Guten Morgen, Allwissende,
ein wirklich weit verbreitetes Phänomen ist es ja nicht nur in unseren Breitengraden und unter englischsprachigen Vegetariern, dass wirklich absolut jeder Apple mag. Niemand käme auf die Idee, eine so wunderbare Firma wie Apple zu kritisieren.
Na gut, fast niemand.
Aber selbst der Vorwurf, Apple sei völlig überteuerter Mist, wird routiniert abgebügelt: Apple investiere einfach viel Zeit und Geld in Entwicklung und Design und bietet seinen Kunden deshalb immer ein bestmögliches Nutzererlebnis, während viele andere Hersteller einfach nur möglichst billig irgendwelche Komponenten zusammenschrauben, um sich gegenseitig im Preis zu unterbieten.
Und auch wenn Nörgler vorrechnen, dass Apple vor allem viel Geld in geschicktes Marketing und Werbung investiert, die dem Kunden vorgaukeln, er würde mit Apple-Produkten jung, hip und individualistisch rüberkommen: 80 Prozent der Apple-Kunden sind überzeugt davon und glücklich damit, in Wahrheit kein Elektronikprodukt zu kaufen, sondern ein Lebensgefühl.
Wahr ist auch, dass Apple seine Geräte in chinesischen Fabriken herstellen lässt, in denen Arbeiter zu Niedrigstlöhnen unter katastrophalen Arbeitsbedingungen schuften müssen – genauso wie alle anderen Elektronikhersteller auch. Die große Schattenseite unserer geliebten elektronischen Lebensbegleiter.
Aber die spannendste Frage ist doch eigentlich: Warum gibt es so viele Menschen, die Apple-Produkte entweder abgöttisch lieben oder abgrundtief hassen? Warum würden die einen am liebsten zur Kalaschnikow greifen, wenn sie schon wieder so einen Kack-Möchtegern-Hipster in einem Starbuck’s mit seinem MacBook und seinem iPhone superwichtig rumhantieren sehen, während die anderen in derselben Situation noch schnell einen Schluck von ihrem „Double Decaf Vanilla Ice Shake-shake the Room“ nehmen, bevor sie in ihr iPhone trällern ( und zwar so laut, dass es jeder hören muss ): „Ja, ich rufe dich gerade mit meinem iPhone an und wollte dir nur kurz sagen, dass ich mit meinem MacBook gerade auf Facebook poste, dass ich dich gerade mit meinem iPhone anrufe. Soll ich dir nachher noch ein Foto davon schicken?“
Warum werden viele Leute dabei immer so emotional, obwohl es doch eigentlich nur um Telefone und Computer geht? Nun, das liegt vermutlich daran, dass diese Menschen in den Produkten und Marken, die sie kaufen, nicht mehr nur einfache Gebrauchsgegenstände sehen. Die Produkte bilden für sie einen Teil ihrer persönlichen Identität, es sind Ausdrucksmöglichkeiten wie modische Trends bei Klamotten oder Frisuren. Die Werbung weiß die ständige Suche der Menschen nach Sinn und Identität zu nutzen und verknüpft die Produkte, die sie verkaufen will, mit einem Image oder einem Lebensgefühl. Wer einen Audi fährt, ist wohlhabend und erfolgreich, wer Xbox spielt, ist mehr Core-Gamer als andere, und Apple-User sind halt individualistisch, hip und irgendwie was Besonderes. So fangen die Leute an, eine persönliche Identität in ihren Konsumobjekten zu finden, und defi nieren sich selbst als Audi-Fahrer, Xbox-Spieler oder Apple-User. Ob nun wegen oder trotz Werbung, ist im Grunde egal.
Wenn nun jemand Apple kritisiert, dann ist das für den Apple-Fan mehr als nur eine Kritik an einer Firma, er fühlt sich in seiner persönlichen Identität kritisiert. Deshalb reagiert er emotional und fängt an, Apple zu verteidigen, obwohl er mit der Firma ja eigentlich gar nichts zu tun hat. Und gerade bei teuren Produkten kommt gerne schnell das Totschlagargument Neid.
Der Witz dabei ist, dass der Apple-Hasser auch nur auf genau denselben Werbetrick hereinfällt wie der Apple-Fanboy, nur dass er bei ihm eine andere Wirkung hat. Denn der Apple-Hasser hasst ja das iPhone nicht als Telefon. Wie könnte man auch ein Telefon hassen. Er hasst das Image, das mit ihm verknüpft ist. Er hasst dieses super-hippe, ach, so besondere Ich-bin-was-Besseres-als-du-Lebensgefühl, das wir mit dem iPhone verbinden. Aber dieses Lebensgefühl ist eben nicht echt, sondern nur eine Erfindung von Apple – die wahrscheinlich beste Erfindung, die Apple je gemacht hat.
Streitet euch also nicht über Mac vs. PC oder Xbox vs. PlayStation, Android vs. iOS und so weiter. Das sind alles nur Gebrauchsgegenstände und keine heiligen Marken, die man anbeten muss. Baut lieber einen Tempel für Doktor Allwissend, und schenkt mir das neue iPhone, das wäre wesentlich vernünftiger …
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