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Die schönsten Bücher für Katzen-Liebhaber

Katzen und Bücher – eine kuschelige Kombination zum Wohlfühlen

Gibt es etwas Schöneres, als es sich mit einem guten Buch und einer schnurrenden Katze gemütlich zu machen? Hier finden Sie Bücher, in denen Samtpfoten die Hauptrolle spielen.

Hape Kerkeling über das Glück, mit Katzen zu leben

Der Spiegel-Bestseller #1 und ultimatives Katzenbuch für alle Tierliebhaber!

Pfoten vom Tisch!Pfoten vom Tisch!Pfoten vom Tisch!

Meine Katzen, andere Katzen und ich

Lustig, persönlich und lehrreich: Hapes Samtpfoten-Atlas ist das ultimative Katzenbuch für alle Tierliebhaber!
Mit seiner wundervollen Liebeserklärung an die Mieze etabliert sich Bestseller-Autor Hape Kerkeling auch als persönlicher Ratgeber für Katzenliebhaber:innen. 

Ob er mal weg ist, an die frische Luft muss oder einfach auf sein Leben blickt: Hape Kerkeling ist ein Meister der vielschichtigen Autobiografie, in der es nie nur um seinen Lebensweg geht. Wenn er über sich erzählt, können seine Millionen Leserinnen und Leser immer etwas lernen – selbst wenn sie das gar nicht vorhatten.

Darum ist „Pfoten vom Tisch! Meine Katzen, andere Katzen und ich“ mehr als eine Hommage an seine lebenslange Katzenliebe. Der SPIEGEL-Bestseller gilt bereits jetzt als der amüsanteste Ratgeber für neue und alte Katzenfans! 

„Ich glaube, Katzen halten uns ihr ganzes Leben lang für ihre Kinder. Sie werden niemals müde, uns zu erziehen und an das Wesentliche zu erinnern.“ Hape Kerkeling

In schönster Tradition von „Ich bin dann mal weg“ und „Der Junge muss an die frische Luft“ zoomt Kerkeling nah an seine persönlichen Erfahrungen heran und vermittelt im gewohnt leichtfüßig-selbstironischen Stil tiefgründiges Wissen über die richtigen Katzennamen, den Umgang mit Katzenkrankheiten oder die Frage, warum Katzen schnurren. 

Der Nummer 1-Hit der SPIEGEL Bestsellerliste – jetzt als Taschenbuch!

Selbst Menschen mit Katzenallergie werden diese kurzweilige Lektüre verschlingen. Hape Kerkeling ist Deutschlands vielseitigster Entertainer und ein Bestseller-Autor, den die Leserinnen und Leser lieben. Das hat er bereits in Millionen verkauften Exemplaren unter Beweis gestellt .

Der ultimative Geschenktipp für Katzeneltern!

Das Leben mit Miez ist nicht immer einfach. Doch Hauptsache, Sie können darüber lachen! „Pfoten vom Tisch!“ gehört zur Grundausstattung für alle, die ihr Zuhause erstmals mit einem Kätzchen teilen – und damit die Herrschaft an ihre Katze abgeben. Auch langjährige Untertanen ihrer Samtpfote lernen sich und ihren Vierbeiner noch einmal völlig neu kennen.

„Ein tiefsinniges Buch über die Magie der Katzen“ Die Zeit

Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser, werte Katzenfreundinnen und Katzenfreunde, verehrte Katzen und Kater,
ich mag Hunde. Ganz ehrlich. Unbestritten sind sie wundervolle und putzige Haustiere. Nicht ohne Grund leben unter deutschen Dächern über zehn Millionen dieser possierlichen Art. Wie schrieb schon der alte Geheimrat Goethe so treffend im „Faust“? „Dem Hunde, wenn er gut gezogen, wird selbst ein weiser Mann gewogen.“ Anhänglich, stubenrein und gehorsam ist er, wenn’s gut läuft! Was will man also mehr?
In der Regel ist diese Art auch noch mit einem fast manischen Beschützerinstinkt ausgestattet, welcher selbst einen mickrigen Rehpinscher, zumindest akustisch, in einen tollwütigen sibirischen Schneewolf im Stimmbruch verwandeln kann. Das aber auch nur, wenn er sich dabei Schutz suchend hinter einem meterhohen Zaun verbarrikadieren darf. Für mich als tendenziell schreckhaften und eher Ruhe liebenden Charakter kann eine solche Begegnung dazu führen, einen sonnigen Tag vorzeitig für gelaufen zu erklären.
Cocker Spaniel & Co. sorgen dafür, dass Herrchen oder Frauchen regelmäßig an die frische, herrlich gesunde Luft kommt, um sich die müden Beine zu vertreten. Vorzugsweise morgens um halb sechs bei strömendem Regen im nebligen Spätherbst, versteht sich.
Wie gesagt: Ich mag Hunde. Oder sagen wir besser, ich habe nichts gegen sie. Vorsicht, Ironie! Zumindest nichts Wirksames. Vor allem dann nicht, wenn sie möglicherweise drollige Kunststückchen draufhaben, wie zum Beispiel Bällchen- oder Stöckchenholen … Das kann mich durchaus erheitern und mein Gemüt erfreuen.
Der treue Hund ist mir jedoch generell zu fixiert auf seinen Halter. Mitunter hat das so etwas obsessiv Verbissenes und erinnert mich sehr an Stalking. Als potenzielles Herrchen bräuchte ich schlicht mehr Freiraum, als so ein niedlicher Yorkshire Terrier mir zugestehen würde. Hunde scheinen immer irgendwie darauf zu warten, dass etwas Entscheidendes und Aufregendes passiert. Sie sind dauer-unternehmungslustig. So bin ich nicht. Ich bin froh, wenn mal nichts passiert. Meine Devise lautet: Ruhe im Karton!
Jetzt werden Sie vielleicht denken: Was erzählt der ältere, dickliche Herr uns hier eigentlich vom Pferd … äh, Hund? Das Tier auf dem Buchumschlag ist doch ganz eindeutig eine herzige Katze!
Als ich etwa fünf Jahre alt war, hatte meine Mutter Margret in einem spontanen Anfall von Großherzigkeit einem grauen, herzkranken Riesenpudel namens Whiskey Urlaubsasyl in unseren bescheidenen, mit Blümchentapete verzierten vier Wänden gewährt.
Eine Stammkundin aus Omas Krämerladen, die stets frisch ondulierte und ihrem Hund in Wuchs und Ausdruck nicht unähnliche Frau Melchior, wollte ihre Sommerfrische im bayerischen Bad Reichenhall im Jahre 1969 gänzlich unbepudelt antreten. So hatten Mama und ich also den fast erblindeten Whiskey für ellenlange zwei Wochen an der Backe. Gehört hat er allerdings auch nicht.
„So ein treuer und lieber Weggefährte“ sei er. Mit diesen salbungsvollen Worten hatte Frau Melchior uns das Ungetüm seinerzeit wie Sauerbier angepriesen. „Und wachsam ist er schließlich auch.“ Fun Fact war: Das bissige Viech hat uns vierzehn Tage lang gekonnt und knurrend in Schach gehalten, ständig observiert und kontrolliert. Whiskey hätte problemlos bei der Stasi anfangen können. Schnell wäre er dort die Karriereleiter hinaufgetrappelt. Der olle Mielke hätte seine helle Freude an dem grau gelockten Ungetüm gehabt. Whiskey war ein Schnüffler vor dem Herrchen.
In diesen unvergessenen vierzehn Tagen erlebten meine Mutter und ich jedenfalls, gänzlich unfreiwillig, die Vorzüge fleischloser Kost. Egal, was wir auch Unveganes in die Hand nahmen und zum Munde führen wollten, ob Leberwurstschnittchen, Bockwurst oder Frikadelle, Whiskey schnappte danach und verlangte mit nicht gespieltem Nachdruck die unmittelbare Herausgabe des Fleischgerichts. Schnapspralinen-Genießer war er darüber hinaus auch noch. Kein Wunder also, dass er herzkrank war und konsequent so hieß wie die irische Edelspirituose! Nach dieser einschneidenden Erfahrung habe ich nie wieder ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, mir einen Hund zulegen zu wollen. Warum auch? Man ist ja schließlich nicht blöd.
Heilfroh waren wir, als wir den teuren Whiskey wieder in Frau Melchiors Zweiraumwohnung in Herten-Scherlebeck abliefern konnten. Die quietschfidele Urlauberin hingegen hatte wohl still und heimlich gehofft – und deshalb vermutlich auch verzweifelte Stoßgebete gen Himmel gesandt –, ich möge mich unsterblich in ihren hochprozentigen Kumpel verknallen, am Ende ihrer Sommerfrische heulend meinen Besitzanspruch auf selbigen anmelden und die Rückgabe fußstampfend verweigern. Weit gefehlt. Stattdessen haben meine Mutter und ich einen Freudentanz am Pudel-Abgabetag aufgeführt.
So kann man sich manchmal irren. Ich nehme an, Whiskey hat Frau Melchior, samt ihrer Wasserwelle und einer Schachtel Likörpralinen, irgendwann schlichtweg aufgefressen. Oder Frau Melchior ihn? Seitdem jedenfalls habe ich es nicht mehr so mit Hunden.
Vielleicht verstehe ich Hunde aber auch einfach nicht!? Jedenfalls begreifen Hunde mich als Person in all meinen schillernden Facetten definitiv nicht. Das muss ich so annehmen, da sie mich meistens mit einem riesigen Fragezeichen über der nasskalten Schnauze erwartungsvoll anschauen.
Hechelt mich beispielsweise ein Boxer mit heraushängender, dampfender Zunge an, frage ich mich: Bedeutet dieses klebrige Sabbern womöglich die Vorbereitung auf einen nahenden brutalen Angriff? Bringt der Hund sich gerade nur in die richtige üble Stimmung dafür? Oder hat er Durst? Hunger? Diabetes, Verdauungsstörungen oder Asthma? Will er gar nur spielen? Ist ihm heiß? Oder soll das einfach nur witzig sein? Genau so sieht es nämlich aus. Geradezu skurril.
Schlussendlich schüttelt der behäbige Hund dann meist völlig unerwartet seinen Kopf, und zwar exakt in der Geschwindigkeit, in der die Erde sich um die eigene Achse zu drehen pflegt. Und wem fliegt der ganze frisch produzierte und zähflüssige Sabber um die Ohren? Mir! Der Hund wollte mich nur ärgern. Das war’s also. Hunde können manchmal recht unerfreuliche Charaktere sein.
Trotzdem vermute ich als überzeugter Tierschützer natürlich stark, dass Hunde eventuell, unter Umständen, möglicherweise doch so etwas Ähnliches wie eine Seele besitzen könnten. Meinen Sie etwa nicht? Könnte doch sein!
Dennoch: Seien Sie mir jetzt nicht gram, und haben Sie mich bitte weiterhin lieb. Ich weiß, das ist jetzt ein ziemlich dicker Hund, aber Boxer, Terrier und Dobermann sind meine Welt nicht. Bobtails, Bernhardiner und Neufundländer? Geht so.
Ach, was soll ich noch lange drum herumreden? Lassen wir die Katze doch einfach aus dem Sack: Ich vergöttere Samtpfoten. Still bete ich sie an. Der geborene Katzenpapa bin ich. Katzen sind meine heimliche Religion. Wo auch immer auf der Welt ich stehe, schlummere oder gehe, Katzen laufen, schnurren, kuscheln oder fliegen auf mich zu, hinter mir her oder an mich ran. Und bei mir liegen sie immer goldrichtig.
Selbst der lauteste Kater der Welt, Merlin aus Torquay in Großbritannien, würde an meiner Begeisterung nichts ändern. Sein Schnurren erreichte in einer Messung sage und schreibe 67,8 Dezibel. Damit ist das Brumm-Monster fast so laut wie ein alter, benzinbetriebener Rasenmäher. Gratulation dazu!
Katzen und meine Wenigkeit: Das ist eine gegenseitige und geradezu zauberhafte Anziehung, quasi feline Magie. Selbst die argwöhnischste und ausgemergeltste Kitty, ausgestattet mit dem miesesten aller Charaktere, kann sich meiner ganzen Bewunderung sicher sein. „Blind vor Liebe“ nennt man das wohl landläufig.
Sollten Sie übrigens stolzer Hundebesitzer sein und sich jetzt ein wenig auf den Schlips oder Schweif getreten fühlen, denken Sie bitte immer daran: Wer einen Hund besitzt, der ihn verzückt anhimmelt, sollte unbedingt auch einen Kater haben, der ihn komplett ignoriert. Das erdet ungemein und wirkt ausgleichend auf den Charakter.
In den Achtzigern durfte ich genau so einem gefräßigen US-amerikanischen Katergeschöpf namens Garfield meine Stimme auf Hörspielkassetten leihen. Im Prinzip war das für einen ausgewiesenen Cat Lover wie mich der absolute Höhepunkt der gesamten Showkarriere. Acht Folgen lang säuselte und krächzte ich mich mit ausgefahrenen Krallen und getigerter Wampe durch die wunderbaren Abenteuer. Da gab es auch so einen typischen Hund namens … na, wie hieß er doch gleich? Ach ja, Odie! Er war im Übrigen nicht besonders klug. Sicher nur ein dusseliger Zufall.
Mein allererstes Referat in der Sexta im Fach Biologie am Marie-Curie-Gymnasium in Recklinghausen beschäftigte sich mit dem Thema Hauskatzen. Wie sie so sind, wo sie herkommen, was sie so können, im Allgemeinen und überhaupt. Dafür gab es von Frau Dr. Gabi Biletzki ein Sehr gut minus.
Sie sehen: In meinem Fall haben Sie es mit einer kompetenten und ausgewiesenen Fachkraft zu tun. Insofern können Sie sich also beruhigt zurücklehnen: Alles, was Sie hier zu lesen und zu hören bekommen, stammt aus der Feder einer echten Hobbykoryphäe auf dem Gebiet der „Felis silvestris catus“, sprich Waldkatze.
Finden Sie nicht auch, dass Katzen anmutige, weise und edle Geschöpfe von geradezu royaler Gestalt sind!? Definitiv besitzen sie eine Seele. Das habe ich jedenfalls so für mich entschieden, und in diesem Buch werde ich es Ihnen sogar beweisen. Aufgepasst: Heute quatsche ich Sie so was von in Katzen rein!
Die Menschheit lässt sich laut Francesco Petrarca, dem großen italienischen Humanisten des Spätmittelalters, grob in zwei Gruppen einteilen: in Katzenliebhaber und in vom Leben Benachteiligte. Na, auf welcher Seite stehen Sie?
Mit der Leidenschaft für den gemeinen Stubentiger bin ich gewiss nicht allein. Womit wir auch schon mitten im wunderbaren Thema wären, sozusagen bei des Pudels Kern.
Der Hund gilt ja gemeinhin als der beste Freund des Menschen. Aber Katzen sind die wahren Lieblingstiere der Deutschen. Vielleicht ist das so, weil sie selbstständig aufs Klo gehen? Ich finde ja, es liegt vor allem daran, dass sie einem viele Freunde auf einmal ersetzen, vom besten Kumpel über den guten Zuhörer bis hin zur Zicke.
Die Katze hat in Deutschland als Haustier die weiche Schnauze ganz weit vorn. Über fünfzehn Millionen Exemplare fläzen sich genüsslich zwischen Sylt und Garmisch-Partenkirchen auf teutonischen Wohnzimmercouches. Von der Deutschen Langhaarkatze über den Abessinier bis hin zur Burma oder der Türkisch Angora. Und ich wette, keinem der Millionen von stolzen Katzenbesitzern ist es jemals gelungen, seiner Mieze das Sofa als Thronersatz auszureden. Die Katze ist unter allen Viechern unser absoluter und erklärter Liebling. Fast jeder zweite Katzenbesitzer hat, laut Umfrage, sogar ein Bild seiner Mieze in der Brieftasche.
Der guten Ordnung halber sei hier noch erwähnt, dass bei uns in Deutschland 3,5 Millionen Ziervögel gezählt wurden und es rund 3,2 Millionen Aquarien oder Gartenteiche mit Fischen gibt. Welcher Beamte hat sich eigentlich die Mühe gemacht, da mal ordentlich durchzuzählen? Vielleicht ein tierlieber Schwabe? Zudem gibt es in Deutschland 1,3 Millionen Terrarien. Merken Sie was? Allesamt Beutetiere unserer pelzigen Lieblinge.
Falls Sie sich mit dem Gedanken tragen, eine noble Katze in Ihr Heim zu holen, kann Ihnen dieses Buch vielleicht ein bisschen dabei helfen, dass Sie, ganz sprichwörtlich, nicht die Katze im Sack kaufen. Nachts sind zwar alle Katzen angeblich grau, aber tagsüber erkennt man eben doch gewaltige Unterschiede, vor allem im Charakter.
Eines ist sicher: Eine Katze kann uns eine verwandte Seele sein und das Leben enorm bereichern, solange man sich dem Tier mit einer gewissen Hingabe nähert. Wie sagt das alte chinesische Sprichwort: Glücklicher Besitzer, glückliche Katze. Gleichgültiger Besitzer, unzufriedene Katze.

1. Goldene Katzenregel: Widmen Sie sich Ihrer Katze immer und ausschließlich liebevoll, sonst wird sie auch nur schwer stubenrein. Frei nach den Beatles ist alles, was Sie im Leben brauchen, Liebe und eine Katze.

Was macht die Katze so sympathisch, unwiderstehlich und attraktiv? Warum erscheint sie uns manchmal sogar wie ein überirdisches oder gar mystisches Wesen? Was fühlen Fellnasen? Ist die Katze sich ihrer selbst bewusst? Wie kommuniziere ich mit meinem Liebling? Haben Katzen Humor? Können sich Katzen schämen? Wie verwöhne ich meine Katze? Sind Katzen die besseren Psychologen? Sind unsere Stubentiger vielleicht sogar hellsichtig? Diesen interessanten Fragen wollen wir uns hier ausgiebig widmen.
Natürlich habe ich auch ein paar nützliche Erziehungstipps für Sie auf Lager. Aber, ich sage das hier in aller Offenheit, sie sind fast alle zwecklos. Am Ende verändern die kleinen Löwen immer den Katzenpapa oder die Katzenmama. Wir geben es irgendwann ohnehin auf, unsere Katzen als Kinder zu betrachten. Ein entscheidendes Geheimnis darf ich Ihnen deshalb gleich zu Beginn schon anvertrauen: Ich glaube, Katzen halten uns ihr ganzes Leben lang für ihre Kinder. Sie werden niemals müde, uns zu erziehen und an das Wesentliche zu erinnern.
Liebevoll, entschlossen und klug ermahnen sie uns, immer schön im Moment zu bleiben. Das Jetzt zu genießen und voll auszuschöpfen will der Buddhismus uns lehren. Der Katze gelingt es nahezu mühelos, uns diese wichtige Lebenslektion spielerisch beizubringen. Sie ist ihrer Natur nach eine spirituelle Meisterin. Nicht umsonst heißt es: Nur Katzen können dem Blick eines Königs standhalten.
In diesem Buch werden Sie natürlich so einiges über unsere Freunde mit dem weichen Fell erfahren, doch auch ganz viel über sich selbst. Unfassbar viel Spannendes, Berührendes und Unterhaltendes habe ich bei meiner Recherche für dieses Buch lernen, entdecken und erkennen dürfen. Nun freue ich mich darauf, es mit Ihnen hier zu teilen.
Sind Sie bereit? Dann betreten wir jetzt gemeinsam das geheimnisvolle Universum der Katzen. Es wird kitty-katty-magisch!
Selbstverständlich hoffe ich, dass Sie nach der Lektüre Katzen genauso lieben werden wie ich, denn Sie wissen ja: Jeder Katzenhasser wird unweigerlich als graue Maus wiedergeboren.
Viel Vergnügen bei der Lektüre
Ihr Hape Kerkeling

PS: Meine nigelnagelneue Katze Kitty sitzt übrigens gerade direkt vor der gläsernen Terrassentür und zwinkert mir sanft zu. Das Vorwort hat ihr anscheinend gefallen. Sie hat es genehmigt. Es kann also losgehen. Darauf ein freundliches „Murr“.

„Ich glaube, Katzen halten uns ihr ganzes Leben lang für ihre Kinder. Sie werden niemals müde, uns zu erziehen und an das Wesentliche zu erinnern.“ 


Hape Kerkeling 

„Ein richtiger, adventlicher Wohlfühlroman“ Passau Niederbayern TV „Bücherecke“

Winterzauber im kleinen Katzen-CaféWinterzauber im kleinen Katzen-Café

Roman

Zauberhafte Katzen: Ein winterlicher und romantischer Wohlfühlroman, bei dem jedes Herz dahinschmilzt – auch bei Minusgraden!

Was tun nach einem Liebes-Aus? Lilly hat von der Großstadt genug, und von Männern sowieso. Ihr Traum: ein eigenes Café auf dem Land! Selbstgebackener Kuchen, frischer Kaffee – was gibt es Schöneres? Aber dann taucht Mr. Maunz auf und bringt ihre Welt völlig durcheinander. Mit viel Charme verwandelt der rote Kater ihren Laden in ein Katzencafé, das schnell zu einer Sensation wird. Sehr zum Ärger von Baptiste Armault, dessen französisches Bistro seitdem leersteht. Baptiste sieht nur einen Ausweg, er muss Lilly und ihre Katzen so schnell wie möglich loswerden!  Doch er unterschätzt den Zauber des kleinen Katzencafés, in dem Winterwunder wahr werden …

Erschien bereits 2018 unter dem Titel „Frühstück bei KittyCat“

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Ein besonderes Weihnachtsgeschenk für Katzen-Freunde

Blick ins Buch
Katzenpfötchen im SchneeKatzenpfötchen im Schnee

Roman

Katzenglück unterm Weihnachtsbaum

Kaum ist die pragmatische Irene in Rente, stellt sie fest, dass ihr Leben unerfüllt ist. Kurzerhand übernimmt sie ein Ehrenamt im Tierheim Quellenhof: Sie prüft, ob es den adoptierten Katzen in ihrem neuen Zuhause gut geht. Während erste Schneeflocken vom Himmel fallen und sich das Tierheim auf den großen Adventsbasar vorbereitet, besucht sie die Katzen und lernt deren Besitzer kennen. Doch als ihr Lieblingskater Bruno vermittelt wird, ist Irene untröstlich … wie gut, dass im Tierheim alle zusammenhalten und Irene schließlich ein ganz besonderes Weihnachtsfest bescheren …

Ein wunderbar weihnachtlicher Katzenroman von der Autorin von „Auf Samtpfoten zum Glück“ und ein perfektes Weihnachtsgeschenk für alle Katzen-Fans!

1. Kapitel

Sie war es nicht gewohnt, dass ihr entgegengefiebert wurde, möglicherweise sogar sehnsüchtig. Und dass Bruno sie auch heute wieder erwartete, erfüllte sie mit Freude. Allein dafür hatte es sich gelohnt, die Wohnung zu verlassen. Und das war gut, denn sie konnte ja nicht tage-, wochen- oder gar jahrelang allein in ihren vier Wänden hocken. Da würde man ja seltsam mit der Zeit. Und sie kannte wahrlich viele seltsame Menschen. Darüber hätte sie mal ein Forschungsprojekt anleiern sollen, über die zunehmende Verschratung allein lebender Personen. Was hätten die Kollegen im Institut die Augen verdreht, wenn sie das vorgeschlagen hätte!
Zu spät. Sie, Irene, wurde natürlich nicht komisch. Sie hatte eine Aufgabe; sie wurde erwartet. Von Bruno.
Früher, als sie noch in der Forschung tätig gewesen war, hatte niemand auf sie gewartet. Allenfalls ihr penibel aufgeräumter Schreibtisch im Institut ihres Arbeitgebers und möglicherweise auch der Abteilungsleiter, der – auf der Türschwelle stehend, quasi im Vorübergehen – wichtigtuerisch eine Abhandlung oder ein Statement anmahnte. Aber mit einem Lächeln oder mit Blumen in der Hand war sie dort kein einziges Mal empfangen worden, nicht einmal an ihren Geburtstagen und auch nicht in ihren eigenen vier Wänden. Der Mann, mit dem sie kurzzeitig verheiratet gewesen war, hatte dort nie sehnsuchtsvoll auf sie gewartet.
Zugegeben, das mit den Blumen hatte Bruno bisher auch noch nicht geschafft, aber das verzieh sie ihm.
Sie freute sich auf Bruno ebenso, wie er sich auf sie zu freuen schien. War nicht allein dies schon eine Form von Glück? Über Glück und vor allem darüber, wie man es halten und behalten konnte, wurde auch viel zu wenig geforscht. Dabei war Glück doch eigentlich ein großes Wunder, und ihr war es widerfahren.
Irene Thannberg fragte sich oft, warum sie nicht schon früher diesen Weg gegangen war, wenigstens an den Wochenenden oder im Urlaub. Ihr Leben wäre um einiges erfüllter gewesen. Sinnvoller auf jeden Fall als alle diese Expertisen und Broschüren, die sie im Lauf der Jahre publiziert hatte. Selbst in ihrer freien Zeit hatte sie daran geschrieben und Erkenntnisse zu Papier gebracht, die dann doch so gut wie niemand las. Welche Lebenszeitverschwendung!
Während ihrer Arbeit im Forschungsinstitut hatte sie als sogenannte Expertin soziologische Untersuchungen begleitet und deren Ergebnisse in Punktetabellen, wissenschaftlichen Gutachten und Anregungen festhalten müssen, aber kein einziges Mal hatte sie das befriedigende Gefühl gehabt, ihre Vorschläge würden ernst genommen oder auch nur ansatzweise berücksichtigt.
Eins ihrer Projekte beispielsweise hatte sich mit dem bedingungslosen Grundeinkommen befasst und in einem zweiten Schritt das Kaufverhalten von Menschen erforscht, die viel beziehungsweise wenig Geld besaßen. Diejenigen mit weniger Geld hatten sich als weitaus großzügiger erwiesen als die Wohlhabenden, was möglicherweise auch daran lag, dass die Einkommensschwachen so wenig zu verlieren hatten.
Bruno besaß gar kein Geld. Und er war besonders großzügig.

Mit ihren Filzpantoffeln betrat sie den Flur zu seinem Aufenthaltsraum und ging vor dessen Tür in die Hocke. Er schoss auf sie zu und begrüßte sie mit einem lautstarken „Miau“!
„Da bin ich“, erklärte sie, kroch auf allen vieren in sein Zimmer und lehnte sich im Schneidersitz an die Wand. Der getigerte Kater rieb den Kopf an ihrem Knie, drehte sich auf den Rücken, streckte alle Pfoten von sich und schnurrte. Sie atmete tief durch. Draußen im Freigehege rekelten sich Brunos Mitbewohner in der Oktobersonne. Irene lächelte und sonnte sich in ihrem Glück. Hoffentlich blieb er ihr noch lange.
Das war das einzig Traurige am Quellenhof. Wer hier wohnte, befand sich auf einer Durchgangsstation in ein hoffentlich besseres Leben und sollte so bald wie möglich vermittelt werden. Aber Bruno war nicht mehr der Jüngste, ebenso wie Irene nicht mehr die Jüngste war. Das Alter war in diesem Fall ihrer beider Glück. Familien wollten vor allem niedliche kleine Katzenbabys, die bei ihnen aufwuchsen und mit ihnen groß wurden, keine ausgewachsenen Kater mit festen Gewohnheiten und katzentypischen Macken. Bruno hatte durchaus seine Macken. Er biss ihr in den kleinen Finger, wenn er Futter wollte, und wehe, sie spurte nicht. Und wenn er unter dem Kinn gekrault werden wollte, stupste er mit dem Kinn an ihre Hand oder kratzte sie an der Wade. Aber sie, Irene, hatte ja auch so ihre Marotten. Und Bruno war nun mal Bruno. Sie verzieh ihm alles. Sogar Laufmaschen.
Wie gut, dass er schon mindestens elf Jahre alt war.
„Warum nimmst du ihn nicht zu dir?“, hatte Edda, die Leiterin des Tierheims, neulich wieder gefragt.
„Ich habe nur drei Zimmer und einen winzigen Balkon. Bruno braucht Auslauf. Er will sich austoben.“
„Er ist doch schon ein älterer Herr. Was er wirklich braucht, sind Ruhe und Gesellschaft.“
Irene hatte den Kopf geschüttelt. „Ich bin doch nur noch sehr selten daheim. An zwei Tagen in der Woche bin ich für euch unterwegs, und an den anderen Tagen besuche ich ihn. Ihn und meine anderen Lieblinge.“
Edda Kallmayer verstand. „Da ist was dran. Denn wenn er tatsächlich zu dir zieht, geht ihr womöglich beide nicht mehr vor die Tür. Und du würdest uns hier fehlen. Übrigens konnten wir gestern Lucy und Felix vermitteln.“
Irene hob den Kopf. „Als Paar?“
„Ja, zum Glück. Sie wohnen jetzt auf einem alten Bauernhof, der von den neuen Besitzern renoviert wird. Dort gibt es einen großen Garten, in dem sie nach Lust und Laune herumspringen und Mäuse jagen können. Zudem ein paar baufällige Scheunen und eine Katzenklappe an der Tür zum Wintergarten.“
„Wie lange waren sie eigentlich hier? Schon immer, oder?“
„Fast ein ganzes Jahr.“
Irene hob die Brauen. „Hoffentlich finden sie sich noch zurecht. Hier war ihr Lebensraum ja überschaubar.“
Edda schüttelte den Kopf. „Meine Güte, was du immer denkst! Glaub mir, Tiere sind schlau. Sie finden ihren Weg. Und gerade Katzen kommen mit so gut wie jeder Situation klar, auch wenn sie eigentlich keine Veränderungen mögen. Wäre es bei den Menschen doch nur auch so!“
Irene schluckte. War etwa sie damit gemeint? Dabei empfand sie sich selbst – im Vergleich zu früher – als inzwischen extrem wandlungsfähig. Kaum wiederzuerkennen.
„Kannst du sie in etwa zwei Wochen mal besuchen?“
„Wen?“
„Lucy und Felix natürlich. Oder ist dein Terminplan schon voll?“
Was hätte Irene darauf antworten sollen? Dass sie für Katzen jeden anderen Termin hintanstellte? Dass es keine anderen Termine in ihrem Leben gab? Edda Kallmayer verfügte über ein großes und geräumiges Herz. Zusätzlich zu Mann und Kindern hätte eine Fünfzimmerwohnung darin Platz gefunden, ach was, ein ganzes Schloss. Manchmal schien sie Irene für reichlich verschroben zu halten.
Was nicht verwunderlich war, bestätigte sich Irene insgeheim. Schließlich hatte sie ihr Leben lang nur am Schreibtisch gesessen und das Verhalten anderer Menschen und deren Reaktionen katalogisiert und beschrieben. Aus ihrer Soziologinnenperspektive waren die zweibeinigen und aufrecht gehenden Erdbewohner Lebewesen mit der Fähigkeit, zu sprechen und zu schreiben, und somit interessante Untersuchungsobjekte. Mit ihr selbst allerdings hatten diese Menschen so gut wie nichts zu tun. Erst jetzt kam sie näher mit ihnen in Kontakt. Das fand sie hochinteressant, gelegentlich aber auch aufregend und gefährlich.
Kollegen hatten ihr seinerzeit, als sie noch im Institut gearbeitet hatte, einen Mangel an Zugewandtheit unterstellt. „Du bist doch gar nicht in der Lage, dich in andere hineinzuversetzen“, hatten sie ihr an den Kopf geworfen. Da war was dran, aber, ehrlich gesagt, wollte sie sich gar nicht in andere hineinversetzen. Wie sonst hätte sie ihre distanzierte Beobachtungsgabe und ihren untrüglichen Blick für sachliche Unstimmigkeiten entwickeln können? Inzwischen kam ihr diese Fähigkeit sogar zugute. Ihr wurde das beste Gespür für Kontrollbesuche bei den vermittelten Tieren bescheinigt. Gnadenlos brachte sie die Faktoren auf den Punkt, die in der neuen Lebenssituation ihrer Schützlinge den Regeln widersprachen. Dadurch gewann sie allerdings nicht nur Freunde.
Auch deswegen suchte Edda immer wieder Irenes Rat. Als sei diese allein aufgrund ihres Studiums und ihres Doktorgrads eine Expertin für alles und jedes. Das tat gut, obwohl sie sich eingestehen musste, dass sie von den Jugendlichen, die ihre Sozialstunden im Quellenhof ableisteten, nicht die geringste Ahnung hatte. Oftmals schüttelte sie den Kopf über deren Sprache. Vor Kurzem hatte sie zwei Jungen beim Stallausmisten belauscht und so gut wie kein Wort verstanden. „Okay, in der Bude gibt’s schon manchmal den Screenitus, aber hier draußen krieg ich echt Ameisentitten.“ „Mein Mietmaul hat echt volle Kanne versagt. Der hätte mich rauspauken müssen.“
Aufklärung kam von Edda. Screenitus: Computerkoller; Ameisentitten: Gänsehaut; Mietmaul: Rechtsanwalt. Da musste man erst mal draufkommen.

Noch immer fragte sie sich, wer von ihren Ex-Kollegen den Einfall gehabt hatte, ihr dieses eigenwillige Abschiedsgeschenk zu überreichen. Entweder hatte man sich in der Kaffeepause darauf geeinigt, sie zu ärgern, oder man hatte ihr durch die Blume sagen wollen, dass man gar nichts von ihr und über sie wusste und auch nichts wissen wollte. Vielleicht war es einfach nur Gedankenlosigkeit gewesen.
Letzteres hätte am ehesten gepasst.
Das Geschenk war nicht nur an eine Topfblume geheftet gewesen, sondern die edlen Spender und soziologisch geschulten Kollegen hatten sich erkennbar auch von ihrem Geiz leiten lassen. An einem Blatt der Anthurie – es hätte auch ein Kaktus sein können, aber der machte vielleicht nicht so viel her und hatte keine Blätter – hing ein Umschlag mit Gutschein: „Zehnmal Gassigehen mit einem Hund aus dem Tierheim Quellenhof“.
„Damit du mal an die frische Luft kommst“, war der Kommentar der etwas zu laut lachenden Kollegen, und sie hatte einen nach dem anderen verständnislos gemustert und leise „Super“ gemurmelt. Damit waren wohl alle quitt.
An diesem Tag hatte Irene zum letzten Mal ihr Arbeitszimmer betreten, und zwar, um es leer zu räumen. Erstaunlich, wie wenig doch von gut achtunddreißig Jahren übrig blieb. Eigentlich nichts … ein brummender Computer mit abgegriffener Tastatur, eine angeschlagene Teekanne und zwei Tassen, Bücher, die in die hauseigene Bibliothek zurückgetragen werden mussten, sowie ein Berg grauer Materialien. Auf dem Titelblatt dieser Broschüren prangte ihr Name. Seit Jahren schon hatte niemand mehr nach diesen Publikationen gefragt. Also hätte sie sich das Schreiben der Texte ersparen können.
Eigenartigerweise stieß genau das ihr bitter auf. So viel Zeit, Geduld, Ausdauer und Ehrgeiz steckten in diesen Expertisen und Monografien. Nächtelang hatte sie sich die Haare gerauft, um sperrige Erkenntnisse elegant zu formulieren und auf den Punkt zu bringen. Was nun von ihrer Arbeit übrig blieb, war – ganz nüchtern betrachtet – lediglich ein Haufen Altpapier.
Mit dem bitteren Geschmack der Enttäuschung im Mund und der Anthurie im linken Arm hatte sie an jenem Spätnachmittag im September diesem Teil ihres Lebens für immer den Rücken gekehrt und begriffen, dass sie sich eigentlich auf nichts freuen konnte. Das schmerzte am meisten.
Anfangs hatte sie es mit Ausschlafen, Lesen und Musikhören probiert, war gelegentlich in ein Museum, ins Kino oder ins Theater gegangen. Nach einem halben Jahr jedoch wusste sie: Das konnte nicht alles sein!
Doch dann trat Bruno in ihr Leben, und mit ihm eröffneten sich neue Horizonte.


2. Kapitel

An einem Frühlingstag, wie er verheißungsvoller nicht sein konnte, fuhr sie dann tatsächlich zum Tierheim, um den lächerlichen Gutschein mit den Unterschriften ihrer sieben Kolleginnen und Kollegen einzulösen. Aber dort wusste niemand etwas damit anzufangen. Sie schob das Büttenpapier mit der Karikatur eines grinsenden Hundes und einer tanzenden Katze über die Theke und sah sich erwartungsvoll um.
„Sie sind doch keine Jugendliche, die Sozialstunden ableisten muss. Wer hat Ihnen denn das gegeben? So was habe ich noch nie gesehen.“
Das war der erste Satz, den Edda an Irene richtete. „Da steckt doch sicher was anderes dahinter. Vielleicht nur ein schlechter Scherz?“
Verständnislos starrte Irene Thannberg die Leiterin des Tierheims an. „Sie meinen, jemand hat sich einen Scherz mit mir erlaubt?“
„Exakt.“
„Und jetzt?“ Ihre Stimme bebte vor Empörung. Wie konnte man es wagen, sie zum Narren zu halten?
„Jetzt sind Sie hier, und das hat sicher einen Sinn. Mal sehen, welchen.“ Resolut strich Edda Kallmayer ihr dichtes dunkles Haar zurück und nahm die Besucherin erwartungsvoll in Augenschein.
Schulterzuckend griff Irene nach ihrer Tasche und wandte sich dem Ausgang zu. „Dann war das wohl ein Missverständnis.“
„Nein, bleiben Sie! Das wäre ja noch schöner. Jetzt haben Sie schon den langen Weg hierher auf sich genommen.“ Die Leiterin des Tierheims lächelte, und es hatte den Anschein, als strahle allein deshalb die Sonne gleich ein bisschen heller. „Wissen Sie, was? Ich zeige Ihnen unser Haus und unsere Gäste. Haben Sie überhaupt schon jemals etwas mit einem Hund zu tun gehabt? Kennen Sie sich mit Hunden aus?“
„Nein“, gestand Irene. „Und, ehrlich gesagt, fürchte ich mich auch ein bisschen vor großen Hunden.“
Edda Kallmayer lachte. „Wenn ich das heute Abend am Familientisch erzähle … Na gut, dann stelle ich Ihnen erst einmal die Katzen vor. Die sind ja nicht so groß.“

Und so nahm Irenes große Liebe ihren Lauf. Bereits beim ersten Blickkontakt mit den Samtpfoten schmolz ihr Herz, bei jedem weiteren Tier noch mehr. Bei Bruno hatte sie es dann ganz verloren.
„Unser Problemkind“, erklärte Edda und ging vor dem Kater in die Hocke. „Er ist ein bisschen schwierig. Wer weiß schon, was er in seiner Jugend alles erlebt hat? Auf Menschen lässt er sich nicht so ohne Weiteres ein. Allerdings auch nicht auf andere Katzen. Wenn die etwas von ihm wollen, zieht er sich zurück.“
Schwierig bin ich auch, dachte Irene und betrachtete den getigerten Kater, der zusammengerollt in einer Ecke lag, ein Ohr aufrichtete und die Besucherin mit schläfrigen Augen anlinste. Von ihm fühlte sie sich verstanden.
„Wenn Sie wollen, können Sie sich ein bisschen neben ihn setzen“, flüsterte die Leiterin des Tierheims und schob ein dickes Kissen in Brunos Nähe.
„Ich will ihn ja nicht gleich überfallen“, wehrte Irene ab, rückte das Kissen ein Stück vom Kater weg, nahm vorsichtig Platz und gurrte in seine Richtung. „Hallo, Bruno …“
Der Vierbeiner hob den Kopf und gähnte ausgiebig.
„Soll ich dich morgen wieder besuchen?“
Bruno reckte sich.
„Na bitte“, diagnostizierte die Soziologin und fügte ihre Wunschdeutung hinzu. „Er will mich also wiedersehen.“
„So deute ich das auch.“ Edda Kallmayer nickte und schien sich zu freuen. „Alles wird gut.“
„Meinen Sie?“ Irene wusste nicht, ob sie eher über diesen Satz oder darüber staunte, dass sie seit vielen Wochen mal wieder einen festen Termin hatte. Hier gab es jemanden, der sich über ihren Besuch freute. Ein wunderbares Gefühl.
Seitdem kam sie an mindestens drei Tagen in der Woche und besuchte ihn, Lilly und Charlie, die mittlerweile auch ihr Herz erobert hatten.

Inzwischen war sie seit über einem halben Jahr feste freie sowie ehrenamtliche Mitarbeiterin des Quellenhofs und konnte sich ein Leben ohne Katzen und ohne Edda sowie deren Team gar nicht mehr vorstellen. Überhaupt verblasste ihr früheres Bürodasein angesichts der nun ausgefüllten Tage. Gelegentlich hegte sie den Verdacht, dass sie sich in einen recht glücklichen Menschen verwandelt hatte. Ihr Leben war sinnvoll. Aber so richtig darüber nachzudenken, traute sie sich doch noch nicht.
Aber ihr Leben war erfüllt.
Sie wurde erwartet.
Sie kam mit Katzen ins Gespräch und bildete sich ein, ihnen die Wünsche von den Augen ablesen zu können. Zumindest gaben ihre drei Lieblinge Bruno, Charlie und Lilly ihr dieses Gefühl.
Abends saß sie manchmal mit dem Team des Tierheims zusammen, und es ging um praktische Fragen. Wer macht nächste Woche den Empfang? Wer teilt Putz- und Futterdienste ein? Wer vereinbart Termine für Tiervermittlungsgespräche? Wer übernimmt die anstehenden Platzkontrollen?
Diese Aufgabe blieb immer häufiger an Irene hängen. Darin war sie die Beste, und darauf war sie stolz. Und sie hatte mittlerweile gelernt, ganz unverkrampft mit anderen zu reden.
Das war fürwahr ein schwieriger Prozess gewesen, und Bruno hatte sie darin unterstützt, aber so würde sie das natürlich niemals weitersagen. Nicht einmal die für alle Themen des Lebens offene und verständnisvolle Edda weihte sie in dieses Geheimnis ein.

Brunos Art, einfach da zu sein, abzuwarten, zu nicken und zu schnurren, half ihr, ihren Mitmenschen zu begegnen. So nickte auch sie, hielt sich zurück, wartete ab, suchte aufmerksam den Blick ihres Gegenübers, konzentrierte sich auf dessen Hier und Jetzt.
All das hätte sie viel früher wissen müssen. Es war doch eigentlich so einfach, mit anderen Kontakt aufzunehmen. Aber sie hatte es von einer Katze lernen müssen.
Kurz nach Erlangung ihrer Doktorwürde, zu einer Zeit, als sie sich selbst für die aufgeklärteste, wissendste und abgeklärteste Soziologin der Welt hielt, hatte sie gelegentlich auch ihre eigene Person wie ein Forschungsobjekt belauert und war erstaunt gewesen, dass sie sich in Gegenwart anderer unbeholfen fühlte und überall aneckte.
Sie war gern allein und lebte gern allein vor sich hin, selbst als sie noch mit Arend verheiratet gewesen war, einem überschaubaren soziologischen Fall, der sich nie beklagt hatte und für den das alles einigermaßen stimmig gewesen zu sein schien.
Umso mehr hatte es sie verwundert und überrascht, als er nach nur wenigen Jahren des Nebeneinanderherlebens von Scheidung gesprochen und ihre Ehe mit zwei Billardkugeln verglichen hatte, die zwar eine Zeit lang auf dem grünen Filz des Tischs nebeneinanderher rollten, ohne sich zu behindern, aber auch ohne sich gegenseitig Anstöße zu geben. Von positiven Anstößen hatte er erst gar nicht reden wollen. Außerdem hatte er in ihrer emotionalen Kälte gefroren. Und jetzt waren sie beide mit ihren symbolischen Kugeln an die Bande gestoßen und änderten ihren Lauf.
Statt auf seinen Vorschlag zur Scheidung einzugehen, hatte sie ihn erstaunt angesehen. „Seit wann spielst du denn Billard?“
Kurz nach diesem Gespräch verließ Arend die gemeinsame Wohnung und suchte sich eine rundliche rosafarbene Frau mit warmem Lächeln, gegen die Irene sich innerlich nur zur Wehr setzen konnte, indem sie sie Miss Piggy nannte. Einmal war ihr dieser Name in deren Gegenwart herausgerutscht, und die Neue an Arends Seite hatte großherzig darüber hinweggelächelt. Tierisch nett, wie sie nun mal war. Miss Piggy kannte sich aus mit freundlichem Miteinander. Sie fiel nirgends unangenehm auf, eckte niemals an. Wie denn auch? Alles an ihr war schließlich weich und rund und warm. Neben dieser Frau fror man nicht.
Irene dagegen war groß, dünn, schwarzhaarig und eckig sowohl in ihren Worten als auch in ihren Taten. Mit Fremden kam sie gut zurecht. Da gab es nicht das Gespenst einer herzustellenden Nähe. Fremde waren und blieben Studienobjekte, und sie hatte nicht umsonst achtunddreißig Jahre lang menschliches Verhalten erforscht.
Inzwischen wusste sie auf Anhieb, was sie zu beachten hatte. In ihrer Eigenschaft als Katzenplatzkontrolleurin entkam ihr keiner. Wer Katzen bei sich aufnahm, sollte nach Irenes Kriterien ohne Fehl und Tadel sein. Alle Miss Piggys dieser Welt beäugte sie mit besonderer Wachsamkeit.

Auch an diesem Tag stand ein Hausbesuch an. Den hatte sie gestern Abend mit ihrer toughen und zupackenden Forscherinnenstimme vereinbart und sich über das fast verschreckt klingende Geraune am anderen Ende der Leitung gewundert. „Wieso müssen Sie denn kommen? Es geht ihr doch gut. Luna bekommt alles, was sie braucht.“
„Sie haben vertraglich zugestimmt, dass ein Mitarbeiter des Tierheims vorbeischauen kann. Es ist ein Erstbesuch.“ Irene war sachlich geblieben, wie sie immer sachlich blieb. „Ich komme nur kurz rein, werfe einen Blick auf Luna und bin schon wieder weg … wenn alles in Ordnung ist.“
„Es mangelt ihr an nichts“, hatte die neue Katzenmama geflüstert, und das klang fast ein bisschen biblisch, wie Irene fand.
„Wunderbar. Dann haken wir alle Punkte ab, und schon bin ich wieder verschwunden. Morgen um sieben?“
„Wollen Sie dann auch mit Luna sprechen?“ Die Angerufene klang ängstlich.
Irene verdrehte die Augen. „Logisch. Sie hat mir sicher viel zu erzählen.“ Dann legte sie kopfschüttelnd auf. Als könnten Katzen hinter dem Rücken ihrer Frauchen und Herrchen Beschwerden vorbringen! Na, das würde ja lustig werden bei Frau Schlössl.
An diesem Mittwoch goss es wie aus Kübeln, und es wurde während des ganzen Tages nicht hell. Es war der 24. November. Irene trug ihren gelben Friesennerz, einen Regenhut und Gummistiefel. Sie hätte den Termin verschieben sollen. An solchen Tagen jagte man keinen Hund vor die Tür, aber sie funktionierte und hielt diszipliniert ihre Termine ein. Ob die Gassigeher im Quellenhof auch heute angetreten waren?
Katzen brauchten niemanden, der sie spazieren führte und ihren Kot aufsammelte. Katzen gingen selbstständig auf ihr eigenes Klo und verscharrten danach verschämt ihre Losung. Warum hatte noch niemand einen Hund in diese Richtung erzogen? Die waren angeblich doch so schlau!
Sie würde mit Edda Kallmayer darüber sprechen. Edda wusste alles über Tiere … und auch so einiges über Menschen.
Frau Schlössl wohnte in keinem Schloss, auch wenn ihr Gartenhäuschen wasserschlossähnlich von tiefen Pfützen umgeben war. Irene war dankbar, dass sie Gummistiefel trug. Mit anderen Schuhen wäre sie knöcheltief eingesunken, und garantiert hätte sie sich dann mit den nassen und kalten Füßen eine Erkältung geholt. Sie läutete an einem Klingelschild, das mit „Regina Schlössl“ beschriftet war.
Das Auftreten der robusten Mittvierzigerin, die die Tür aufriss und verbindlich lächelte, entsprach so gar nicht dem Bild einer Schlossherrin, eher wirkte sie wie eine ganz normale Hausfrau.
Die Abgeordnete des Tierheims zückte ihre Visitenkarte. Dr. Irene Thannberg, das Logo sowie die Kontaktdaten des Quellenhofs standen darauf, das machte doch immer etwas her. Mit zusammengekniffenen Augen beugte sich Frau Schlössl vor, um den Namen auf dem Kärtchen zu lesen. „Kommen Sie doch bitte herein!“
Es gab Tee und Lebkuchen. Auf der Badezimmermatte tropften Irenes Gummistiefel vor sich hin, Regina Schlössl hatte ihr dunkelblaue Filzpantoffeln hingeschoben. „Damit Sie keine kalten Füße bekommen.“ Sie war ungewöhnlich fürsorglich, und Strähnen ihres langen und unordentlich hochgesteckten dunkelblonden Haars fielen ihr immer wieder ins Gesicht. Mit fahrigen Bewegungen strich sie sie dann zurück. Vielleicht hatte sie in einer Frauenzeitschrift gelesen, dass das sexy wirkte, schoss es Irene durch den Kopf.
Jetzt schenkte die Gastgeberin grünen Tee ein und entschuldigte sich mit Blick auf das Gebäck. „Klar, bis Weihnachten sind es noch vier Wochen, aber ich bringe mich gern rechtzeitig in Stimmung. Kaum ist es so weit, ist es vorbei und wieder zwölf Monate weit weg. Leider!“ Ihre Finger zitterten leicht, als sie eine Kerze anzündete. „Deshalb beginne ich immer schon Mitte November mit dem Backen. Sonst kriege ich ja nicht genug zusammen für den Weihnachtsbasar im Quellenhof. Schauen Sie, da kommt Luna!“
Mit gespitzten Ohren und aufmerksamen Blicken stolzierte die schwarz-weiße Luna in das kleine Wohnzimmer und verbreitete augenblicklich eine hochherrschaftliche Atmosphäre. Irene hatte sich auf der Fahrt gefragt, ob Luna sie überhaupt wahrnehmen würde. Sie selbst erkannte die Kleine sofort. Schließlich war sie es gewesen, die ihr den Namen gegeben hatte. Sie erinnerte sich noch genau. Es musste ihr zweiter oder dritter Besuch im Quellenhof gewesen sein, als das Tier von der Feuerwehr gebracht worden war. „Die haben wir am Straßenrand aufgelesen. Sie scheint verletzt zu sein.“
Tatsächlich war die rechte Hinterpfote gebrochen gewesen und musste geschient werden. Die damals noch namenlose Luna hatte laut gefaucht und war mit ausgefahrenen Krallen auf ihre Retter losgegangen. „Halten Sie sie fest!“, hatte die Tierärztin einen der Helfer gebeten, und während Luna sich in den dicken Handschuh eines Feuerwehrpraktikanten verbissen hatte, hatte sie eine Betäubungsspritze aufgezogen, die das verletzte Tier in tiefen Schlaf versetzte.
„Sieht so aus, als sei sie mit einem Fahrrad kollidiert“, hatte Edda Kallmayer gemutmaßt. „Manche machen sich einen Spaß aus der Jagd auf Tiere.“
Irene, die wie bestellt und nicht abgeholt inmitten des Behandlungsraums gestanden hatte, war von einer Welle der Empörung überrollt worden. „Verklagen muss man die! Ins Gefängnis stecken.“
„Erst mal finden“, gab Edda ihr pragmatisch recht. „Bleibst du bei ihr, bis sie wieder aufwacht?“
Was für eine Frage.

Das Foto der Fundkatze wurde einen Tag später ins Internet gestellt und auch in den lokalen Zeitungen veröffentlicht. Aber niemand meldete sich.
„Sie wird also vorerst bei uns bleiben. Aber wie sollen wir sie nennen?“, hatte Edda Kallmayer zehn Tage später Irene gefragt. „Gib du ihr einen Namen!“
Und so war aus Luna Luna geworden, denn die Katze hatte an der Brust einen hübschen Fellfleck in Form eines Halbmondes. Irene war davon überzeugt, dass nur sie das bemerkt hatte.
Jetzt würdigte Luna sie keines Blickes, ließ aber auch ihr neues Frauchen links liegen und wanderte schnurstracks auf einen Schuhkarton voller Papierkügelchen zu. Die fegte sie auseinander, warf sie in die Luft und legte Irene schließlich ein aus grauem Garn gehäkeltes Spielzeug in Mäuseform vor die Füße. Ein Geschenk. Eine Abendgabe.
„Das habe ich ihr gebastelt und mit Baldriantropfen getränkt“, gestand Frau Schlössl. „Sie ist ganz verrückt danach. Aber dass sie es Ihnen bringt? Damit hätte ich nie gerechnet. Sie ist sonst sehr vorsichtig bei Fremden. Na ja, Sie sind sich ja nicht wirklich fremd.“
Irene nickte. „Klar, ich gehöre schließlich zum Team des Tierheims.“ Sie setzte ihre Teetasse ab und erkundigte sich inquisitorisch nach Lunas Stuhlgang und dem Standort des Katzenklos. Beides war in Ordnung. Ein leichtes Beben ihrer inzwischen geschulten Nasenflügel genügte, und schon wusste sie, dass das Katzenklo regelmäßig gereinigt wurde.
Außerdem war es Luna anzusehen, dass sie sich wohlfühlte und sich jeden Wunsch erfüllen ließ. Ihr Fell glänzte, und inzwischen saß sie auf den Hinterpfoten, hielt die Vorderpfötchen brav zusammen und hatte den Schwanz um den Körper geringelt. Mit aufgerichteten Ohren beobachtete sie die Besucherin. Mir geht es bestens, schien sie zu sagen. Danke der Nachfrage. Ich habe meinen Platz gefunden.
„Luna gefällt es bei Ihnen“, bestätigte Irene. „Das sehe ich ihr an.“
„Wenigstens das“, murmelte Frau Schlössl und schluckte. „Wissen Sie …“, begann sie und verstummte. Irene hatte ganz kurz die Befürchtung, dass sie ihr etwas sehr Persönliches anvertrauen wollte. Bloß nicht!, dachte sie. Keine Intimitäten! Ich will nichts wissen. Schließlich bin ich nur wegen Luna hier.
„Ja, das war’s dann wohl schon“, stellte sie in munterem Ton klar. „Vielen Dank für die Einblicke in Ihre Zweisamkeit. Meine Stiefel sind inzwischen bestimmt auch wieder trocken.“
Ungefragt ging sie ins Bad, schlüpfte aus den Filzpantoffeln und stieg in die Gummistiefel. Sie griff nach ihrem Friesennerz an der Garderobe.
„Warten Sie!“, murmelte Frau Schlössl. „Wollen Sie Luna nicht bald mal wieder besuchen?“
Irene schwieg. Wozu?, hätte sie früher brüsk gefragt und streng geguckt. Jetzt gab sie sich abwartend. Das war eindeutig Brunos Schulung.
Regina Schlössl griff sich ins Haar, löste die Spange und flocht es nachlässig zu einem Zopf. „Ich … ich habe doch gesehen, wie sehr sie sich freut.“
Die auf der Türschwelle hockende Katze erhob sich majestätisch, reckte sich und strich mit erhobenem Schwanz um Irenes Füße. Was sollte sie da noch sagen? „Ja, also, wenn Sie meinen, dann komme ich gern wieder mal vorbei“, hörte sie sich sagen und staunte über sich selbst.
„Vielleicht noch vor Weihnachten? Dann backe ich uns Plätzchen, noch viele weitere Sorten.“ Frau Schlössl klang glücklich.
Luna sah zu den beiden Frauen auf und schnurrte.
„Ja, ich komme gern wieder vorbei“, log Irene und wandte sich demonstrativ an die Katze. „Bald schon bin ich wieder hier.“
„Können wir gleich einen Termin ausmachen?“ Frau Schlössl aktivierte ihr Smartphone und rief den Kalender auf.
Halbherzig wühlte Irene in ihrer riesigen Handtasche nach dem elektronischen Terminplaner. Sollte sie so tun, als hätte sie ihn vergessen? Damit war das Problem nicht gelöst, möglicherweise würde die Schlössl dann nach ihrer privaten Telefonnummer fragen. Und das wäre noch fataler gewesen.
Man einigte sich auf die nächste Woche, gleiche Zeit, gleicher Ort. Dass das aber bloß nicht zur Gewohnheit wird, hätte Irene um ein Haar verlauten lassen.

Eine geheimnisvolle Familiensaga in der Provence

Blick ins Buch
Katze Miou und die Träume von MadameKatze Miou und die Träume von Madame

Roman

Packende Familiengeschichte mit tragischen Geheimnissen in der Haute Provence – für LeserInnen von Lucinda Riley und Nora Roberts

„Quietschend gaben die Fensterläden die Aussicht in einen verwilderten Rosengarten frei. Eine graugetigerte Katze saß auf einer Steinbank und blickte aufmerksam zu mir nach oben.“

Marleen ist fassungslos, als ihr Ehemann ihr per E-Mail erklärt, dass es aus ist. Zwei Kinder sind aus dem Haus, das dritte hat gerade sein Abitur gemacht. Marleen weiß nicht, wie es weitergehen soll – privat und auch finanziell. Eine gute Freundin verschafft ihr einen Auftrag: Sie soll für einen alternativen Reiseführer in der Haute Provence recherchieren. Die Reise führt Marleen in die Vergangenheit einer Fremden, ein Haus voller Geheimnisse und eine Katze, die Marleen neuen Lebenswillen gibt.

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26 Dinge, die Sie über Ihre Katze wissen sollten

Wissenswerte Infos über die Welt der Katzen, lustig erklärt von Oliver Uschmann und Sylvia Witt. Die Bestseller-Autoren blicken tief in die Katzenseele und helfen Ihnen, Ihre Katze zu verstehen.

„Wenn eine Katze in Ihr Leben tritt, ändert sich alles. Sie betreten eine neue Welt. Eine Welt ohne Schlaf. Eine Welt ohne Ruhe. Eine Welt voller ungeahnter Sorgen. Sie werden ganz neue Gerüche kennenlernen, für die Sie keinen Namen haben, und ganz neue Geräusche, die Sie aufschrecken lassen, tief in der Nacht, wenn das Rätseln beginnt: War dies nun ein Einbrecher, der die Terrassentür ausgehebelt hat, oder doch eher der Kater, der die größte Zimmerpalme des Hauses in ihrem schweren Topf zu Fall brachte? Glas wird splittern. Keramik wird bersten. Regale werden fallen.“ Oliver Uschmann / Sylvia Witt

Krallen rein!
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Über das wahre Leben mit Katzen

„Krallen rein“ ist ein Plädoyer für die Katz ohne Kompromisse. Ein Buch, in dem Katzenfreunde erfahren, wie es sich als Eigentum einer Katermeute so lebt, was die frisch eingeritzten Hieroglyphen in den Möbeln bedeuten und wie die Katzen schon auf der Kairoer Konferenz vor 30.000 Jahren ihre Herrschaft über die Menschheit planten. Außerdem übersetzen die Autoren salbungsvolle Sprüche aus Katzenkalendern in die Wahrheit, verraten, wieso kraftvolles Kacken ein Liebesbeweis ist und offenbaren, warum man nach der Bestrahlung der Katzenschilddrüse wochenlang nuklear verseuchte Streu in einem Strahlenfass sammeln muss.

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A wie ABGESTANDENES WASSER

Wäre die Katze ein Mensch - der gesamte Getränkehandel stürbe den schnellen Tod. Man könnte ihr frisch geschmolzenes, für tausend Euro pro Flasche importiertes, isländisches Gletscherwasser anbieten ... die Katze würde sich umdrehen, zur Spüle gehen und hoffen, dass noch etwas von dem dreckigen Spülwasser im Becken steht.

Vollkommen verrückt macht es die Katze, wenn man mit lauwarmem Wasser Topfpflanzen gießt. Die Moleküle von Blumenerdenduft rauben ihr vor Lust die Sinne. Kraftvoll rammt sie das Schnäuzchen in die Keramik, um ein paar Tropfen zu ergattern, bevor es versickert ist. Das absolute Paradies auf Erden stellt für sie allerdings ein Indoor-Schneckenbecken dar. 

B wie BAUERNHOFKATZE

Kommt eine Katze noch im Kleinkindalter vom Hof ist das so, als hätte man ein schwer traumatisiertes Kind adoptiert. Während sich ausgewachsene Hoftiger an ein Leben zwischen Ackerkrume und Kuhstall gewöhnt haben, verbringen Neugeborene ihre ersten Wochen häufig auf einem Heuschober und begegnen Menschen dort nur, wenn sie in Form des Veterinärs die Leiter hochgeklettert kommen, um ihnen unglaublich lange Nadeln in den Körper zu stechen.

Das Kuscheln und Kennenlernen, das zwischen Mensch und Katze sonst üblich wäre, fällt erst mal aus. Kommen sie dann dank einer erfolgreichen Annonce des Bauern im Alter von 6 bis 8 Wochen zu lieben Menschen in ein warmes und weiches Zuhause, stecken sie noch voller Misstrauen und Beiß-Instinkt. Sie wissen ja nicht, dass die Menschen, die sie nun kraulen wollen, nicht in der anderen Hand wieder die lange Spritze verstecken. 

C wie CHEMIE

Genau wie wir Menschen benötigt die Katze irgendwann Medikamente der sogenannten Schulmedizin. Wo homöopathische Globuli und individuelle Bachblütenmischungen nicht mehr helfen, müssen Pillen ran, die der Mensch in allerfeinstes Pulver zerstampft und im Feuchtfutter verteilt, um die Katze gnadenlos zu überlisten.

Die sieht ihn daraufhin vor dem Napf, in dessen Füllung ein unwissender Mensch das untergemischte Pulver weder sehen noch riechen würde an, als wolle sie sagen: „Echt jetzt? Dein Ernst?“ Ganz sicher kann man chemische Wirkstoffe nur als Tierarzt per Spritze in die Katze einbringen. Selten geht dabei was schief. Wenn aber doch, dann richtig.

So wirkt etwa das Mittel Diazepam, das Veterinäre bei langen Autofahrten zur Beruhigung des Tieres einsetzen, in einem von tausend Fällen „kontraindikativ“. Mit anderen Worten: Aus dem Stoff, der schläfrig machen soll, wird hochdosiertes Koks. Für die Katzenhalter, die mit einer auf diese Weise aufgeputschten Katze einige Stunden von der Spezialklinik im Norden nach Hause in den Süden fahren müssen, wird das Leben nach dieser Reise nicht länger dasselbe sein.

D wie DOMESTIZIERUNG

Die Grundregeln, welche bei der geheimen Weltkatzenkonferenz in Kairo vor 30.000 Jahren festgelegt wurden, um als Haustier fortan den Menschen in den Griff zu kriegen, gelten unter Katzen bis heute. Dabei stellten die Tiere sich auf der Konferenz die Frage: „Was zeichnet diesen aufrecht gehenden Zweibeiner am meisten aus? Was definiert ihn?“ Die Antwort: Der Homo sapiens will grundsätzlich »alles im Griff« haben.

Ein Ergebnis seiner arretierbaren Daumen, das er auch sinngemäß auf jede Form der Kontrolle überträgt. Folglich gilt seitdem: Die Katze domestiziert den Menschen, indem sie ihn durch Ablenkung, Liegen auf Arbeitsgeräten und Zerstören der Umgebung daran hindert, sein Umfeld und sein Leben in den Griff zu bekommen, bevor er sie nicht gefüttert, bespielt, umgarnt und angebetet hat. Danach darf er machen, was er will. Zur Belohnung.

E wie EIGENSINN

Wie wir alle wissen, gibt es in der menschlichen Spezies sehr viele Exemplare, die langweilig und berechenbar sind. In der Anthropologie nennt man diese Untergattung des Homo Sapiens auch latus copia, zu Deutsch: Breite Masse. Katzen kennen keine breite Masse. Von den Wildtieren mal abgesehen, die schon per Definition ungezähmt sind, gibt es auch unter rund 200 Millionen weltweit lebenden Hauskatzen keine, die der anderen im Charakter gleicht. Kann man trotzdem so etwas wie „Charaktertypen“ feststellen, sind es niemals öde Kategorien, sondern ganz besonders ausgeprägte Persönlichkeiten. Die beiden extremsten Pole bilden dabei die „degagierte Diva“ und der „Sozialkater“. Die Diva legt Wert darauf, nur dann von anderen Vier- oder Zweibeinern angesprochen oder bekuschelt zu werden, wenn sie darauf Lust hat. Anderenfalls macht sie eine Szene, die sich gewaschen hat. Der „Sozialkater“ wiederum möchte steten, freundlichen Kontakt und versucht selbst die härteste Schale der launischsten Diva zu knacken. Hierbei ist er sich als Kater nicht einmal für den „Hundeblick“ zu Schade.

F wie FLIEGENJAGD

Üblicherweise hat die Katze klare Prioritäten. Eine davon lautet: „Schlafen auf dem Schreibtisch“. Eine andere: „Schlafen auf der Decke.“ Eine dritte: „Schlafen auf den nackten, harten Fliesen vor dem Badezimmerfenster, weil das gerade der einzige Punkt im Haus ist, auf den die Nachmittagssonne knallt.“

Diese Tätigkeiten sind sinnvoll und sollten auch vom Menschen mehr betrieben werden, denn sie verbrauchen keine Energie und stoppen den Klimawandel. Steht die Katze irgendwann mal auf, nimmt sie sich für diesen Vorgang mindestens ein Viertelstündchen Zeit. Das kann den halben Tag so gehen. Es sei denn, ein winziges Wesen taucht auf, das sämtliche Prioritäten über den Haufen wirft, so dass nur noch eine übrig bleibt: die Jagd.

Fängt der Mensch die Fliege nicht zuerst, entsteht somit folgende Einkaufliste von Gegenständen, die nach dieser Jagd neu gekauft werden müssen: Blumenkübel, Trinkgläser, Karaffe, Porzellankatzenfigur, Standvase, Tischvase, Küchenradio. Es sei denn, das Radio ist kabellos. Da die Herstellung all dieser Dinge sehr viel Energie kostet, ist somit auch die frisch erschlafene Klimabilanz wieder hin.
 

G wie GOURMET

Wenn Menschen anfangen, die Nase zu rümpfen, weil die Nachbarin Helene Fischer hört oder gerne Liebesromane liest, die in exotischen Ländern spielen, nennt man das „geschmäcklerisch“. Ein schönes, viel zu selten benutztes Wort. Wer geschmäcklerisch ist, hört natürlich selber heimlich Helene Fischer und hat ein ganzes Regalfach voller Bücher der Gattung „Love & Landscape“ (so nennt man das in der Branche) - er gibt es nur nicht zu.

Bei Katzen ist das ähnlich. Auch sie möchten dadurch, bei welchem Futter sie die Nase rümpfen, vor allem ihre Zugehörigkeit zur höheren Geschmacksklasse beweisen. Deswegen verweigern sie sich dem ganz superbilligen Futter aus dem Discounter sogar weniger als bekannten Mittelklasse-Herstellern wie Whiskas, Felix oder Kitekat. Diese Marken halten sie für den ganz schlimmen Geschmack der „breiten Masse“ ... übersehen dabei natürlich, dass es die unter Katzen gar nicht gibt. Sei's drum.

Billigfutter können sie goutieren. Ihm begegnen sie mit der gleichen sozialromantischen Toleranz wie der moderne Akademiker dem Trucker-Lied oder dem Gossen-Rap. Mit weniger bekannten Premium-Marken wie Almo Nature, Greenwoods oder Royal Canin können sie leben. Die maximale Abgrenzung allerdings garantiert ihnen das handgewolfte und nicht einmal in Tiermärkten, sondern nur auf Direktbestellung erhältliche Vollfleischfutter OmNomNom, der kulinarischen Entsprechung zu einer alten Vinylplatte des Ur-Bluesers Robert Johnson.

H wie HUNGER

Auf die Tatsache, dass sie Hunger hat, macht die Katze in insgesamt vier aufeinander folgenden Alarmstufen aufmerksam. Bei der „empörten Meldung“ (Stufe 1) stellt sich in die Tür oder auf den Boden vor den Schreibtisch und sieht den Menschen an, bis er guckt. So, wie es unter Humanoiden auch bestens an der Ampel funktioniert, wenn man dem Nachbarwagen ins Fenster starrt. Guckt der Mensch, wird schrill und entrüstet miaut.

Die zweite Stufe stellt das „stoische Kratzen“ dar. Ohne die Krallen zu verwenden, zieht die Katze ihren lederhaften Pfotenballen über glatte Oberflächen wie Fensterscheiben, Kompakt-Stereoanlagen oder das Gehäuse von Desktop-Rechnern. Sie erzeugt so ein für das Menschenohr seltsam unerträgliches Quietschen und Zerren, begleitet von der Sorge, die Oberflächen könnten Schaden nehmen.

Nützt das auch nichts beginnt Stufe 3, das „Anknabbern von Gegenständen“. Die Katze beginnt damit, Gegenstände zu essen. Natürlich isst sie die Sachen nicht, sondern beißt nur demonstrativ von ihnen ab, um das Ausmaß ihrer Verzweiflung zu zeigen. Spätestens, wenn sämtliche Kartons, Aktenordner oder Steuerunterlagen im Haus verspeist sind, sollte man die Katze füttern. Denn Stufe 4, den „zügellosen Wahnsinn“, möchte niemand ernsthaft erleben.

I wie INTELLIGENZ

Wer lange mit einer Katze zusammenlebt weiß es, auch wenn er es als „wissenschaftlich“ denkender Mensch womöglich nicht wahrhaben will: Katzen verstehen alles! Jedes Wort. Schlau wie sie sind, lassen sie es sich allerdings nicht anmerken.

Das teilen sie mit den klugen Angestellten im Land, die sich im Gegensatz zu den dummen Angestellten immer gerade geschickt genug zeigen, um nicht gefeuert zu werden, sich darüber hinaus aber so begriffsstutzig verhalten, dass sie niemals zusätzliche Aufgaben zugeteilt bekommen. Wäre die Katze ein Mensch, sie hätte den Bestseller „Die Die Entdeckung der Faulheit: Von der Kunst, bei der Arbeit möglichst wenig zu tun“ geschrieben.

Ihre enorme Intelligenz erkennt man allerdings nicht nur daran, dass sie stoisch so tut, als würde sie die menschliche Sprache nicht verstehen. Sie zeigt sich auch in ihrem Geschmack in Sachen Fernsehen. Läuft auf dem Bildschirm ein süßer Animationsfilm, ein gutes Fußballspiel oder die Sendung „Mathematik zum Anfassen“, ist sie voll bei der Sache. Läuft auf dem Fernseher ein hässlicher Horrorfilm,  eine politische Diskussions-Simulation oder ein boshaftes Klatschmagazin, wendet sie sich ab und kotzt einen Großen Ballen Haare und Galle in die Ecke.

J wie JAGDFIEBER

Im Haus jagt die moderne Katze ja hauptsächlich Fliegen. Außerhalb warten auf sie die klassischeren Beutetiere: die Feldmaus, die Spitzmaus, der Vogel und der Chihuahua. Ist die Katze ein Freigänger, erlegt sie an passenden Tagen mindestens ein Exemplar dieser Tiere. Wobei „gute Tage“ heißt: Nicht zu kalt, nicht zu warm, nicht zu nass und nicht zu trocken. Man hat ja durchaus Ansprüche an den Sport. Gefressen wird keines der erlegten Tiere. Sie dienen lediglich als Liebesbeweis für den Menschen, der leider nicht begreift, wie sehr es der Katze schmeicheln würde, stopfe er sie aus und hänge sie an die Wand. Und wieso der Mensch so ausflippt, wenn es den Chihuahua der Nachbarn erwischt hat, kann sie mit stolzgeschwellter Brust erst Recht nicht verstehen. Reine Hauskatzen jagen Tiere außerhalb des Hauses imaginär durch die Fensterscheibe. Erspähen sie draußen etwa eine Taube auf dem Dach gegenüber, spannt sich ihr Körper an und sie beginnen zu zittern und ein nervöses, klackerndes Keckern von sich zu geben. Stolziert eine Katze provokant an der Terrassentür vorbei, springen sie fauchend und mit zehnfach verdicktem, aufgeplusterten Schwanz gegen das Glas.

K wie KOTZEN

Wenn die Katze kotzt, freut sich der Mensch. Das regelmäßige Hochwürgen und Ausspeihen von Haaren und Unrat unterstützt die Gesundheit und zeugt von einer soliden Verfassung. Damit es funktioniert, muss die Katze Gras fressen. Draußen auf der Wiese oder drinnen aus der Anzuchtschüssel. Steht kein Gras zur Verfügung, frisst die Katze die Zimmerpflanzen, was bei manchen Sorten - vor allem Palmen mit scharfkantigen Blättern - zu einem sehr unkomfortablem Kotzen führt und sogar giftig sein kann.

Ganz wie Mitbewohner in Wohngemeinschaften oder Söhne in der späten Pubertät erbricht sich die Katze am liebsten um 3:35 Uhr nachts auf den teuren Teppich oder das Sofa. Anders als beim Sohn kündigt sich der Schwall allerdings an, so dass man mit etwas Übung und Eile aus dem Bett springen und die Katze schnell noch aus der Reichweite des Möbels Richtung Fliesen oder Steinboden tragen kann.

Behält sie den Schwall solange noch bei sich und beginnt tatsächlich erst auf den abwaschbaren Bodenbelägen zu brechen, ist sie laut und deutlich mit Sätzen wie „Fein, fein, ganz fein gekotzt!“ oder „Ja, feini brechen, ganz feini brechen!“ zu loben. Eine Bekräftigung, die man sich, wenn der Wodka mit Red Bull bei zusammengekniffenen Augen aus den Nasenlöchern des Sohnes schießt, grundsätzlich verkneifen sollte.

L wie LAUTE

Woran erkennt man einen Katzen-Laien? Daran, dass er glaubt, die üblichste Äußerung einer Katze wäre das berühmte „Miau“. Dabei kommt speziell dieser Laut im Alltag mit Katzen erstaunlich selten vor. Prüfen Sie es selber und achten Sie drauf. Wann entfleucht den Stimmbändern ihres vierpfotigen Mitbewohners jemals ein klanglich eindeutiges und blitzsauberes „Miau“? Sehen Sie.

Viel häufiger werden unzählige Versionen von „Mau!“, „Meh-au!“, „Miek!“ oder „Mäh!“ verwendet, um nur die häufigsten zu nennen. Letzteres darf man sich nicht wie das Mähen von Schafen vorstellen, sondern wie eine herausragend putzige Patzigkeit. „Meh-au“ weist meistens auf ungehaltenen Unmut hin und kann alles mögliche heißen. „Zu warm hier!“ Oder: „Zu kalt hier!“ Oder: „Laaangweilig!“ Oder: „Der Weberknecht eben hat nicht geschmeckt und kratzt noch im Hals.“

Von jedem Laut, den die Katze von sich gibt, existieren unzählige Varianten. Durch Feinheiten in der Betonung bringt es die Katzensprache auf ebenso viele Vokabeln wie die Menschensprache durch ihre Vielfalt der einzelnen Wörter. Wobei mit „Katzensprache“ lediglich die Kommunikation mit dem Menschen gemeint ist. Untereinander verständigen sich Katzen – vom Fauchen und Kampfgeräuschen einmal abgesehen – rein telepathisch sowie durch Gestik und Mimik.

M wie MIMIKRI

Im Vergleich zum Chamäleon, zur Stabheuschrecke oder zu manchen, farbwechselfähigen Fischen hat die Katze in Sachen Tarnung evolutionäre Nachteile. Denkt man. Die Unfähigkeit, ihr Fellmuster der Umgebung anzupassen, gleicht sie allerdings durch das im Tierreich mit Abstand größte Talent zum Versteckspiel aus.

Will eine Katze nicht, dass man sie findet, ist sie im Haus schwerer wieder zu entdecken als ein staubfarbener Ohrstecker. Draußen hat man überhaupt keine Chance. Die Techniken, welche die Katze beim Verstecken verwendet lauten „unfassliche Verkleinerung“ sowie „mannigfaltige Mimikri“. Stoisch hockt das Tier plötzlich hinter einem eng an der Wand platzierten Schrank, in dessen Abstand zwischen Tapete und Holzfurnier üblicherweise nicht mal ein Kriminalroman passt.

Auch in Vasen, Töpfe, Astlöcher oder lose herumliegende Reifen kann eine Katze sich hineinfalten. Ihre Fähigkeit, den Körperumfang augenblicklich und auf Kommando um bis zu drei Viertel zu reduzieren, teilt sie mit keinem Säugetier außer den Kandidatinnen von „Germany's Next Topmodel“. Hat die Katze keine Lust, sich zu quetschen und zu komprimieren, stellt sie sich einfach so in den Raum, als gehöre sie zur Komposition. Wie ein perfektes Standbild hockt sie dann in der „mannigfaltigen Mimikri“ neben Statuen, in Regalfächern oder zwischen Zimmerpalmenzweigen und wird erst bemerkt, wenn ihre Äuglein in dem täuschenden Wimmelbild blinzeln.

N wie NEUGIER

Eines der bedeutsamsten Sprichworte lautet: „Die Neugier ist der Katze Tod.“ Die Behauptung, sie würde entweder nur schlafen oder fressen oder jagen, ist natürlich verkürzt. Ein ebenso edler wie gefährlicher Antrieb, den sie mit dem Menschen teilt, ist die Neugier. Stets so tuend, als würde sie in gelassener Gleichgültigkeit dösen, drehen sich ihre Ohren die ganze Zeit fein aufgestellt in Richtung jedes noch so leisen Geräuschs.

Sind die Klänge, welche die Katze hört, ihr vertraut, bleibt sie liegen. Dringt jedoch irgendetwas an ihr Ohr, das nicht in die Umgebung passt, springt die Neugier an und treibt die Katze in Richtung des Rätsels. Hierbei kennt sie keine Vorsicht, keine Umsicht und keinen Sinn für Gefahr. Angetrieben vom wahnsinnigen Wissenwollen schaltet sie jede Risikoabwägung aus. Hätte sie die finanziellen Budgets des Menschen sowie arretierbare Daumen, würde sie ebenfalls versuchen, den Mars zu besiedeln und hätte das Atom bereits zu Zeiten der Weimarer Klassik mit der Kralle gespalten. Beobachtet man eine Katze, die entlang von Dachfirsten, Herdplatten oder Landstraßengräben nicht eher Ruhe gibt, bis sie weiß, was los ist, begreift man erstmals richtig, wieso das Wort „Gier“ in der „Neugier“ vorkommt.

O wie OLF

Lautstärke misst man in Dezibel. Schärfe misst man in Scoville. Radioaktivität misst man in Millisievert. Was viele nicht wissen: Für die Intensität eines Geruchs gibt es ebenfalls eine Maßeinheit. Sie heißt Olf. Die Wissenschaft definiert „1 Olf“ als den Geruch, der von einem Menschen ausgeht, der einen »Hygienestandard von 0,7 Bädern pro Tag bei 1,8 m² Hautoberfläche und sitzender Tätigkeit« einhält.

Bauarbeiter, Leistungssportler oder Ordner bei Festivals im Hochsommer kommen trotz vieler Duschbäder auf höhere Werte. Jungs im beginnenden Teenager-Alter kommen selbst frisch nach der Reinigung grundsätzlich auf zwei Olf im Ruhezustand. Ein Raucher dünstet zwischen 20 und 25 Olf aus, selbst wenn er gerade keine Zigarette angezündet hat. Eine kraftvoll kackende Katze nun treibt die Geruchsemission auf 30 Olf hinauf, aber nur, falls der Mensch im Badezimmer direkt neben ihr steht. Befindet er sich anderswo im Haus, hebt die Katze den Grad des Gestanks auf 50 bis 70 Olf an, um sicherzugehen, dass er die Erledigung des großen Geschäfts auch mitbekommen hat. Das ist lieb und brav gemeint, ähnlich wie beim Kleinkind auf dem Töpfchen, das Lob für sein „fein Kacki“ einheimst.

Erdreistet sich der Mensch allerdings die Respektlosigkeit, das Katzenklo aus dem Badezimmer in den unteren Hausflur oder Keller zu verdammen, produziert die Darmflora der Katze aus Protest spezielle, noch weitgehend unerforschte Bakterien der Gattung Diabolicus odor, die den Kot bis zu einer Geruchsstärke von 150 Olf treiben können. Hierbei handelt es sich um Emissionen, die laut Emissionsschutzgesetz der Europäischen Kommission nicht einmal im Inneren von Müllverbrennungsanlagen erreicht werden dürfen.

P wie PRÜGELSTRAFE

Kehrt eine Katze nach einer Operation noch halb betäubt, schläfrig torkelnd oder sogar in einen „Strumpf“ gepackt heim, reagiert ihre gesunde Mitbewohnerin auf diesen Anblick mit herausragender emotionaler Ehrlichkeit. Sie sagt nicht „Was machst du denn für Sachen?“ und holt ihr in der Cafeteria einen Tee und die aktuelle Ausgabe des Goldenen Blatts. Nein. Sie zeigt ganz offen, wie erbost sie darüber ist, dass die kranke Katze ihr unnötige Sorgen aufbürdet - und zieht ihr mit der Pfote eins über die Ohren. Oder zwei. Wenn wir Menschen ehrlich wären, würden wir uns auch wie die Katzen benehmen. Was machen wir denn schließlich, wenn uns ein Familienmitglied durch seinen desolaten Zustand aus dem Alltag reißt?

Wir lassen alles stehen und liegen, nehmen uns Zeit und kümmern uns um den Armen. Ganz egal, wie es uns gerade geht. Aber was würden wir gerne machen? Ihm in die Fresse hauen und uns beschweren! Stellen Sie sich mal vor, wie erfrischend das wäre. Ihr Onkel liegt überraschend im Krankenhaus und denkt, er sei zu bedauern, da stürmen Sie plötzlich durch die Tür, schimpfen „was machst du mir solche Sorgen?“ und schallern ihm eine, dass der Tropf am Ständer wackelt.

Q wie QUALITÄTSPRÜFUNG

Beim Kapitel über das Futter wurde klar: Einerseits rümpft die Katze bei ihr nicht genehmen Sorten die Nase. Andererseits dient das nur der Abgrenzung und der Angeberei, während sie heimlich doch gerne die Zähne ins Junk Food rammt. In anderen Bereichen allerdings legt die Katze eine erstaunliche Orientierung an der reinen, unverfälschten Qualität an den Tag. Ohne Hintergedanken. Ohne Posing. Das erstaunlichste Beispiel dafür bietet die Musik.

Unterscheiden sich die Katzen in allen anderen Dingen von Individuum zu Individuum, haben alle uns bekannten Exemplare den gleichen Sinn für geschmacksunabhängig herausragende Fähigkeiten im Bereich der Komposition und des Arrangements. Ob Männlein oder Weiblein, ob jung oder alt, ob Kurzhaar oder Perser - jede einzelne Katze reagiert auf Platten von Miles Davis, Wolfgang Amadeus Mozart, Morten Harket, Chris Rea, Pink Floyd sowie Sting damit, sich vor die Anlage zu hocken und jedem einzelnen Ton an der Trompete, am Klavier, an den Geigen oder am Standbass hochaufmerksam zu lauschen. Ein Sinn für Qualität, der in dieser stilistischen Breite sogar den meisten Musikjournalisten abgeht.

R wie RASEN

Beim Aufenthalt im Garten überfällt manche Katzen aus heiterem Himmel die bislang noch wenig bekannte „gigantische Gras-Euphorie“. Sie hat nichts mit dem zweckmäßigen, teils sogar gelangweilten und pflichtbewussten Grasfressen zu tun, welches das ordnungsgemäße Kotzen sicherstellt. Die „gigantische Gras-Euphorie“ stellt das absolute Gegenteil einer Pflichthandlung dar. Sie ist Rausch und Sog, Entrückung und Ekstase. Mit Anlauf und Wonne rammt die Katze dabei ihr Gesicht zwischen die Halme und schiebt ihre Wange über den Boden. Um mehr Druck aufs Köpfchen zu bekommen, senkt sie den vorderen Teil ihres Körpers ab und stemmt ihren Hintern in die Höhe. Nur noch einen Hauch fester, und sie bekäme so viel Druck auf ihren Schädel, dass sie damit bequem Probebohrungen für Schiefergasvorkommen vornehmen könnte. Wie eine Getriebene fräst sie ihre Wangen durch die Wiese. Linke Wange. Rechte Wange. Weißes Fell verfärbt sich grün. Grashalme, Erdbröckchen und Wildkleeblätter bleiben darin hängen. Ob es der Geruch ist oder ein gesunder Rasen irgendwelche betörenden Substanzen freigibt, die aus ihm LSD für Katzen machen, ist noch nicht geklärt.

S wie SITZEN

Nähert man sich als manischer Mensch der Moderne dem Burnout, begegnet man früher oder später als Gegenmittel den Lehren des Buddhismus. Im Zentrum der Lebensweise des „Zen“ steht neben Achtsamkeit und Vermeidung von Multitasking („Nur das tun, was du gerade tust“) vor allem das stille, meditierende Sitzen. Keine Erleuchtung, kein „besser werden“ als andere Buddhisten, kein »erst am Ziel sein, wenn ...» Nur: Sitzen. Fertig. Aus. Der legendäre japanische Zen-Meister Kodo Sawaki schreibt: „Zazen bedeutet "nur ich selbst", "Alleinheit". Werde eins mit dir selbst! Deshalb sage ich, dass wir mit Zazen keinen Zweck verfolgen. Wir sitzen einfach. Wir sitzen, eins mit dem Universum.“

Kodo Sawaki war eine Ausnahmegestalt in seinem Tiefenverständnis von Zazen, doch selbst er stand einem wichtigen Tempel vor und reiste pausenlos durch ganz Japan, um die Lehre zu verbreiten. Andere Zen-Meister wie Thich Nath Hanh schrieben am laufenden Band Bestseller. Der Dalai Lama redet mit der Bildzeitung. Mit anderen Worten: Selbst die Weltmeister im Nichstun haben ganz schön viel unternommen.

Der einzig wahre Zen-Meister ist deswegen die Katze. Sie sitzt. Guckt. Sitzt. Schreibt keine Bestseller dabei. Gibt keine Vorträge. Klar, wenn sie ihren Energieanfall bekommt, rast sie wie besessen durch das Haus, springt quer durch zwei Geländer über den Abgrund des Treppenhauses, katapultiert sich auf den Kleiderschrank und an seinem Ende wieder herunter, rollt sich unter dem Bett hindurch wie einst Horst Matula unter dem Rolltor im Vorspann von „Der Alte“ und geht im wahrsten Sinne des Wortes die Wände hinauf. Aber wenn sie sitzt, dann sitzt sie. Fertig. Aus.

T wie TEMPORÄRES LIEGEN

Zu den besten und gehaltvollsten Katzenvideos im Internet gehören jene, die zeigen, wie man mit einem einfachen Seil eine Katze fangen kann. Und zwar so: Legen Sie das Seil auf den Boden und bilden Sie damit einen Kreis. Fertig. Die Katze, die diesen künstlich abgetrennten „Raum“ erspäht, kann nicht anders, als sich hineinzusetzen. Das Verrückte? Es stimmt! Es ist tatsächlich so!

Das Gleiche gilt für ein Handtuch, das man einfach irgendwo hinlegt, wo es sonst nicht liegt. Eine Decke. Ein Stück Pappe. Einen Karton. Beim Karton kommt noch das evolutionäre Grundgefühl der Katze hinzu, sich in eine Höhle, die wärmer als der Boden, gut isoliert und halb geschlossen ist, gerne zurückzuziehen.

Das generelle Phänomen allerdings nennen wir: das temporäre Liegen. Denn: Befänden sich der Seilkreis, das Handtuch, die Decke oder der Karton immer an dieser Stelle im Raum, wäre der Reiz des Ungewöhnlichen und der einmaligen Möglichkeit nicht gegeben. Sie ist eben vorübergehend, temporär. Die Katze folgt an dieser Stelle der Haltung unseres bekannten Romanhelden Hartmut, der in der Geschichte „Chancen nutzen“ beim Vorweihnachtseinkauf völlig ohne Grund die Straßenseite wechselt und auf die Frage seines Begleiters, was das solle, antwortet: „Weißt du, wie selten in den heutigen Städten die Straße frei ist? Die Chance musste ich nutzen!“

U wie UMZUG

Die Katze mag keine Veränderungen. Temporäres Liegen auf zeitlich begrenzt abgestellten Kartons, Klamottenstapeln oder Trittleitern, ja. Aber keine zu plötzlichen Umbauten. Verrückte Möbel. Überraschende Durchbrüche. Neue Wände. Ein Graus. Aber immer noch harmlos gegen die absolute Zumutung aller Zumutungen - den Umzug! Da wird man in eine Transportbox gesteckt und in eine neue Umgebung verfrachtet! Hallo? Euer Ernst? Wie, das neue Haus ist besser, größer, schöner und katzengeeigneter? Mit einer Klappe hinaus in den katzentauglichen Garten voller spannender Büsche und Hecken? Na und?

Entscheidend ist doch: Wieso hat man mich, die Katze, nicht gefragt? Kommt die Katze im neuen Haus an, begeht sie es in aller Ruhe und stellt für sich selber fest: Mist, ist tatsächlich besser! Und der Garten? Geil! Natürlich darf die Katze diesen Stimmungswandel nicht sofort zeigen. Daher beginnt sie kurz nach dem Umzug mit dem „vorwurfsvollen Schweigen“. Kein Knatschen. Kein Klagen. Dafür aber: Spannung in der Luft. Katzen beherrschen das vorwurfsvolle Schweigen besser als Schwiegermütter. Sie haben eine telepathische Verbindung zu ihren Menschen und können über diesen Kanal nicht nur empfangen, sondern auch senden.

Es gibt hundert verschiedene Facetten lautloser Kommunikation, wenn eine Katze nur so daliegt. Das gleiche Liegen kann im Inneren des Menschen auf magische Weise gelassenen Frieden oder größte Unruhe erzeugen. So, wie beim vorwurfsvollen Schweigen, das je nach Katze 10 bis 15 Tage andauern kann. Es folgen: Das vorwurfsvolle „verstört Herumsitzen“ (7 bis 9 Tage) und das „ganz aus Versehen in herumstehende Werkzeugkästen oder Kleistereimer springen“ (3 bis 5 Tage). Danach gibt die Katze zu, dass das neue Haus ganz okay ist. Solange es tatsächlich stimmt.

V wie VERSCHWINDEN

Wenn eine Katze ihr Revier verlässt und sich auf fremdem Terrain versteckt, wird sie augenblicklich vom „scheuen Schweigen“ überwältigt. Statt sich lautstark zu melden und auf sich aufmerksam zu machen, gibt sie keinen Ton mehr von sich. Wird sie im Haus auch nur eine Sekunde gegen ihren Wunsch in einem Zimmer eingeschlossen, schlägt sie augenblicklich Alarm, sendet Hilferufe aus dem Fenster oder steckt bei geschlossener Scheibe das Köpfchen in den Kaminschacht, um ihre Klagelaute aus dem Schornstein heraus übers Dorf erklingen zu lassen.

Verläuft sie sich allerdings in der unmittelbaren Nachbarschaft, setzt sie sich einfach hin und hält die Klappe. Der tiefere Sinn dieses „scheuen Schweigens“ liegt darin, auf komplexe und intensive Weise den Grad der Liebe ihres aktuellen Futtergebers zu testen. Sie beobachtet aus dem Versteck heraus die Suchaktionen ihres Menschen und prüft.

Wie lange und wie beharrlich sucht er nach mir? Sucht er auch nachts? Beginnt er sofort mit der Suche, selbst wenn er barfuß und nur in kurzer Hose herumläuft? Traut er sich, sämtliche Häuser in der Umgebung zu betreten und mit den Bewohnern zu diskutieren? Bricht er die Häuser auf, falls die Bewohner nicht da sind? Schlägt er Bewohner, die ihn nicht in ihrem Haus oder in ihrem Schuppen nachsehen lassen wollen? Bricht er irgendwann weinend zusammen und fleht die Katzengöttin Bastet an, mich zu ihm zurückzubringen? Erst, wenn der Mensch sich als würdig erwiesen hat, bricht die Katze das Verstecken ab. Außer es fängt an zu regnen. Dann nimmt sie an einem anderen Tag einen neuen Anlauf.

W wie WECKEN

Die Katze ist ein Wecker. Sie schätzt feste Aufstehzeiten. Feste Aufstehzeiten des Menschen natürlich. Sie bestimmt, wann er sich aus dem Bett quält, um ihr das Frühstück zu machen. Weigert er sich, findet sie Mittel und Wege seiner Konditionierung, von denen jeder Säugling, jeder Feldwebel und jeder Erpresser noch lernen kann. Die sanfteste Methode ist das „lautlose Anstarren“.

Katzen können ihre Menschen wachstarren. Lautlos stehen sie neben dem Bett, kerzengerade, das Köpfchen auf Matratzenhöhe. Und gucken. Hypnotisieren den Schlafenden. Bis er aufwacht. Ignoriert der Mensch die Wirkung und tut so, als ob er weiterschläft, springt die Katze aufs Bett und stampft auf ihm herum. Erweicht ihn diese Pfotenmassage ebenfalls nicht, fängt sie damit an, Bücher vom Nachttisch zu werfen. Brillengestelle. Hustensaftflaschen. Den eigentlichen Wecker.

Sollte der Mensch dann immer noch so tun, als wäre er nicht längst wach, betrachtet es die Katze langsam als Beleidigung ihrer Intelligenz. Sie sieht sich um. Prüft die Umgebung. Hebelt das erste Bild vom Nagel an der Wand. Wer reagiert, hat verloren. Für immer.

X wie XENOPHOBIE

Katzen sind fremdenfeindlich. Einfach so. Ohne sich zu schämen. Wer ihr Revier betritt, darf keine Willkommenskultur erwarten. Jeden Tag prüft die Katze ihre Grenzen, Meile für Meile. Man kann sie nicht überlisten, nicht austricksen, nicht mal auf legale Weise ein Visum einreichen oder Asyl beantragen. Wer das Revier der Katze durchqueren will, muss ihr glaubwürdig versichern, dass er weiterzieht. Wer ernsthaft erwägt, dauerhaft einzuwandern, muss sich auf was gefasst machen.

Etwas anders verhält es sich, wenn der Mensch einen neuen Mitbewohner ins Haus bringt und den vorhandenen Katzen gar keine Wahl lässt, ob sie die Einwanderung akzeptieren oder nicht. In diesem Fall gilt die 1-zu-3-Regel. Das heißt: Sind zwei Katzen im Haus, ist die erste die „Ablehnende“ und die zweite die „Begrüßungskatze“. Bei dreien ist die dritte wieder erstmal gegen alles. Die Vierte grillt dann wieder Willkommenswürstchen. Undsoweiter. Postboten, Baukräne oder fremde Menschen vor der Tür werden von nahezu allen Katzen misstrauisch beäugt und von manchen Katern sogar wie von Hunden angeknurrt.

Ist nur eine Katze im Haus, freut sie sich meistens über die Zuwanderung. Vorausgesetzt, der neue Mitbewohner will nicht augenblicklich die Herrschaft an sich reißen. Dann gibt's auf die Schnauze. Einfach so. Ohne sich zu schämen.

Y wie YIN YANG

Die berühmten Begriffe Yin und Yang stammen aus der chinesischen Philosophie des Daoismus und meinen polar einander entgegengesetzte und dennoch aufeinander bezogene Kräfte wie "hell und dunkel", "hart und weich" oder "weiblich und männlich". Während Menschen sich meistens zu viel auf die eine oder andere Seite konzentrieren, sorgen Katzen jeden Tag instinktiv für den Ausgleich der Kräfte. Besonders deutlich macht dies das beliebte und berühmte Poster namens "Katzenmanifest", welches in 10 Bildern die 10 Phasen eines Katzentages beschreibt: Fressen. Schlafen. Nervös herumtigern. Fressen. Herumlungern. Schlafen. Schlafen. Arrogant gucken. Schlafen. Fressen. Schlafen." Entscheidend für die Lebenskunst des Yin und Yang ist die Abwechslung in der Reihenfolge. Daher isst man als Mensch schließlich süßen Nachtisch nach salzigem Mahl. Oder nimmt als Musiker nicht ein Album mit 12 Balladen und keinem einzigen lauten Stück auf. Oder eben doch, zur Freude aller vier Kunden.

Z wie ZÄHNE

Beißen ist bei der Katze nicht gleich Beißen. Ganz und gar nicht. Würde man die hundert fein abgestuften Bissarten auf einer Skala zusammenfassen, stünde am harmlosesten Ende der Skala der „zarte Liebesbiss“. Hierbei legt die schnurrende Katze ihre Zähnchen wie spitze Federn auf die Handhaut des Menschen. Am anderen Ende der Skala befindet sich der „panische Mörderbiss“.

Er kommt zum Einsatz, wenn der Mensch die Katze aus einer traumatisch schlimmen Lage retten muss, etwa wenn sie sich in einem auf Kipp gestellten Fenster verkantet hat. In Todesangst beißt sie während der Rettungsaktion in die Hand, die sie rettet und setzt dabei mit ihrem Kiefer alligatorenhafte Kräfte frei. Die gleichen Zähne, welche die Haut sanft streicheln können, dringen nun durch Haut, Fleisch und Sehnen. Wenig später findet sich der Mensch in der Notaufnahme wieder. Schiene, Gips und kiloweise Antibiotika. Denn die zarten Zähne der süßesten Vierbeiner der Welt haben es in sich. Während ein Hundebiss nur in maximal 20 Prozent der Fälle eine lebensgefährliche Infektion nach sich zieht, liegt die Wahrscheinlichkeit, ohne Krankenhausbehandlung durch die eigene Katze umzukommen, bei 50/50.

Womit bewiesen wäre: Nur die Harten können mit den Löwen leben. Eine der schlimmsten Krankheiten, die Katzen bekommen können, lässt die Zähne ausfallen und heißt „Foal“. Sie ist unheilbar und führt dazu, dass sämtliche Beißerchen gezogen werden müssen. Wer das verhindern will, gibt seinen kleinen Lieben bitte jeden Tag das Algenpulver „PlaqueOff“ ins Futter, eine präventive Zahnpflege, die kaum jemand kennt und die daher unbedingt erwähnenswert ist, damit die Zähne auch morgen noch kraftvoll durchs Menschenfleisch dringen können.

Mittwoch, 06. November 2024 von Piper Verlag


Kommentare

1. Mag.
Brigitta ALEXANDROVICZ am 21.07.2018

Wunderbar phantastisch beschrieben mit viel Humor und Witz. Es stimmt einfach alles. DANKE fūr diese literarische Köstlichkeit.

2. Geniestreich!
Lindsey Wang am 30.04.2019

Unglaublich humorvoll und dabei so treffend, besser geht's nicht! Wer seine Tiger kennt, für den ist das Lachen hierbei garantiert.

3. frau
moeck am 22.08.2019

Ich muss mit meiner 10 -jähriger Katze umziehen. Nachdem ich den Beitrag gelesen habe, bin ich etwas beruhigt. Es wird doch nicht so schlimm für meine Katze werden?

4. echt jetzt???
Tobi am 13.10.2019

Sehr schön beschrieben!!!
Nach Jahren schaffe ich mir nun wieder Katzen an und hole mir einige Inspirationen.

Also vielen Dank dafür!!!

Hast du echt toll geschrieben, musste einige Male echt lachen!
Du hast wahr!!

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