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Feministische Bücher

Feministische Literatur zu Gender, Gleichberechtigung, #metoo

Die aktuelle Debatte zum Feminismus ist geprägt von vielen Facetten: #metoo, Quotenregelungen, gleiches Geld für gleiche Arbeit, genderneutrale Sprache, Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die sich daraus ergebenden Fragestellungen bezüglich der Gleichberechtigung von Mann und Frau. Diese Liste ließe sich noch fortsetzen, das Thema ist aktueller denn je und das Bewusstsein, wie weit sich patriarchale Strukturen durch alle Aspekte unseres Lebens ziehen war noch nie so groß.

In der feministischen Literatur werden die unterschiedlichsten Ansätze verfolgt. Teilweise wird auf eine historische Diskursanalyse Bezug genommen oder es wird die weibliche Psyche thematisiert. Einige der Autoren fühlen sich stark der politischen Frauenbewegung verbunden, wodurch in ihren Werken gesellschaftliche Probleme wie die aktuelle Debatte zu #metoo Eingang finden. Um welchen Themenbereich es sich auch handelt, stets vereint die Werke ein Interesse für frauenspezifische Themen. Die Geburtsstunde der feministischen Literatur war 1929 mit dem Werk „Ein Zimmer für sich allein“ von Virginia Woolf. Nur 20 Jahre danach folgte ein weiteres bedeutendes Werk dieses Genres mit dem Buch „Das andere Geschlecht“ von Simone de Beauvoir. Ausgehend von diesen beiden Paradewerken der feministischen Literatur sind zahlreiche weitere Werke anderer Autorinnen entstanden, die Frauenthemen auf spannende Weise angehen.

So unterschiedlich die Fragestellungen, so unterschiedlich auch unsere Bücher, die sich unter dem großen Thema Feminismus zusammenfassen lassen. Ob es um die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper geht, um das Leben mit Familie und Beruf oder um die Neudefinierung von Geschlechterrollen – unsere Autorinnen und Autoren kommentieren diese auf ihre jeweils ganz eigene Weise. Auch literarisch nähern sich Autorinnen und Autoren dem Thema auf verschiedenen Wegen an. Deshalb gehören zu dieser Sammlung von Büchern für Frauen und Frauenthemen auch unbedingt einige Romane.

Entdecken Sie feministische Literatur und neue Bücher zu feministischen Themen & aktuellen Debatten!

Frauen in der Kunst

Verdient Genie eine Sonderbehandlung? – Vom Umgang mit Kunst in Zeiten von MeToo

Ist männliche Ungeheuerlichkeit dasselbe wie weibliche? Und soll Kunst nicht die dunklen Seiten der Psyche beleuchten? Woody Allen, Pablo Picasso, Michael Jackson – sie alle haben Großartiges geschaffen, und ihnen allen wurde vorgeworfen, etwas Schreckliches getan oder gesagt zu
haben. Wie können wir mit diesem Wissen dennoch ihre Werke lieben? Dürfen wir sie noch lieben? Und lassen sich unser Sinn für Moral und unsere Liebe zur Kunst überhaupt ins Gleichgewicht bringen?

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Genie oder MonsterGenie oder Monster
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Von der Schwierigkeit, Künstler und Werk zu trennen

Vom Dilemma, ein Fan zu sein

„Claire Dederer hat sich selbst die Frage ›Kann ich die Kunst lieben, aber das Art Monster dahinter hassen?‹ gestellt und ein geniales, erzählendes nicht vergeistigtes Buch darüber geschrieben.“ Süddeutsche Zeitung

Woody Allen, Pablo Picasso, Michael Jackson – sie alle haben Großartiges geschaffen, und ihnen allen wurde vorgeworfen, etwas Schreckliches getan oder gesagt zu
haben. Wie können wir mit diesem Wissen dennoch ihre Werke lieben? Dürfen wir sie noch lieben? Und lassen sich unser Sinn für Moral und unsere Liebe zur Kunst überhaupt ins Gleichgewicht bringen? Klug, tiefgründig und äußerst scharfsinnig setzt sich Claire Dederer in diesem Buch mit der Frage auseinander, ob und wie wir Künstler*innen von ihrer Kunst trennen können, und trifft damit den Kern einer hochaktuellen Diskussion.

„Ausgezeichnet … Ein Werk des tiefen Nachdenkens und der Selbstkritik, das die Unmöglichkeit der Aufgabe des Buches würdigt.“ The New Yorker

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Ein Buch das zeigt, wie sehr Frauen die Kunst prägen

„Ein Muss für alle, die Kunst lieben, sich vom patriarchal geprägten Blick auf Kunstgeschichte verabschieden wollen und endlich große Künstlerinnen kennenlernen wollen.“ Antonia Wille

 The Story of Art without Men
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Große Künstlerinnen und ihre Werke

„The Story of Art without Men“ steht auf der Shortlist für das „Book of the Year“ bei Waterstones

Wie viele Künstlerinnen kennen Sie? Wer schreibt letztendlich Kunstgeschichte? Haben Frauen vor dem 20. Jahrhundert überhaupt als Künstlerinnen gearbeitet?

Bis in unsere Gegenwart hinein wirkt die Kunst, die über Jahrhunderte hinweg von Männern für Männer gemacht wurde – dieses Buch beweist, wie einseitig dieses Bild ist. Katy Hessel nimmt uns mit auf eine Reise durch die Epochen und zeigt, welch tiefgreifenden Einfluss Künstlerinnen über die Zeit hinweg hatten, welche Pionier­arbeit sie häufig leisteten und wie sie verschiedene Stile, Techniken und Strömungen prägten.

Entdecken Sie mit ihr viele Kunstformen, die oft übersehen oder abgetan werden, und zahlreiche aufregende Werke, die an der „Geschichte der Kunst“ eben­falls erheblichen Anteil hatten. So gibt die Autorin unbekannten, ver­gessenen oder bislang unsichtbaren Künstlerinnen aus aller Welt die Bühne, die sie verdienen.

In diesem Buch entdecken Sie die schillernde Sofonisba Anguissola der Renaissance, die bedeutendste italienische Malerin des Barock Artemisia Gentileschi, das radikale Werk von Harriet Powers in den USA des 19. Jahrhunderts und viele weitere außergewöhnliche Frauen, die bis auf wenige Ausnahmen wie Frida Kahlo oder Paula Modersohn-Becker bislang wenig beachtet wurden. Von der Küste Cornwalls bis Manhattan, von Nigeria bis Japan – dies ist die eine zeitgemäße Geschichte der Kunst. Eine Geschichte, bei der Frauen im Mittelpunkt stehen.

Ein Buch das zeigt, wie sehr Frauen die Kunst prägen - aufwendig und liebevoll gestaltet, mit über 300 Farb- und Schwarz-Weiß-Abbildungen

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Frauen und Gesellschaft

Blick ins Buch
Bitch – Ein revolutionärer Blick auf Sex, Evolution und die Macht des Weiblichen im TierreichBitch – Ein revolutionärer Blick auf Sex, Evolution und die Macht des Weiblichen im Tierreich

Von Matriarchaten, Pseudopenissen, Kannibalinnen

Was bedeutet es, dem weiblichen Geschlecht anzugehören? Lange wurde das Weibliche in der Wissenschaft auf das Mütterliche, das Aufopfernde, das Passive reduziert. Lucy Cooke wirft in ihrem neuen Buch einen feministischen Blick auf die Tierwelt, der die überholten, patriarchal geprägten Annahmen über Bord wirft und das Weibliche neu definiert.

„Eine schillernde, witzige und auf elegante Weise zornige Vernichtung unserer Vorurteile über weibliches Verhalten und die Geschlechter im Tierreich … ›Bitch‹ ist ein Wahnsinnsspaß.“ Observer

Sie stellt kannibalische Gottesanbeterinnen vor. Lemurenweibchen, die die Männchen ihrer Art physisch und politisch dominieren. Und Albatrosweibchen, die sich zusammentun, um ihren Nachwuchs gemeinsam großzuziehen.

Ihr faszinierendes Buch zeichnet ein frisches Bild des weiblichen Tiers und der Kräfte, die die Evolution beeinflusst haben. Es ist ein fundierter und gewitzter Versuch zu ergründen, was das auch für uns bedeuten kann. 

Platz 3 der Sachbuch-Bestenliste für Januar 2024 von ZDF, Deutschlandfunk Kultur und DIE ZEIT

Einführung
Zoologie zu studieren, gab mir das Gefühl, eine bedauernswerte Außenseiterin zu sein. Nicht weil ich Spinnen liebte, gerne tote Tiere zerlegte, die ich am Straßenrand gefunden hatte, oder begeistert in Tierkot herumstocherte, um herauszufinden, was seine Urheber gefressen hatten. Alle meine Mitstudent:innen teilten diese seltsamen Vorlieben mit mir, das musste einem also nicht peinlich sein. Nein, der Quell meines Unbehagens war mein Geschlecht. Weiblich zu sein, bedeutete nur eines: Ich war eine Verliererin.
„Das weibliche Geschlecht wird ausgebeutet, und die grundlegende evolutionäre Basis für diese Ausbeutung ist die Tatsache, daß Eizellen größer sind als Samenzellen“, schrieb mein Hochschullehrer Richard Dawkins in seinem Evolutions-Bestseller Das egoistische Gen.
Den Lehren der Zoologie zufolge kamen wir Eizellen-Produzentinnen durch unsere massigen Gameten schon immer zu kurz. Da wir unser genetisches Erbe wenigen nährstoffreichen Eizellen anvertrauen und es nicht in Millionen von beweglichen Spermien stecken, haben unsere Urahninnen in der Lotterie des Lebens offensichtlich den Kürzeren gezogen. Somit müssen wir bis in alle Ewigkeit die zweite Geige hinter den Spermaproduzenten spielen, als weibliche Randnotiz zum männlichen Hauptereignis.
Man lehrte mich, dass dieser offensichtlich triviale Unterschied zwischen unseren Geschlechtszellen die Ungleichheit der Geschlechter fest zementiert habe. „Wie wir sehen werden, lassen sich alle anderen Unterschiede zwischen den Geschlechtern aus diesem einen grundlegenden Unterschied ableiten“, so Dawkins. „Damit beginnt die Ausbeutung des weiblichen Geschlechts.“
Männliche Tiere führten demnach ein verwegenes Leben, stets vorwärtsdrängend und aktiv. Sie kämpften miteinander um die Herrschaft oder den Besitz von Weibchen. Sie paarten sich immer und überall, getrieben von dem biologischen Imperativ, ihren Samen möglichst weit zu verbreiten. Und sie dominierten sozial; Weibchen folgten widerspruchslos den männlichen Anführern. Die Rolle des Weibchens war von Natur aus die der selbstlosen Mutter; somit hielt man alle mütterlichen Anstrengungen für gleichartig: Bei uns gab es keinerlei Konkurrenzdenken. Sex war eher eine Pflicht als ein Trieb.
Im Hinblick auf die Evolution galten die Männchen als treibende Kraft des Wandels. Wir Weibchen konnten dank gemeinsamer DNA auf den Zug mit aufspringen, solange wir schön brav waren und nicht den Mund aufmachten.
Als Eizellen produzierende Studentin der Evolutionswissenschaft fand ich mich in diesem 50er-Jahre-Modell der Geschlechterrollen einfach nicht wieder. War ich als Frau etwa vollkommen aus der Art geschlagen?
Die Antwort auf diese Frage lautet zum Glück: nein.
Um die Biologie ist eine sexistische Mythologie gewoben worden, die unsere Wahrnehmung der weiblichen Tiere verzerrt. Tatsächlich gibt es in der Natur eine enorme Vielfalt weiblicher Formen und Rollen, die ein faszinierend breites Spektrum an anatomischen Eigenschaften und Verhaltensweisen abdeckt. Ja, darunter sind auch die hingebungsvollen Mütter, ebenso aber die weiblichen Blatthühnchen, die sich einen Harem aus mehreren Männchen halten und Brut sowie Jungenaufzucht diesen überlassen. Weibchen können durchaus treu sein, doch nur sieben Prozent der Arten sind sexuell monogam – somit sind viele Weibchen „untreu“ und suchen sich mehrere Partner. Zudem sind bei Weitem nicht alle tierischen Gesellschaften männlich dominiert. In den verschiedensten Tierklassen gibt es Alphaweibchen, die ihre Autorität auf unterschiedlichste Weise ausüben, von wohlwollend (Bonobos) bis brutal (Bienen). Weibchen können ebenso heftig miteinander konkurrieren wie Männchen: Topiweibchen (eine Leierantilope) kämpfen mit beachtlichen Hörnern erbittert um den Zugang zu den besten Männchen, und Erdmännchen-Matriarchinnen zählen zu den mörderischsten Säugetieren unseres Planeten; sie töten die Jungen ihrer Konkurrentinnen und unterdrücken deren Fortpflanzung. Schließlich wären da noch die Femmes fatales: kannibalistische Spinnenweibchen, die ihre Partner als post- oder gar präkoitale Snacks verputzen, sowie „lesbische“ Echsen, die gar keine Männchen mehr brauchen und sich nur noch per Klonen fortpflanzen.
In den letzten Jahrzehnten wurde unser Wissen darüber, was es bedeutet, weiblich zu sein, völlig revolutioniert. Von diesem Umbruch handelt das vorliegende Buch. Ich werde Ihnen darin eine (im Wortsinne) wilde Auswahl bemerkenswerter weiblicher Tiere und der Wissenschaftler:innen, die diese erforschen, präsentieren. Gemeinsam haben sie nicht nur den Begriff des Weiblichen für die Arten, sondern auch die evolutionär wirkenden Kräfte an sich neu definiert.

Wenn wir den Ursprung dieser verzerrten Sicht auf die Natur verstehen wollen, müssen wir ins England des 19. Jahrhunderts zurückgehen, in die Zeit meines wissenschaftlichen Idols: Charles Darwin. Seine Theorie der Evolution durch natürliche Selektion erklärte, wie sich aus einem gemeinsamen Urahn die ganze Vielfalt des Lebens entwickeln konnte. Organismen, die besser an ihre Umwelt angepasst sind als andere, haben eine größere Chance, zu überleben und jene Gene weiterzugeben, die ihnen zu diesem Erfolg verholfen haben. Dieser Prozess führt dazu, dass sich Arten im Lauf der Zeit verändern und aufspalten. Oft mit dem fälschlich „zitierten“ survival of the fittest (auf Deutsch: „Überleben der am besten Angepassten“) umschrieben – die Wendung stammt von dem Philosophen Herbert Spencer und wurde von Darwin auf Druck von außen erst in die fünfte Auflage von Über den Ursprung der Arten (1859) aufgenommen –, ist diese Idee so brillant wie einfach und wird zu Recht als eine der größten intellektuellen Errungenschaften aller Zeiten gefeiert.
Bei aller Genialität kann die natürliche Selektion jedoch nicht alles erklären, was wir in der Natur vorfinden. Darwins Evolutionstheorie wies einige große Erklärungslücken auf, etwa hinsichtlich ausgeprägter Merkmale wie dem Hirschgeweih oder dem Schwanz des männlichen Pfaus. Solche Extravaganzen bieten keinen allgemeinen Überlebensvorteil, sie können sogar das tägliche Leben erschweren. Somit konnten sie nicht durch die utilitaristische Kraft der natürlichen Selektion geformt worden sein. Darwin erkannte dies, was ihn lange quälte. Ihm war klar, dass hier ein anderer Evolutionsmechanismus am Werk sein musste, der eine eigene Zielsetzung hatte. Diese bestand, wie er schließlich realisierte, im Streben nach Sex, und so schuf er den Begriff der geschlechtlichen Zuchtwahl, sprich: der sexuellen Selektion.
Für Darwin erklärte diese weitere evolutionäre Kraft die auffälligen Merkmale – ihr einziger Zweck musste ihm zufolge darin bestehen, das andere Geschlecht für sich zu gewinnen oder anzulocken. Diese Nachrangigkeit drückte Darwin mit der Bezeichnung „secundäre Sexualcharaktere“ (sekundäre Geschlechtsmerkmale) aus, um sie von den primären Geschlechtsmerkmalen (wie Fortpflanzungsorganen und äußeren Genitalien) zu unterscheiden, die für den Fortbestand des Lebens essenziell sind.
Ein gutes Jahrzehnt nachdem Darwin der Welt sein Konzept der natürlichen Selektion präsentiert hatte, veröffentlichte er sein zweites theoretisches Meisterwerk: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl (1871). In diesem kraftvollen Folgewerk skizzierte er seine neue Theorie der sexuellen Selektion, die die von ihm beobachteten grundlegenden Unterschiede zwischen den Geschlechtern erklärte. Bei der natürlichen Selektion geht es ums Überleben, bei der sexuellen Selektion letztlich um die Konkurrenz um Sexualpartner. Und in Darwins Augen war dieses Konkurrieren ganz überwiegend Männersache.
„… die Männchen beinahe aller Thiere [haben] stärkere Leidenschaften … als die Weibchen. Daher sind es die Männchen, welche miteinander kämpfen und eifrig ihre Reize vor den Weibchen entfalten“, so Darwin. „Das Weibchen ist andererseits mit sehr seltenen Ausnahmen weniger begierig als das Männchen. … [es] verlangt … im Allgemeinen geworben zu werden, es ist spröde …“
In Darwins Augen erstreckte sich der Geschlechtsdimorphismus, also die körperlichen Unterschiede zwischen Geschlechtern, somit auch auf die Verhaltensweisen. Diese Geschlechterrollen waren so vorhersagbar wie körperliche Merkmale. Die Männchen treiben die Evolution voran, indem sie mit extra dafür entwickelten „Waffen“ oder „Reizen“ um den „Besitz“ der Weibchen kämpfen. Die Konkurrenz bewirkt bei den Männchen einen sehr unterschiedlichen Fortpflanzungserfolg, und diese sexuelle Selektion bringt die weitere Evolution siegreicher Merkmale mit sich. Weibchen stehen unter geringerem Variationsdruck; ihre Rolle besteht darin, sich den männlichen Merkmalen zu unterwerfen und diese weiterzugeben. 
Darwin war sich nicht sicher, warum dieser Unterschied bestand, er vermutete aber, dass sich dies unter anderem auf die Geschlechtszellen und den Energieaufwand der Weibchen für die Jungenaufzucht (mütterliches Investment) zurückführen ließe.
Darwin wusste, dass die sexuelle Selektion neben der Konkurrenz unter den Männchen auch das Element einer Auswahl durch die Weibchen erforderte. Dies zu erklären, war schwieriger, denn es gestand dem schwachen Geschlecht eine unangenehm aktive Rolle bei der Gestaltung der Männchen zu – was im viktorianischen England nicht wohlgelitten war und, wie wir in Kapitel 2 erfahren werden, Darwins Theorie der sexuellen Selektion für das wissenschaftliche Patriarchat besonders ungenießbar machte. Daher mühte sich Darwin nach Kräften, diese weibliche Macht herunterzuspielen, indem er beschrieb, dass diese „vergleichsweise passiv“ und auf nicht bedrohliche Art erreicht wird, indem die Weibchen der männlichen Prahlerei „als scheinbar unbeteiligte Zuschauerin“ beiwohnen.
Darwins Darstellung der Geschlechter als aktiv (Männchen) und passiv (Weibchen) hätte sich eine teure Werbeagentur mit unbegrenztem Budget nicht besser ausdenken können, bedient sie doch jene säuberliche Art von Dichotomie – wie richtig oder falsch, schwarz oder weiß, Freund oder Feind –, die das menschliche Gehirn so schätzt, weil es sie intuitiv als richtig empfindet.
Doch Darwin war vermutlich nicht der Erfinder dieser bequemen Klassifikation der Geschlechter. Gut möglich, dass er hier Anleihen bei Aristoteles genommen hatte, dem Vater der Zoologie. Im 4. Jahrhundert v. Chr. verfasste der griechische Philosoph den wohl ersten Almanach der Tiere: Über die Zeugung der Geschöpfe (De generatione animalium), eine Abhandlung über die Fortpflanzung. Dieses akademische Grundlagenwerk hatte Darwin sicherlich gelesen, was vielleicht erklärt, warum eine gewisse Ähnlichkeit zu Aristoteles’ Aufteilung der Geschlechterrollen besteht:
„Bei jenen Tieren, die … zwei Geschlechter aufweisen …, steht das Männliche für das Effektive und Aktive … und das Weibliche … für das Passive.“
Die Stereotype von weiblicher Passivität und männlicher Tatkraft sind so alt wie die Zoologie selbst. Dass der Zahn der Zeit so wenig an ihnen genagt hat, lässt vermuten, dass sie sich für Generationen von Wissenschaftlern „richtig“ angefühlt haben – was nicht bedeutet, dass sie das auch sind. Die Wissenschaft hat uns auf jedem Gebiet gelehrt, dass unsere Intuition uns oft in die Irre leitet. Das größte Problem bei dieser netten binären Klassifikation: Sie stimmt nicht.
Versuchen Sie doch einmal, die Notwendigkeit von Passivität einem dominanten Tüpfelhyänenweibchen zu erklären – es wird Ihnen ins Gesicht lachen (nachdem es es zerbissen hat). Weibliche Tiere sind genauso promisk, kompetitiv, aggressiv, dominant und dynamisch wie männliche. Sie lenken den evolutionären Wandel genauso wie die Männchen. Darwin und all die anderen Herren Zoologen, die zu seiner Erläuterung beisteuerten, konnten (oder wollten) sie nur nicht so sehen. Der größte Erkenntnisschritt in der Biologie, ja vielleicht in der gesamten Naturwissenschaft, wurde von einer Gruppe Männer Mitte des 19. Jahrhunderts vollzogen, und dementsprechend finden sich darin bestimmte Annahmen bezüglich der Natur von sozialem und biologischem Geschlecht.
Dazu sei fairerweise angemerkt, dass Darwin nicht gerade ein ausgewiesener Experte für das andere Geschlecht war. Er hatte seine Cousine Emma geheiratet, nachdem er zuvor eine Pro-und-Contra-Liste zum Thema Ehe erstellt hatte. Diese aufschlussreiche romantische Auflistung, auf die Rückseite eines Briefes an einen Freund gekritzelt, hat beschämenderweise überdauert und enthüllt nun seine intimsten Gedanken, sodass alle Welt darüber für immer urteilen kann.
In zwei kurzen Spalten („heiraten“ und „nicht heiraten“) fasste Darwin seine innere Zerrissenheit zum Thema Heirat zusammen. Besondere Sorge bereitete ihm, dass er vielleicht weniger „Unterhaltungen mit klugen Männern in Clubs“ führen und damit „fett und faul“ werden könnte, oder schlimmer noch: die mögliche „Verbannung und Erniedrigung mit indolentem faulem Dummkopf“ (was wohl nicht ganz dem entsprach, wie Emma sich von ihrem geliebten Bräutigam gern umschrieben gesehen hätte). Als Argument dafür notierte er allerdings, dass er jemanden hätte, der „das Haus versorgt“, und eine „nette, sanfte Frau auf einem Sofa“ sei „jedenfalls besser als ein Hund“. Also stürzte sich Darwin mutig in die Ehe.
Man könnte meinen, dass Darwins Beweggründe, obwohl er Vater von zehn Kindern werden sollte, eher vernünftiger als fleischlicher Natur waren. Möglicherweise war er nicht sehr vertraut mit dem weiblichen Geschlecht, ja nicht einmal besonders interessiert daran. Darum war es vielleicht an sich schon unwahrscheinlich, dass er die Evolution auch aus weiblicher Sicht betrachtete, ganz unbesehen der Gesellschaft, in die er hineingeboren worden war.
Selbst die innovativsten und gewissenhaftesten Wissenschaftler:innen sind nicht immun gegen kulturelle Einflüsse. Darwins androzentrische Sicht auf die Geschlechter war zweifellos vom vorherrschenden Chauvinismus seiner Zeit geprägt. In der Oberschicht des 19. Jahrhunderts hatten Frauen nur eine einzige wichtige Rolle im Leben: Sie sollten heiraten, Kinder bekommen und vielleicht noch ihren Ehemann in seinen Interessen und seinem Beruf unterstützen. Sie sollten also vor allem unterstützend und im häuslichen Bereich wirken, denn Frauen wurden – körperlich und intellektuell – als das „schwächere“ Geschlecht definiert. Sie waren in jeder Hinsicht der männlichen Autorität untergeordnet, sei es der von Vätern, Ehemännern, Brüdern oder gar erwachsenen Söhnen.
Dieses soziale Vorurteil wurde von den Ansichten der zeitgenössischen Naturwissenschaft praktischerweise noch gestützt. Die führenden akademischen Köpfe des 19. Jahrhunderts sahen in den Geschlechtern grundverschiedene Kreaturen, ja eigentlich absolute Gegensätze. Man glaubte, dass weibliche Wesen in ihrer Entwicklung quasi stehen blieben; sie ähnelten jungen Individuen ihrer Art, da sie kleiner, schwächer und weniger farbenfroh waren. Männliche Wesen steckten ihre Energie ins Wachstum, die weibliche Energie dagegen wurde gebraucht, um Eizellen zu produzieren und Junge auszutragen. Da männliche Wesen meist größer gebaut waren, hielt man sie für komplexer, variabler und mental leistungsfähiger als weibliche. Diese galten als durchschnittlich intelligent; die bei den männlichen Wesen angenommene große Variabilität dagegen schloss auch intelligente Überflieger mit ein, wie man sie beim anderen Geschlecht nicht sah. Insgesamt betrachtete man männliche Wesen als höher entwickelt als weibliche.
Diese Ansichten flossen allesamt in Darwins Werk Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl ein, das, wie der Titel schon verrät, die Evolution des Menschen und die im 19. Jahrhundert verbreiteten Vorstellungen zu Geschlechtsunterschieden mit der sexuellen und der natürlichen Selektion erklärte.
„Der hauptsächlichste Unterschied in den intellectuellen Kräften der beiden Geschlechter zeigt sich darin, dass der Mann zu einer grösseren Höhe in Allem, was er nur immer anfängt, gelangt, als zu welcher sich die Frau erheben kann, mag es nun tiefes Nachdenken, Vernunft oder Einbildung, oder bloss den Gebrauch der Sinne und der Hände erfordern“, so Darwin. „Hierdurch ist schliesslich der Mann dem Weibe überlegen geworden.“
Darwins Theorie der sexuellen Selektion entstand in einer Welt der Misogynie, daher verwundert es nicht, dass das weibliche Tier darin so verzerrt dargestellt, so gering beachtet und unverstanden ist wie eine viktorianische Hausfrau. Viel überraschender und folgenschwerer ist vielleicht, welche Schwierigkeiten es bis heute bereitet, die Wissenschaft von diesem sexistischen Beigeschmack zu bereinigen, und wie sehr sie davon durchdrungen ist.
Darwins Genie war da keine Hilfe. Er wurde geradezu vergöttert, sodass ihm nachfolgende Biologen unter einem chronischen Bestätigungsfehler (Confirmation Bias) litten. Sie suchten nach Belegen für die „typisch weibliche“ Passivität und sahen nur, was sie sehen wollten. Bei Ausnahmen, etwa der ausgeprägten Promiskuität von Löwinnen, die sich während des Östrus begeistert etliche Male am Tag mit verschiedenen Männchen paaren, schauten sie geflissentlich weg. Und schlimmer noch: Versuchsergebnisse, die nicht ins Muster passten, wurden sogar geschickt statistisch manipuliert, um das „korrekte“ wissenschaftliche Modell zu stützen (mehr dazu später).
Ein zentrales Dogma der Wissenschaft ist das Sparsamkeitsprinzip, auch „Ockhams Rasiermesser“ genannt. Es lehrt Wissenschaftler:innen, Beobachtungen zu trauen und die einfachste Erklärung für diese zu wählen, da sie wahrscheinlich zugleich die beste ist. Darwins strenge Geschlechterrollen bewirkten eine Abwendung von diesem grundlegenden Wissenschaftsprinzip, da Forscher mit immer verschraubteren Argumentationen weibliche Verhaltensweisen „wegerklären“ mussten, die nicht dem Stereotyp entsprachen.
Ein Beispiel dafür ist der Nackt- oder Schlankschnabelhäher (Gymnorhinus cyanocephalus). Diese kobaltblauen Rabenvögel leben im Nordwesten der USA und bilden dort lärmende Trupps von 50 bis 500 Tieren. Hochintelligente Lebewesen mit einem derart aktiven Sozialleben verfügen wahrscheinlich über Mittel, um ihre sozialen Aktivitäten zu ordnen, kurzum: ein Dominanzgefüge. Andernfalls würde Chaos herrschen. Die Ornithologen John Marzluff und Russell Balda, die die Häher mehr als 20 Jahre lang erforschten und in den 1990er-Jahren ein Standardwerk über sie veröffentlichten, interessierten sich für die soziale Hierarchie der Tiere. Daher machten sie sich auf die Suche nach dem „Alphamännchen“.
Das erforderte einigen Einfallsreichtum. Wie sich zeigte, sind die Hähermännchen strikte Pazifisten und tragen praktisch nie Kämpfe aus. Die eifrigen Ornithologen errichteten also Futterstationen mit Leckereien wie fettigem Popcorn und Mehlwürmern, um möglichst territorialen Unfrieden zu stiften. Doch noch immer kämpften die Häher nicht miteinander. Die Forscher mussten ihre Skala der kämpferischen Aktivität nach recht subtilen Hinweisen ausrichten, etwa Seitenblicken. Warf das dominante Männchen dem rangniederen Männchen auch nur einen scharfen Blick zu, verließ Letzteres die Futterstelle. Das war nicht ganz im Stile von Game of Thrones, doch die Forscher dokumentierten eifrig etwa zweieinhalbtausend solcher „aggressiven“ Begegnungen.
Als es an die Auswertung der Statistik ging, wurde die Verwirrung noch größer. Nur 14 von 200 Mitgliedern des Trupps qualifizierten sich für einen Platz im Dominanzgefüge, und eine lineare Hierarchie gab es nicht. Die Männchen kehrten die Rangfolge um, und rangniedere zeigten sich „aggressiv“ gegen ranghöhere. Trotz dieser verwirrenden Ergebnisse und nicht vorhandener Macho-Feindseligkeit erklärten die Wissenschaftler zufrieden: „Es besteht kaum Zweifel daran, dass Männchen aggressiv Kontrolle ausüben.“
Kurioserweise hatten die Forscher durchaus Häher bei deutlich handfesteren Auseinandersetzungen beobachtet als dem Austausch schiefer Blicke. Sie dokumentierten dramatische Luftkämpfe, bei denen sich die beteiligten Individuen im Flug gegenseitig packten und „wild flatternd zu Boden fielen“, wo sie „einander heftig mit den Schnäbeln pickten“. Diese Zusammenstöße waren „das aggressivste Verhalten, das wir im gesamten Jahr beobachteten“, doch sie wurden von den Wissenschaftlern in kein Dominanzschema eingearbeitet, weil die Beteiligten nicht männlich waren. Es waren allesamt Weibchen. Die Autoren folgerten, dass dieses „gereizte“ weibliche Verhalten hormonell bedingt sein musste. Sie vermuteten, dass die Häherweibchen aufgrund eines Hormonschubs im Frühling unter dem „Vogel-Äquivalent zum PMS, von uns PBS (pre-breeding syndrome) genannt“, litten.
So etwas wie das aviäre PBS gibt es nicht. Hätten Marzluff und Balda das aggressive Verhalten der Häherweibchen unvoreingenommen beobachtet und mit Ockhams Rasiermesser den Staub von ihrer Schlussfolgerung geschabt, wären sie der Entschlüsselung des komplexen Sozialsystems der Nacktschnabelhäher ziemlich nahe gekommen. Die Hinweise darauf, dass unter den Weibchen tatsächlich eine starke Konkurrenz besteht und sie eine entscheidende Rolle in der Hierarchie der Tiere spielen, finden sich allesamt in ihren sorgfältig aufgezeichneten Daten, aber sie erkannten sie nicht. Stattdessen stießen sie dogmatisch noch weiter vor und suchten nach der „Krönung eines neuen Königs“, die auch ihre Überzeugung gekrönt hätte – und natürlich nie stattfand.
Hier ist keine Verschwörung am Werk, lediglich bornierte Wissenschaft. Marzluff und Balda zeigen beispielhaft, wie gute Wissenschaftler unter böser Voreingenommenheit leiden können. Die beiden Ornithologen hatten völlig neuartige Verhaltensweisen beobachtet, die sie innerhalb eines falschen Rahmenwerks interpretierten. Und mit diesem Fehler stehen sie keineswegs allein da. Die Wissenschaft ist, so zeigt sich, von unabsichtlichem Sexismus durchdrungen.
Erschwerend kommt hinzu, dass das akademische Establishment von Männern dominiert war und oftmals noch ist, die das Tierreich naturgemäß von ihrem Standpunkt aus betrachten; die Fragen, die der Forschung zugrunde lagen, wurden also aus männlicher Perspektive gestellt. Viele Forscher interessierten sich schlichtweg nicht für weibliche Lebewesen. Männchen waren das Hauptereignis und wurden zum Standardorganismus – das Grundmodell, von dem die Weibchen abwichen, der Standard, nach dem die Art beurteilt wurde. Weibliche Tiere mit ihrem „Hormondurcheinander“ waren Randerscheinungen, lenkten vom Hauptnarrativ ab und rechtfertigten nicht dasselbe Maß an wissenschaftlicher Gründlichkeit. Ihre Körper und Verhaltensweisen blieben weitgehend unerforscht, und die resultierende Datenlücke wurde dann zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Weibliche Lebewesen gelten bis heute als eine invariante, träge Begleiterscheinung des männlichen Strebens – weil es keine Daten gibt, die ein anderes Bild von ihnen zeichnen.
Das Gefährlichste an der sexistischen Voreingenommenheit ist ihr Bumerangeffekt. Was als chauvinistische Kultur des 19. Jahrhunderts begann, wurde in der Wissenschaft ein Jahrhundert lang bebrütet und dann wieder in die Gesellschaft ausgespuckt, als politische Waffe, versehen mit dem Etikett „Darwin“. Dies verlieh einer Handvoll vornehmlich männlicher Verfechter des neuen Wissenschaftszweiges der evolutionären Psychologie die ideologische Autorität zu behaupten, dass verschiedenste üble männliche Verhaltensweisen – von der Vergewaltigung über zwanghaftes Schürzenjägertum bis hin zum Überlegenheitsempfinden – menschlich nur „natürlich“ wären, das hätte schließlich schon Darwin so festgestellt. Frauen wurde gesagt, sie hätten dysfunktionale Orgasmen, könnten nie die gläserne Decke durchstoßen, weil ihnen der Ehrgeiz fehle, und sollten sich aufs Muttersein beschränken.
Dieses Psychogebrabbel der Jahrtausendwende wurde von einer neuen Sorte von Männermagazinen gierig aufgegriffen, die diese sexistische „Wissenschaft“ in den Mainstream verlagerten. In Buch-Bestsellern und Kolumnen in der populären Presse krähten Journalisten wie Robert Wright, dass der Feminismus dem Untergang geweiht sei, weil er diese wissenschaftlichen Wahrheiten nicht anerkennen wolle. Von seinem ideologischen Sockel herab produzierte Wright anmaßende Artikel mit Titeln wie „Feminists, Meet Mr Darwin“ („Feministinnen, darf ich vorstellen: Mr Darwin“), verlieh seinen Kritiker:innen „eine Drei im Grundkurs Biologie“ und behauptete, dass „keine einzige namhafte Feministin genug über modernen Darwinismus weiß, um sich ein Urteil darüber zu erlauben“.
Doch das taten die Feminist:innen sehr wohl. Die zweite Welle des Feminismus hatte einst verschlossene Labortüren aufgestoßen; Frauen gingen in den besten Universitäten ein und aus und studierten selbst Darwin. Sie betrieben Feldforschung und beobachteten weibliche Tiere mit derselben Neugierde wie männliche. Sie entdeckten sexuell frühreife Affenweibchen, und statt diese zu ignorieren, wie es ihre männlichen Vorgänger getan hatten, fragten sie sich, warum sich diese so verhielten. Sie entwickelten standardisierte Methoden zur Erfassung von Verhaltensweisen, die dieselbe Aufmerksamkeit für beide Geschlechter erforderten. Sie nutzten neue Techniken, um Vogelweibchen auszukundschaften, und fanden heraus, dass diese keineswegs Opfer der männlichen Dominanz waren, sondern tatsächlich den Ton angaben. Und sie wiederholten Experimente, die Darwins Geschlechts-Stereotype empirisch untermauerten – und stellten fest, dass die Ergebnisse verzerrt waren.
Es braucht Mut, Darwin infrage zu stellen. Er ist mehr als ein ikonischer Intellekt; er ist (zumindest in Großbritannien) ein Nationalheiligtum. Wie mir ein ehemaliger Professor erklärte, kommt es akademischer Gotteslästerung gleich, wenn man anderer Ansicht ist als Darwin; dies hat bewirkt, dass die Evolutionsforschung in unserem Land eher konservativ ist. Vielleicht wurde die Saat der Rebellion deshalb auf der anderen Seite des Atlantiks ausgebracht, von einer Handvoll US-amerikanischer Wissenschaftler:innen, die sich aufmachten, alternative Narrative zu Evolution, Geschlecht und Sexualität zu entwickeln.
Sie werden diese intellektuellen Kriegerinnen auf den folgenden Seiten kennenlernen. Einige von ihnen traf ich beim Mittagessen auf einer Walnussfarm in Kalifornien, wo wir unter anderem über Darwin, Orgasmen und Geier diskutierten. Sarah Blaffer Hrdy, Jeanne Altmann, Mary Jane West-Eberhard und Patricia Gowaty sind die aufrührerischen Matriarchinnen des modernen Darwinismus, die es wagten, der wissenschaftlichen Phallokratie mit Daten und Logik entgegenzutreten. Sie nennen sich selbst „The Broads“ („die Weiber“) und treffen sich seit 30 Jahren alljährlich bei Hrdy daheim, um sich über Evolutionsforschung auszutauschen. Ich hatte das Glück, eine Einladung zu ihrer jährlichen geistigen Sause zu erhalten. Obwohl sie sich inzwischen zum Teil im Ruhestand befinden, treffen sich diese wegbereitenden Professorinnen immer noch, um einander zu unterstützen, neue Ideen zu diskutieren und die Entwicklung der Evolutionsbiologie generell auf einem guten Kurs zu halten. Ja, sie sind Feministinnen, aber sie äußern klar, was das für sie bedeutet: die gleichberechtigte Repräsentation beider Geschlechter, nicht die unverdiente Vorherrschaft nur des einen.
Ihre wissenschaftliche Arbeit hat eine neue Generation von Biolog:innen in die Lage versetzt, die weibliche Seite einer Art mit all ihren faszinierenden Eigenschaften zu betrachten – indem sie weibliche Körper und Verhaltensweisen untersuchten und sich fragten, wie Selektion aus der Sicht einer Tochter, Schwester, Mutter und Konkurrentin wirkt. Diese Wissenschaftler:innen sind willens, hinter die kulturellen Normen zu blicken, unorthodoxe Ideen zur Wechselhaftigkeit von Geschlechterrollen zu verfolgen und dabei dem – unbeabsichtigten oder sonstigen – Machismo in der Evolutionsbiologie ein Ende zu setzen. Viele von ihnen sind Frauen, aber wie wir noch erfahren werden, ist die wissenschaftliche Meuterei keine rein weibliche Angelegenheit. Alle biologischen und sozialen Geschlechter spielen dabei eine Rolle. Auf den Seiten dieses Buches werden Ihnen viele männliche Wissenschaftler begegnen. Die Pionierleistungen von Frans de Waal, William Eberhard und David Crews, um nur einige zu nennen, machen deutlich, dass man sich nicht als Frau identifizieren muss, um Wissenschaft feministisch zu betreiben. Neue Perspektiven aus der LGBTQ-Wissenschaftscommunity tragen zudem entscheidend dazu bei, die heteronormative Kurzsichtigkeit und das binäre Dogma der Zoologie anzugehen. Biolog:innen wie Anne Fausto-Sterling, Joan Roughgarden und andere haben auf die erstaunliche Vielfalt der geschlechtlichen Ausprägungen im Tierreich ebenso aufmerksam gemacht wie auf die entscheidende Rolle, die Diversität als Triebkraft der Evolution einnimmt.
Das Ergebnis ist nicht nur eine viel umfassendere, lebensnahe Darstellung des weiblichen Tiers, sondern auch eine Vielzahl erstaunlicher Erkenntnisse über die komplizierten Mechanismen der Evolution. Dies sind aufregende Zeiten für Evolutionsbiolog:innen. In der Theorie der sexuellen Selektion zeichnet sich ein Paradigmenwechsel ab. Empirische Befunde stellen bisherige „Tatsachen“ auf den Kopf, und konzeptuelle Veränderungen weisen althergebrachten Annahmen die Tür. Dabei lag Darwin keinesfalls insgesamt daneben. Männliche Konkurrenz und weibliche Partnerwahl sind Triebkräfte der sexuellen Selektion, aber sie sind nur ein Teil des evolutionären Gesamtbildes. Darwin betrachtete die Natur sozusagen durch eine viktorianische Lochkamera. Das Wissen um das weibliche Geschlecht liefert uns nun ein Panoramabild vom Leben auf der Erde in voller Farbenpracht, was die Geschichte umso faszinierender macht.
In diesem Buch begebe ich mich auf eine Abenteuerreise um die Welt, zu den Tieren und zu den Wissenschaftler:innen, die die überkommene patriarchale Sicht auf die Evolution mit neuen Erkenntnissen überschreiben und die weibliche Seite der Arten neu definieren.
Auf Madagaskar erfahren wir, warum weibliche Lemuren – unsere entfernteste Primatenverwandtschaft – die männlichen physisch und geradezu politisch taktierend dominieren. In den schneebedeckten Bergen Kaliforniens entdecken wir, wie ein Roboter-Beifußhuhnweibchen Darwins Mythos vom passiven Weibchen zerlegt. Auf Hawaii lernen wir verliebte, langjährige Albatrosweibchen-Paare kennen, die traditionellen Geschlechterrollen zum Trotz ihre Jungen gemeinsam aufziehen. Und vor der Küste des US-Bundesstaates Washington fühlen wir uns einer Schwertwal-Matriarchin nahe, der weisen alten Anführerin ihrer Jagdgemeinschaft und Angehörigen einer der nur fünf bekannten Arten (einschließlich des Menschen), bei denen die weiblichen Individuen eine Menopause durchleben.
Mit meiner Erkundung aufkommender Berichte aus der Randzone des Weiblichen zeichne ich hoffentlich ein neuartiges, diverses Bild des weiblichen Tieres. Außerdem möchte ich herausfinden, was diese Erkenntnisse, wenn überhaupt, über uns Menschen aussagen.
Mindestens seit Äsops Zeiten sehen wir Tiere als Illustration und Abbild menschlichen Verhaltens. Viele glauben (nicht ganz zu Recht), dass die Natur menschlichen Gesellschaften vermittelt, was gut und richtig ist – der Denkfehler des Naturalismus. Überleben ist jedoch eine unsentimentale Angelegenheit, und tierisches Verhalten begleitet weibliche Narrative von fabelhafter Macht bis zur grauenvollsten Unterdrückung. Wissenschaftliche Erkenntnisse zu weiblichen Tieren können Streitigkeiten beiderseits des feministischen Gartenzauns befeuern; Tiere als ideologische Waffen einzusetzen, ist jedoch ein gefährliches Spiel. Zu wissen, was es bedeutet, ein weibliches Tier zu sein, kann jedoch dabei helfen, faulen Argumenten und strapazierten androzentrischen Stereotypen entgegenzutreten; es kann unsere Annahmen darüber, was natürlich, normal, ja sogar möglich ist, ins Schwanken bringen. Wenn das Weiblichsein neu definiert wird, dann nicht durch strenge, altbackene Regeln und Erwartungen, sondern durch seine dynamische und vielfältige Natur.
Die „Bitches“ in diesem Buch zeigen uns, inwiefern weibliche Lebewesen nicht bloß passive Handlangerinnen sind, sondern ums Überleben kämpfen. Darwins Theorie der sexuellen Selektion trieb einen Keil zwischen die Geschlechter, indem sie den Fokus auf die Unterschiede legte, doch diese Unterschiede sind eher kultureller als biologischer Art. Merkmale von Tieren, ob körperlich oder im Verhalten, sind sowohl vielfältig als auch plastisch. Sie können sich den Launen einer Selektion anpassen, und das macht Geschlechtsmerkmale flexibel und formbar. Die Eigenschaften eines weiblichen Tieres lassen sich nicht aus der Kristallkugel seines Geschlechts ablesen, denn Umwelt, Zeit und Zufall haben allesamt Einfluss auf ihre Form. Wie wir in Kapitel 1 erfahren werden, bestehen zwischen Weibchen und Männchen weitaus mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede – so viele, dass es manchmal schwerfällt, die Grenze zwischen beiden zu ziehen.

Frauen im Berufsleben: Überlebenstraining im Job

In den letzten Jahrzehnten hat sich in der westlichen Gesellschaft viel geändert: Frauen sind zu Präsidenten gekürt worden und Frauen bekleiden wichtige Managerpositionen. Doch gerade in der Tatsache, dass dies noch immer in den Medien als etwas Außergewöhnliches gefeiert wird, liegt die Krux: In einer gleichberechtigten Welt wären diese machterfüllten Ämter bekleidet von Frauen nichts Besonderes.

Feministische Romane

Anspruchsvolle Bücher für Frauen - Feminismus in der Literatur

Literatur nähert sich Frauen und ihren Themen auf verschiedene Weise. Sei es in der Beschreibung ihrer Lebensrealitäten im Kontext von aktuellen Lebenswirklichkeiten oder in Form von Dystopien wie Margaret Atwoods herausragenden Romanen „Der Report der Magd” und dessen  Fortsetzung „Die Zeuginnen”.

Es sind mitreißende, gefühlvolle Werke von starken Frauen - und Männern -, die Mut machen können. Doch nicht immer müssen spezifische Frauenthemen in den Büchern Eingang finden. Manchmal zeigt sich die feministische Literatur auch an der Schreibweise, nicht am gewählten Inhalt. Das sind unsere aktuellen Buchempfehlungen.

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Nicht ichNicht ichNicht ich

Roman

Wie überlebt man es, die Familie für eine neue Liebe zu verlassen?

Wer weiß schon, was der Erzählerin in diesem halben Jahr wirklich geschah. Die junge Frau, die noch nicht einmal ihren Namen verrät, tischt uns eine Geschichte nach der anderen auf. Nur eins scheint klar: Sie hat Mann und Tochter für ihren Geliebten verlassen und nun zerbricht sie daran. Der Spiegel, den sie sich erzählend vorhält, scheint in Stücke gesprungen und in jeder Scherbe schillert eine andere Version. Trauer, Verlassenheit, Angst und Wut lassen sie die Welt als Apokalypse des Schmerzes erleben … Als dieser provokante wie hochliterarische Klagegesang erschien, rief er in Israel wütende Empörung hervor. Erst jetzt, fast 30 Jahre später, scheint endlich die Zeit reif für dieses frühe literarische Meisterwerk einer Weltautorin.

Erstmals in deutscher Übersetzung: der erste Roman von Zeruya Shalev

»Erst als ich ›Schicksal‹, meinen 7. Roman, geschrieben hatte, wagte ich, mein Debüt wieder zu lesen. Endlich spürte ich die Bereitschaft, ihn als Teil von mir anzunehmen, auch wenn er nicht ich ist ... Ich konnte meine wilde und gebeutelte Heldin ins Herz schließen und Mitgefühl für sie empfinden. Als ich begann, den Roman für Sie, mein treues deutsches Publikum, vorzubereiten, spürte ich, dass es nötig war, ihm ebenjene mütterliche Zuwendung zukommen zu lassen, die ich ihm vor dreißig Jahren nicht hatte geben können. Ich tauchte noch einmal in seine Welt ein und versuchte, auf dem Zeitstrahl zurückzukehren und der jungen Autorin, die ich damals war, die Hand zu reichen.« Zeruya Shalev 

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Weibliche Sexualität

Der Frauenkörper galt lange als Mysterium. Dies ist durch das Bild der Frau und ihrem geringeren Wert gegenüber dem Mann in der westlichen Gesellschaft über Jahrhunderte hinweg gefördert worden. Im Zuge der Gleichberechtigung hat sich dies geändert. Die Frau darf nun auch ein sexuelles Wesen sein, dass seine eigene Sexualität entdeckt.

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Know Your FlowKnow Your Flow

Unseren Zyklus verstehen für ein gutes Körpergefühl und besseren Sex

Der Wegweiser für Zyklus, Sex und Achtsamkeit

Mit dem Zyklus verbinden viele Frauen und Menstruierende Stress. Schon in der Pubertät ärgerten wir uns mit Verhütungsexperimenten, Stimmungsschwankungen und Periodenschmerzen herum und auch im Erwachsenenalter sind wir davor nicht unbedingt gefeit.

Wie frei können wir unsere Sexualität überhaupt (er-)leben, wenn der eigene Unterleib wie ein störanfälliges Mysterium scheint? Und wie können wir diese Wahrnehmung ändern? Indem wir unseren Zyklus lesen lernen und darüber reden, sagt Rena Föhr. Dieses Buch ist so überraschend wie die erste Periode – allerdings auf die denkbar angenehmste Art.

Menarche

Am zwölften Nikolaustag meines Lebens fand ich die größte Überraschung nicht in meinem Stiefel, sondern in meiner Unterhose. Das ist nun mehr als 20 Jahre her, aber ich sehe es heute noch so genau vor mir, als würde ich auf ein Foto blicken. Ich stand im blassen Wintersonnenlicht unseres Dachbadezimmers, wollte eigentlich nur kurz pinkeln gehen – und zuckte zusammen.

Dass ich mich so genau an das Datum erinnere, liegt zu einem kleinen Teil sicher daran, dass ich Adventsbräuche und Süßigkeiten liebe und den 6. Dezember unweigerlich damit verbinde. Meinen Stiefel hatte ich wie immer vor die Tür gestellt – sicher war er auch an jenem Nikolaustag gut gefüllt. Doch vor allem erinnere ich mich an das Datum, weil die wahre Überraschung des Tages so bedeutend für mich war. Nur ein kleiner Blutfleck – und gleichzeitig nichts Geringeres als meine erste Menstruation.

Euphorische Ehrfurcht ergriff mich. Aus der Bravo hatte ich erfahren, dass manche Mädchen bereits mit neun Jahren ihre erste Periode bekommen – und um ehrlich zu sein, hatte ich seitdem sehnsüchtig darauf gewartet. Warum? Schwer zu sagen. Zum einen habe ich eine große Schwester, die mit acht Jahren Altersvorsprung unglaublich reif und cool auf mich wirkte. Alles, was mit Älterwerden zu tun hatte, hieß auch, mehr wie sie zu sein. Zum anderen begeisterten mich neue Erlebnisse und Abenteuer seit jeher, und dazu zählte auch die Entwicklung meines Körpers.

Meine Mutter hatte mich gut vorbereitet. Die Box mit Binden hatte ich daher mit einem Griff zur Hand. Zum ersten Mal klebte ich mir nun eine eigene frische Einlage in den Slip. Feierlich fühlte sich das an. Nach einem neuen Lebensabschnitt. Mir hallte im Kopf wider, was ich in Büchern gelesen und von Erwachsenen gehört hatte: Die Periode bedeutet, dass man Kinder kriegen kann.

Fruchtbarkeit. Schwangerschaft. Ich wusste, was nun theoretisch biologisch möglich war. Praktisch war es denkbar weit weg für mich. Trotzdem fühlte ich die Schwere und den Sog der Veränderung. Theoretisch könnte mein Körper … das, was Frauenkörper eben können. In mindestens einem Aufklärungsbuch hatte ich gelesen: Wenn du deine Tage bekommst, wirst du vom Mädchen zur Frau. War ich jetzt eine Frau? Ich fühlte mich eindeutig weiblich, ja, aber ich war elf. Sechstklässlerin. Schon den Gedanken an Zungenküsse fand ich seltsam. Und trotzdem: Irgendwie hing das ja alles zusammen. Frausein. Menstruieren. Fortpflanzung. Sex. O Gott! Ich musste unbedingt meiner besten Freundin davon erzählen.

Weitere vier Jahrzehnte Jahre früher, auf der anderen Seite der Welt, in den Llanos Orientales Kolumbiens, ging ein Mädchen zum Fluss, um Wäsche zu waschen. Carmela war 14, sie liebte die mächtige Strömung und verbrachte täglich einige Zeit damit, auf den glatten Steinen umherzuspringen und die Füße ins Wasser zu halten, bevor sie schließlich mit ihrer Arbeit begann. Bis zu dem Tag, an dem sich das Wasser plötzlich verdunkelte. Wie Tinte breitete sich die dunkle Flüssigkeit im Wasser aus. Tinte, die aus ihrem Körper rann. Sie fühlte Angst, Angst vor dem Biss eines giftigen Tieres, Panik zu sterben. Sie begann zu weinen, die einzige Reaktion, zu der sie fähig war. Der Rest ihres Körpers war vor Todesangst wie paralysiert.

Am Ufer saß währenddessen Miguel, ein entfernter Verwandter Carmelas. Schon immer hatte er sich am liebsten am Rand aufgehalten, als Kind wie auch jetzt, mit Anfang 20. Er war ein Beobachter, der es genoss, auf die monumentalen Berge und Flüsse zu blicken. Er war es, der Carmela aus der Erstarrung holte, er war es, der ihr half, die Körbe voll nasser Kleidung nach Hause zu tragen. Er war es auch, der es trotz seiner wahrhaft spärlichen Kenntnisse des Themas schaffte, ihr zu erklären, dass das, was passierte, normal war. Als Carmela mit Miguel in der Haustür erschien und ihre Mutter den Blutfleck zwischen ihren Beinen sah, stellte sie keine Fragen. Sie riss Carmela zu Boden und griff nach dem Seil, das zum Anbinden des Viehs diente, schlug damit zu, wieder und wieder, während sie schrie: „Verdammte Schlampe!“

Im Hier und Jetzt sitzen Carmela und ich am Flussufer, wenige Kilometer vom damaligen Geschehen entfernt. Wir essen Kekse und trinken Wein. Sie erzählt Geschichten aus ihrem Leben, ich erzähle von Reisen und journalistischen Projekten. Das findet sie interessant. Aber, sagt sie wenig später, sie wünsche sich auch Urenkel. Ich muss lachen, ihr Enkel lacht mit. Wenig später wird er mein Ehemann sein. Wir blicken auf die Strömung. Dann stürzen wir uns wieder ins Wasser.


Untenrum unklar

Auch wenn die Geschichten von meiner Schwiegeroma und mir nicht unterschiedlicher sein könnten, haben sie doch eines gemeinsam: Der Menstruationszyklus, sichtbar geworden durch die erste Blutung, wird unweigerlich mit Sexualität assoziiert. Im Fall Carmelas mit einem fatalen Missverständnis – der Verwechslung von erster Periode und Entjungferung.[1] In meinem Fall gab es zwar keine direkte Verbindung mit Sex als Akt, aber mit Fruchtbarkeit und Fortpflanzung.

Aus heutiger Sicht finde ich es ein bisschen schade, dass das meine erste und einzige Assoziation war. Überraschend ist es allerdings nicht: Wie die meisten von uns hatte ich bei meiner ersten Menstruation keine Ahnung, welch vielfältige Rolle der Zyklus in unserem Leben spielt. Ich wusste nicht, dass dieser Kreislauf ein wichtiger Bestandteil unserer Gesundheit ist, dass dahinter der Mechanismus des weiblichen Körpers steckt, essenzielle Hormone zu produzieren. Ich wusste erst recht nicht, dass ein natürlicher Zyklus einen starken und – mit genug Wissen – klar nachvollziehbaren Einfluss auf Stimmung, Bedürfnis nach Kommunikation oder Rückzug, Leistungsfähigkeit, Konzentration, Lust und Sexualität hat.

Es ist ein wenig paradox: Auf der einen Seite wird der Zusammenhang zwischen Zyklus und Sexualität überbetont, vor allem, wenn es um das Thema Fruchtbarkeit geht. Der Zyklus wirkt von Beginn an bedrohlich, denn er birgt die „Gefahr“ einer möglichen Schwangerschaft, die es durch Verhütung – meist hormonelle – zu vermeiden gilt. Das ändert sich für manche Menstruierende erst Jahre oder gar Jahrzehnte später, wenn die einst gefürchteten fruchtbaren Tage identifiziert werden müssen, weil sie schwanger werden möchten. Wenn es nicht so schnell klappt wie gedacht, entsteht wieder Stress. Viele Menschen stellen in dieser Situation fest, dass ihnen in Bezug auf den Zyklus viel Angst, aber wenig ernsthaftes Wissen vermittelt wurde.

Auf der anderen Seite gibt es Verbindungen von Zyklus und Sexualität, über die erstaunlich wenig gesprochen wird. Wer lernt schon im Sexualkundeunterricht, wie die verschiedenen Zyklusphasen die Libido, körperliches Empfinden und sexuelle Vorlieben beeinflussen? Oder wie sich die vaginale Feuchtigkeit während des Zyklus verändert und welch vielfältige Möglichkeiten es für Sex während der Periode gibt?

Ich bin überzeugt, dass sowohl unser Menstruationszyklus als auch unsere Sexualität zu unserer Identität gehören. Und dass unser Umgang mit beidem unser Wohlbefinden stark beeinflusst – im Guten wie im Schlechten. Außerdem sehe ich in meiner Tätigkeit als Zyklus- und Sexualberaterin, dass sich unser (Un-)Wissen über den Zyklus deutlich darauf auswirkt, wie Menschen ihre Sexualität wahrnehmen und ausleben. Sicherlich ist der Menstruationszyklus nicht der einzige Faktor, und dennoch: Es ist schwierig, sich beim Sex zu entspannen, wenn man die zyklischen Ereignisse – die Periode, aber auch vaginalen „Ausfluss“ beziehungsweise Zervixschleim und Schwankungen in Lust und Feuchtigkeit – unangenehm findet oder nicht einordnen kann. Dazu kommt die Verantwortung für die Verhütung oder das Entstehen einer Schwangerschaft, die gerade im heterosexuellen Kontext meistens auf die Person mit Uterus (und Zyklus) zurückfällt.

Ich beobachte seit Jahren, wie viel Neugier, aber auch Verunsicherung die Themen Zyklus und Sexualität auslösen. Schon oft haben mir Klient*innen erzählt, wie skeptisch sie dem, was da in ihrem Körper – gerade im Intimbereich – geschieht, gegenüberstehen und wie ihnen das nicht nur die Entdeckung ihres Zyklus erschwert, sondern auch den Spaß im Bett mindert. „Ich habe eine komische Beziehung zu Vulva, Vagina und allem, was da so herausfließt“, fasste es eine zusammen. Doch sie hatte – wie immer mehr Frauen – Lust, diese Beziehung zu verändern und alte Scham durch Wissen zu ersetzen. Einige Klient*innen berichten mir Wochen oder Monate später, wie die Zyklusbeobachtung das Verhältnis zu ihrem Körper und ihrer Weiblichkeit verändert hat. Manche von ihnen kommen auch gemeinsam mit ihren Partner*innen zum Beratungsgespräch und blühen regelrecht auf, wenn auch die Person ohne Zyklus Empathie und Interesse zeigt.

Wenn ich in etablierten Medien und auf meinen eigenen Kanälen über diese Themen schreibe, finden sich neben Zuspruch und Fragen auch zuverlässig Kommentare von Hater*innen unter den Texten. Unter einem Artikel auf Spiegel Online[i], der beschrieb, wie mein Partner und ich einen gleichberechtigten Umgang mit Verhütung suchten und fanden, erntete ich zahlreiche Variationen von „Was für ein Scheiß, einfach die Pille nehmen und fertig“. Äußere ich mich öffentlich zu Menstruationsblut oder Zervixschleim, werden die Kommentare gerne mit Kotz-Emojis versehen. Heute sehe ich das als Bestätigung dafür, wie wichtig Aufklärung ist, doch das war nicht immer so. Sprüche, Mythen und Tabus haben auch bei mir lange für Scham und Verunsicherung gesorgt. Mein Perioden-Enthusiasmus hielt jedenfalls nicht lange an.

Einen Tag nach der ersten Blutung hatte ich Sportunterricht. Meine beste Freundin Carina und ich liefen uns nebeneinander in der Mehrzweckhalle warm. „Übrigens habe ich jetzt meine Tage!“, rief ich atemlos, gleichermaßen den Emotionen und dem Joggen geschuldet. Carina lief stumm weiter. Vielleicht hatte sie mich nicht gehört. „Hast du auch schon deine Tage?“, versuchte ich es noch einmal. „Ja“, sagte sie schließlich, ihre Augen fest auf das graue Linoleum geheftet. Auf einmal schämte ich mich für meine herausposaunte Bemerkung. Und irgendwie auch für meine Menstruation. Zum ersten, aber sicher nicht zum letzten Mal.

Wenig später las ich in der Bravo Girl! in der Rubrik „Peinlich, peinlich!“ die Einsendung einer Leserin, der eine Binde aus der Tasche gefallen war – vor den Augen ihres Schwarms. Sie schämte sich, weil er das „total eklig“ fand – dabei war das Produkt sogar originalverpackt. Ich fragte mich zwar kurz, ob nicht eher die Reaktion des Jungen peinlich war, achtete aber vorsichtshalber künftig darauf, meine Periodenprodukte diskret und sicher zu verstauen. Immerhin schien die Menstruation ein Thema zu sein, von dem die meisten Leute nichts hören oder sehen wollten.

In Biologie lernten wir in Bezug auf den Zyklus zwar, dass wir uns vor einer Schwangerschaft schützen mussten, aber nicht, wie man erkennt, wann man überhaupt fruchtbar ist. Auch sagte uns niemand, dass es unterschiedliche Zyklusphasen gibt, die sich auf unsere Stimmung auswirken, und dass ein achtsamer Umgang mit alldem das Leben erheblich erleichtert.

Die Pubertät, mein erstes Jahrzehnt mit Periode und sexueller Aktivität, gestaltete sich bald als ein Durcheinander aus Neugier, Entdeckung, Scham und Verunsicherung. Ein Gedankenkarussell durch den Intimbereich: Ist es normal, fast jeden Tag Schleim in der Unterhose zu haben? Soll ich meine Schamhaare rasieren? Stinken Muschis wirklich nach Fisch (wie Jens aus der Parallelklasse behauptet)? Was mache ich gegen Regelschmerzen? Macht die Pille meine Brüste größer? Warum werde ich so wenig feucht? Wie komme ich beim Sex zum Orgasmus?

Es war nicht alles schlecht. Ich machte auch gute, spannende Erfahrungen, vor allem, je mehr sich die Teenagerjahre Richtung Zwanziger neigten. Doch es war mehr Trial & Error als eine auf Wissen basierende Herangehensweise. Das galt auch für die Verhütung, genauer gesagt für die Pille. Ich verband sie mit Verantwortung, Coolness und dem lang ersehnten Erwachsensein. Nicht cool fand ich, dass sich kurz nach Beginn der Einnahme meine Stimmung schlagartig verschlechterte. In den folgenden Jahren wurden mir verschiedene Präparate verschrieben, die mich – immerhin – zuverlässig vor einer Schwangerschaft schützten. Eines davon besonders effektiv, weil mir auch jegliche Lust verging. Die anderen hatten Zwischenblutungen, vaginale Trockenheit und Pilzinfektionen im Angebot. Bei Unterbrechungen merkte ich zwar, dass ich mich mit natürlichem Zyklus besser fühlte, doch einen endgültigen Weg ohne synthetische Hormone sah ich erst Jahre später.

Dass mein zweites zyklisches Jahrzehnt – also meine Zwanziger – von einem besseren Körpergefühl und damit auch immer erfüllterem Sexleben geprägt waren, verdanke ich meiner Cousine und einer Zufallsentdeckung. „Ich mache NFP“, erzählte sie mir, als ich kurz vor dem Abi stand und wir über Sex und Verhütung quatschten. Auf meine ratlose Nachfrage erklärte sie, die Abkürzung stehe für natürliche Familienplanung. Nur plante meine abenteuerlustige, 21-jährige, studierende Cousine eben keinen Nachwuchs, sondern die Vermeidung von ebenjenem durch die Beobachtung ihrer Aufwachtemperatur und ihres Zervixschleims. Dadurch konnte sie ihre fruchtbaren und unfruchtbaren Phasen voneinander abgrenzen und verwendete mit ihrem damaligen Freund nur für einen Teil des Zyklus Kondome.

Meine anfänglichen Vorurteile lösten sich auf, als ich das Grundlagenbuch des dahinterstehenden Forschungsteams las und erfuhr, dass hinter der Methode wissenschaftlich belegte Tatsachen stehen.[ii] Mit 21 wagte ich mich erstmals selbst daran – und kann mein Leben seitdem in ein Davor und ein Danach einteilen. Ich erlebte eine Offenbarung nach der anderen: Meine Vagina – beziehungsweise mein Zervixschleim – zeigte mir in Echtzeit, in welcher Zyklusphase ich mich befand! Ich konnte bei Erregung sehr wohl feucht werden, aber in manchen Zyklusphasen fiel es mir schwerer als in anderen, und das war normal! Ich konnte meinen Eisprung anhand der Signale, die mir mein Körper sendete, nicht nur herannahen sehen, sondern ihn auch im Nachhinein sicher bestätigen! Ich war schlichtweg begeistert. Endlich verstand ich meine Lust und war nicht mehr auf hormonelle Verhütung angewiesen, um mich sicher zu fühlen. (Aber auf Kondome, denn der Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen war mir immer wichtig.) Ich schlief mit Männern und Frauen in und aus verschiedenen Ländern. Dabei begegnete ich den Lieben meines Lebens: Meinem jetzigen Mann – und mir selbst.

Erst jetzt, im dritten Jahrzehnt mit Zyklus, wird Schwangerwerden zu einer konkreten Idee, die schon ein paar Menschen in meinem Umfeld betrifft. Bei manchen ist es entspannt, bei anderen entsteht Druck, weil es nicht so schnell klappt wie gedacht. Wieder werden Zyklus und Zykluswissen zu wichtigen Faktoren: Nur, wer seine fruchtbaren Tage zuverlässig erkennt, kann sie optimal nutzen, statt womöglich daran vorbeizurechnen. Wer die Temperatur auswertet, erkennt außerdem, ob überhaupt Eisprünge stattfinden und ob die anschließende Lutealphase, also die Phase zwischen Eisprung und der nächsten Periode, lang genug für eine Einnistung ist.

Doch egal, ob mit oder ohne Kinderwunsch: Die Dreißiger sind auch das Lebensjahrzehnt, in dem wir mehr hinterfragen und für unsere Bedürfnisse einstehen – nicht nur, aber auch in Bezug auf unseren Zyklus. Wir nehmen nicht mehr hin, dass man Regelschmerzen „nun mal aushalten muss“. Wir wollen flexibler arbeiten, statt uns mit Krämpfen auf dem Bürostuhl zu krümmen. Aktivist*innen unterschiedlichen Alters fordern Aufklärung zu Krankheiten wie Endometriose und besseren Zugang zu Periodenprodukten und Verhütungsmitteln. Wir sprechen offener über unsere Sexualität und über den Sexismus, der sie uns nicht mehr vermiesen soll. Wir haben verstanden, wie schädlich Tabus und Unwissenheit sind. Wir stellen Fragen und suchen Antworten.

Einigen davon möchte ich mich in diesem Buch annähern. Wie beeinflusst das Zyklustabu unser Verhältnis zu unserem Körper – vor allem zu Vulva und Vagina – und zu unserer Sexualität? Wie wirken sich Unwissen und Scham auf Lebensbereiche wie den Arbeitsplatz und gynäkologische Versorgung aus? Wie können wir einen neuen Umgang mit Zyklus und Sexualität finden – individuell und in der Gesellschaft? Und: Was könnte entstehen, wenn wir ihn finden? Ich suche die Antworten anhand meiner eigenen Biografie, in Gesprächen mit Freund*innen und Familie, bei Expert*innen, in Wissenschaft und Literatur. Ich habe keine endgültigen Wahrheiten, ich will und kann nicht für alle sprechen, doch ich möchte anregen, sich den vermeintlichen Tabuthemen anders zu nähern. Neugierig und achtsam.

Denn: Viele Fragen und Probleme würden sich erübrigen, wenn wir besser über die zyklischen Zusammenhänge Bescheid wüssten. Der Zyklus ist nicht dafür da, uns das Leben schwer zu machen, sondern unsere Gesundheit zu erhalten – und uns anzuzeigen, wie es gerade um sie steht. Je besser wir diese Körperzeichen lesen können, desto mehr wird er vom Störfaktor zum Kompass. Wir lernen, mit normalen Schwankungen achtsam umzugehen, aber auch, gesundheitliche Warnzeichen zu erkennen und Diagnostik und Behandlung einzufordern.

Dasselbe gilt für die Sexualität: Wenn wir unseren Zyklus verstehen, können wir das Thema Verhütung wirklich frei angehen – und haben mehr nebenwirkungsfreie Methoden zur Auswahl. Wir erkennen, wie es um unsere Fruchtbarkeit und Eisprünge steht. Wir können einordnen, wie Lust, Feuchtigkeit und Vorlieben zyklisch variieren, und es kommunizieren, statt uns zu schämen oder uns selbst zu verurteilen. Klar ist allerdings auch: Für einen neuen Umgang mit Zyklus und Sex braucht es nicht nur individuelle Reflexion, sondern auch gesellschaftliche Veränderung. Deshalb werden in diesem Buch auch die Kontexte, in denen wir uns bewegen, beleuchtet – zum Beispiel Schulbildung, Beziehungen, Gesundheitssystem und Arbeitsplatz.

Sexualität gehört zu uns allen, von der Geburt bis zum Tod. Der Menstruationszyklus beschäftigt etwa die Hälfte aller Menschen mehrere Jahrzehnte lang. Das sollte Grund genug sein, einen gesunden Umgang mit diesen Themen anzustreben.

Ich schreibe dieses Buch für alle, die sich mit ihrem Körper (und ihrem Zyklus) wohlfühlen und ihn genießen wollen. Für alle, die nicht nur an sich selbst denken, sondern auch an ihre Freund*innen, Partner*innen, Mitarbeiter*innen, Kolleg*innen. An Menschen im gleichen Haushalt und auf anderen Kontinenten. Für alle, die sich das Gleiche wünschen wie ich: eine empathische Gesellschaft, in der sich niemand für den eigenen Körper schämt.

Da du diese Zeilen liest, gehörst du vermutlich dazu. Dieses Buch soll dich inspirieren, dich zum Hinterfragen anregen. Dir Ideen geben, Tipps und die Freiheit, stets zu prüfen, was zu dir persönlich passt. Denn niemand, auch nicht dieses Buch, weiß das am Ende besser als du selbst.

Ich vermute, dass deine Erfahrung meiner in einigen Aspekten ähnelt – schließlich sind wir von gesellschaftlichen Sichtweisen auf den Menstruationszyklus, Körper und Sexualität geprägt. In manchen Punkten werden sie sich naturgemäß auch unterscheiden – wir sind unterschiedlichen Menschen begegnet, haben an unterschiedlichen Orten gelebt und unterschiedliche Entscheidungen getroffen. Jedenfalls hoffe ich, dass du dir aus diesem Buch viel mitnehmen kannst – als Rückblick, Ausblick, als Leitfaden oder zur Horizonterweiterung.

Noch ein Hinweis zur Sprache, der mir am Herzen liegt: Nicht alle Frauen menstruieren, und nicht alle Menschen, die menstruieren, sind Frauen. Ich versuche, dies sprachlich abzubilden, in dem ich teilweise die Begriffe „Menschen“, „Menstruierende“ oder „Menschen mit Zyklus“ nutze. An einigen Stellen spreche ich aber auch von Frauen und Mädchen. Erstens, wenn ich Quellen zitiere – Studien, Texte oder Interviews. Bislang ist der Menstruationszyklus fast ausschließlich an cis Frauen erforscht worden. Bei Studien zu Verhütung und Sexualität wird meist in Männer und Frauen eingeteilt, womit in dem Fall cisgeschlechtliche Personen gemeint sind – also Menschen, die sich mit dem ihnen bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren. Wir wissen nicht, wie die Zahlen und Ergebnisse für trans, inter* oder nichtbinäre Menschen aussehen – sie wurden bislang kaum erhoben. Zudem spreche ich manchmal von Frauen und Mädchen beziehungsweise Männern und Jungen, wenn es um gesellschaftliche Annahmen und stereotype Rollenbilder geht. Bisweilen nutze ich auch doppelte Nennungen wie „viele Frauen und Menschen mit Zyklus“. Denn der Menstruationszyklus betrifft nicht nur, aber überwiegend Frauen. Und das wiederum beeinflusst, wie mit dem Thema umgegangen wird.

Ich hoffe, dass du dich in diesem Buch gesehen und willkommen fühlst – ob du dich weiblich, männlich, nichtbinär oder ganz anders definierst. Und auch wenn du keinen Menstruationszyklus hast. Denn dann kannst du Menstruierenden ein wertvoller Ally (Verbündete*r) sein. Lies in dem Fall bitte großzügig darüber hinweg, wenn ich von „deinem Zyklus“ oder „deiner Periode“ spreche – so wie ich es tue, wenn ich Bücher über Penisse und männliche Sexualität lese.

Und jetzt: Let’s get to know your flow.


[1] Wie problematisch dieser Begriff ist, dass es beim ersten penetrativen Sex nicht bluten muss und dass das Hymen die Vagina nicht vollständig verschließt – all das würde ich selbst erst als Erwachsene lernen.

[i] Föhr, Rena (2018). Gemeinsam mehr Spaß. Spiegel Online, 9. Oktober. Abrufbar unter www.spiegel.de/gesundheit/sex/pille-kondome-sensiplan-diaphragma-verhuetung-geht-beide-an-a-1228991.html

[ii] Arbeitsgruppe NFP (2021): Natürlich und sicher, Trias Verlag.


Biografien über außergewöhnliche Frauen

Längst mussten selbst eingefleischte Feministinnen erkennen, dass Männer und Frauen stets unterschiedlich sein werden. Es liegt in der Biologie begründet. Sie darf jedoch nicht als Begründung genutzt werden, dem weiblichen Geschlecht die Gleichberechtigung vorzuenthalten. Wie es starken Frauen in der oft besungenen „Men’s World“ erging und wie sie für ihre Rechte kämpfen mussten, sind Themen in weiblichen Biographien.

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Ingeborg Bachmann, meine SchwesterIngeborg Bachmann, meine Schwester

Erinnerungen und Bilder

Zum 50. Todestag von Ingeborg Bachmann am 17. Oktober 2023

„Sie war ein Wirbel, der nie aufhörte.“

Heinz Bachmann, der 13 Jahre jüngere Bruder, war seiner Schwester Ingeborg ihr Leben lang verbunden. Er kannte sie wie sonst niemand, auch als sie längst zur berühmten Dichterin geworden war. Sie liebte ihren Bruder und wollte ihm die Welt zeigen, nachdem sie früh aus Klagenfurt fortgegangen war. Nun legt Heinz Bachmann einen sehr persönlichen Band vor, in dem er aus dem gemeinsamen Leben erzählt, von Wien und Paris bis nach Zürich und Rom. Ingeborgs tragischer Unfalltod und die Trauer, die die ganze Familie erfasste, kommen ebenso zur Sprache wie ihre Dichterfreunde und ihr Schreiben.

Mit 40 Fotos aus dem Privatarchiv

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Feministische Autorinnen

Kommentare

1. gefällt mir interessante auswahl
simone rindler am 20.03.2020

sehr viele interessante und auch kontroverse themen.gefällt mir.

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