtig.“
„Dieser charmant verspielte Roman ist tiefsinnig, ohne verblasen zu sein, ist tröstlich ohne jeden Anflug von Kitsch.“
„Schön und mit philosophischem Tiefsinn erzählt.“
„Ein Roman, der Ferien vom Ich macht, so erfrischend wie ein sommerlicher Segeltörn.“
„Sten Nadolny schreibt mit sanftem Witz und versteckter Verve, mit Blicken auf Details, die zusammengenommen das große Ganze darstellen, das Leben genannt wird.“
„Warum er Schriftsteller geworden ist? Sten Nadolny hat mit dem Roman 'Weitlings Sommerfrische' eine witzig-ironische Antwort darauf gegeben. Eine Art literarische Autobiographie und ein philosophisches Gedankenexperiment.“
„Kühn konstruiert, elegant erzählt.“
„Ein kluges, schönes Buch.“
„Ein reizvolles Experiment, das schön und mit philosophischem Tiefsinn erzählt ist(...)“
„'Sommerfrische' ist ein Juwel.“
„(...) ein altersweises Stück Literatur, das still und heiter die Versöhnung mit dem Leben feiert.“
„Diese philosophische Lebensreise ist ein inhaltlicher und sprachlicher Genuss. Unbedingt lesen!“
„Sten Nadolny schildert seinen Weitling liebevoll mit subtilem Humor und vielen autobiografischen Zügen.“
„Als Romancier ist Nadolny ein glänzender Stilist. Der Aufbau der Romane ist wohl durchdacht, die Sätze sind fein ziseliert, leichtfüßig. Was auf den ersten flüchtigen Blick beschaulich wirken mag, ist Ausdruck literarischer Könnerschaft und letztlich auch wieder nur ein raffiniertes Spiel mit unseren Leseerwartungen. Understatement als rhetorischer Bluff.“
„(...)ein gedanken- und perspektivenreicher Roman über Jugend und Alter, einfühlsam, gelassen und sprachmächtig erzählt - unbedingt lesenswert.“
„Sten Nadolny wirft (...) viele tiefgründige Fragen über Identitäten, Lebensläufe und Alternativen auf. Aber wie es seine Art ist, tut er dies behutsam, leicht und lesefreundlich.“
Sten Nadolny ist ein Erzähler unvergesslicher Geschichten.
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