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Mörder-Eidechsen und ein Jucken im Kopf – Wie Brian Ruckley vom Leser zum Autor wurde

Donnerstag, 24. Oktober 2013 von


Brian Ruckley wurde 1966 in Edinburgh geboren. Sein Debüt „Winterwende“ (erscheint im September im Piper Verlag) ist der Auftakt zur Fantasy-Trilogie „Die Welt aus Blut und Eis“. Die packende, kriegerische Saga in der Tradition George R.R. Martins und Robert Jordans wurde in Großbritannien aus dem Stand ein Riesenerfolg und von Lesern und Kritikern hymnisch gefeiert. Für Nautilus berichtet Brian Ruckley darüber, wie er Schriftsteller wurde.


Ich wuchs mit Science Fiction und Fantasy auf: Ich sah „Star Wars“ und „Doctor Who“, las Tolkien und Stephen Donaldson. Als Jugendlicher schrieb ich auch viel, und so lag es nahe, diese beiden Dinge zusammenzubringen. Im Alter von ca. elf Jahren verfasste ich einen epischen Science Fiction-Text über mörderische Eidechsen: Das heißt, ich dachte, ich würde epische Science Fiction schreiben; in Wirklichkeit war es wohl nicht mehr als eine lange Erzählung.


Danach brachte ich lange nichts Nennenswertes zu Stande, wenn ich auch in den 90-er Jahren ein paar Kurzgeschichten an britische Zeitschriften verkaufen konnte. Dennoch, der leise Wunsch, eines Tages einen Roman zu schreiben, verließ mich nie - wie ein Jucken irgendwo ganz weit hinten im Kopf, bei dem man sich irgendwann entscheiden muss, ob man sich kratzen will oder nicht. In einem Paralleluniversum gibt es einen Brian Ruckley, der sich nie zu einem Versuch aufraffen konnte. Dieser Brian Ruckley ist wahrscheinlich durchaus zufrieden mit seinem Leben, aber ich wette, dass es von Zeit zu Zeit in seinem Kopf flüstert: „Los, schreib ein Buch. Du willst es doch ...“
Wie auch immer, in diesem Universum raffte ich mich schließlich auf. Wie die meisten noch unbekannten Autoren schrieb ich nachts und am Wochenende, in meiner Freizeit eben. Die Geschichte, die dabei herauskam - „Winterwende“ - war ziemlich düster und rau. Es ist ein Abenteuer, das in einer fremden Welt spielt, doch ich achtete darauf, dass alles in „Winterwende“- Landschaft, politische Verwicklungen und handelnde Figuren - auf seine Weise glaubhaft ist, dass es sich realistisch und stimmig anfühlt. Diese Art von Fantasy mochte ich als Leser immer am liebsten, und wenn man mit dem Bücherschreiben anfängt, ist das, was einem selbst gefällt, die beste Richtlinie.


Beim Schreiben stellte ich fest, dass es stimmt, was viele Autoren (und auch Schauspieler) sagen: „Das Böse macht am meisten Spaß.“ Aus irgendeinem Grund scheinen die Fieslinge immer die griffigsten Sätze zu sagen, die besten Auftritte zu haben. Aber eigentlich teile ich die Figuren in meinem Buch nicht in Gut und Böse ein. Ich wollte die Grenze vielmehr ein bisschen aufweichen, zum Teil, weil Gut und Böse auch im richtigen Leben oft nicht leicht voneinander zu trennen sind, vor allem jedoch deswegen, weil ich finde, dass sich daraus viele interessante Möglichkeiten hinsichtlich Plot und Handlung ergeben. Mein Hauptziel war immer, die Story so spannend und abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Wenn ich beim Schreiben des Buches etwas gelernt habe, dann das: An einem guten Plot führt einfach kein Weg vorbei. Wenn sich der Leser immerzu fragt: „Was passiert wohl als nächstes?“ und die Antwort ihn neugierig auf noch mehr macht, dann funktioniert die Geschichte.


Jeder, der einmal davon geträumt hat, Schriftsteller zu sein, wird zugeben, dass eine gewisse Befriedigung darin liegt, das fertige eigene Buch in der Buchhandlung liegen zu sehen. Doch man muss schnell lernen, dass einem nicht viel Zeit bleibt, um stolz grinsend neben dem Tresen zu stehen. Denn dann man muss sich dem zweiten Teil widmen (der übrigens in meinem Fall bereits fast abgeschlossen ist), und danach dem dritten Deshalb heißt es heute im Wesentlichen: nur ich und der Computer, und wir starren uns gegenseitig an!
Dass ich mich nun voll und ganz der Schriftstellerei widme, bereue ich kein bisschen (wer wollte sich auch über einen Job beklagen, bei dem man sich den ganzen Tag Geschichten ausdenkt?). Das Ganze hatte nur eine unerwartete negative Folge: Ich lese weniger als vorher. Ich fahre jetzt nicht mehr täglich ins Büro und zurück, und im Nachhinein merke ich, dass dieser Weg kostbare Lesezeit war, während der ich mich der Lektüre eines Buches hingeben konnte. Ich lese zwar soviel wie möglich - vor allem SF, Fantasy, historische Sachbücher und ein bisschen allgemeine Belletristik -, aber es ist schon merkwürdig: Je mehr ich Schriftsteller geworden bin, desto weniger bin ich Leser. Vielleicht sollte ich meine Vormittage mit Lesen verbringen. Denn als Schriftsteller, so wird immer wieder behauptet, verbessert man sich vor allem dadurch, dass man alles liest, was einem in die Hände gerät.


Doch seien wir ehrlich: Es gibt zu viele langweilige, zu viele schlechte Bücher. Und bevor man sie gelesen hat, weiß man leider nie, welches dazu gehört. Dann widme ich mich lieber dem Schreiben einer eigenen Geschichte, die mitreißend, dramatisch, traurig oder komisch ist. Und wenn sie nicht nur mich, sondern auch noch den einen oder anderen Leser unterhält, habe ich die richtige Entscheidung getroffen.


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