Jean Jacques Laurent im Interview
Sein Name klingt sehr französisch, ist aber das Pseudonym eines deutschen Autors. In „Elsässer Erbschaften“ schickt Laurent Major Gabin auf seine erste Verbrecherjagd. Dass er sich ausgerechnet das beschauliche Elsass als Hintergrund für seine mörderische Geschichte ausgesucht hat, liegt nicht nur an seiner Liebe für Flammkuchen und Sylvaner-Wein. Der Autor ist häufig in Frankreich, um seine elsässische Verwandtschaft zu besuchen.
Warum lassen Sie Major Gabin im Elsass ermitteln? Was verbindet Sie mit dieser Region?
Zum einen sind es persönliche Verbindungen: Meine Tante lebt mit ihrer Familie in Strasbourg, weitere Verwandtschaft wohnt nur einen Steinwurf entfernt im Schwarzwald. Grund genug, um mehrmals im Jahr das Elsass zu bereisen. Die Region bietet sich zum anderen als idealer Zwischenstopp fürs spätere Weiterreisen an die Atlantikküste oder an die Côte d’Azur an.
Was ist Ihr persönlicher Lieblingsort im Elsass?
Mein Favorit ist Colmar mit der wunderschönen Innenstadt. Hier findet sich alles, was eine typische Stadt dieser Region ausmacht: verwinkelte Fachwerkgassen, Butzenscheibenromantik, prächtig blühende Geranien und eine lebendige Stadtkultur. Auch Jules Gabins erster Einsatzort Rebenheim wäre sicher einen Besuch wert – diesen schnuckligen Weinort gibt es allerdings nur im Buch und nicht auf der Landkarte.
Was sollten Besucher, die zum ersten Mal im Elsass sind, auf jeden Fall machen?
Wer mobil ist, sollte die berühmte Weinstraße befahren und in den kleinen Winzerörtchen entlang der Strecke haltmachen. Weinproben sind dabei ein Muss! Und wer mehr Zeit mitbringt, macht einen Abstecher in die Vogesen, um auf einem Berghof den würzigen Munsterkäse zu probieren.
Ihr regionales Lieblingsessen, Ihr Lieblingsrestaurant?
Im „Flamme & Co“ in Kaysersberg kommen Flammkuchen-Fans wie ich auf ihre Kosten: Mehr als 20 verschiedene Sorten stehen auf der Karte. Darunter einige mit ungewöhnlichem Belag wie Thunfisch oder Foie gras.
Wohin führt Ihr Lieblingsspaziergang in der Region?
Ziel sind Les trois chateaux d'Eguisheim. Wer vom Elsass mehr kennenlernen möchte als Weinberge und pittoreske Fachwerkstädtchen, sollte sich auf diese Wanderroute in den Ausläufern der Vogesen begeben. Ausgangspunkt der kurzweiligen Burgenwanderung ist der Campingplatz oberhalb des heimeligen Weinortes Eguisheim. Halten Sie sich rechts und folgen dem Symbol mit der blauen Raute bergauf, bis Sie den Wald mit seinen stattlichen Eichen, Buchen und Ahorn erreicht haben. Dann folgen Sie der roten Raute und achten auf die Hinweisschilder „trois chateaux“. Im Zickzackkurs gelangen Sie an diverse Aussichtspunkte und passieren markante Felsformationen, bis schließlich die drei Burgruinen auftauchen. Die Türme können zwar nicht bestiegen werden, dennoch bietet sich von den Mauern aus ein herrlicher Blick ins Tal. Gelbe Zeichen führen bergab in Richtung Husseren-les-Châteaux, von wo aus es durch die Weinberge zurück zum Startpunkt geht.
Was sollte man im Elsass unternehmen, um sich wie ein Einheimischer zu fühlen?
Das wichtigste: Bringen Sie ausreichend Zeit mit, um sich auf Land und Leute einzulassen. Gut geeignet ist eine Weinprobe bei einem kleinen, familiär geführten Betrieb. Nach dem einen oder anderen Glas Sylvaner oder Gewürztraminer kommt man schnell ins Gespräch. Das klappt meist auch ohne großartige Französischkenntnisse, denn viele Elsässer sprechen noch Elsässisch, das dem Deutschen sehr ähnlich ist.
Und der beste Ort bei schlechtem Wetter?
Es regnet und stürmt? Dann bietet eine Winstub den idealen Zufluchtsort. Die gemütlich zünftigen Gasträume der traditionellen Wirtschaften finden sich in fast jedem der urigen Örtchen zwischen den sanft geschwungenen Weinbergen.
Der Elsass
Rebenheim ist die Ruhe selbst. Im beschaulichen Fachwerkstädtchen lässt man das Leben entspannt auf sich zukommen. Jules Gabin, der neue Polizei-Major, hat noch nicht einmal seinen Rollkoffer aufs Hotelzimmer gebracht, als es mit der Ruhe vorbei ist. Auf einem verlassenen Weingut wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Handelt es sich um ein Sexualverbrechen, ein Eifersuchtsdrama? Oder ist die Journalistin, die nur über lokale Themen wie die Ankunft der Störche, den Wochenmarkt oder das Vereinswesen geschrieben hat, plötzlich auf eine brandgefährliche Story gestoßen?
Pünktlicher Dienstschluss
Gabin kommt aus der Küstenstadt Royan. In die elsässische Provinz hat er sich nur versetzen lassen, um eine Stufe auf der Karriereleiter hinaufzuklettern. Doch mit der Mentalität der Elsässer hat er Probleme. In dem Weinstädtchen zwischen Straßburg und Colmar scheint den Kollegen das gute Leben und ein pünktlicher Dienstschluss wichtiger zu sein als der Mordfall.
Das Elsass und Deutschland trennt mehr als nur der Rhein.
Und mit den regionalen Hierarchien, wonach eine Tourismusmanagerin oder ein großer Weinbauer wichtiger sind als ein Major der Gendarmerie, muss er auch erst einmal klarkommen. Während die Ermittlungen immer wieder ins Stocken geraten, findet sich der Rotweinliebhaber in urigen Weinstuben wieder. Dort muss er sich nicht nur an Riesling und Sylvaner gewöhnen, sondern auch den Avancen einer forschen Untersuchungsrichterin widerstehen. Und statt einer Platte mit Meeresfrüchten sieht sich Gabin mit knusprigen Flammkuchen und Sauerkraut konfrontiert.
Kalorienreicher Kulturschock
Dem Elsass-Neuling bleibt eben nichts erspart. Doch angesichts von „Éclairs mit Himbeerfüllung“ und einer „Eisschneeinsel mitsamt dem Vanillesoßenmeer und der üppigen Karamellgarnierung“ hält sich das Mitleid in Grenzen. Verbrechen hin oder her, man möchte gleich selbst ins Elsass reisen und eine urige „Winstub“ aufsuchen. Am besten mit einem weiteren Fall von Major Jules Gabin.
STECKBRIEF Major Jules Gabin
Liiert mit Untersuchungsrichterin Joanna Laffargue Schwärmt für Meeresfrüchte, lernt aber die deftige Küche des Elsass mehr und mehr zu schätzen Begeisterter Radsportler und passionierter Boulespieler Zu seinem Netzwerk gehören der örtliche Feuerwehrkommandant Claude ebenso wie sein Rebenheimer Amtsvorgänger Lino sowie die mütterliche Wirtin Clotilde.
Geboren am 5. Juli 1988 in Royan, Region Nouvelle-Aquitaine.
Vater: Austernfischer. Mutter: Köchin
2006 Ausbildung bei der Polizeischule der Gendarmerie nationale in Rochefort
2010 Beginn der Unteroffizierlaufbahn in Royan
2015 Leiter der Gendarmerie im elsässischen Rebenheim im Rang eines Majors
2020 Wechsel zu Gendarmerie nationale in Colmar
Lieblingslokal: Brasserie Georges in Rebenheim
Größte Stärke: sein Humor
Größte Schwäche: seine mitunter gefährlichen Alleingänge
Was ihm gefährlich werden kann: Allergie gegen Vögel, insbesondere Störche
Im Elsass lässt es sich gut ... essen!
Das findet zumindest die alteingesessene Herbergsmutter von Major Jules Gabin. Dieser ist gerade erst im Elsaß angekommen und muss bereits in einem schwierigen Mordfall ermitteln. Zeit für die schönen Seiten des Lebens muss trotzdem sein, daher finden Sie hier eine kleine aber feine Zusammenstellung der leckersten Rezepte aus dem Buch „Elsässer Erbschaften“ von Jean Jacques Laurent. Diesen Gaumenschmaus können wir nur empfehlen und wünschen viel Spaß beim Nachkochen und einen guten Appetit!
Choucroute Alsacienne
(Elsässer Sauerkraut)
Benötigt: Großer Topf mit Deckel
Zutaten: Sauerkraut, Kassler, Räucherspeck, geräucherte Würstchen, Zwiebeln, Salz, Pfeffer, Lorbeer, Gewürznelken, Riesling, Gemüsebrühe, Kartoffeln
Zubereitung: 2 Zwiebeln in Scheiben schneiden und anbraten. Zu 1 kg Sauerkraut mischen, salzen und pfeffern. Gewürznelke und Lorbeer dazugeben. 3 Stunden bei niedriger Temperatur köcheln lassen. Allmählich Gemüsebrühe angießen und zum Schluss mit Riesling abrunden.
Das Fleisch beifügen, eine halbe Stunde köcheln lassen. Mit den gekochten Kartoffeln servieren.
Tipp: Dem Original werden gern auch Rippchen, Schweinschulter und -haxen beigemischt.
Coq au Riesling
Benötigt: Pfanne, Topf, Muskatnussreibe
Zutaten: 1 Huhn, Speck, Champignons, Perlzwiebeln, Butter, Mehl, Sahne, Salz und Pfeffer, Öl, Geflügelbrühe, Muskatnuss, Elsässer Riesling
Zubereitung: Das küchenfertige Hühnchen in mundgerechte Teile zerlegen, würzen und im Mehl wenden. Anschließend im Öl goldgelb braten.
Den gewürfelten Speck und die halbierten Pilze zusammen mit den Perlzwiebeln in einem Topf in Butter schmoren und würzen. 300 ml Riesling und 1 l Brühe aufgießen. Das Hühnchen dazugeben und eine gute halbe Stunde bei geringer Hitze kochen lassen.
Die Geflügelteile herausschöpfen und warm stellen. Den Fond einkochen, Sahne unterrühren und weiter kochen. Einige Bröckchen Butter unterrühren und mit geriebener Muskatnuss abschmecken. Das Hühnchen wieder in den Topf geben. Fertig!
Dazu passen Spätzle aus dem benachbarten Schwaben.
Elsässer Zwiebelkuchen
die deftige Variante des Flammkuchens
Benötigt: Backform, Handrührgerät, Topf
Zutaten: Weizenmehl, Backpulver, Milch, Butter, Sahne, Salz, Pfeffer, Speisestärke, Zwiebeln, Schinkenspeck, 2 Eier
Zubereitung: 200 g Mehl mit Backpulver, Salz, 150 g Butter und 3 EL Wasser zu einem glatten Teig verrühren, kühl stellen.
Teig ausrollen, in die gut eingefettete Form legen und an den Rändern hochziehen. Den Teigboden einstechen, im vorgeheizten Ofen bei 225 Grad goldgelb backen.
Zwiebeln in Ringe schneiden und in etwas Butter glasig dünsten. 125 ml Milch dazugeben, mit Salz und Pfeffer würzen und einige Minuten köcheln. Speisestärke und einen Schluck Wasser hinzugeben und kurz aufkochen lassen.
2 Eigelb und 3 EL Sahne verquirlen. Den Schinken würfeln. Beides in den Topf geben und mit dem Zwiebelsud verrühren.
Die Mischung in die Teigform füllen und bei 180 Grad ca. 45 Minuten backen!
Gugelhupf
traditionelles Elsässer Gebäck
Benötigt: Rührschüssel, Schneebesen, Handtuch, Schälchen, Gugelhupfform
Zutaten: Butter, Milch, Hefe, Zucker, Salz, Eier, Rosinen, Rum
Zubereitung: Einen Achtelliter Milch leicht erwärmen, circa 25 g vom Hefeblock hinein bröseln und eine halbe Stunde stehen lassen.
Rosinen in einem Schälchen Rum einlegen.
100 g Zucker, eine Prise Salz, 200 g Butter mit einem Achtelliter Milch gut vermengen. 2 Eier hineinschlagen.
Ein halbes Kilo Mehl in eine große Rührschüssel füllen. Die Eier-Milch-Mischung und die aufgelöste Hefe hinzugeben und zu einem weichen Teig verkneten. Die Schüssel mit einem Handtuch abdecken und ziehen lassen.
Die Rosinen einstreuen, den Teig gut durchkneten und wieder stehen lassen.
Den Backofen auf 180 Grad vorheizen. Die Gugelhupfform einfetten und den Teig hinein füllen. Circa eine dreiviertel Stunde backen, aus der Form lösen, abkühlen lassen und servieren.
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