Warum wollten Sie dieses Buch schreiben?
Ich hab das Buch „Unter Tränen gelacht“ genannt, weil ich zwei Seiten der Demenz zeigen möchte. Einmal natürlich die traurige und oft verzweifelte, aber auch die lebensbejahende, die manchmal ausgelassene. Wenn man sich darauf einlässt, dann kann man so viel Freude am Leben haben. Mein Vater und ich haben bis zuletzt viel zusammen gelacht. Er hat es geliebt aufs Wasser zu gucken, nach den Schiffen zu schauen , das hat ihn – auch in seiner Demenz – an ganz früher erinnert, an seine Zeit als Marineoffizier.
Wie haben Sie gemerkt, dass Ihr Vater dement wurde?
Meine Schwester, die gleich nebenan wohnte, hat zum Beispiel seine Brille im Tiefkühlschrank gefunden oder ihr ist aufgefallen, dass er zehn bis fünfzehn Mal am Tag zum Geldautomaten gefahren ist und immer denselben kleinen Betrag abgehoben hat. Das sind typische erste Anzeichen einer Demenz.
Was war Ihre Reaktion auf diese ersten Anzeichen und wie sind Sie und Ihr Vater damit umgegangen?
Am Anfang habe ich versucht, meinen Vater genauso zu behandeln wie immer, wie ich ihn sein Leben lang behandelt habe. Aber es kam natürlich der Moment, wo er sich in seiner Persönlichkeit durch die Demenz so verändert hat, dass das nicht mehr ging.
Ich glaube, es ist ganz typisch, dass man das erst tabuisiert. Sowohl derjenige selbst merkt: ‚In meinem Kopf ist etwas nicht in Ordnung ‘ und will das nicht wahrhaben, und auch die Angehörigen denken: ‚Könnte das wirklich Demenz sein? ‘, und man verdrängt das erstmal.
Erst habe ich mich dagegen gesträubt und wollte, dass mein Vater so ist, wie er immer war. Dann gab es auch Auseinandersetzungen, ich hab ihn immer verbessert, ich hab versucht ihn wieder auf die Spur zu bringen. Das hat natürlich nicht funktioniert.
Und erst in dem Moment, wo ich mich voll auf diesen veränderten Menschen eingelassen habe, ist eine ganz neue Nähe entstanden. Aber das Wort „dement“ – ich glaube, wir haben das Wort kein einziges Mal benutzt in all den Jahren, in denen er dement war. Das war tabu, es wurde einfach nicht ausgesprochen.
Mein Vater war ja Architekt und er hat immer sehr, sehr gerne gezeichnet, vor allen Dingen sein Elternhaus. Das hat er ziemlich exakt hundertfach reproduziert. Und natürlich wurden seine Zeichnungen im Laufe der Demenz immer schlichter, aber trotzdem immer noch künstlerisch. Er hat sich selbst sehr gern gemalt, immer im Profil. Erst ganz am Ende ist er dann allmählich vom Profil zur Frontalansicht gewechselt. Und diese Gesichter von vorn, diese Menschen von vorn, die hatten immer einen leicht asiatischen Anschlag – warum auch immer.
Was haben Sie während dieser Zeit gelernt und was können Sie anderen Menschen mitgeben?
Ich musste lernen geduldig zu sein, ich musste lernen meinen Vater nicht ständig zu verbessern und zurechtzuweisen, ich musste lernen mir fünfzig Mal am Tag dieselben Geschichten anzuhören und ich habe vor allen Dingen beschlossen, meinen Vater nicht zu verstecken, sondern ihn überall mit hinzunehmen, auch wenn er sich mal daneben benommen hat, das war ja nicht seine Schuld.
Am Ende bin ich mit ihm durch die Innenstadt gelaufen, wir haben laut gesungen, er hat Gedichte rezitiert und ich fand es herrlich.
Ich möchte mit dem Buch anderen Menschen Mut machen, an der Diagnose Demenz nicht zu verzweifeln, sondern sie als einen anderen Bewusstseinszustand zu akzeptieren. Wenn man sich darauf einlässt, dann merkt man, dass man – auch in diesem Zustand – sehr viel Freude am Leben haben kann.
Demenz & Alzheimer - Aktuelle Bücher






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Meine Oma ist leider ebenfalls an Demenz erkrankt. Da wir mit Demenz vorher nicht in Berührung kamen war es ein Schock. Allerdings kann man Demenz frühzeitig erkennen und somit auch Präventiv entgegenwirken, indem man keinen eintönigen Tagesablauf entstehen lässt, sondern möglichst viel unternimmt. Die Schädigung des Kurzzeitgedächtnis ist wohl das bekannteste Symptom und kann durch Gedächtnisübungen verlangsamt werden.