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Für eine offene Gesellschaft

Montag, 17. Oktober 2016 von Michael Schmidt-Salomon / Piper Verlag


Wo sind die Grenzen der Toleranz?

Die einen streiten für „Allah“, die anderen für die Rettung des „christlichen Abendlandes“. Michael Schmidt-Salomon erklärt in seiner neuen Streitschrift „Die Grenzen der Toleranz“, dass und wie man die offene Gesellschaft verteidigen muss und erinnert an das „Weltkulturerbe Humanismus und Aufklärung“, das keineswegs ein exklusives Kulturgut „des Westens“ ist, sondern von Menschen aller Zeiten und aller Kontinente geschaffen wurde.

Die wichtigsten Aussagen von Michael Schmid-Salomon aus seinem Buch:

Der weltanschaulich neutrale Staat muss dafür sorgen, dass seine Rechtsnormen auch innerhalb der Religionsgemeinschaften beachtet werden. Unter keinen Umständen darf er den Eindruck erwecken, dass die Religionen in irgendeiner Weise über dem Gesetz stünden.

Das zentrale Problem, mit dem wir zu kämpfen haben, besteht nicht in einem Mangel an Toleranz, sondern in einem Übermaß an Ignoranz.

Wer die Realität des politischen Islam leugnet und wider alle Vernunft den Zusammenhang von Islam und Islamismus bestreitet, treibt die Wählerinnen und Wähler in die Arme von Politikern, die ihre antiaufklärerischen Ziele unter dem Denkmantel einer „aufgeklärten Islamkritik“ wunderbar verbergen können.

Wie sehr sich rechte Christen (von der AfD hofiert) und orthodoxe Muslime (von der AfD ausgegrenzt) gleichen: Beide wollen die Zeit zurückdrehen, wobei man den man den AfD-Christen zugutehalten kann, dass sie die Gesellschaft nur in die Adenauer-Republik der 1950er-Jahre zurückbefördern möchten – und nicht ins Osmanische Reich von 1924.

Ein Staatsapparat, der mit höchstem Aufwand harmlose Haschisch-Raucher kriminalisiert, es jedoch zulässt, dass Gewaltaufrufe gegen Schwule ungestraft verbreitet werden können, setzt Prioritäten, die jeden Bezug zur Wirklichkeit verloren haben.

Auf dem Gebiet der Menschenrechte zeigt die Bundesregierung keinerlei Profil, sondern verfolgt eine rückgratlose Appeasementpolitik gegenüber rücksichtslosen Despoten – eine Haltung, mit der sich die Werte der offenen Gesellschaft nicht verteidigen lassen.

Es hat sich eingebürgert von „feigen Terrorakten“ zu sprechen, wenn Islamisten sich und andere in die Luft sprengen. In Wahrheit mangelt es ihnen aber nicht an Mut, sondern an Wissen und Einfühlungsvermögen. Offenkundig wurden sie in ihrer emotionalen und kognitiven Entwicklung so stark geschädigt, dass sie nicht einmal ansatzweise begreifen, was sie tun.

Eine offene Gesellschaft sollte ihre Werte nicht schamhaft verhüllen, wie es die italienischen Behörden im Falle der antiken Statuen beim Besuch des iranischen Präsidenten getan haben, sondern sich selbstbewusst zu ihnen bekennen.

„Ein spannend lesbares, uneingeschränkt empfehlenswertes Buch, das gerade in Zeiten von Unsicherheit und hohen Herausforderungen Klarheit zu grundlegenden Fragen unseres Umgangs mit Werten, Umbrüchen und Veränderungen unserer Lebenswelt vermittelt und gleichzeitig Wege zu deren Bewältigung aufzeigt.“


hpd

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