Jens Eisel, Autor von „Hafenlichter“, hat 2013 mit seiner Geschichte „Glück“ den Open Mike gewonnen. Heute, zwei Jahre später, schaut er zurück. Wie war das damals, was hat es gebracht, und: Wie geht es weiter?
Open Mike
Ich war mir nicht sicher, ob ich mich für den open mike bewerben sollte, obwohl ich damals mit „Hafenlichter“ schon fast fertig war und genügend Texte hatte, die in das Format gepasst hätten. Ich kannte einige Autoren, die schon dort gelesen hatten, und die Meinungen darüber gingen ziemlich auseinander.
Als ich die Einladung erhielt, hatte ich den Wettbewerb schon fast vergessen. Ich hatte ziemlich viel zu tun – ich versuchte das Manuskript zu Ende zu schreiben, verdiente mein Geld mal wieder als Handwerker, und meine Tochter war gerade einmal sieben Monate alt.
Ungefähr eine Woche vor der Lesung schrieb mir Thomas Tebbe vom Piper Verlag, er habe mich für den open mike ausgewählt, finde den Text sehr gut und würde gerne mit mir telefonieren. Und so kam es, dass ich am Vorabend des Wettbewerbs mit ihm und meinem Agenten in einem Berliner Restaurant saß und auf eine zukünftige Zusammenarbeit anstieß.
Es war kalt, als wir nach dem Essen gemeinsam zur Eröffnungsveranstaltung liefen. Ich dachte an all die Nächte, die ich schon in dieser Stadt verbracht hatte, und wie seltsam es war, was da gerade vor sich ging.
Komischerweise ist meine prägendste Erinnerung an das Wochenende ein schmales Neuköllner Hinterhaus, in dem ich während dieser Tage wohnte. Ein Bekannter hatte mir die Wohnung zur Verfügung gestellt, und ich war froh, dass ich zwischen den Lesungen einen Ort hatte, an den ich mich zurückziehen konnte.
An den Wettbewerb an sich kann ich mich nur noch bruckstückhaft erinnern. Da ist die Auslosung der Lesungsreihenfolge, der große Saal des Neuköllner Heimathafens und Thomas Tebbe, der meinen Text ankündigt. Und immer wieder der Blick über den Hinterhof.
„Hafenlichter“ ist vor einem Jahr erschienen, meine Tochter kann mittlerweile sprechen, und wenn ich in meinem Arbeitszimmer an meinem Roman sitze, denke ich hin und wieder, dass es sicher nicht schlecht war, dass ich mich damals beworben habe.
von Jens Eisel
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