„Stephan Orth versteht es hervorragend, Land und Leute für den Leser lebendig werden zu lassen.“
Das neue Couchsurfing Buch von Stephan Orth
Eine Reise auf die Sofas gastfreundlicher Menschen, mitten im Krieg? Was zunächst völlig abwegig klingt, entpuppt sich in der Ukraine als Chance, Land und Leute auf Augenhöhe kennenzulernen. Mehr als sieben Monate ist Bestsellerautor Stephan Orth unterwegs, um den Alltag mit den Einheimischen zu teilen und ihre Geschichten zu hören.
Stephan Orth über das Couchsurfen in der Ukraine
„Couchsurfing in der Ukraine“ – das klingt während eines Krieges nach einer etwas seltsamen Art von Abenteuer. Ist das nicht pietätlos in der aktuellen Situation?
Ich hatte tatsächlich große Zweifel, ob das der richtige Ansatz ist. Dann habe ich ein paar Ukrainerinnen und Ukrainer gefragt, was sie davon halten, und war überrascht: Alle meinten, ich solle das machen, das wäre doch interessant. Es sei schließlich niemand gezwungen, mich einzuladen. Dann ergaben sich auf der Reise Begegnungen, die ich niemals vergessen werde.
Wieso hast Du Dich entschieden, ausgerechnet in der Ukraine zu reisen?
Gerade jetzt, wenn viele Leute ein bisschen „ukrainemüde“ sind und sich lieber anderen Themen widmen als dem russischen Angriffskrieg, ist es wichtig zu zeigen, wie die Situation vor Ort ist. Das ist der schrecklichste Krieg in Europa seit achtzig Jahren, und er betrifft uns alle. Ein Buch mit einem etwas anderen Blickwinkel kann helfen, dafür zusätzliche Aufmerksamkeit zu wecken. Wenn man die globalen Auswirkungen und die Bedrohung auch für das restliche Europa betrachtet, gibt es momentan kaum ein Thema, das relevanter wäre. Mein wichtigster Grund für Reisen nach Kyjiw war jedoch persönlicher Natur: Ausgerechnet in den Wochen um den russischen Angriff 2022 habe ich mich in eine Ukrainerin verliebt. Sie ist wundervoll, nur das Timing hätten wir besser hinkriegen können.
Warum denkst Du, haben Deine Gastgeber zugesagt?
Ich habe ihnen einen Deal vorgeschlagen: Ihr ladet mich ein, und dafür erzähle ich eure Geschichte. Viele Ukrainer haben das Gefühl, im Ausland missverstanden zu werden, weil so viele Falschinformationen kursieren. Manchmal war ich als „Traveller“ auch eine willkommene Abwechslung vom täglichen Kriegsirrsinn, manchmal war ich Psychologe. Natürlich habe ich mir auf dieser Reise noch mehr Mühe als sonst gegeben, ein guter Gast zu sein.
Gab es Situationen, in denen Du Angst hattest?
Selbstverständlich, immer wieder. Bei jedem Raketenalarm, bei jeder Detonation, die ich zu hören bekam. Bei Saporischschja hatte mein Auto in Frontnähe einen Motorschaden, in Kostjantyniwka übernachtete ich in einem Haus, das der Eigentümer in eine Festung verwandelt hatte – zwanzig Kilometer von Bachmut entfernt, nachts ratterten die Panzer direkt davor vorbei. Man ist ständig nervös, weil jederzeit der nächste Alarm losgehen könnte, mit der Zeit hört man Phantom-Sirenen. Viele Ukrainer haben Herz- und Kreislaufprobleme wegen des Dauerstresses in der Kriegssituation.
Gab es auch Situationen, in denen Du vergessen hast, dass Du Dich in einem Land im Krieg befandest?
Nein, das vergisst man nicht so leicht, der Krieg ist dauerpräsent. Aber es gab zwischendurch immer mal wieder ein paar Stunden, in denen die Gesprächsthemen nichts mit dem Krieg zu tun hatten, das war erholsam für alle Beteiligten. Und natürlich geht in den Städten auch das normale Leben weiter, man geht georgisch essen und trinkt einen Wein in der Bar. Menschen können nicht 24 Stunden und sieben Tage die Woche Angst haben.
Was macht die Ukraine und ihre Menschen so besonders?
Ein unfassbarer Durchhalte- und Lebenswillen. Die Menschen wollen sich nicht unterkriegen lassen, auch Zivilisten helfen als Freiwillige mit oder durch Spendenaktionen. Spätestens seit den Majdan-Demonstrationen 2013/2014 sieht man: Diese Leute lassen sich Ungerechtigkeiten nicht bieten und wollen selbst dafür kämpfen, ein besseres, freieres Leben zu führen. Wenn dieser schreckliche Krieg vorbei ist, wird hoffentlich wieder die Schönheit des Landes in den Vordergrund rücken. Tourismus kann dann der Wirtschaft helfen, und da gibt es viel zu entdecken: Berglandschaften in den Karpaten, Burgen in Kamjanez-Podilskyj, die Küste vor Odesa …
Das neue Buch von Couchsurfer Stephan Orth
Pandemüde von Reisebeschränkungen, Wohnungskoller und zu viel Bildschirmzeit beginnt Bestsellerautor Stephan Orth ein Reise-Experiment: Immer draußen, ohne geschlossene Räume oder Fahrzeuge zu betreten, will er 700 Kilometer von London bis Newcastle zurücklegen.
Trailer zum Buch
Saudi-Arabien im Wandel – und Stephan Orth als Erster mittendrin
Ein Blick hinter die Schleier
Saudi-Arabien ist kein Land, bei dem man an Vergnügungsreisen denkt. Und doch gibt es nun Touristenvisa. Kronprinz Mohammed bin Salman, hofft auf Millionen Besucher und verpasst dem Wüstenstaat eine drastische Modernisierung. Zumindest scheint es an der Oberfläche so.
Deutschlands bekanntester Couchsurfer Stephan Orth will es genauer wissen: Neun Wochen bereist er das Königreich und verbringt viel Zeit mit den Einheimischen – in ihren Beduinenzelten, Luxusvillen und Geländewagen. Seine Suche nach der Seele des Landes führt in eine erzkonservative Gesellschaft, in der Frauen in Isolation leben und ein strikter Islam den Alltag prägt.
Doch er erlebt auch heimliche Regelbrüche, etwa auf verbotenen Alkoholpartys oder bei Treffen mit überraschend unbekümmerten Homosexuellen. Er staunt über ein riesiges Electro-Festival, wird zum Scheich ernannt und kommt zu unverhoffter Snapchat-Prominenz. Doch was ist echt in diesem Land, und was ist nur Fassade?
Stephan Orth hat uns als Couchsurfer bereits Iran, Russland und China nahegebracht und hinter verschlossenen Türen ganz neue Welten eröffnet. Jetzt haben seine Neugier und seine Unerschrockenheit ihn nach Saudi-Arabien geführt. Als einer der ersten westlichen Touristen überhaupt bereist er das Königreich und erlebt dort seine bisher vielleicht aufregendste Reise. „Couchsurfing in Saudi-Arabien" erzählt von den Höhen und Tiefen einer Glitzerwelt und von einer Gesellschaft im rasanten Wandel.
Interview mit Stephan Orth über seine Reise nach Saudi-Arabien
„Im Privaten ist Saudi-Arabien ein extrem freundliches Land"
Was hat Sie an Saudi-Arabien gereizt?
Ein Land, das jahrzehntelang für Individualreisende verschlossen war – und dann kann man plötzlich einfach ein Visum beantragen. Da musste ich einfach hin. Zumal Saudi-Arabien derzeit einen Wandel und eine Modernisierung erlebt, wie man sie im Nahen Osten selten gesehen hat. Ich wollte herausfinden: Was macht das mit den Menschen, wie gehen sie mit dieser Spannung zwischen Tradition und Zukunft, zwischen Scharia und neuen Freiheiten um?
Sind Sie als Tourist oder als Journalist nach Saudi-Arabien gereist?
Etwa zu 80 Prozent als Journalist und zu 20 Prozent als Tourist. Ich wusste vorher, dass ich ein Buch über meine Reise schreiben würde, habe also ständig nach Themen gesucht und Notizen gemacht. Andererseits war es Teil meiner Recherche, herauszufinden, wie man sich als einer der ersten Touristen dort fühlt. Oft war ich der einzige Mensch weit und breit mit Reiserucksack. Der Anblick ist in ländlichen Regionen so ungewohnt, dass ich einmal sogar gefragt wurde, ob ich Fallschirmspringer sei.
Wie haben Sie die politische Entwicklung und „Modernisierung“ Saudi-Arabiens erlebt?
Ich war auf einem Rave mit 100.000 Besuchern, habe Frauen am Steuer von Autos gesehen, heimliche Alkoholpartys erlebt. Und war beeindruckt, wie aufwendig Touristenattraktionen in Szene gesetzt werden, wie ambitioniert manche Pläne für Neubauprojekte sind. Wer aber denkt, eine solche Modernisierung bringt automatisch auch mehr Zivilgesellschaft und Mitspracherecht, liegt falsch. Daran hat das Königshaus kein Interesse. Man spürt, dass die Menschen große Angst haben, sich kritisch über die Herrscher zu äußern – weil drakonische Strafen für alle drohen, die unerwünschte Meinungen öffentlich machen.
Welche Vorurteile der westlichen Welt gegenüber Saudi-Arabien haben sich auf Ihrer Reise widerlegt – und welche bestätigt?
Im Privaten ist Saudi-Arabien ein extrem freundliches Land. Zumindest für weiße, westeuropäische Besucher, wir sind hoch angesehen. Ständig wurde ich zu Tee, Kaffee und Datteln eingeladen, das Interesse an meinen Reiseberichten war enorm. Bestätigt hat sich, dass Saudi-Arabien enorm religiös ist. Ich habe niemanden getroffen, der ernsthafte Kritik am Islam geäußert hätte, die meisten Leute beten vier- oder fünfmal am Tag. Viele Menschen glauben, in einer Art gelobtem Land zu leben, weil die heiligen Städte Mekka und Medina so nah sind.
Denken Sie, dass Ihr Buch zu einer Reise nach Saudi-Arabien einlädt oder davon abschreckt?
Ich glaube: beides. Manche werden die Passagen über den Jemen-Konflikt lesen, über öffentliche Hinrichtungen oder über die extreme Macho-Einstellung mancher Gesprächspartner – und auf keinen Fall dorthin reisen wollen. Andere werden es reizvoll finden, sich selber als Entdecker fühlen zu können, Neuland zu erleben. Und ein paar Leser werden bestimmt sofort eine mehrtägige Wüstentour buchen.
Stephan Orth über China als Reiseziel
Warum haben Sie ausgerechnet China als Ziel für das dritte Couchsurfing-Buch ausgewählt?
Für mich ist China momentan das interessanteste Reiseland überhaupt. Nicht für einen Erholungsurlaub, und nicht wegen der Touristenattraktionen – sondern weil man nur vor Ort verstehen kann, was für eine unfassbare Entwicklung dieses Land durchmacht. In den nächsten Jahren werden wir mitbekommen, wie China seinen internationalen Einfluss immer stärker ausbaut. Ich finde es sehr wertvoll, selber einen Eindruck bekommen zu haben, wo das hinführen kann. Auch wenn es teilweise ziemlich beängstigend ist.
Ist die Sprachbarriere nicht ein riesiges Problem auf einer solchen Reise?
Ich hatte ein bisschen Chinesisch gelernt vorher, kann immerhin ein Bahnticket kaufen und Essen im Restaurant bestellen. Und die Couchsurfing-Gastgeber konnten zum Glück meistens gut Englisch, sie haben mir häufig als Übersetzer ausgeholfen. Ansonsten sind ein paar Übersetzungs-Apps Gold wert – und plötzlich merkt man, dass trotz aller Mentalitäts-Unterschiede die Träume und Wünsche der Menschen gar nicht so anders sind als bei uns.
Was haben Sie von Ihren chinesischen Gastgebern gelernt?
Ich habe den Eindruck, dass Chinesen viel stärker als Europäer akzeptieren, dass die Welt in einem ständigen Wandel begriffen ist. Einem Wandel, der sich in den letzten Jahren massiv beschleunigt hat. Bei uns wünscht man sich, dass einige Dinge sich gemächlich verbessern, aber größtenteils doch alles beim Alten bleibt. In China dagegen haben die Leute begriffen, dass Veränderung ein Naturzustand ist – sie rebellieren nicht dagegen, sondern versuchen, das Beste daraus zu machen.
„Es ist Orths dritter ›Couchsurfing‹-Band, nach denen über Iran und Russland. Orth kopiert aber nicht einfach ein erfolgreiches Konzept. Couchsurfing ist für ihn in Ländern mit kontrollwütigen Regimen das probateste Mittel, um mit neugierigen, eigenwilligen Einheimischen in Kontakt zu kommen, und das in geschützten Räumen.“
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