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Zimtsterne und Winterküsse in der kleinen BäckereiZimtsterne und Winterküsse in der kleinen Bäckerei

Zimtsterne und Winterküsse in der kleinen Bäckerei Zimtsterne und Winterküsse in der kleinen Bäckerei - eBook-Ausgabe

Marie Komenda
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Roman

— Weihnachtsroman über Gefühle, Familie und eine Bäckerei im Schwarzwald
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Zimtsterne und Winterküsse in der kleinen Bäckerei — Inhalt

Eine winterliche Liebesgeschichte über Plätzchenduft und Familie. Für Fans von Mandy Baggot und Angelika Schwarzhuber 

„Über uns hängt ein Mistelzweig.“ 
„Sieht so aus.“ 
Hannes trat einen winzigen Schritt in ihre Richtung, sprach leiser. „Du weißt, was das bedeutet.“ 

Nach dem Tod ihrer Großmutter ist Leonie mit einem Mal Besitzerin einer Bäckerei in einem kleinen Dorf im Schwarzwald. Pünktlich zur Vorweihnachtszeit stellt sie den attraktiven Konditor Hannes ein, der sie nicht nur mit seinen Backkünsten verzaubert. Und als das junge Mädchen Mila auftaucht, wird Leonies Leben endgültig durcheinandergewirbelt. Hat Mila mit dem Einbruch in die Bäckerei zu tun? Oder liegt es an dem Geheimnis, das Hannes hütet? Wird Leonie es schaffen, ihr Leben und die Bäckerei bis Weihnachten wieder zu ordnen? 

€ 17,00 [D], € 17,50 [A]
Erschienen am 12.09.2024
296 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-50793-6
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€ 1,99 [D], € 1,99 [A]
Erschienen am 12.09.2024
296 Seiten
EAN 978-3-377-90159-0
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Leseprobe zu „Zimtsterne und Winterküsse in der kleinen Bäckerei“

Prolog

Acht Jahre zuvor

„Leonie! Kind, beeile dich, sonst verpasst du noch deinen Zug.“

„Ich bin ja schon da. Keine Panik“, rief Leonie, als sie die alten Holztreppen hinunterrannte und dabei immer zwei Stufen auf einmal nahm. „Den hier hätte ich doch tatsächlich fast vergessen.“ Sie hielt ihren bräunlich-roten Reisepass hoch und spürte, wie sich ihr Herzschlag wieder etwas normalisierte. Es wäre ein Desaster gewesen, wenn Leonie ihren Reisepass nicht gefunden hätte. So hätten sie die Schweizer niemals in ihr geliebtes Land einreisen lassen.

Großmutter [...]

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Prolog

Acht Jahre zuvor

„Leonie! Kind, beeile dich, sonst verpasst du noch deinen Zug.“

„Ich bin ja schon da. Keine Panik“, rief Leonie, als sie die alten Holztreppen hinunterrannte und dabei immer zwei Stufen auf einmal nahm. „Den hier hätte ich doch tatsächlich fast vergessen.“ Sie hielt ihren bräunlich-roten Reisepass hoch und spürte, wie sich ihr Herzschlag wieder etwas normalisierte. Es wäre ein Desaster gewesen, wenn Leonie ihren Reisepass nicht gefunden hätte. So hätten sie die Schweizer niemals in ihr geliebtes Land einreisen lassen.

Großmutter Gabriele nahm Leonies Kopf in ihre faltigen Hände und strich ihr die langen rotbraunen Haare aus dem Gesicht. Sie lächelte ihre Enkelin an. Es war ein liebevolles, herzerwärmendes Lächeln, doch es war begleitet von Sorgen und Abschiedsschmerz. Ihre wachen Rehaugen begutachteten sie ganz genau, als müsse sie aus dem Gesicht ihrer Enkelin lesen, ob sie sich diese Entscheidung auch wirklich gut überlegt hätte. Dabei zuckte Gabrieles linke Augenbraue, aus dem ein dickes weißes Haar wie ein Statement hervorstach, ein paar Mal nach oben. Schließlich strich sie sanft mit dem Daumen über die erhitzten Wangen ihrer einzigen lebenden Verwandten und die Sorgen verflüchtigten sich aus ihrer Mimik.

„Pass mir ja gut auf dich auf, hörst du? Ruf an, wenn du angekommen bist.“

Leonie nickte. „Natürlich.“

„Und auch, wenn du deine neuen Mitbewohner kennengelernt hast.“

„Ist doch klar.“

„Und ruf auch an, wenn es dir nicht gut geht oder wenn du etwas hier vergessen hast. Dann schicke ich es dir mit der Post. Ich weiß zwar nicht, wie lange es dauert, ein Paket in die Schweiz zu schicken, aber wenn ich es mit Express schicke, dann wirst du es sicherlich bald erhalten und wenn du …“

„Omi.“ Nun ergriff Leonie die starken Hände ihrer Großmutter, die erstaunlich kalt waren und leicht zitterten und hielt sie fest umschlossen. Sie kannte diese Hände in- und auswendig. Ihr ganzes Leben lang hatte Leonie aus diesen Händen so viel Wärme, Liebe und Geborgenheit erfahren, dass es sie nun im Herzen schmerzte, zu wissen, dass sie ebendiese Hände nun für eine Weile nicht mehr jeden Tag würde berühren können. „Bitte mach dir keine Sorgen. Ich bin zwanzig Jahre alt, kann auf mich selbst aufpassen und bin außerdem in der Lage, einkaufen zu gehen, Essen zu kochen, mich bei einer Erkältung zu versorgen und ich weiß auch, dass ich nachts nicht allein durch dunkle Gassen laufen sollte. Du hast deine Arbeit gut gemacht, Oma. Ich bin erwachsen. Jetzt muss ich lernen, auf eigenen Beinen zu stehen. Außerdem gehe ich doch nur nach Zürich. Eine zivilisierte, moderne Großstadt.“

„Zivilisiert und modern – ja, ja. Es wird dir dort sicherlich gefallen und bestimmt haben die dort in ihren hochmodernen Cafés auch tolles Weihnachtsgebäck“, grummelte Gabriele und sah beinahe etwas beleidigt aus.

Leonie schmunzelte. »Nichts und niemand schlägt dein Weihnachts­gebäck. Und außerdem komme ich doch über Weih­nachten wieder nach Hause. Jedes Jahr – ich verspreche es.«

Gabriele atmete einmal tief ein und aus. „Ach, ich weiß doch. Ich werde dich vermissen. Dich und deine süßen Sommersprossen.“ Erneut lächelte sie und Leonie konnte sehen, dass die Augen ihrer Großmutter feucht wurden. „Es ist nur … du und ich, wir sind alles, was von dieser Familie übrig geblieben ist. Und nach dem Tod deiner Eltern habe ich mir geschworen, dass ich alles in meiner Macht Stehende tun werde, um dich zu beschützen.“

„Und das hast du die letzten fünfzehn Jahre auch großartig gemacht.“

Ein Seufzer glitt über die schmalen Lippen ihrer Großmutter.

„Es ist eben nicht so leicht für mich. Aber das soll dich nicht belasten.“ Sie schüttelte den Kopf, entzog ihre Hände aus Leonies Griff und zog ihre Enkelin dann in eine lange Umarmung. Leonie schloss die Augen und atmete den ihr so vertrauten Duft ein. Gabriele hatte ihr ganzes Leben lang dasselbe Parfüm getragen. Tag für Tag. Dieser Duft nach Rosmarin und Orangen stieg Leonie nun in die Nase und suchte sich dort ein Plätzchen, um ihr für immer in Erinnerung bleiben zu können. Doch da war noch ein anderer Duft. Und zwar der aus ihrer Backstube. Leonie roch frisch gebackenen Apfelkuchen, warme Zimtschnecken und den säuerlichen Geruch von Johannisbeeren. Die beste Bäckerin in Gengenbach, die beste Bäckerin im ganzen Schwarzwald.

Leonie schlang ihre Arme noch etwas fester um die kräftige Figur ihrer Oma und drückte ihr dann einen Kuss auf die Wange.

„Jetzt musst du aber wirklich los. Ich glaube, der Taxifahrer wird schon ganz ungeduldig“, sagte Gabriele und zückte ein altmodisches Stofftaschentuch aus ihrer mehlbestäubten Schürze. Leicht tupfte sie sich damit die Augen ab.

„Ich hab dich lieb, Omi.“

„Ich dich auch, Leo. Ich dich auch.“

Mit einem Schwung setzte Leonie den Rucksack auf die Schulter und vergewisserte sich erneut, dass sie den Reisepass in der Jackentasche hatte. Ein letzter Luftkuss für die Frau, die sie großgezogen hatte, für die Frau, die alles war, was sie noch Familie nennen konnte, dann setzte sich Leonie ins Taxi und fuhr Richtung Bahnhof in ihre neue Zukunft.


Kapitel 1

Die Erinnerungen der vergangenen Jahre zogen an Leonie vorbei. Alles wirkte so surreal und war mit einem Grauschleier bedeckt, als wäre es das Leben eines anderen Menschen gewesen, so unecht fühlte sich die aktuelle Situation für Leonie an. Ihr Studium der vergleichenden Sprachwissenschaften mit der Vertiefung in Logopädie, die Arbeit in der Praxis von der grandiosen Logopädin Juliana Lippe und ihre kleine WG, in der sie mit Lona wohnt, im Herzen von Zürich. Dazwischen immer wieder die Besuche bei ihrer Großmutter im Schwarzwald, Geburtstage und Weihnachten.

Es kam ihr vor, als wären diese Jahre nur ein Wimpernschlag der Zeit gewesen.

Schniefend stand Leonie am Grab ihrer Großmutter und merkte kaum, dass sich die ersten Schneeflocken des Jahres auf ihrem schwarzen Mantel niederließen, nur um sofort wieder zu schmelzen. Leonie fröstelte, doch es war nicht wegen der Kälte des Winters, sondern wegen der Kälte, die sich um ihr Herz geschlungen hatte, in dem Moment, als sie vom plötzlichen Tod ihrer Großmutter erfahren hatte.

Oma Gabriele war die einzige Verwandte gewesen, die sie noch gehabt hatte. Jetzt war Leonie komplett auf sich allein gestellt.

Als der Anruf aus der Klinik in Offenbach gekommen war, hatte Leonie gerade mit ihrer Mitbewohnerin Lona das Abendessen gekocht und sich über Nichtigkeiten ausgetauscht. Wie wichtig einem manche Dinge doch im einen Moment erscheinen, und wie weit sie im nächsten Moment in den Hintergrund rücken konnten. Bereits die ersten Worte des Arztes hatten Leonie eine Gänsehaut über den Körper gejagt.

Es war ein Herzinfarkt gewesen. Die Ärzte hatten alles versucht. Vergebens.

Sofort hatte Leonie ihre Sachen gepackt und war mit dem nächstmöglichen Zug zurück nach Hause gefahren, doch sie hatte sich nicht einmal mehr verabschieden können.

Natürlich war Oma Gabriele eine Bekanntheit in der Kleinstadt und zur Beerdigung im Friedhof in Gengenbach waren viele Menschen gekommen. Doch Leonie kannte kaum jemanden davon. Die meisten waren Stammkunden in der Konditorei ihrer Oma gewesen und kauften dort schon seit vielen Jahren ihre Kuchen und Weihnachtsplätzchen. Doch seit Leonie nach Zürich gezogen war, hatte sich viel verändert, was wiederum dazu geführt hatte, dass ihr ein Großteil der Gesichter, die am Grab ihrer geliebten Großmutter weinten, fremd waren und, so schlimm es auch klingt, Leonie froh war, als die Beerdigung zu Ende ging.

Als alle Gäste fort waren und sie den Friedhof schniefend verlassen wollte, sah Leonie Elisabet Hinterschuh am Tor warten. Sie war eine der wenigen Einwohner, die Leonie vertraut waren und eine gute Freundin ihrer Großmutter gewesen. Leonie schloss ihren Mantel etwas höher, denn die herbe Novemberkälte kroch ihr in die Knochen. Der Schneefall war zwischenzeitlich etwas stärker geworden. Eigentlich liebte Leonie den ersten Schnee des Jahres, doch der Kummer in ihrem Herzen verbot ihr jegliche Freude.

„Liebes, lass dich umarmen“, sagte Elisabet liebevoll und schloss Leonie in ihre dünnen Arme. Obwohl es eine nette Geste war, so erreichte Elisabets Fürsorge nicht Leonies Herz.

„Du weißt, dass du dich jederzeit bei mir melden kannst, wenn du etwas brauchst“, sagte die alte Dame, als sie sich voneinander lösten.

Leonie nickte und wischte sich mit dem Handrücken über die Nase. „Ja, danke, Elli“, nannte sie sie bei ihrem Spitznamen.

„Weißt du denn schon, was du mit dem Laden machen wirst?“

Leonie schüttelte den Kopf. „Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.“ Sie wollte jetzt ganz sicher nicht über die Konditorei sprechen oder über sonstige behördliche und bürokratische Dinge, die jetzt auf sie warten würden. Allein beim Gedanken daran wurde ihr schwarz vor Augen.

Elli nickte verständnisvoll. „Natürlich. Es gab ja jetzt auch erst einmal weitaus wichtigere Dinge.“ Liebevoll strich sie ihr über den Arm.

Für eine Weile sah sie Leonie an. Ellis Blick war voll Mitleid und es widerstrebte Leonie, dass sie so angesehen wurde. Ihr ganzes Leben lang war sie von anderen Leuten so angesehen worden. Das arme Mädchen, das in jungen Jahren bereits ihre Eltern verloren hatte. Das arme Mädchen, das nur noch ihre Großmutter hatte. Und jetzt: Die arme junge Frau, die auch ihre Großmutter beerdigen muss. Das arme Ding, ganz allein auf der Welt. Mit gesenktem Kopf und aufsteigenden Tränen, die unter ihrer Haut brannten, kramte Leonie in ihrer Handtasche nach dem Hausschlüssel.

Elisabet schien diese Geste zu verstehen. „Ich möchte dich nicht länger aufhalten in dieser bitteren Kälte. Geh und ruh dich erst einmal aus. Aber wie gesagt, du weißt, wo ich wohne und dass meine Tür immer für dich offen steht, Liebes. Auch an Weihnachten.“

Weihnachten …

Darüber wollte Leonie gar nicht erst nachdenken. Der vierundzwanzigste Dezember war nur noch wenige Wochen entfernt und bei dem Gedanken daran, dass sie dieses Jahr ganz allein an Heiligabend auf ihrem Sofa sitzen würde, verursachte Leonie einen so heftigen Stich in die Brust, dass sie kaum atmen konnte.

Leonie hob den Kopf und blickte direkt in Elisabets Augen. Sie erkannte Trauer darin und Leonie hatte plötzlich ein schlechtes Gewissen, dass sie diese liebenswürdige achtundsiebzigjährige Frau so abwimmelte. Sie meinte es schließlich nur gut. Auch sie hatte eine langjährige Freundin verloren und musste erst lernen, mit dem Verlust klarzukommen.

Darum lächelte Leonie, griff nach der Hand der alten Bekannten und drückte sie freundlich. „Danke.“

Elli nickte und entfernte sich. Leonie atmete tief ein, warf einen Blick über ihre Schulter zur letzten Ruhestätte ihrer Großmutter und ging mit schwerem Herzen davon. Ihre Stiefel hinterließen knirschend Spuren in der dünnen Schneedecke auf dem Kopfsteinpflaster.

Mit zitternden Händen schloss Leonie die Haustür des alten Fachwerkhauses in der Adlergasse auf und blieb stehen. Der Flur war dunkel, draußen näherte sich der Sonnenuntergang. Geradeaus war der Hintereingang zur Konditorei, die Treppe links führte in die Wohnung im ersten Stock. Leonie stellte ihre Handtasche auf die Holztreppe und ging mit langen Schritten auf die Tür vor ihr zu. Als sie die Hand auf den Knauf legte und die Tür öffnete, überzog eine Gänsehaut ihren Körper. Vor ihr erstreckte sich die Konditorei ihrer Oma. Ihr ganzer Stolz, ihr Vermächtnis und die Räume aus Leonies Kindheit. Der Sitzbereich war nicht sonderlich groß, bot aber genug Platz, dass man um die sieben Tische bequem herumlaufen konnte. Die Jalousien an der großen Fensterfront, die zur Straße hin zeigte, waren heruntergelassen und ließen nur wenig des schwachen Tageslichts in den Raum fallen. Linker Hand erstreckte sich der Verkaufsbereich mit dem gläsernen Tresen. Es sah seltsam leer aus. Keine Kuchen oder Plätzchen standen hinter dem Glas, stattdessen glotzte die leere Vitrine Leonie an, als würde sie sie verspotten. Leonie ging um den Tresen herum und ließ ihre Hand über die Steinplatte gleiten. Sie war eiskalt. Das alte Kassensystem prahlte auf dem Marmor wie ein Relikt aus längst vergangener Zeit. Leonie musste lächeln. Ihre Großmutter war kein Fan von moderner Technik gewesen. Die Kunden konnten nur in bar bezahlen und es gab wahrscheinlich keinen weiteren Ladenbesitzer im ganzen Schwarzwald, der diese uralte Kasse überhaupt noch bedienen konnte. Vor Leonies geistigem Auge sah sie Gabriele neben sich stehen, wie sie ihre Kunden mit einem freudigen Lächeln begrüßte, ihnen Kostproben von neuen Kuchen mitgab und jedem Einzelnen einen schönen Tag wünschte. Sie war das Herz der Konditorei gewesen, das Licht. Ohne sie war alles dunkel.

Leonie öffnete die Schwingtür und betrat die Backstube. Die zwei Industriebacköfen sahen aus, als würden sie nur darauf warten, endlich wieder angeheizt zu werden. Auch die große Rührmaschine sah bereit aus und wartete auf den jährlichen Backmarathon zur Weihnachtszeit. Die metallene Oberfläche der Backtische war poliert, daneben fein säuberlich aufgereiht waren allerlei Rührbesen, Spatel, Holzlöffel, Teigschaber und jede Menge Messer.

Alles sah aus wie immer.

Alles war bereit. Bereit für Großmutter Gabriele, die leidenschaftliche Bäckerin, bereit für ihre Kreationen und ihr fröhliches Summen, das von den weißen Fliesen an den Wänden reflektiert wurde und mit einer kräftigen Portion Liebe in die Backwaren hineinflog.

Doch das würde nie wieder passieren. Jetzt nicht mehr.

Leonie hielt sich eine Hand vor den Mund und schluchzte. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Und dann brach all der Kummer aus ihr heraus.


Kapitel 2

Am nächsten Morgen wurde Leonie vom Vibrieren ihres Telefons geweckt und griff schlaftrunken danach. Sie nahm das Gespräch an und ließ den Kopf wieder zurück in die Kissen fallen.

„Guten Morgen, Juliana“, begrüßte Leonie ihre Chefin aus der Schweizer Logopädiepraxis am Telefon.

„Hey, du. Wie geht es dir?“, erkundigte sich Juliana mit einem mitleidigen Unterton in der Stimme.

Leonie fuhr sich mit der freien Hand über die Augen und starrte an die weiße Decke in ihrem alten Zimmer. Obwohl ihr die Wohnung so vertraut war, fühlte es sich anders an als sonst, leerer und kälter. Und einsamer. Denn der wichtigste Teil fehlte.

„Es geht, danke. Ich habe das alles noch nicht so richtig verarbeitetet, denke ich.“

„Ja, das braucht seine Zeit.“

„Sorry noch mal, dass ich so kurzfristig abgehauen bin und dich alleingelassen habe“, setzte Leonie an, doch Juliana fiel ihr gleich ins Wort.

„Spinnst du? Dafür wirst du dich sicherlich nicht entschuldigen. Deine Großmutter ist gestorben. Du kümmerst dich jetzt erst einmal um dich und machst dir keine Gedanken über die Praxis. Du hast noch genug zu tun mit all dem anfallenden bürokratischen Papierkram und mit der Konditorei und dem Haus. Es ist alles gut hier. Lass das nicht dein Problem sein.“

Augenblicklich fühlte sich ihre Seele etwas leichter an. Leonie war so dankbar, dass Juliana so verständnisvoll war, und blinzelte eine Träne weg, die sich in ihrem Augenwinkel gebildet hatte. „Danke.“

„Das ist doch klar. Nimm dir ein paar Tage, du hast sowieso viel zu viele Überstunden und noch Urlaubstage und melde dich, wenn du weißt, wie es weitergeht.“ Dann beendete sie das Gespräch und Leonie blieb mit ihren Gedanken allein zurück.

Für eine Weile starrte sie noch ins Leere, dann atmete sie tief ein und schlug die Decke auf, zog ihren Bademantel über und ging in die Küche, um sich einen Kaffee zu machen. Mit einem Handgriff prüfte sie, ob die Heizkörper warm waren, denn die Winterkälte zog in jede Ritze des schlecht isolierten Fachwerkhauses. Das hatte ihre Oma also immer gemeint, wenn sie davon gesprochen hatte, dass ihr die Kälte in die Knochen stieg. Während die Kaffeemaschine brodelte, ging sie die Treppen hinunter und leerte den Briefkasten. Ein großer Umschlag fiel ihr sofort ins Auge. Am Küchentisch öffnete sie ihn und holte einen Stapel Unterlagen hervor. Kurz vor der Beerdigung hatte Leonie mit dem Notar telefoniert und er hatte ihr ein paar Dokumente geschickt. Leonie blätterte die Unterlagen durch und fand einen Brief, den ihre Oma für sie geschrieben hatte.

Behutsam öffnete Leonie den Umschlag und entfaltete den handgeschriebenen Brief mit zitternden Händen. Bereits bei den ersten Worten stiegen erneut Tränen in Leonie auf.

Meine liebe Leo,

wenn du diesen Brief liest, dann habe ich das irdische Leben wohl verlassen. Auch wenn wir beide wussten, dass dies eines Tages der Fall sein wird, so tut es mir doch unendlich leid, dass ich dich nun alleinlasse. Du und ich waren immer ein super Team und haben alle möglichen Herausforderungen bestens gemeistert. Wir hatten so viele schöne Jahre zusammen und ich bin um jeden einzelnen Tag froh und dankbar. Du bist ein gutes Kind. Klug, wunderschön, freundlich und du hast ein gutes Herz. Auch wenn dir die Zeit ohne mich nun schwer erscheinen mag, so weiß ich, dass du es schaffen wirst. Denn du bist stark.

Ich möchte mich auch bei dir für den ganzen bürokratischen Wahnsinn entschuldigen, der nun auf dich zukommen wird. Dieses Land weiß wirklich, wie man jemandem den Spaß verdirbt.

Mit Tränen in den Augen musste Leonie laut auflachen. Den Humor ihrer Großmutter nun auf Papier zu lesen, erwärmte ihr Herz und erinnerte sie doch gleichzeitig schmerzlich daran, wie sehr sie ihr jetzt schon fehlte.

Mein liebes Kind, ich möchte, dass du eines weißt: Du bist mir nichts schuldig, hörst du?! Ich habe mein Leben gelebt, so wie ich es wollte, und ich möchte, dass du nun deines lebst, so wie du es möchtest. Die Konditorei war mein Traum – sie muss nicht deiner sein. Verkauf das Haus und erfülle dir von dem Geld deine Träume. Und wenn die alte Elenor von nebenan rummeckert, weil du die Konditorei verkaufst, dann sag ihr schöne Grüße von mir: Es geht sie nichts an!

Erneut musste Leonie lachen und wischte sich mit dem Ärmel des Bademantels über die Augen. Die fast neunzigjährige Nachbarin hatte tatsächlich die Angewohnheit, sich in alle möglichen fremden Angelegenheiten einzumischen und den Tratsch in ganz Gengenbach zu verteilen.

„Elenor hat hier überhaupt nichts zu melden“, pflichtete Leonie den Worten ihrer Großmutter bei.

Leonie, es war mir eine Freude, dich großzuziehen. Ich bin mir sehr sicher, deine Eltern sind stolz auf dich und auf das, was aus dir geworden ist. Denn ich bin es allemal. Und jetzt wisch dir die Tränen aus den Augen. Erinnere dich an unsere schönen Zeiten, nicht an das Ende. Lächle, wenn du an mich denkst, und weine nicht. Das Leben ist endlich und wir müssen das Beste daraus machen. Sei glücklich.

In Liebe, Oma Gabi.

Marie Komenda

Über Marie Komenda

Biografie

Weil sie die ganzen romantischen Geschichten, die in ihrem Kopf umherschwirren, nicht länger für sich behalten wollte, setzte sich Marie Komenda eines Tages an ihren Computer und ließ die Tasten glühen. Seitdem hat sie nicht mehr damit aufgehört. Marie Komenda schreibt Liebesgeschichten mit...

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